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hieb mit der Flinte nach seinem Schädel. Da wurde das Tier in seiner Qual so wild, daß es noch einmal mit gespreizten Krallen gegen den Feind aufflatterte. Der Fürst zog nun das Jagdmesser gegen den großen, wütenden Vogel, war aber so unglücklich, sich mit der Waffe bei einer- jähen Wendung tief im Arme zu ver­wunden. Das war Alles, aber es war genug, um den Verwundeten fieberkrank zu machen.

Es wurde sogleich um den Doktor Brillant nach Reitenburg hinein geschickt. Das Gastzimmer des Fürsten wurde so­gleich zur comfortabelsten Krankenstube ausgerüstet, unter Anordnung des Grafen Aquilin selber. Räucherkerzchen durch­dufteten die Luft und Syphons garnirten den Tisch nebst Fruchtsaftgläsern. Doktor- Brillant erschien, untersuchte die Wunde, prognosticirte ein kleines Fieber, aber absolut keine Gefahr, verband dieselbe und erlaubte dem Patienten außer dem Bett zu bleiben, im Lehnstuhle, aber ja das Zimmer nicht zu verlassen, da die Be­wegung das Vernarben hindere. Für den zweiten, dritten Tag glaubte er die Heilung prophezeien zu können. Graf Aquilin leistete seinem kranken Gaste natürlich Ge­sellschaft. Er fragte ihn, ob es ihm viel­leicht angenehm sei, daß man den Thee in seinem Zimmer nehme, um ihm die Zeit zu vertreiben. Aber Fürst Muresti wehrte sich dagegen.Wenn ich nur die Gräfin um Verzeihung bitten könnte, daß ich hier im Schlosse, freilich wider Willen, so viel Unangelegenheiten verursache!" sagte er von seinem Schlassessel aus be­sorgt.

Graf Aquilin lachte.O, wenn wir Sie erst gesund haben, Fürst, wollen wir uns recht darüber freuen, daß Sie uns länger bleiben mußten als Sie wollten! Uebrigens wird die Gräfin jedenfalls heute noch nachzusehen kommen, ob ihrem Kranken nichts mangelt. Wir Beide machen morgen jedenfalls schon eine Partie Schach zu­sammen, da die rechte Hand zum Glück gesund ist, was? Aber wo nur die Gräfin bleibt? Sie wollte mir gleich folgen ..."

(Fortsetzung folgt.)

Die Kanarienvögel,

ihre Eigentümlichkeiten, Fütterung, Pflege und Abwartung und ihre Krankheiten.

(Fortsetzung.)

Der Kanarienvögel liebt Helles Licht und Sonnenwärmc. Letztere ist bekannt­lich allen Vögeln namentlich beim Baden sehr ersprießlich. Leider kann man aber noch sehr häufig wahrnehmen, wie manche Leute ihren Kanarienvogel fast den ganzen Tag (an der heißen Hauswand) in den heißesten Sonnenstrahlen vor dem Fenster hängen lassen, wo manchmal das Wasser in Saufnäpfchen austrocknete dies kommt mindestens einer grausamen Tier­quälerei gleich. Der Kanarienvogel liebt allerdings Sonnenwärme aber keine Son­nenhitze oder Glut, wie er denn auch im Winter nicht so nah am Ofen hängen will.

Bezüglich der Fütterung ist wohl als Hauptbestandteil der Sommerrübsamen als am zweckmäßigsten befunden worden, d. h. im Gegensatz zu dem Winterrübsamen,

welche Körner größer und dunkler sind und den Kanarienvögeln nicht zuzusagen scheinen. Der Rübsen, welcher als Bogel- futter dienen soll, darf jedoch nicht frisch sein, sondern mindestens Jahr alt, da zu junge Körner leicht Durchfall bei den Kanarienvögeln Hervorrufen; er darf aber anch nicht zu alt sein, indem er sonst viel an Geschmack verloren hat und auch die Vögel zu dürftig nährt. Fast allgemein üblich ist es, den Rübsamen noch mit anderen Körnern zu vermengen, als: Hanf­samen, Leindotter, Hafergrütze, Hirse und selbst Buchweizen. Hanfsamen, Hirse und Buchweizen sind übrigens Delikatessen für die Kanarienvögel, allein es hat dieses Körnerfutter den Nachteil, zu sehr zu er­hitzen und die Vögel fett zu machen, da­her auch solches Körnerfutter von den Vogelzüchtern gewöhnlich zur Zeit der Paarung verabreicht wird. Die Ansichten über ein Verhältnis von Mischfutter sind überhaupt sehr verschieden, während da­gegen Brchm versuchsweise mehrere Jahre lang nur reinen Sommerrübsamen fütterte, wobei er seine Vögel ganz gesund erhielt.

Was nun die Quantität des zu ver­abreichenden Körnerfutters betrifft, so stellen Manche als Norm auf einen Tag um den andern Flitter zu geben, während wieder Andere als Futtersatz aufstellen: täglich zwei Theelöffel trockenen Samens. Jeden­falls gereicht es zum guten Gedeihen des Vogels, ihm eine bestimmte Futterzeit und ein bestimmtes Futterquantum zu setzen und darauf zu achten, daß der Vogel nicht darbt, sich aber auch nicht faul frißt be­ziehentlich fett wird. Nur zur Zeit der Mauser ist es geraten, dem Vogel etwas reichlicheres und besseres Futter zu ver­abreichen.

Grünes (Mäusegedärmc, Salat. Kohl, Wegebreit u. s. w., auch Aepfel und Birne, aber ohne Schale) ist allbekannt den Vögeln sehr dienlich, nur darf das Grüne nicht zu naß, am allerwenigsten gefroren oder etwa mit Honigthau bedeckt sein.

Zucker und Backwerk naschen die Kanarienvögel allerdings gern, jedoch ge­reicht es ihnen nicht gerade zu sonderlichem Gedeihen, ja in zu reichem Maße ver­füttert, vermag es den Vögeln den Magen, sowie den Schnabel zu verderben, wie es auch zu einem langsamen Auszehren zu führen vermag. Als ein kräftiges, stärken­des Futtermittel ist dagegen, und nament­lich für kranke oder in der Mauser er­schlaffte Vögel, hartes Ei, Eidotter zu empfehlen.

(Fortsetzung folgt.)

Einem Hochzcitspärcheu, das, aus dem südlichen Frankreich kommend, Genf zum Ziele der Hochzeitsreise gemacht hatte, drohte hier furchtbares Geschick in Gestalt einer früheren Geliebten des Mannes. Sie war nach Genf gekommen und hatte in einer Apotheke eine Flasche Vitriol gekauft. Mit dieser ausgerüstet, trat sie am Sonntag dem Treulosen und seiner Erwählten, die sich auf dem Wege in's Theater befanden, gegenüber und leerte ihnen die Flasche mit Vitriol in's Gesicht. Die erwartete Wirkung blieb jedoch aus, da der mißtrauische Apotheker, dem das verstörte Wesen der Vitriol fordernden

Person ausgefallen war, ihr statt dessen ein harmloses Haarfärbemittel überreicht hatte.

Ein Schwankender. 1. Gast: Was treiben Sie? Sie trinken Wein und Bier regellos durcheinander. Jetzt ein Glas Bier, dann ein Glas Wein, darauf abermals Bier, nachher wieder Wein und so fort. 2. Gast:Wissen Sie, ich will mich selbst beobachten, ob mir der Wein besser schmeckt oder das Bier, komme aber zu keinem Resultat.

Die kleine Coquette. Dickleine Else hat einige Blätter aus einem Schul­atlas herausgerissen, mit der Scheere in Streifen geschnitten und sagt zur Mama: Bitte, liebe Mama, mach mir hieraus eine Schleife."Aber Kind! Was hast Du mit Arthur's Schulatlas gemacht?" Ja, Mama, Du sagtest doch heute zu Tante Frieda: Atlasschleifen sind modern!

Die Abbitte.Aber, Fritzchen, wer wird zur Tante sagen, daß sie dumm sei? Gleich gehst du hin und sagst ihr, daß es dir leid thue!" Fritzchen geht zur Tante und sagt:Es thut mir leid, daß du dumm bist!"

Die Ver. Staaten arbeiten stark daran, ihre Wälder vollends zu devastieren. In Minnesota am oberen Missisippi wird so rücksichtslos umgehauen, daß gegen­wärtig nicht weniger als 528 Millionen Kubikfuß Bauholz unverkäuflich daliegen.

Die Blätter der schwarzen Johannisbeere haben eine vielleicht nicht allgemein bekannte heilende Wirkung, denn auf eine frische Wunde gelegt zer­stören sie sogleich die Eiterbildung und geben dem Fleische jenes rosenfarbene Colorit, welches eine nahe Heilung ver­kündet. Die frischen Blätter werden wie Petersilie zerhackt, aufgelegt; getrocknet kocht man sie in lauem Wasser etwas auf und benützt sie, wenn sie weich geworden, ebenso. Jedenfalls empfiehlt sich im Sommer- Blätter zu sammeln und sie (im Schalten) für den Bedarf zu troknen.

Mittel gegen Husten. Ein wirk­sames Mittel gegen Husten, sobald derselbe von Erkältung, resp. aus dem Magen hcrrührt, besteht darin, daß man abends vor dem Schlafengehen und des morgens nüchtern je eine halbe Taffe Abkochung von Wermut trinkt. Schon viele hat dies Mittel binnen wenigen Tagen von ihrem Nebel befreit.

W cr t se k.

Die erste Silbe wird geweiht Den Gegenständen unsrer Zärtlichkeit. Der Mittlern beiden Silben Klang Bezeichnet diese teuren Gegenstände,

Sie, deren Lob ein großer Dichter sang. Die vierte nennt uns eine süße Spende, Die ihnen Liebe und Natur verleiht,

Und sie dadurch zu Priesterinnen weiht, Der liebenswert'sten Menschlichkeit.

Das Ganze, Labung ist's den matten Sinnen

Und treibt der Sorgen Heer von hinnen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jat. Me eh in Neuenbürg.