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Möge für Neuenbürg die Wahl des Hrn. Bub eine Quelle des Glückes und Segens werden und möge er sich der Liebe und Achtung unter seinen neuen Mitbürgern bald in demselben Maße zu erfreuen haben, wie dies hier der Fall war!"
Neuenbürg, 3. April. Der Wit- terungs-Umschlag, der uns vor 10 Tagen etwas bange machte, hat glücklicherweise nicht länger vorgehalten; der Frühling ist Sieger geblieben und macht aller Orten seinen belebenden Hauch bemerkbar, bald prangen Baum und Strauch in frischgrünem Gewände und blüht und sproßt überall neues Leben. Hier stehen seit Sonntag die Frühbäume in voller Blüte, ebenso im untern Amt, wo wie uns versichert wird in wenigen Tagen der Blütenschmuck der Obstbäume ein allgemeiner sein wird. Es lohnt sich reichlich, von Arnbach oder Obernhausen aus einen Gang durch die prangenden Fluren zu machen und sich an der Auferstehung im Reich der Natur zu erfreuen. — Voriges Jahr wurden uns von Arnbach und Ottenhausen am 3. April die ersten Blüten gemeldet; die allgemeine Blüte begann Ende April.
O e ft e r r e i ch.
Wien, 2. April. Die „Wiener Ztg." meldet, Fürst Nikolaus Wrede werde zum Gesandten in Stuttgart ernannt.
Ausland.
Paris, 1. April. Die Wirkung der militärischen Vorlagen des Generals Cam- penon wird von der „Röp. Frany.", dem Blatt das dem Kriegsminister am nächsten steht, dahin angegeben, daß während dermalen Frankreich bei der Mobilisierung sofort 900 000 Mann marschieren lassen kann, es künftig 1300 000 Mann marschieren läßt. Bis jetzt hatte mau in den 9 in Betracht kommenden Altersklassen die obigen 900 000 vollständig geschulter Leute, und daneben eine Mill. ungeschulte oder unvollständig geschulte; künftig unter dem Regime des einzuführenden dreijährigen Aktivdienstes und des sechsjährigen Dienstes in der Reserve, wird die Gesamtstreitmacht des Aufgebots der ersten Linie ein wenig mehr als 1 900 000 Mann betragen.
Die Nachricht von der Niederlage des Generals Gordon hat in London den peinlichsten Eindruck gemacht. Die That- sache läßt sich nicht leugnen, daß es dem Zauber seines Namens nicht gelungen ist, den Sudan zu pazisizieren. Seine Mission ist, wie dies von allen Kennern des Orients vorausgesagt wurde, vollständig mißlungen und die Frage, vor der die engliche Regierung steht, ist nur die: soll Gordon seinem Schicksal überlassen werden oder müssen sich die Engländer nun doch zu einer Expedition ins Innere des Sudan entschließen.—
MisMen.
Die neue Gouvernante.
Novelle von Emil Mario Vacano- (Fortsetzung.)
Die Gouvernante, schaute ihn freundlich an. „Aber Sie selber spielen ja auch nicht mit?" sagte sie. „Und ich meine. Sie müßten verstehen, weshalb ich nicht
dabei bin, Herr Lieutenant. Erstens hat mich Niemand dazu aufgefordert und zweitens stände es der ewigen Tadlerin schlecht an, selber ausgelassen zu sein vor den Augen der Schülerin." Dabei deutete sie mit den Augen mehr als mit der Hand auf die kleine Mirza au der Terrassen- brüstnng.
Sie mußte dabei zurück in den Terassen- salon treten, weil der Italiener an ihr vorbei dessen Schwelle überschritt. Er hielt eine brennende Cigarre in der Hand, die er über die Brüstung des Balkons schleuderte, sobald er den kleinen Saal betrat. Der Salon war ganz überglänzt vom Sonnengold, welches hundertfache Farbenechos weckte auf dem Teppich und auf den Tapeten.
r Der junge Italiener stand neben ihr und faßte ihre Hand. Es lag so gar nichts Aufdringliches in dieser Bewegung, daß sie ihre Hand wirklich in der seinigen ruhen ließ. Es war ihr eben jetzt so bang und verlassen gewesen im Herzen, daß sie diese Berührung wie einen Trost empfand. Sie schaute mit Hellen Augen den jungen, sympathischen Offizier an, dessen blasser Teint sich langsam rötete, wie er jetzt gesprächsweise den ganzen Ernst seines heftigen Herzens aussprechen wollte, da eben die einzige Gelegenheit dazu war. „Ich bin so glücklich, daß ich mit Ihnen allein sprechen kann, gnädiges Fräulein!" sagte der junge Offizier mit seiner sammetweichen, fremdartigen Aussprache des Deutschen. „Denn ich habe Ihnen so viel zu sagen und mich schon so lange darnach gesehnt. Sie haben es vielleicht bemerkt, daß ich täglich meinen Spaziergang gemacht habe von Reitenburg hier heraus ..."
Die Gouvernante zog jetzt sanft ihre Hand aus der seinigen und errötete leicht wie sie lächelte: „Gewiß habe ich das bemerkt, Herr Lieutenant, und ich fand es natürlich, da der Alleeweg von der Stadt her sehr schön ist. Aber was . . . was habe ich damit zu thun? Und was ist es, das Sie mir seit Langem zu sagen haben ... mir allein?"
Der junge Offizier wurde jetzt schrecklich verlegen, wie er sprechen sollte. Aber diese Verlegenheit selber hatte etwas Männliches ; es stand ihm gut an und war nicht im Widerspruch mit seinem tiefschwarzen Barte, wie er plötzlich befangen wurde, wie seine vollen rosigen Lippen leise erzitterten und seine weiße schöngeformte Hand unruhig mit den blanken Knöpfen seiner Uniform spielten. Er lächelte jetzt ebenfalls aus Verlegenheit. „Es ist sonderbar" ... sagte er mit verschleierter Stimme und räusperte sich. „Jetzt, wo ich sprechen möchte, verwirrt sich mir das ganze Thema. Und wie oft habe ich schon im Geiste mit Ihnen geredet! Ich . . . ich . . . Sie müssen mir versprechen, daß Sie mir nicht zürnen, Fräulein. Es ist wahrhaftig nichts Böses, was ich sagen möchte. Sehen Sie, ich bin hier so wie allein in den deutschen Gegenden. So viele gute Kameraden ich auch habe, die mir recht befreundet sind. Aber ich habe mich noch nicht in die hiesigen Hügel, in die hiesigen Gebäude, in die hiesigen Leute, in den hiesigen Himmel finden können. Das Vaterland steht mir immer in der Erinnerung und diese Er
innerung macht mir das Herz trübe und bang zu jeder Stunde. Es ist dies vielleichk eine Schwäche von einem Manne und ich bin ja doch schon ein Mann. Aber was wollen Sie, ich war so glücklich daheim, als mein Vater und meine Mutter noch lebten. Ich war niemals mehr so glücklich seitdem, wie ich zum Militär kam, in das laute und doch so einsame Leben, zu einem Regiment, wo man meine Sprache nicht spricht. Sie verstehen mich, obwohl ich schlecht rede — nicht wahr?"
Die junge schöne Gouvernante nickte und ihre Angen schimmerten wie feucht und ruhten innig auf seinem Gesicht. „Ja!" sagte sie leise. „Ja, ich verstehe Sie. Ich weiß, was das heißt, allein sein auf der Welt, und ich weiß, was es heißt, unter fremden Menschen leben, mögen sie auch noch so gut sein. Bin ich ja doch auch allein, mutterseelenallein auf der Welt und unter Fremden. Um wie viel bitterer muß das sein, wenn diese Fremden eine Sprache sprechen, in welcher die eigene Seele nicht denkt!"
(Fortsetzung folgt.)
Hyperbel. A.: „Können Sie schweigen?" B. : „Und ob? Das Grab ist — im Vergleich mit mir eine Plaudertasche."
W cr e l.
Des Himmels Kind, dem Menschen hergesandt,
Lind'r ich mit mütterlicher Hand Die Schmerzen, die dein Herz empfand. Es führt die Hoffnung mich zu dir; Vertraust du nur voll Glauben mir,
Wird meine Wunderkraft gar bald erkannt.
Doch nimmst du mir des Hauptes leichten Schimmer
Erschein' ich feindlich dir, du magst mich nimmer,
Und meine Kraft bricht Eisen selbst in Trümmer.
Geschwind den Hals noch ab und lieblich steh' ich da,
Stets ist des Morgens junger Blick mir nah',
Und froh und gern erblickest du mich immer.
Der Rumpf allein drückt dein Erstaunen aus;
Der Füße Paar gebietet dir zu schweigen. Kannst du mir nun den eignen Namen zeigen,
So lade mich geschwind zu dir ins Haus.
Küchenkalender über Wild u. Fische. April.
Hmpfchlensrverth
und daher gesetzlich erlaubt: Auerhahn. Birkhahn. Schnepfen bis zum 15. April. Salm. Forellen. Aal. Ungesund oder unzeitgemäß und deßhalb verboten:
Hirsch- und Rehwildpret. Hasen. Rebhühner. Schnepfen vom 15. April ab. Krebse. Aeschen. Barsche. Hecht. Rotfisch.
Frankfurter Course vom 29. März. 1884.
Geldsorten.
2V-Frankenstücke. 16 20 23
Englische Souvereigns .... 20 40 45
Ruß. Imperiales.16 71 76
Dukaten. 9 55 60
Dollars in Gold.4 19 22
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.