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zur Begutachtung des verhängnisvollen Stempelgesetzes in unserer Stadt an­wesend, um noch weiteres Material für die am Mittwoch den 23. April beginnen­den Beratungen zu erheben. (Pf. B.)

Die Wien-Pariser Schnellzüge Nr. 1 und 8, die bisher über Bruchsal ge­leitet wurden, sollen künftig über Pforz­heim geleitet werden.

In Frankfurt ist letzten Mitt­woch ebenfalls Frost eingetreten, an einigen Stellen war Eis zu sehen; im Taunus herrschte starker Schneefall mit Sturm.

Vorige Woche fand in der Umgebung Frankfurts eine Jagd auf Raben statt, wobei gegen 200 dieser Tiere getötet wur­den. Mehrere Jäger ließen sich einige Tiere zubcrciten und erklärten diesen Braten als höchst schmackhaft.

Verein gegen Mißbrauch geistiger Getränk e. Aus Hannover wird geschrieben: Der Vorstand des Ver­eins gegen den Mißbrauch geistiger Ge­tränke hat durch eine Sachverständigen- Kommission eine» neuen geklärten Agita­tionsstoff gewonnen, nämlich Vorschläge über die strafrechtliche Behandlung öffent­lich hervortrctender Trunkenheit und solcher Wirte oder Kleinhändler, die Schnaps an Betrunkene und Kinder ausschänken, so­wie die Entmündigung von Gewohnheits- Trinkern unter gewissen Voraussetzungen.

Württemberg.

Ein königlicher Erlaß bestimmt den Wiederzusammentritt der vertagten Stände- Versammluug auf Dienstag den 22. April

d. I.

Die deutsche Partei in Württem­berg war auf dem Parteitag der nationalen und liberalen Landesparteien, welcher be­hufs Beratung über das Heidelberger Programm, bezw. Anschluß an dasselbe am Ostermontag in Neustadt stattfaud, durch Delegirte aus Stuttgart, Hall, Heil­bronn rc. vertreten.

Die Frostnacht vom 8. auf 9. April hat nach den vorliegenden Berichten in unserem Lande fast nirgend erheblichen Schaden angerichtet. In einigen Orten, z. B. Hößlinswarth, soll jedoch die Baum­blüte ziemlich Not gelitten haben. (St. A.)

Stuttgart, 8. April. Unter dem Vorsitz des Staatsminifters des Innern v. Höl der wurde gestern im Gesammt- kollegium der Centralstelle für die Land­wirtschaft der im Ministerium des Innern ausgearbeitete Entwurf eines Gesetzes über die Feldbereinignng eingehender Be­ratung unterzogen. Der 79 Artikel um­fassende Entwurf, welcher zuvor den Mit­gliedern des Gesamtkollegiums samt den ausführlichen Motiven gedruckt zugegangen war, fand sowohl in seinen Grundzügen als in seinen Detailbestimmungen die un­geteilte Zustimmung und warme Aner­kennung der Versammelten. Bei dieser Sachlage ist die Hoffnung begründet, daß der Entwurf auch die weiteren Wege, welche er noch zu durchlaufen hat, rasch passiren wird, so daß das wichtige, von den einsichtsvollen Landwirten längst her­beigewünschte und ein wesentliches Glied der neuen Laudeskulturgesetzgcbung zu bilden bestimmmte Gesetz im kommenden Winter voraussichtlich den Landtag be­schäftigen dürfte. (St.-Anz.)

Von den kürzlich in Stuttgart wegen Juwelenschwindels verhafteten und wieder freigelasfenen vier Franzosen sind zwei neuerdings auf Requisition von Bayern aus, wo sie ähnliche Manipula­tionen gemacht zu haben scheinen, ver­haftet worden. Die beiden anderen sind, da Zollreklamationen erhoben worden waren, nach Avricourt abgereist, sämtliche Waren befinden sich aber in den Händen der Polizei.

Ulm, 11. April. herkömmlicher Weise wurde gestern das von den Metzgern für Ostern zum Schlachten gekaufte Groß­vieh in der Stadt umhergeführt. Die schönsten Exemplare waren bekränzt. Heute Vorm, war das Fleisch in den Räumen des neuen Schlachthauses zur Besichtigung ausgestellt. Es hatte sich hiezu ein sehr zahlreiches Publikum cingefunden. Im Ganzen wurden 362 Stück Vieh geschlachtet und zwar: 15 Ochsen, 13 Farren, 13 Rinder, 25 Kühe, 144 Kälber, 126 Schweine, 19 Schafe und 7 Ziegen.

Dußlingen, 10. April. Heute Nachm, setzte eine schreckliche Unglucksnachricht Alt und Jung in Bewegung. Aus der be­nachbarten früheren Pulvermühle, die zu einer Mahlmühle und Zcmentfabrik nmge- waudelt ist, verloren 2 Männer, ein Arbeiter von Hinterweiler und der Eigentümer Werner, ihr Leben. Der vom Tag zuvor mit Schiefer frisch gefüllte Brennofen wollte nicht recht in Glut kommen. Der Arbeiter stieg an den Leitern von außen hinauf, um Zug zu bewerkstelligen. Auf einer weitern Leiter wollte er im Innern des Ofens Luft machen, wobei der Besitzer mithelfen wollte. Der Elftere wurde als­bald von dem Gas erstickt und als der Zweite den Arm um ihn schlang, um ihn zu heben und zu retten, ereilte ihn das­selbe Schicksal. Beide Verunglückte standen mit umschlungenen Armen unten tot. Als weitere Hilfe kam, war jeder Wieder­belebungsversuch vergeblich. (S. M.)

* Neuenbürg. Im Monat März d. I. wurden an arme Reisende 962 Ver­pflegungsanweisungen mit einem Gefammt- aufwand von 326 cM 09 verabreicht.

Die Kosten der Naturalverpflegung der armen Reisenden in der Zeit vom 1. April 1883 bis zum 31. März 1884 belaufen sich nach der Jahreszusammenstellung im Ganzen auf 5196 91 L gegenüber der

Summe von 8396 -4L 68 L im Jahr 1862/83.

Auf die einzelnen Monate verteilt sich der Aufwand folgendermaßen:

1883.

April

770 -4L

18

Mai

369

10

Juni

300

93

Juli

383

96

August

292

77

September

224

69

Oktober

380

78

November

407

24

Dezember

546

03

1884.

Januar

668

45

Februar

526

69

März

326

09

zusammen: 51961L 91 Es ist somit im Jahr 1883/84 gegen­über 1882/83 eine Verminderung des Aufwands um 3199 c4L 77 zu kon­statieren , welche zum Teil dem kurzen Winter von 1883/84, zum wesentlichen

Teil aber zweifellos der Einführung des Stationensystcms zu verdanken ist, da durch diese Einrichtung mannigfachem Mißbrauch und dem dadurch veranlaßten Mehrauf­wand vorgebeugt wird. In die Augen springend zeigt sich dies beim Vergleich des Aufwands in den Monaten April und Mai v. I. (siehe oben) wenn in Betracht gezogen wird, daß im Monat April, in welchem die Naturalverpflegung noch in sämtlichen Gemeinden des Bezirks ge­währt wurde, hiefür ein Aufwand von 770 -4L 18 erforderlich war, wogegen im Monat Mai mit der Einführung des Stationensyftems der Aufwand sofort auf 369 cM 10 L, also um mehr als die Hälfte sich ermäßigte. Es liegt somit aller Grund vor, die Naturalverpflegung mit Stationensystem, welches sich in unserem Bezirk bewährt hat, auch fernerhin beizu­behalten. Im Vertrauen auf die kräftige Mithilfe der Polizeiorgane durch energi­sches Einschreiten gegen Bettler und Land­streicher und auf die Mitwirkung sämtlicher Bezirksa»gehörigen durch Verweigerung von Almosen an fremde Bettler und Ver­weisung der um Unterstützung bittenden armen Reisenden an die Verpflegungs- stationcn, darf man hoffen, daß die Natural­verpflegung, durch welche dem nach Arbeit suchenden mittelosen Reisenden dasjenige gewährt wird, was zum Weiterkommen erforderlich ist, je länger je mehr auch in unserem Bezirk dazu beitragen wild, dem gemeingefährlichen Stromertum mit Er­folg entgegenzutreten.

In Freuden stadt hat es Frost, Schnee und Eis, doch fürchtet man weniger für die Vegetation, da sie gegen­über der vom Unterbände noch um etwa 14 Tage zurück ist.

Calw. Orgelbauer Weigle aus Stuttgart, dem der Bau der neuen Orgel für die neue Stadtkirche übertragen ist, hat eine schöne Jnterimsorgel in der für den Gottesdienst eingerichteten Turnhalle aufgestellt.

Höfen, 15. April. In dem neuen Saale des Gasthofs zum Ochsen hier gab am gestrigen Ostermontag das Wild- bader Quintett ein Cvncert, das sich durch seine trefflichen Produktionen auszeichnete und den von hier und aus­wärts zahlreich anwesenden Musikfreunden einen lieblichen Nachmittag bereitete.

Ausland.

DerStrike der Kohlcnarbeiter im Norden Frankreichs nimmt all­mählich einen drohenden Charakter an. Es sind in den letzten Tagen in Anzin und Umgegend von den Stinkenden ver­schiedene Ausschreitungen begangen worden, welche entschieden darauf hindeuten, daß hierbei die Kommissäre der Pariser So- zialisten ihr Wesen treiben.

Migjkllkn.

Die neue Houvemante.

Novelle von Emil Mario Vacano.

(Fortsetzung.)

Sie sprechen heute stets nur von Rechten! Ich kümmere mich nicht um diese leeren Phrasen! Was mein Herz fühlt, das unterliegt keiner Controle, keinem Gesetze! Und daß ich für Sie die Sorge eines Bruders hege, daß ich Sie um mich