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die Häuser sind verschüttet, an ihren breiten Dächern fand der bewegliche Sand willkommenen Widerstand, rasch häufte er sich daran empor, gerade einer der höchsten Hügel in der ganzen Kette erhebt sich jetzt, wo einst das Dorf stand. Plötzlich zertrümmernd mit furchtbarer Gewalt ist die Kraft der Schneelawine, welche donnernd von den Bergen zu Thal stürzt, aber langsam und desto sicherer rückt die Sand- lawine vor, was sie einmal bedeckt hat, ist für alle Zeiten begraben.
Die Häuser machten meistenteils den Eindruck großer Dürftigkeit ihrer Bewohner. Die Wände waren aus Lehm oder ans den unregelmäßigen Resten von Schiffstrümmern erbaut, die Fenster klein mit grünen Glasscheiben, die niedrigen Thüren sämtlich nach frisischer Sitte gegen Norden. Darüber erhob sich das Dach aus Rohr mit breitem Giebel, der verhältnismäßig geräumige Boden diente zur Bergung des Salztorfs, der geringen Kornernte und zur Stallung für die Schafe, von denen einige jeder Inselbewohner zu besitzen pflegte. Nur zwölf solcher Wohnungen standen hier beisammen, bewohnt von ungefähr dreißig Seelen, eingerechnet die Frauen und Kinder. Während die Männer auf den Fischfang in die See hinansfuhren, bestellten die Frauen daheim das Feld; der Strandraub ward gemeinschaftlich betrieben, und nicht selten thaten es hier die Weiber an Mut und Herzlosigkeit den Männern zuvor.
(Fortsetzung folgt.)
Aum täglichen Wassertrinken.
Eine Epistel für Wasserscheue.
(Nachdruck verboten.)
^Schluß.)
Es wäre noch die Frage zu erörtern, ob das Trinken von kaltem oder von warmem Wasser vorzuziehen sei. Bei gesunden und jüngeren Personen ist unbedingt das erstere zu empfehlen, während ältlichen und kränklichen Personen lauwarmes Wasser dienlicher sein dürfte. Hierbei muß als besonders beachtenswert hervorgehoben werden, daß kein Kranker, namentlich welcher fiebert, anders als nur gekochtes und wieder abgekühltes Wasser trinken sollte. — Nun noch eine Hauptsache: Das Zuviel beim Wassertrinken! Es gilt eben auch hier der Satz, daß allzuviel vom Uebel ist; manche Menschen glauben, daß sie Magen und Darm wie eine Flasche oder einen Schlauch ausspülen könnten und pumpen täglich kolossale Quantitäten Wasser in sich hinein. Das ist ebenso verkehrt wie die gänzliche Abgewöhnung vom Wassertrinken. Wer Abends vor dem Schlafengehen zuviel Wasser trinkt, macht sich dadurch keinen ruhigen, sondern im Gegenteil einen unruhigen Schlaf, denn das Blut ist bestrebt, den Ucberschuß der wässerigen Mischungsteilen durch Harn und Schweiß auszuscheiden und infolge dessen wird derjenige, welcher vor dem Zubettgehen übermäßig viel Wasser zu sich genommen hat, durch die größere Urinabsonderung in der Nacht aufgeweckt und somit miudestens zur Schlas- unterbrechung genötigt. Wer aber früh Morgens zuviel Wasser trinkt, schadet seiner Blutmischung ebenfalls durch über
mäßige Verdünnung; die Verdauungssäfte werden weggespült, ilire Wiederabsonderung unterbrochen, es entstehen heftige Reaktionen gegen diesen Zustand, Erbrechen, Durchfall, Mattigkeit, Fieber, Schwäche der Verdauungsorgaue und andere unangenehme Folgen. Auch das Wassertrinken bei Tisch ist eine schädliche Angewohnheit, denn es wird hierdurch die Magenver- danung geschwächt und der Magensaft verdünnt, die Magenschleimhaut kühlt sich zu sehr ab, beschränkt die Absonderung des Magensaftes und stört die chemischen Auflösungsakte der Magenfunktion. Alle Extreme schaden eben, die Natur verlangt überall maßvolle Mittelstraße und dies gilt auch in Bezug auf das Wasscrtrinkcn.
Sicher ist jedenfalls, daß tägliches mäßiges Wassertrinken viel mehr den Anforderungen der Natur entspricht, als wenn man das Bedürfnis nach Wasser durch starken Genuß von Bier, Thee, Kaffee. Wein und sonstigen luxuriösen Getränken befriedigt. Freilich macht es der gesellschaftliche Zustand oft sehr schwierig, sich von den Lnxusgctränken fern zu halten und daß namentlich jüngere Leute ein gutes Glas Bier oder Wein gänzlich vermeiden sollten, dies könnte nur ein As- cetiker verlangen. Trotzdem soll man aber dem täglichen Waffertrinken nebenbei nicht gänzlich entsagen, denn es giebt kein natürlicheres, einfacheres, besser wirkendes und notabontz billigeres Mittel, der von der sozialen Diät oder vielmehr Nicht- Diät belästigten Verdauung das restau- riende Gleichgewicht zu halten. Darum geht in euch, ihr „Wasserscheuen", und versucht es wenigstens mit einem Glase Wasser täglich, die wohlthätigen Folgen dieser Wassermethode werdet ihr schon empfinden und dann ansrnfen: Wasser thut's freilich!
Die Gewürze.
(Schluß.)
Wer ganze Pfefferkörner, ganze Zimmt- rinde, ganze Gewürznelken kauft, darf ziemlich sicher sein, reelle Waren zu erhalten; höchstens muß er sich eine schlechtere Qualität für eine bessere gefallen lassen, wenn er nicht Warenkenntnis besitzt.
Wer aber die Gewürze in Pulverform bezieht, der kann aus einem Laden, wo nicht ausdrücklich reingehaltene Gewürze garantiert werden, ein ganzes Sortiment Ersatzmaterial mit nach Hause nehmen: Kartoffelmehl, Sand, Ziegelpulver, Torf, gemahlenes Holz, Mandelkleie, Umbrische Erde, Ocker, rotes Sandelholz, Leinkuchen- mehl und wie alles noch heißen mag, was man selbst schon in gemahlenen Gewürzen gesunden hat.
Das Publikum ist übrigens selbst schuld an dieser Verfälschung. So oft ihm ehr- licheHandelsleute reelle gemahleneGewürze, natülich zu etwas höherem Preise, weil das Mahlen auch bezahlt sein muß, anbieten, verschmäht es regelmäßig diese gute Ware, weil es an einem andern Ort den weißen Pfeffer zur Hälfte des Preises und ein Drittel billiger als ganzen Pfeffer haben kann. Und will der erste Krämer seinen gemahlenen Pfeffer los sein, so muß er eben auch thnn, was der zweite schon ge-
than hat, durch Beimischung von Erdäpfel- oder Bohnenmehl den Preis ermäßigen. So hat es das kaufende Publikum selbst gewollt, wie man auch selbst schon erfahren hat.
Bei diesen Verhältnissen der Gewürzkrämerei giebt es für diejenige Hausfrau, welche reines Gewürz erzielt, ein billiges und einfach Mittel solches zu erhalten. Sie verschafft sich für ihre Küche eine eigene kleine Gewürzmühle, und kauft fortan nur ganze Gewürze, die sie selbst mahlt oder mahlen läßt. Damit ist der bösen Sache gründlich abgeholfen.
Bei der Untersuchung gemahlener Gewürze leistet uns das Mikroskop die besten Dienste. Mit dessen Hilfe erkennen wir die charakteristischen Gewerbselemente des Pfeffers, und dazwischen Stärkckörner der Bohnen und Kartoffeln; wir erkennen ferner im Gewürznelkenpulver die Mandelkleie, im gestoßenem Zimmt rotes Sandelholz und braune Erde.
Ti er quäl er und Mörder. Von dem vielfachen Mörder Hugo Schenk, welcher unter der HeuchelmaLke von Liebe u. Treue mit kältester Berechnung eine ganze Anzahl von Frauenspersonen dem Tode überliefert hat und welcher in Wien seine Verbrechen mit dem Tode büßen mußte, berichten die Blätter, daß er schon als Kind sehr grausam war. Er fing Vögel, stach ihnen die Augen aus und ließ die Tiere wieder fortflattern; Katzen warf er auf eine heiße Herdplatte und ergötzte sich an ihren Schmerzen. Vom Magistrats- Sekretär vr. v. R., der gemeinsam mit Hugo Schenk das Gymnasium in Teschen besuchte, geht dem Wiener „Tierfreunde" folgende Mitteilung zu. „Schenk war im Gymnasium bei seinen Kollegen nicht beliebt. Der Knabe trug bei jeder Gelegenheit ein gewaltthätiges Benehmen zur Schau. Eines Tages wurde dem Kaffen- Vorstand gemeldet, daß Hugo Schenk von einem Wildhüter in dem Momente ertappt wurde, als er einem Hasen bei lebendigem Leibe das Fell abzog und das so brutal mißhandelte Tier dann in's Wasser warf. Schenk wurde wegen dieser Grausamkeit vom Gymnasium ausgestoßen.
(Tierfr. Mitt. d. Tierschv.)
Von zwei Nebeln das Kleinste. „Trinken Sie doch täglich von meinem neuen Wein, Sic verlieren dann gewiß Ihr Magenleiden." — ,,„O, ich Hab' ihn schon versucht, aber — da ziehe ich doch mein Magenleiden vor!" (V. a. Schw.)
Auflösung der Rätsels in Nr. 82.
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Goldkurs der K. Staatskassenverwaltuug
vom 23. Mai 1884.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.