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Kronik.
Deutschland.
Mit der Verurteilung Kraszewski's und Hentsch' s ist das Interesse, welches man weit über Deutschlands Grenzen hinaus an dem vor dem Leipziger Reichsgericht in der vorigen Woche spielenden Landesverratsprozeß nahm, wieder erschöpft. Die Lehren aber, die man aus ihm nach verschiedenen Richtungen hin ziehen konnte, dürfte nicht so leicht vergessen werden. Namentlich kann nunmehr, wie die „Neue Fr. Pr." hervorhebt, kein Leugnen den Verdacht beschwichtigen, daß die Träume der Wiederherstellung Polens nicht harmlos seien, sondern daß sie zu Aktionen verleiten, welche die Ruhe des Weltteils erschüttern und die Eintracht der Staaten kompromittieren können.
Mission Waldersee's. Der im Gefolge des Prinzen Wilhelm nach Petersburg gereiste Generalguartiermeister Graf Waldersee hat, wie verlautet, den Auftrag, betreffs definitiver Ordnung der deutschrussischen militärischen Grenzverhältnisse zu unterhandeln. (F. I.)
Maß- und Gewichtsordnung. Mit Bezug auf die Beratung des Gesetzentwurfs über die Abänderung der Maß- und Gewichtsordnung im Bundcsrate erfährt mau nachträglich, daß Bayern und Württemberg gegen den Gesetzentwurf gestimmt haben, Württemberg mit der Motivirung, weil durch die teilweise Revision der Maß- und Gewichtsordnung deren Verbesserung in anderen noch wichtigeren Punkten hinausgeschoben werde.
Karlsruhe, 21. Mai. Nach lebhafter Debatte nahm die 1. Kammer in gestriger Abendsitzung den Antrag auf Befürwortung einer mäßigen Erhöhung des Getreidezolls mit 15 gegen 5 St. an.
(Schw. M.)
Pforzheim, 20. Mai. Das in der Feingehaltsfrage hier ernannte, ans Oberbürgermeister Groß und den Fabrikanten A. Wittum und F. Zerrenner bestehende Konnte hat, nachdem es zum 2. Mai in Berlin anwesend war, Bericht über seine Wirksamkeit erstattet. Aus demselben war zu entnehmen, daß die wiederholten Bemühungen um die Annahme des Gesetzes, wie es jetzt zu Stande kam, sehr notwendig waren. Dem Konnte ward der volle Beifall der Anwesenden zu Teil.
Der „Thür. Hausfreund" berichtet: In Herrenbreituugeu, wo seit Jahren die Turmuhr nicht mehr geht, rief am Sonntag der Nachtwächter die Stunden also aus: „Hört, Ihr Herren und laßt Euch sagen — die Glocke hat nichts geschlagen — die Herren haben das Schmieren vergessen — das Oel im Salat gegessen. — Lobet Gott den Herrn!"
Württemberg.
Stuttgart, 21. Mai. Im Befinden Seiner Majestät des Königs ist eine erhebliche Besserung eingetreten, die Fiebererschcinungen sind vollständig verschwunden und es läßt sich hoffen, daß Seine Majestät, wenn die Witterung günstig ist, in den nächsten Tagen das Zimmer wieder wird verlassen können.
(St.-Anz.)
Die am 21. Mai ausgegebcne Nr. 10 des Regierungsblatts für das Königreich Württemberg hat folgenden Inhalt: Verfügung des Ministeriums des Innern, betreffend die Schifffahrtspolizei- und Floßordnung für den Neckar von Heilbronn abwärts. Vom 15. Mai 1884.
Nach den feststehenden Reiseplänen der Königlichen Ober-Ersatzkommissionen finden die Vorstellungen der Militärpflichtigen zur Aushebung im Jahre 1884 in den betreffenden Aushebungsbezirken an folgenden Tagen statt: u. A. am 8. Juli in Freudenstadt, 12. Nagold, 15. Calw, 17. Neuenbürg.
In Folge der an den Seminaren zu Nürtingen und Nagold vvrgenommcnen Aufnahmeprüfung find nachstehende Prä- paranden zum Eintritt in ein Staatsseminar ermächtigt worden, und zwar:
In das Seminar Nagold: Bcutelspacher, Theodor, von Liebenzell. Frey, Johannes, von Conweiler.
Am 17. fand in Stuttgart in der städtischen Turnhalle die Versammlung der freiwilligen Krankenträger-Kolonne Stuttgart statt. Der Instruktor Dr. Nachtigall sprach dem Württemberg. Sanitätsverein seinen Dank aus für die Bewilligung der Mittel zur Ausrüstung des jungen Vereins, und wies die Uniform der Krankenträger vor; sie besteht aus weißer Mütze mit schwarzem Rand und der Landeskokarde, darüber das rote Kreuz; Rock und Beinkleid sind grau mit weißen Knöpfen, auf die das Sanitätskreuz gepreßt ist. Die Tragbahren werden von dem Hoflieferanten Karl Schmidt geliefert; sie wurden sehr praktisch, gediegen und elegant befunden. In Zukunft findet jeden Samstag Abend von 8—10 Uhr in der Turnhalle die Instruktion statt.
Neuenbürg, 23. Mai. Gestern früh kam ein Extrazug von Stuttgart hier durch nach Wildbad. Die Insassen waren Mitglieder des Stuttgarter Familien- Vereins, nahezu 400 Personen, welche Wildbad sehr belebten. Abends nach 8 Uhr kehrte der Zug wieder zurück — Die Einweihungsfeier des Pforzheim er Aussichtsturms bei Büchcnbronn- Engelsbrand fand gestern von bestem Wetter begünstigt statt und gestaltete sich zu einem Volksfeste, wozu sich Teilnehmer aus der ganzen Umgegend, besonders auch von hier zahlreich eingefunden hatten. Morgen näheres.
MisMcn.
Die eiserne Kand.
Eine oberösterreichische Donau-Sage.
(Von Dr. F. Isidor Proschko.)
(Schluß.)
Und es blitzte die höchste Schadenfreude in dem auf den Todeshieb lauernden Antlitze des Millingers und des alten v. Gera, und auch nicht ein Laut, auch nicht eine Bitte um sein Leben entrang sich den Lippen des an den Pflock gebundenen Alfred des Götzendorfers, denn ihn schien der ritterliche Todesmut, der ihn früher so sehr anszeichnete, in dieser letzten Stunde so ganz verlassen zu haben, daß er ohnmächtig seinem furchtbaren Ende entgegenstarrte, — während von der Stadt-