Hin Dienstmädchen

für häusliche Geschäfte findet bis Lichtmeß einen guten Platz. Wo sagt die Exped.

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Ziehung im März d. I. mit Gewin­nen ans nur hervorragenden Jn- dnstriegegenständen des praktisch. Ge­brauchs empfehl. die Genernlagentnr: Eberh. Fetzer, Stuttgartjnnd die be­kannten Lvosagcntnrcn.

Nr. 66 des praktischen Wochenblattes für alle HausfrauenFürs Hans" (Preis vierteljährlich 1 Mark) enthält:

Ein Zufall. Der Kanarienvogel. Schöne und gescheidte Kinder. Der Umzug. Meine Wüsche. Warum mir mein Mann ein Mädchen hielt. Kinder-Lied. Kinderge­danken. Handarbeiten. Märchen­theater. Lispeln. Gesangschule. Lieder. Verwendung alter Klei­der. Der Füllofen. Fußboden­lack. Pomade. Blutflecken. Hartgewordene Gummigcgenstände zu erweichen. Birnen- und Tintenflecke zu entfernen. Zahnbürsten zu reinigen. Rothweinflecken aus weißem Atlas. Reinigen polirter Möbel. Oelfarbenflecke. Mit Oelfarben gestrichene Fußböden aufznfrifchen. Korallen zu kitten. Für die Küche. Silbenräthfel. Fernsprecher. Briefkasten der Schriftstelle. Der Markt. Anzeigen. Probenummer gratis in allen Buch­handlungen. Notariell beglaubigte Auf­lage 30,000. Wochenspruch:

Mit Gott fang' an,

Mit Gott hör' auf,

Das ist der rechte Lebenslauf.

Kronik.

Deutschland. Berlin, 7. Jan. Bei Sr. Majestät dem Kaiser findet heute Nachmittag ein größeres Diner statt, wozu Graf Moltke, die Minister v. Bötticher, v. Scholz, v. Schleinitz, die hier wohnenden Bundesraths- Bevvllmüchtigten, der bayrische, sächsische, württembergische Gesandte mit ihren Mili­tärattaches und der badische, hessische und mecklenburgische Gesandte geladen sind.

Der gegenwärtig im Reichsjustizamt zur Begutachtung vorliegende Entwurf eines Reichsversicherungsges etzes hat gegenüber den früheren Vorlagen zahl­reiche Abänderungen erfahren. Ob letztere sich auch als Verbesserungen erweisen, wird noch der Erörterung Vorbehalten sein. Jndeß ist zu hoffen, daß auf dieser Grund­lage eine Verständigung zu erreichen sein wird und damit Deutschland das Verdienst znfällt, zuerst diese wichtige. Frage zu einem Abschluß gebracht zu haben.

Ein letzter Brief Laskers. Es ist ein seltsamer Zufall, daß zu derselben Stunde, da Lasker in den Armen eines ihm fremden Mannes zu Newyork verstarb Samstag Morgens zwischen 78 Uhr

nach Berliner Zeit ein sechs Seiten langer Brief von seiner Hand eintras, in dem er einem nahen Anverwandten und intimen Freunde unter Anderem Fol­gendes schrieb: Sein physisches und geistiges Wohlsein sei dermaßen befriedigend, daß er schon seit langer Zeit kein solches Be­hagen empfunden habe. Er hoffe zuver­sichtlich , in völliger Gcistessrische und Munterkeit sein liebes Berlin wiederzu­sehen. Der Winter lasse sich so schön/ an, daß man sich in einen herrlichen! Sommermonat versetzt wähne. Er freue sich daher, einer milden Seereise entgegen zusehen. Doch wolle er an die Seereise gar nicht denken, denn er trage freudig und geduldig alle Fähriichkeiten und Widerwärtigkeiten der Reise, da sie ihn ja wieder dem Vaterlande zuführe."

Zu den erfreulicheren Erschei­nungen in dem Leben unserer akademischen Jugend gehört die neuerdings kräftig zu Tage getretene Bewegung, welche eine Reform in den Sitten, Gewohnheiten und Anschauungen unter den Studirenden an- strcbt. Unter den Fragen der Gegenwart gehören diejenigen des Unterrichts, der geistigen Erziehung und Bildung weitaus zu den wichtigsten; denn davon einzig hängt die gedeihliche Zukunft, das materielle Wohl und die sittliche Gesundheit der Nation ab.

Wie im modernen Staat die christ­liche Menschenliebe geübt wird, er­sieht man aus dem folgenden Beispiel. In Bautzen stand dieser Tage ein durch die Gesetze des 19. Jahrhunderts zumVaga­bunden" gestempelter Unglücklicher vor der Strafkammer. Johann Klotz weiß nicht, wann und wo er geboren ist, wer seine Eltern waren, welcher Religion er angehört: Seine Mutter starb früh, es war eine herumziehende Schauspielerin. Der Junge arbeitete bei einem Zimmermann, einem Abdecker, aber nie lange Zeit, weil stets die Polizei kam und Legitimation verlangte, die er nicht besaß. Jede Ge­meinde. sich vor Unterstützungen fürchtend, jagte den Burschen über ihr Weichbild sie hätte ja Schule uud Kostgeld bezahlen müssen. Die Polizei hetzte ihn, den aus­weislosen Flüchtling, durch ganz Mittel­europa ! Die Schweiz schickte ihn per Schub nach Baiern, dieses nach Preußen. Der Bursche war mittlerweile Mann geworden, er konnte nicht lesen, nicht schreiben, hatte nichts gelernt. Bon Preußen wurde er wieder per Schub nach Oesterreich, von da nach Rußlandverschickt". Endlich thaten sich in Licgnitz die Pforten des Zuchthauses für den halb zu Tode gehetzten Menschen auf, er fühlte sich wie im Himmel. Endlich ein Obdach, ein leibliches Essen und keine Polizei, keinen Schub. Die Straf­zeit verging, Klotz wurde entlassen. Sofort präsentirte man ihm den Befehl des Regierungspräsidenten, daß er nnverwcilt nach Oesterreich abznschicben sei. Das ge­schah auch prompt. Im September wurde bei Bischofswerda in Sachsen ein Bettler ohne Legitimation verhaftet, cs war Klotz. Es erfolgte seine Verurtheilung wegen verbotswidriger Rückkehr nach Sach­sen und Vagabondage! Selbst die Richter konnten sich des Mitleids nicht erwehren, als Klotz weinend angab, er sei ja nur nach Deutschland zurückgckommen, um end­

lich einmal zu erfahren, wo er denn eigent­lich hingchen solle. Hat Klotz seine Strafe im Bautzner Landgerichtsgefängniß ver­büßt, was wird dann?? Wird ihn die Verwaltungsbehörde wiederabschieben" und wohin? Nimmt sich Niemand des Hcimathlosen an? (S. S.)

Frankfurt, 5. Jan. Im Saale der Polytechnischen Gesellschaft fand heute Nach­mittag die zweite Generalversammlung des Deutschen Kolonial Vereins statt. Die Versammlung war von etwa 60 Mit­gliedern besucht, den Vorsitz führte Fürst von Hohenlohe - Langenburg.

Mainz, 5. Januar. A. Gögg, der sich 1848 in hervorragender Weise bei dem badischen Maianfstande betheiligte, zum Tode verurtheilt wurde, »ach Amerika flüchtete und seitdem dort gelebt hat, ist gestern mit seiner Tochter dahier einge­troffen.

Wintzig, 4. Jan. Bei dem Leeren des Briefkastens am hiesigen Pvsthause wurde eine ganz neue silberne Ankeruhr mit Goldrand und einem Zettel nach­stehenden Inhalts vorgefunden:Diese Uhr habe ich am hiesigen Jahrmarkt dem Herrn Walter ans Herrnstadt gestohlen. Das Luder geht aber nicht und ist mir auch zu Kroß. Bitte sie ihm zu geben und um Entschuldigung, daß ich Sie nicht eher gebracht habe. Ich habe keine Ge­legenheit. da ich in diesen Tagen meine Heimath verlassen. Eine ehrliche Diebin der Umgegend Wintzings."

Straßburg, 7. Jan. Wegen Ver­dachts der Ermordung des Apothekers Lienhardt sowie des Soldaten Adels waren mehrere Personen verhaftet, welche alle wieder in Freiheit gesetzt wurden. Am längsten traf diese Untersuchungshaft den Schuhmacher Halfinger, der auf Anzeige eines Kartenmädchens festgenommen wurde; er war der einzige, der jetzt noch wegen der traurigen Affäre in Verdacht stand. Auch gegen ihn hat die Strafkammer das Verfahren wegen mangelnden Beweises eingestellt. Er wurde am Samstag wieder in Freiheit gesetzt.

Pforzheim, 7. Jan. Mit dem I. d. Mts. hat die hiesige Stadt den Betrieb des in ihren Besitz übergegangenen Benckiser'schen Gaswerks übernommen.

Die Braumalzsteuer in Baden. Der Vorstand des badischen Brauerbundes hat die badischen Bierbrauer zu einer Ver­sammlung nach Offenburg eingeladen, auf welcher eine Petition an die zweite Kammer um Schutz gegen eine Steuererhöhung bei Einführung der Braumalzsteuer berathen werden soll. Nach dem den Ständen vor­gelegten Gesetzentwurf würde die jetzige Brausteuer um 1015 pCt. erhöht wer­den. (F. I.)

Württemberg.

Nach der Uebersicht im Gewerbeblatt für Württemberg Nr. 1. über die Visitationen der gewerblichen und Fortbildungsschulen, der Real- und Lateinschulen u. s. w. findet die Visitation des wissenschaftlichen Unter­richts an den gewerblichen Fortbildungs­schulen in Wildberg am 15. März, in Nagold am 17. März, in Altensteig am 24. März, in Wildbad am 31. März und in Neuenbürg am 1. April statt; Visitator für diese Schulen ist Hr. Pro­fessor Rettich in Calw.