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Amts- Md Anzeigeölatt für den Bezirk Hakrv.

75. Iahrgasg.

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Donnerstag, den 15. Mar; 1900.

Merteljlhrlicher XboimementkPrei» in der Stadt Mt. l.ts ine Hau« gebracht, Mk. l. IS durch die Post bezogen i« Peztrk. «ußer »eztrk Mk. 1. SS.

A«Uiche AeL«mtmach»«ge».

Kekanntmachnng.

Laut Mitteilung de» K. Oberamts Böblingen ist in Magstadt die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Calw, den 14. März 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Kekanntmachnng.

Unter den Schafe« de» AmtSdiener» Johanne» Schönhardt von Hirsau und de» Schäfer» Ludwig Kleinbeck von Gültlingrn, deren Herden beide in Hirsau stehen, ist di« Räude ausgebroche«.

Calw, den 14. März 1900.

K. Oberamt. Voelter.

ZteLauutmachuug der A. Zentralstelle für die Landwirtschaft, Setreffeud die Abhaltung eines

Molkereilehrkurses in Herabronn.

Mit Genehmigung de» K. Ministerium» de» Innern wird an der Molkereischule in Gerabronn demnächst wiederum ein vierwöchentlicher Unter« richtükur» über Molkereiwesen abgehalten werden.

In diesem Kur» werden di« Teilnehmer nicht allein in den praktische« Betrieb der Molkerei einge­leitet, sondern sie erhalten auch einen dem Zweck und der Dauer de» Kurse» entsprechend bemessenen theo­retischen Unterricht.

Der Unterricht ist unentgeltlich, dagegen sind die Teilnehmer an demselben verpflichtet, die vor­kommenden Arbeiten nach Anweisung de» Leiter» de» Kurses zu verrichten, auch haben sie für Wohnung und Kost selbst zu sorgen und die für den Unterricht

etwa notwendigen Bücher und Schreibmaterialien selbst anzuschaffen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staatsbeitrag in Aussicht gestellt werden.

Bedingungen der Zulassung sind: Zurückgelegte» sechSzehnte» Lebenkjahr, Besitz der für das Verständnis de» Unterrichts notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse und guter Leumund. Vorkenntniffe im Molkereiwesen begründen eine vorzugsweise Berücksichtigung bei der Aufnahme.

Der Beginn de» Kurse» ist auf Montag, den 2. April d. I. festgesetzt. Da jedoch zu diesem Kur» nur eine beschränkte Zahl von Teilnehmern zu- gelaffen werden kann, so behält sich die Zentralstelle vor» je nach Bedürfnis im Lauf der folgenden Monate noch weitere Kurse zu veranstalten und nach ihrem Ermessen di« sich Anmeldenden in die einzelnen Kurse «inzuweisen.

Gesuche um Zulassung zu dem Kur» find bi» längsten» 23. März d. I. an da» .Sekre­tariat der K. Zentralstelle fürdieLand- Wirtschaft in Stuttgart* rinzusenden. Den Aufnahmegesuchen find beizulegen:

1) ein Geburtsschein;

2) ein Schulzeugnis sowie etwaige Zeugnisse über Vorkenntniffe im Molkereiwesen;

3) wenn der Bewerber minderjährig ist, eine Ein- «illigungserklärung de» Vater» oder Vormunds, in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch de» Kurse» erwachsende» Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;

4) ein von der Gemeindebehörde de» Wohnsitze» des Bewerbers ausgestellte» LeumundSzeugni«, sowie «ine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch de» Kurse» erwachsenden Kosten für den

Bewerber übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukommen;

5) wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zu­treffendenfalls immer gleichzeitig mit Vorlage de» Aufnahmrgesuch» zu geschehen hat» ein gemeinderälliche» Zeugnis über die Vermögens- und Familienver» hältnifse de» Bewerber» und seiner Eltern, sowie ein Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landwirtschaftliche Bezirk-Verein, eine Molkerei­genossenschaft oder eine andere Korporation dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.

Stuttgart, den 2. März 1900.

v. Ow.

Tagesneuigkeilen.

-x. Calw, 13. März. Am letzten Sonntag hielt auf Veranlassung de» hiesigen Vereins für Homöopathie und Naturheilkunde die gepr. Vertreterin der Naturheilkunde Frau Frida Wörner au» Stuttgart einen öffentlichen Bortrag im »Bad. Hof* über »Magenleiden und Verdauung»- beschwerden* der sehr zahlreich besucht war. Die Vortragende verstand e» in sehr leicht verständlicher Weise den Anwesenden die Ursache« der verschiedene» Magenkrankheiten zu Gehör zu führen. ES sollen hier nur wenige Hauptpunkt« angeführt sein. In sehr vielen Fällen sündigen manche Eltern an den Kindern schon in den Jahren in denen dieselben ihre ersten Zähne verlieren. E» sollte bei solchen Kindern immer von Zeit zu Zeit nach den Zähnen gesehen werden, um eventl. hohl« Zähne mögl. plombieren zu lassen oder andere faul gewordene zu entfernen, damit nicht die Nachwachsenden an ihrer Entwicklung gehemmt werden; denn die erste Verdauung der Speisen wird

JerricceLon.

Der Advokatenbauer.

Kriminalroman von Dieterich THeden.

(Fortsetzung.)

Oldkop fährt in seiner Verteidigung fort: »Nein ! stammelt der Mensch.

Nicht? Na, dann beweise mir das Gegenteil.

Er besinnt sich, und erinnert sich endlich, daß an dem Abend, an dem er abgereist sein sollte, j, seine Frau krank war, und daß gerade um die Zeit deS ZugabgangS der Arzt bei ihm in der Wohnung war.

Er trägt es vor. Schüchtern, in der unbestimmten Hoffnung, daß das doch genügen müsse.

Der Arzt wird befragt und giebt dem Menschen Recht.

Abends um ein halb zehn und am andern Morgen um neun hat er den Mann in der Wohnung leibhaftig gesehen und mit ihm gesprochen. Abends hat er ihm ein Rezept gegeben, morgens ihn beim Kaffeetrinken getroffen.

Ich sage: Nein, da» ist nicht wahr. Die Uhr ein schlechter Regu­lator ging falsch, das heißt vor, oder war um eine halbe Stunde vor­gestellt. Haben Sie, frage ich den Arzt, nach Ihrer eigenen Uhr gesehen? Nee! Na also!

Der Kerl war um halb zehn nicht mehr da, er war unterwegs nach Reickendorf!

Und ich frage ihn weiter:

Oder kannst du sagen, wo du nach halb zehn, wo du etwa um ein viertel elf oder zwölf oder dreiviertel auf ein» gewesen bist? Gespielt hast du? Und wo und mit wem willst du nicht sagen? Papperlapapp I Unsinn I Lüge! Ge­malt hast du, nicht» andere»! Wa« ? In de« unsoliden Kneipen der Großen Freiheit hast du dich hemmgetrieben? Pfui! Aber in welcher den» von den vielen Spelunken? Da» weißt du nicht? Und betrunken warst du? Da» wird ja immer schöner. Wie bist du denn nach Hause gekommen? So, mit Droschke! Schön. Kannst du mir me Droschke nmnen? Nein? Natürlich nicht. Um

welch« Zeit willst du in der Schüttelkalesche gefahren sein? Vor sechs? Woher weißt du das? Doppelte Taxe, Nachtzeit ? Gott bewahr«, das muß durch Zeugen bestätigt werden, sonst glaube ich dir von allen deinen Behauptungen nicht einen IPunkt.

Der Kerl kann nichts dafür: ein gewichtiger Zeuge wird wirklich gefunden, ohne sein Zuthun: der Droschkenkutscher. Der Kerl muß in seiner Betrunkenheit mit dem Rosselenker einen Streit gehabt und den Zettel mit der Wagennummer abgefordert haben.

Weißt du was davon? frage ich.

Nee, beteuert er.

Der Zettel ist aber da, und der Kutscher wird zur Stelle citirt.

Kennst du den Onkel da? frage ich meinen Mann.

Nee!

Na, und Sie biederer Roffelenker, können Sie sich vielleicht entsinnen, ob Sie die Visage von dem Kerl da schon 'mal gesehen haben? frage ich den Kutscher energisch.

Ja jawoll.

Dann ist alle», wa» Sie sagen, nicht wahr: e» war, als Sie den Kerl fuhren, nicht vor sechs, sondern dreiviertel auf sieben, weil Ihr Passagier erst um halb sieben mit dem Zuge wieder in Altona angelangt und dann frühesten« in einer Viertelstunde an der verrufenen Gaffe sein konnte; der Kerl war auch nicht betrunken, sondern schauspielerte, denn nach einer tüchtigen Portion schwar­zen Kaffees konnte er um neun schon wieder sitzen und lesen und sogar mit dem Doktor spreche«, ohne daß der, der doch auch 'was davon versteht, von dem eimerweise durch den Hal» gegossenen Alkohol etwas merkte!

Ich bleibe meinem Manne gegenüber dabei: Kerl, du hast da» Bild gemalt!

Nee, ich kann ja gar nicht schießen pardon: malen.

Schad't nicht»!

Ich Hab ja nie einen Pinsel in der Hand gehabt . . .

Eitel Flunkerei!

Aber die Zeugen bestätigen doch

(Fortsetzung folgt.)