hältnisse nebst Einsendung ihres Geburts­scheines und der ihre Ausbildung im Schmiedehcnidwerk betreffenden Zeugnisse und dem Nachweis über den Besitz der zum Aufenthalte dahier nötigen Mittel bei der Direktion der Kgl. Ticrarzneischule bis zum 2. Juni schriftlich zu melden. Der Kursus beginnt am 23. Juni und endigt am 16. August. Es können nur 12 Huf­schmiede zu dem Lehrkurfus zugelassen werden. Die Teilnehmer an dem Unter­richt erhalten nach Maßgabe ihrer Kennt­nisse und der Schlußprüfung ein Zeugnis über den Grad ihrer Ausbildung und Ge­schicklichkeit.

Stuttgart, 22. Mai. In der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag, wenige Minuten vor auf 12 Uhr wurde viel­fach ein leichter Erdstoß bemerkt, so in Stuttgart, Cannstatt, Fellbach u. s. w. Die Bewegung dauerte nur eine Sekunde und war senkrecht; sie äußerte sich mit Geräusch der beweglichen Gegenstände, kurzem Zittern der Gebäude und in den Stoß begleiteten dumpfen Tönen. Nach einem andern Bericht schien der Erdstoß sich von Süden nach Norden zu bewegen. Die meisten Berichte sprechen von einem von unten kommenden, dumpf hörbaren und immerhin kräftigen Stoß, der die Ge­bäude hob und für einen Augenblick zittern ließ. (S. M.)

Auch von Eßlingen wird ähnliches berichtet.

Auf den 1. Okt. d. Js. können in die Gartenbaufchule zu Hohenheim wieder 6 Zöglige unter den bekannten Be­dingungen eintreten. Die Bewerber haben sich bis Samstag den 28. Juni schriftlich zu melden und sich zur Aufnahmeprüfung Montag den 14. Juli Vorm. 7 Uhr in Hohenheim einzufinden.

Calw, 21. Mai. Der heutige Bieh- markt war mit 749 Stück Rindvieh, 122 Stück Pferden, 50 Körben Milchschweinen und etwa 50 Stück Läuferschweinen be­fahren. Der Handel war durchgängig ziemlich belebt und besonders fette Ware, sowie hochträchtiqe und neumelkiqe Kühe stark begehrt.

Neuenbürg, 22. Mai. Auf der Höhe bei Engelsbraud ist ein Volksfest. Der Pforzheimer Aussichtsturm ist heute festlich eingeweiht worden bei herrlichster, sommerlicher Witterung. Programmgemäs wurde die Feier nach Aufmarsch der Pforz­heimer Festteiluehmer eröffnet mit Schäfers Sonntagslied von UhlandDas ist der Tag des Herrn" durch die Pforzheimer Feuerwehrkapelle. Herr Fabrikant Wittum, als Vositzcnder des Turmbau-ComitoS sagt mit klangvoller, überall hörbarer Stimme in seiner Eröffnungsrede wie der Gedanke, hier auf diesem bewaldeten höchsten Punkte der Umgegend einen Aussichtsturm zu er­richten , von einem bekannten Oberförster schon vor etwa 25 Jahren angeregt, nun­mehr, trotz entgcgcngestandener Opposition, verwirklicht sei, der Turm stehe jetzt als gelungenes Werk zur Freude aller Freunde der Natur da. Er spricht allen, die den Gedanken förderten und Allen die der Sache materielle Unterstützung angedeihen ließen, besonders aber auch den opferbe­reit entgegenkommenden Gemeinden Büchen­bronn und Engelsbrand seinen Dank aus.

Ein Ausblick vom Turm in die süddeutschen Nachbarland«: erinnere an ihre geschicht­lichen Ereignisse und jetzt an die Einigung Deutschlands und an dessen mächtigen Schutz unter unseres erhabenen Kaisers Seepter, dessen sich das deutsche Gemüt ohne Befürchtung überlassen könne. Auch die Bedeutung des Turmes für unsere liebe Jugend, welche von diesem aus die Heimat schätzen und lieben lernen könne, betont der Hr. Redner. Der redende Vor­stand des Turmbau-Comitos schließt mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm und über- giebt den Turm dem Berschöuerungsvereiu Pforzheim, welchem derselbe zu Eigentum verbrieft ist.

Der Vorsitzende dieses Vereins, Herr Fabrikant Bichl er, dankt mit beredten Worten im Namen des nunmehr 1000 Mitglieder zählenden Vereins, der wie ein starker Mann dastehe. Der Ehrendienst des Verschöncruugsvcreins gewähre um so größere Befriedigung, da die Ausgaben für den Turm gedeckt seien, so daß der Verein aus eigenen Mitteln hierfür nicht betroffen wird. Wenn wir auch in einer Zeit leben, wo Dankbarkeit selten ist, so ist der Hr. Redner doch überzeugt, daß Jeder gerne die Gefühle teilt, dem Turm- bau-Comito heute öffentlich zu danken. Hr. Arnold, Vorstand des Turnvereins in Pforzheim, fordert hieraus in seiner Ansprache an die Turner zu Turnfest- Veranstaltungen hier auf diesem bewaldeten Turmplatze aus, um dadurch Sympathie dem gelungenen Werk entgegenzubringen. Von jetzt ab begann ein buntes Treiben auf dem Fcstplatze und das Besteigen des Turmes, zu welchem Partien von je etwa 50 Personen zugelasscn wurden, wobei sich das Farbenspiel der modernen Kleidungen der Damen effektvoll hcrvorhob. Die HH. Wirte verzapften ihr Bier und speisten das Volk; die Wirtschaften in Engelsbraud warcu während der im Programm vorge­sehenen Mittagspause dicht besetzt. Mittags als noch mehr Gäste sich eiufanden, er­höhte sich das bunte Treiben und das Drängen zum Aussichtsturm, von welchem jedoch zum Bedauern heute der Ausblick auf größere Entfernungen des Dunstkreises wegen, der sich in den Niederungen aus­breitete, etwas beschränkt war. Die Turner holten zum Wettstreit aus: beim Stein­stoßen sah man kräftige Gestalten, unter ihnen zeichnete sich Turner Franz Vogt von Neuenbürg besonders aus; er erhielt den ersten Gabenpreis. Die Feuerwehr- kapclle, die auf dem gegebenen Podium des Turmes postirt war, leistete ihr Mög­lichstes. Der Turm selbst ist, wie frühere Notizen schon besagten, 25 m hoch und von solider eiserner Konstruktion und ruht auf einem steinernen Fundament, in welches die eisernen Pfeiler in Cemeut eingelassen sind. Die in der Mitte inner-! halb 4 eiserner Säulen spiralförmig sich erhebende Wendeltreppe ist bequem zu be­steigen und gewährt wie überhaupt das ganze eiserne Gittergerüste des Turmes nach dem Urteile Sachverständiger absolute Sicherheit, lieber das Panorama, das sich dem Besucher bei günstiger Witterung oben angelangt darbictct, wollen wir später- weitere Winke geben.

Mizellen.

Dom Strande.

Auf einer der größeren friesischen Inseln in der Westsee erstreckt sich ein Düneugebirge von Norden nach Süden in einer Länge von einer Biertelmeilc. Kegelförmig neben einander aufgeschichtet ragen die Sandberge empor, nach der Seite des Meeres hin sanft abfallend, mit breitem Borland, schroff und steil nach der ent­gegengesetzten Landfeite. Die feinen, faden- artigen Wurzeln des Sandhafers halten den losen Sand, aus welchem die Dünen gebaut sind, an der Oberfläche zusammen. Es ist die einzige Vegetation oieser öden Anhöhen, von der sie wie von einem dichten Untcrgebüsch bedeckt sind. Zahl­reich Seevögel haben ihre Nester im Sande angelegt, eine wenig ausgehöhlte Ver­tiefung, in der die buntgefleckten Eier liegen, über welche das Weibchen brütet, während das Männchen am Strande den Muscheln und schallosen Weichtieren nach­spürt. Es sind die zahlreichen Arten der Möven, Kiebitze und Straudläufer, welche hier unaufhörlich die Luft mit ihrem viel­stimmigen Geschrei erfüllen. Kommt der Insulaner, um ihre Nester zu plündern, so setzen sie sich kühn zur Wehre, und verwunden ihn nicht selten mit ihren scharfen, meist sichelförmig gestalteten Schnäbeln. Aber einsam ist diese Gegend, einsam wie die Wüsten des tropischen Erdgürtels. Die Strahlen der Junisonne dörren den Sand so sehr, daß er allen Zusammenhang verliert; der Wind, der vom Meere herüber landeinwärts weht, wirbelt ihn in dichten Wolken empor, und streut ihn weithin gleich einer Schneedecke über die hinter den Dünen gelegenen Felder. Auf den weit in die See hinaus reichenden Sandbänken sonnt sich zur Mittagszeit die silberhaarige Robbe. Vor­sichtig nach allen Seiten umschauend, steigt sie langsam aus den Fluthen an's Land, kriecht schwerfällig auf den kurzen Beinen einige Schritte vorwärts, wendet dann mühsam den sischähnlicheu Leib herum, so daß das hundsköpfige Haupt dem Meere, der breite Schweif dem Lande zugekehrt ist, bereit, beim ersten Geräusch mit einem Sprunge wieder sich in den Schooß der salzigen Fluth zu tauchen. Abends, wenn des Mondes silberner Kahn am Himmel vorüberschisit und sein Dämmerlicht über die Dünen ergießt, dann ragen diese ge­spenstisch bleich aus dem Dunkel der Nacht hervor, dieUnnereerschen" (Unterirdischen) steigen aus den Klüften und Schluchten, und treiben ihr geisterhaftes Wesen bis zum Anbruch des Tages. Der aber­gläubische Inselbewohner weiß Mancherlei von ihren Hexenposien zu erzählen, er fürchtet sie, es sind keine den Menschen befreundete Geister: die Düne, zwar die natürliche Wehr wider den Andrang der Wogen, überschattet mit ihrem Sande die menschlichen Wohnungen, ihre Wirkung ist eine zerstörende.

Hinter dieser Düne lag vor mehr als 70 Jahren ein Dorf, nun ist es ver­schwunden. Der unablässig am Borland nagende Zahn der Wogen hat seitdem ein bedeutendes Stück Landes dort abgerissen, das Dünengebirge ist landeinwärts gerückt,