16 S

cincn andern Hund an Stelle desselben besitzt, hat hievon ebenfalls spätestens bis 15. April, bezw. in diesem Jahr bis 17. Apr'l, Anzeige zu machen, wenn er von der Steuer für das neue EtatSjahr befreit werden will (Abmeldung).

4. Wie die Anzeige der Hunde, so hat auch die Abmeldung derselben schriftlich oder mündlich bei dem Ortssteuerbeamten desjenigen OrtS zu geschehen, an welchem der Hundebesitzer (Inhaber) am 1. April wohnt. Dabei werden die Hundebesitzer darauf auf­merksam gemacht, daß der Ortsteuerbeamte für jede Abmeldung eine Bescheinigung zu erteilen hat.

5. Wer nach dem 1. April im Laufe der 3 Quartale April bis Juni, Juli bis September und Ok ober bis Dezember 1900 in den Besitz eines über 3 Monate alten Hundes kommt, hat, sofern nicht der letztere an die Stelle eines andern von drmselbeu Besitzer bisher versteuerten Hundes tritt, mneihalb 14 Tagen Anzeige hievon zu machen und vom nächsten Quartale an die Abgabe für den Rest des EtatSjahrs zu entrichten, ohne Rücksicht darauf, ob der Hund schon von einem früheren Besitzer auf dieselbe Zeit versteuert worden ist.

6. Sobald ein Hund, welcher bisher unangezeigt geblieben ist, weil derselbe das abgabepflichtige Alter von 3 Monaten noch nicht erreicht hatte, in dsiseS Alter einlritt, hat der Besitzer in gleicher Weise inner­halb 14 Tagen Anzeige hievon zu machen und vom nächsten Quartale an die Abgabe für den Rest des EtatSjahrs zu entrichten.

7. Die vorgeschriebene Anzeige eines Hundes (Z'ff 3, Abs. 1, Ziff 5 und 6 oben) ist auch dann zu erstatten, wenn der Besitz vor Ablauf der Anzeige- frist (Ziff- 3, Abs. 1 und Ziff. 5 und 6 oben) wieder aufgehöct hat.

8) Wer die oorgeschriebene Anzeige eines Hundes nicht oder nicht rechtzeitig macht, oder wer unrichtiger- weise einen Hund, welchen er am 1. April noch besaß, innerhalb der Aufnahmezeit abmeldet, und nicht bis zum 15. April, beziehungsweise in diesem Jahr bis 17. April die Abmeldung zurücknimmt, hat den 4fachen Betrag der gesetzlichen Abgabe zu bezahlen.

9) Wenn in einer Gemeinde auf Grund der Gesetze vom 24. März 1899 (Reg.-Bl S ite 237) und vom 2. Juli 1889 (Reg.-BI. Seite 215) ein örtlicher Zuschlag zur Hundeabgabe erhoben wird, so wird derselbe gleichzeitig mit der staatlichen Abgabe angesetzt und eingezozen.

Sind in einer G-meinde die zum Hüten von Schafen verwendeten Hunde'' von dem Zuichlag aus­genommen, so haben die Besitzer solcher Hunde dem OrtSsteuerbeamten eine Beschemgung des Gemeinde­rats ihres Wohnorts darüber vorzulegen, daß die Ausnahme von dem Zuschläge auf ihr Hunde zutreffe.

Die Ortsvorsteher und die Ortssteuer- beamten werden angewiesen, die Aufnahme der Hunde auf 1. April d. I dem Inhalt vorstehender Auf­forderung gemäß pünktlich zu besorge»; zugleich werden die Ortsvorsteher beauftragt, vorstehende Aufforderung zuverlässig am 1. April d. I. in ortsüblicher Weise in ihren Gemeinden bekannt machen zu lassen.

Calw-Hirsau, den 15. März 1900.

K. Oberamt. K. Kameralamt.

Voelter. Voelter.

Tagesneuigkeiten.

Calw, 12. März. Ein Raupenjahr erster Ordnung wird nach Ansicht erfahrener Landwirte und

Gärtner das Jahr 1900 werden, wenn nicht rechtzeitig, und zwar schon jetzt, mit dem Säubern der Bäume und Sträucher begonnen wird, und das Verfahren nicht in Bälde zu Ende geführt wird. Raupen-Nester findet man allenthalben in großer Zahl vor. Rückt das Frühjahr schnell heran, dann sind die Raupen- Nester in der zweiten Hälfte des Aprils schon leer, und es erweist sich sodann als unmöglich, diese Tiere zu beseitigen.

sAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.j Seine Majestät der König haben am 12. März d. I allergnädigst geruht, auf die Stelle deS Bahnhofinspektors in Calw den Bahnhofinspektor Böckeler in Waiblingen, dem Ansuchen entsprechend zu versetzen.

Stuttgart, 15. März. In der Möbel­fabrik Kohnle in der Silberburgstraße brach heute früh gegen 4 Uhr Feuer aus, wobei trotz der an­gestrengten Thätigkeit der Feuerwehr 3 Stockwerke auSbrannten. Em Feuerwehrmann hat bei den Ret­tungsarbeiten den Arm gebrochen.

Berlin, 15. März. Wie der Lokal-Anzeiger hört, beschloß das Preußische Staatsministerium einem Compromiß auf der Grundlage zuzustimmen, das gesetzliche Einfuhrverbot auf Würste und Conserven einzuführen, dagegen P ö ckelf Irisch nach wie vor unter Controle zuzulassen. Das vom Reichstage in zweiter Lesung beschlossene Einfuhr­verbot, welches am 31. Dezember 1903 in Kraft treten soll, fand nicht die Billigung des Staatsmini­steriums. Andernfalls könne in Frage kommen, dem Bundesrat die Vollmacht zu erteilen, weitere Einfuhr­verbote auf frisches Fleisch zu erlaffen. Der BundeS- rat wird heute zu allen diesen Fragen Stellung nehmen. In parlamentarischen Kreisen zweifelt man nicht an dem Zustandekommen eines Comp omiss s.

Der Krieg in Südafrika.

Eine Depesche Lord Roberts meldet aus Bloemfontein vom 13. d«, 8 Uhr abends: »Mit Gottes Hilfe und der Tapferkeit der Soldaten Ihrer Majestät besetzten dieTruppen unter meinem Befehl Bloemfontein. Die briti- tische Flagge weht j tzt über dem Präsidialgebäude, welches gestern abend von dem früheren Präsidenten des Oranje-Freistaates, Steijn, geräumt wurde. Ein Mitglied der früheren Regierung, Fraser, der Bürgermeister, ein Regierungssekretär, der Land­drost und andere Beamte trafen mich 2 Meilen vor der Stadt und überreichtenmirdenSchlüssel zum Staatsgebäude. Der Fe ind zog sich in die Umgegend zurück. Alles scheint ruhig. Die Bewohne r von Bloemfontein em­pfingen die Truppen herzlich."

Nach einer Reutermeldung aus Pretoria von 13. dS. besagt die Mitteilung des Kommandanten Delarey überdas Gefecht bei Abrahams­kraal vom 10. ds.; die englischen Streit- kräfte, der Schätzung nach 40,000 Mann, näherten sich unserer Stellung von zwei Seiten her und be­schoffen zunächst die Position, wo General Cilliers Artillerie stand. Diesem Angriff folgte ein Gewehr­feuer, bei dem 2 Buren verwundet wurden. Als die Engländer erkannten, daß der Versuch, an dieser Stelle durchzubrechen, hoffnungslos sei, machten sie einen zweiten Angriff und zwar auf unsere linke Flanke, die sich über eine Reihe von Hügeln erstreckte. An der höchstgelegenen Stell« deS WegeS hatte ich

3 0 0 Mann Aufstellung genommen. Di« Eroberung dieser Hügel war von großer strategischer Wichtigkeit für die Engländer. Da dies auch den Unsrigen klar war, entwickelte sich ein heißer Kampf, der von mittags bis zum Sonnenuntergang dauerte. Die Unseren fochten wie Helden und warfen dreimal dir Massen der Engländer, die ihre ermatteten Mannschaften immer wieder ersetzten, zurück. Jeder Versuch, unsere Stel­lung mit Sturm zu nehmen, wurde abge­schlagen und bei Sonnenuntergang waren wir von den Engländern keine 50 JardS entfernt. Die Eng­länder hatten schwer« Verluste. Ueber die Verluste auf unserer Seite kann zurzeit keine genaue Angabe gemacht werden.

London, 15. März. Die liberalen Blätter billigen die Antwort Lord Salisburys auf die Vorschläge der Präsidenten Krüger und Steijn. Einige finden die Ant­wort ungenügend und unklar. Die radikale Presse protestiert gegen die schroff« ablehnende Haltung d«S englischen KabinetS.

London, 15. März. Daily Mail meldet aus Prätoria, daß die beiden Präsidenten der Buren- R publ>k-n eine Antwort auf die Erklärung Salis­burys a- sz.-arbeitet haben. In dieser Antwort wird die Erklärung MillnerS über die Annexion der eng­lischen Besitzung seitens der Buren Regierung aner­kannt, aber hmzugefügt, daß diese Besitzergreifung englischen G-bielcs nur auS strategischen Rücksichten erfolgt sei Die Antwort wird Mit der Erklärung schli tzm, daß die beiden Buren-Republiken fest ent- sch'off n sind, bis zum letzten Augenblick für die Un­abt äogigkcit der beiden Staaten zu kämpfen.

London, 15. März. Die B ed ing ungen Salisburys hoben in Prätoria allgemein empört. In einer Volksversammlung wurde beschloss:», den Kampf bis auf Aeußerste fortzusetzen und dabei alle bisher unterlassenen Mittel anzuwenden.

London, 15. März. C eil RhodeS ist in Kapstadt nicht unerheblich erkrankt und mußte des­halb die für heute angesetzte Abreise nach England verschieben.

London, 15. März. AuS Simonstown wird von gestern gemeldet: Hier herrscht allgemeine Befriedigung über die heute erfolgte Abreise CronjeS und seiner G e führten nach St. Helena. Die gefangenen Buren habrn während der aanzen Dauer ihres hiesigen Aufenrhalts eine große Anzahl Pasteten und Kürbisse erhalten, in denen sich, wie man entdeckte, Briefe befanden. Man versichert in gut unterrichteten Kreisen, daß die Entdeckung dieser geheimen Correspondenz grade noch rechtzeitig erfolgt sei, um allgemeine Flucht zu verhindern.

New-Jork, 15. März. Eocning Journal veröffentlicht folgende Depesche des Präsidenten Krüger aus Pretoria vom 13. d.: Die Buren werden j.tzt erst mit dem Tode auf­hören zu kämpfen. Unsere Strcirkräfte gingen in guter Ordnung nach der ersten Verteidigungslinie auf eigenen Grund und Boden zurück. Der Feld­zug war in Natal länger zu unseren Gunsten, als erwartet worden war. Die Engländer werden nie nach Prätoria kommen. Die Burghers, Steijn und Joubert und ich, sowie alle anderen sind einig. Es ist kein Streit zwischen uns vorhanden. Gott h lfe unS I

zubrriten schien. Die Richter tuschelten flüchtig unter einander, im Zuhörerraum herrschte erwartungsvolles Schweigen.

Die Geschworenen stellten die Wartenden auf keine zu harte Probe.

Der Obmann verlas feierlich den Wahrspruch:

»Auf Ehre und Gewissen bezeuge ich als den Spruch der Geschworenen:

,Jst der Angeklagte schuldig, zu Reickendorf am 28 Oktober den Bauerngutsbesitzer Hans Oldekop vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet zu haben?'

Nein! mit mehr als sieben Stimmen.

,Jst der Angeklagte schuld, sich durch Vorspiegelung falscher Thatsachen von Frau Anna Wichbern zu Hamburg einen rechtswidrigen VermögrnSvorteil verschafft zu haben?

Ja, unter Zubilligung mildernder Umstände! mit mehr als sieben Stimmen."

Der Staatsanwalt beantragte nach der Freisprechung wegen Morde- in dem BetrugSfall eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten.

Der Verteidiger plaidierte für eine geringe Geldstrafe.

Da« Gericht erkannte auf eine Gefängnisstrafe von einem Monat, die als durch dir Untersuchungshaft verbüßt erachtet wurde.

Detlev Oldekop war wieder frei!

Er verließ da» Gerichtkgebäude stolz erhobenen Hauptes, bestieg mit Frau und Sohn eine Droschke und speiste in einem fashionablen Restaurant.

Vierzehnte« Kapitel.

Durch einige Bauern, die der Verhandlung als Zuhörer beigewohnt halten, kam die Kunde von der Freisprechung und der sofortigen Entlassung OldekopS in das heimatlich« Dorf, ehe er selbst dessen Boden wieder betrat.

In der Schlüter'schen Wirtschaft sammelte sich um den Berichterstatter, der hauptsächlich dar Wort führte, bald ein dichter Kreis Neugieriger.

»Na, ich sage euch," führt« der Mann aus, »der hat ein Mundwerk! Der läßt sich »ich verblüffen, der ist nich tod zu kriegen. Als der Staatsan­walt sprach, dachte jeder : o weh, Detlev Oldekop, dir geht's schlecht. Kein gutes Haar blieb an ihm. Der Mann ging ihm so scharf zu Leibe, daß er einem ordentlich leid thun und daß niemand mehr zweifeln konnte, der und kein anderer ser'S gewesen. Jawoll. Prost Mahlzeit? Da hatte der Staatsanwalt die Rechnung ohne den gemacht, den Christian Kummerfeld je mal spottweise aber gar nich unrecht, den Advokatmbauer getauft. Ob er 'n guter Bauer werden oder immer erst Advokat bleiben wird, ist mir dabei egal. Also nach dem Staatsanwalt hielt der Verteidiger eine lange Rede, die sehr schön gewesen sein und andern wohl auch gefallen haben mag. Dann kam aber der Advokaten- bauer selbst, und wie er den Mund aufthat hei, da fing's an zu hageln. Das saß wieder, wie bei dem Staatsanwalt, und wenn auch der Präsident den Oldekop mitunter für zu süchtig halten mochte und ihn zur Ordnung rief: Der ließ sich das Maul nicht verbieten, und als er mit einem tüchtigen Hieb auf den Kommissar Grotthus den, der bei ihm spioniert hat aufhörte ja, da ging der Wind wieder ganz anders, da sagte sich jeder: Der Advokatenbauer hat recht, dem werden Sie nichts anhaben können. Und konnten sie auch nich! Schuldig de« Mordes? ,Nrin, mit mehr als sieben Stimmen.' Genau so sagte der erst« von den Geschworenen, als sie im Sitzungssaal wieder auftauchten. Sir waren woll bloß eine Viertelstunde weg gewesen. Wegen de« Betruges na, die paar Wochen, und all verbüßt auch! Die werden ihn . viel scheren..."

Am späte n Abend schlich Christian Liedjohann um den Sod. Er kletterte über das Staket und di« Hecke und klopfte an eine» der kleinen, matt erleuchteten Fenster zu den Kammern der Knechte.

(Fortsetzung folgt.)