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Sie traten in das Zimmer des Kranken, der in der That jetzt ein Todter war.

Als der alte Dien« es vor einer Viertelstunde verlies;, hatte der große Lehn­sessel des kranken Schloßherrn mitten in der Stube gestanden: der Kranke hatte darin gelegen.

Der Sessel stand noch da, aber der kranke Schloßherr lag nicht mehr darin.

Er lag todt an der Erde, drei Schritte weiter.

Keine Spur einer Unordnung war in dem Zimmer zu sehen.

Der alte Diener untersuchte die Leiche.

An dem Halse fand er den Eindruck von dem Griffe einer Hand. Der Hirn­schädel hatte am Hinterkopf einen Riß.

Lassen wir hier Alles so, Christine," sagte der alte Daniel,bis das Gericht kommt. Wir müssen es berbeirufen."

Dann hatte er doch noch einen andern Gang zu machen, eine Treppe höher, in einen Flügel des Schlosses. Das Bibliothek­zimmer war dort. Waren die Menschen noch darin, die er hatte herausholen sollen, wenn der Pfarrer da wäre?

Er trat herein.

Ein häßliches, zahnloses, altes Weib und ein Mann von einigen dreißig Jahren saßen darin. Sie konnten Beide die Frech­heit und Gemeinheit der Schande und der Straße vorstellen.

Das Weib sprang auf.

Ist der Pastor da?"

Nein. Aber der Herr ist todt."

So hat er uns doch betrogen," schrie wüthend das Weib auf.

Der junge Mann aber sagte ruhiger:

Sie haben ihn gemordet; das Weitere wird sich finden. Komm', Mutter!"

(Fortsetzung folgt.)

Aus dem deutschen Uostköen.

Erinnerungen eines Postbeamten.

Mitgetheilt von Emil Jungbans.

(Fortsetzung.)

Ungefähr eine Stunde weit vor der Stadt erklomm die Landstraße einen ziem­lich steilen Berg, zu dessen Ueberwindung die Post wohl eine halbe Stunde ge­brauchte. Wo die Anhöhe begann, pflegten Postillon und Passagiere in der Regel den Wagen zu verlassen und die Strecke bergan zu Fuß znrückzulegen, um den Pferden die Last etwas zu erleichtern, oder auch um die Monotonie der langen Sitzung im engen Wagen einmal zu unterbrechen.

An einem rauhkalten Dezembertage hatte Wenzel die Personenpost von der drei Meilen entfernten Station auf diesem Wege heimzubringen. Es war schon dunkler Abend, ein scharfer Nordost pfiff ihm auf seinem hohen Sitze um die Ohren und warf ihm den dürren Schnee wie spitze Hagelkörner ins Gesicht, als er am Fuße der erwähnten Anhöhe anlangte. Die Pferde fielen in Schritt und er selbst sprang vom Wagen, um sich durch die Bewegung des Gehens ein wenig mehr zu erwärmen. Sv hatte er mit seinem Gefährt die Höhe beinahe erreicht, als er plötzlich in seiner Nähe deutliches Aechzen und Wimmern vernahm und zugleich in dem neben der Straße hcrlaufendcn Graben eine mensch­liche Gestalt gewahrte. Er sprang hinzu

und erkannte beim Schein der Wagen- laternen in der hüflvs Daliegenden eine alte blödsinnige Fran aus seinem Wohn­orte. die, jedes Erwerbs unfähig, bei einer Hnndwerkerfamilie auf Kosten der Stadt untergebracht und Jedermann unter dem Namendie närrische Life" bekannt war. Kaum nothdürstig bekleidet, hatte sic sich wohl mit irgend einem undeutlichen Plan im Kopfe, wie ihn das schwache Gehirn solcher Menschen zuweilen gebiert, der Aufsicht ihrer Hausleute zu entziehen ge­wußt, war auf der Landstraße fortgegangen und hier vor Kälte und Erschöpfung nicder- gesunken.

Es bedurfte für Wenzel keines langen Bedenkens, um zu der Ueberzeugung zu kommen, daß er das halbnackte Weib hier nicht hülflos liegen lassen dürfe, wenn sie nicht über kurz oder lang dem Tode der Erstarrung anheimfallen sollte : zudem war er weichherzig genug, jedes Neben­menschen Noth wie seine eigene zu fühlen. Ohne weiteres Besinnen raffte er die Un­glückliche empor, hüllte sie in den Mantel, den er sich selber abgezogen, und schob sie in den zufällig ganz leeren Postwagen hinein; dann schwang er sich wieder auf den Bock und ließ die Pferde um desto rascher laufen.

Freilich fiel ihm jetzt schwer aufs Herz, daß er nun doch einenblinden Passagier" ausgenommen habe und was der Herr Postmeister wohl dazu jagen werde. Er wollte daher lieber am Stadtthor halten und dienärrische Life" dort absetzen. Das hätte aber erst recht auffallen und dann vielleicht zu falschen Deutungen An­laß geben können. So beschloß er denn, seinen Passagier getrost bis zum Posthause mitzunehmen. Vielleicht war ihm das Glück günstig, daß er seine Fracht unbe­merkt ansladen konnte; vielleicht war der Herr Postmeister auch gar nicht da, denn es war die Zeit, wo dieser nach dem Casino zu gehen pflegte, und mit den Herren Sekretairen hoffte er schon eher fertig zu werden; schlimmsten Falls aber war der Herr Postmeister ja doch auch ein Mensch, und er hatte trotz dessen Strenge und Bärbeißigkeit das Vertrauen zu ihm, daß er iu diesem Falle von der Dicnstinstruktion absehen und das Gebot der Barmherzig­keit gelten lassen werde.

In all diesen Voraussetzungen sollte sich aber Wenzel gar bald getäuscht sehen. Der Herr Postmeister hatte sich allerdings bereits zu seinem Abendausgang gerüstet, aber er stand noch in der Thür des Post- hauseS, als die Post vorfnhr. Seinem scharfen Blick entging das Fehlen des Mantels über der Jacke des Postillons nicht, und ein gewaltiger Schreck schlug dem armen Wenzel in die Glieder, als ihm beim Herabsteigen vom Wagen der gestrenge Herr mit den Worten entgegen­trat:Bist Du toll, Kerl, bei diesem Hunde­wetter in der bloßen Jacke zu fahren? Wo hast Du Deinem Mantel gelassen?"

Herr Postmeister ich habe ich konnte er liegt im Wagen", stotterte bestürzt der Postillon.

Im Wagen?" wiederholte im höchsten Staunen der alte Herr,zum Teufel, was soll der Mantel im Wagen?" und zugleich öffnete er selbst den Schlag desselben, um

sich von der Wahrheit des Gehörten zu überzeugen.

(Forlsctzuna fol»t.)

Leiden und Freuden eines De­tail listen. In ein während der Weih­nachtszeit sehr stark frequentirtes Schnitt- waarengeschüft trat ein biederer Landmann mit der Anfrage, ob auch rothes Tuch zu haben sei.Freilich", antwortete einer der im Geschäfte Angestellten und beeilte sich, Leiter auf und Leiter absteigend, ver­schiedene im obersten Gefache lagernde Stücke vvrznlegen, bis endlich das Paffende gefunden wurde.Wie viel darf ich Ihnen abschneiden", war die Frage.Net viel", replizierte der Kauflustige, dabei ein Püppchen aus der Hinteren Rocktasche her­vorlangend ,ich will das alte Bippche wieder in Reih' mache lasse, wcil's Christ­tag ist, und da fehlt mer a Stückelche roth Tuch for e neu Züngelche, das alte is nemlich verlöre gange." Das verblüffte Gesicht, welches der Geschäftsgehilfc machte, kann sich jeder selbst vorstellen.

Ein schwieriges Wort. A.:Sagen Sie mir doch, welches ist denn eigentlich oie technische Bezeichnung für die Breite der Sekundürbahnen?" B.: Ganz ein­fach: spurschmalig, nicht doch, schmurspalig, nein, nein! schmarspnlig, herrje! spar- schmulig, schmulsparig, spnlschmarig, schwur spar spul spal zum Kukuk, jetzt haben Sie mich ganz d'rausgebracht. machen Sie sich das Wort selber!"

Achtung! Hier werden die Haare III Treppen hoch geschnitten, Damen und Herren frisirt und rasirt; auch werden Schröpfköpfe gesetzt und zur Ader gelassen. Sollte geschlossen sein, so bittet man, von 98 zu läuten.

Schulze, Heilgehülfe.

Aus dem Referendar-Examen. Was ist Nies brauch, Herr Candidat?

Daß man Prosit sagt.

W ä LH s e c.

Die strengste Ordnung giebt mir Werth, Auch bin ich meist gewichtig;

Scheint manches hie und da verkehrt, Doch ist es für mich richtig,

Denn fest halt ich auf rechten Platz Und diesen aufgestellten Satz Will ich euch gleich beweisen:

Der Doktor folgt auf den Barbier,

Der Herr auf seinen Diener,

Dem Frohn der mächtigste Vezir,

Der Probst dem Kapuziner.

Man trifft den Herbst eh' als den Lenz August vor März, nach Conseqnenz Fällt Ostern nach Johannis;

Es geht der Fähnrich dem Major,

Der Knappe seinem Ritter Wie der Gesell' dem Meister vor Deni Pfaff' der Hochzeitsbitter.

Doch trifft auf so verkehrter Bahn Man viel bekannte Boten an,

Benützt sie nach Belieben.

Goldkurs der Staatskaffcnverwaltung

vom 8. Januar 1884. 20-Frankenstücke: . . . 16 12 L

Meltessungen auf den Knztßäler

könne» täglich bei allen Postämtern ge­macht werden.

Redaktion, Druck und Verla» von Jak. Meeh in Neuenbür».