am späten Abend, in dem Hause, in das noch heute Nacht der Tod kommen kann."
Die Spieler lachten beide frech.
„Wenn der Tod heute Nacht in das Haus kommt, alte Christine, so ist der Teufel ganz gewiß bei ihm; darauf kann Sie rechnen."
Die Magd wurde noch eifriger.
„Ihr seid ruchlose Buben, so von Eurem Herrn zu sprechen."
„Wie wir von ihm sprechen, so denkt Sie von ihm," wurde ihr erwidert.
„Seiue Gedanken hat der Mensch für sich."
-sie stritten nicht weiter.
„Wie geht es ihm denn jetzt?" fragte einer der Spieler die Magd. „Sie hat ja wohl vorhin den alten Daniel gesprochen?"
„Es geht ihm schlecht. Daniel meint, den morgenden Tag könne er schwerlich überleben."
„Und er verlangt doch nach keinem Doktor?"
„Er glaubt nicht an seinen Tod," antwortete die Magd.
Der andere Knecht aber sagte:
„Es ist der Geiz, der pure Geiz."
„Indessen," meinte sein Kamerad, „wer kann es wissen, ob ihm der Tod schon so nahe ist?"
„Er ist es! Glaubt mir!" versicherte die Magd.
„Und woher wußte Sie es so genau, Christine?"
„Der alte Rabe —."
Die Burschen lachten wieder beide.
„Ja, er hat den ganzen Tag geschrieen."
„Und," fuhr die alte Christine ernsthaft, fast feierlich fort, „immer in der alten Eiche, seinem Fenster gegenüber. Da muß er sterben."
„Von dem Geschrei des alten Raben nun wohl nicht."
„Ich sage Euch ja, Ihr seid freche Buben, die nicht an Gott und nicht an seine Gebote glauben."
„Aber was sagt Ihr denn dazu?" ries sie auf einmal.
Sie war erschrocken in die Höhe gefahren.
Draußen erhob eine Nachteule ihr widriges, melancholisches Klagegeheule.
„Hört Jhr's? Hört Jhr's? Wollt Ihr nun noch zweifeln? Das ist der gewisse Tod, das ist mehr als der Tod, das ist ein großes, schweres Unglück."
Das heisere Geschrei des nächtlichen Unglücksvogels hörte sich schauerlich genug an, in der späten Abendstunde; in der alten dunklen Stube, die mit ihrem niedrige» Gewölbe einem Keller glich; in der völligen Stille des Abends, die draußen herrschte.
Der eine der Knechte, der Gewinnende, schwieg; er dachte vielleicht daran, daß Glück im Spiele anderes Unglück bringen soll.
Der Zweite aber wollte sich auch durch das Geschrei der Eule nicht überzeugen lassen.
„Pah, Christine, alte Soldaten und alte Katzen haben ein zähes Leben, und alte Geizhälse können von ihrem Mammon nicht scheiden."
„Und ich sage Euch," blieb auch die Magd zähe, „es kommt noch heute Nacht der Tod in das Schloß, und ein schweres Unglück dabei."
„Und," mußte sie noch einmal erschrocken ausrufen, „da ist es schon! Hört Jhr's? Da geht Jemand! Heiliger Gott, wer kann das sein?"
Sie war aufgesprungen.
Die Knechte lachten lauter. Aber dann schwiegen sie. Sie horchten.
Man hörte draußen den Schritt eines Menschen. Er war im Hause. Er entfernte sich; er ging rasch. Er war verschwunden.
„Wer war das?"
„Der alte Daniel," meinte einer der Knechte.
„Es war sein Schritt nicht," sagte der andere.
„Und er ist allein oben bei dem Herrn. Wie sollte er ihn verlassen haben! Was könnte er hier unten gemacht haben?"
Man wußte es nicht.
„Sehen wir nach, wer cs war," sagten die Knechte.
An einem Nagel an der Wand hing eine alte Laterne.
In dem alten, dunklen Gemache war Alles alt, mit Ausnahme der beiden Knechte, die im ersten, kräftigsten Mannesalter standen.
Einer von ihnen nahm die Laterne, zündete sie an der Lampe an, sagte zu dem ander«:
„Gehen wir!"
„Und mich wollt Ihr allein lassen?" fragte ängstlich die Magd.
„Ihr könnt auch mitgehen."
Sie zog vor zu bleiben.
Die Beiden gingen.
Sie rückte dichter zu der Lampe, als wenn sie in dem helleren Scheine sicherer sei.
Die Tritte der Knechte verhallten draußen im Hause.
Die alte Magd, als sie sie nicht mehr hörte, mußte mit sich selber sprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Bestrafte Militärmusiker. Wir lesen in Schorer's Familienblatt: Gustav Adolf IV. von Schweden, der als Oberst Wasa in der Schweiz starb, war für den Schutz der theatralischen Kunst nicht sehr eingenommen: er überließ der Intendanz vollständig die Leitung der Hofbühne. Dieser stand ein alter Kavallerie-General vor, welcher allerdings mit militärischer Pünktlichkeit seines Amtes wartete. Unter anderem wird von diesem erzählt, wie er Militärmnsiker zur Aushilfe oder Vervollständigung des Opernorchesters kommandirt habe. Als er nun von seiner Loge ans sieht, wie die Militärtrompeter im Orchester, die Trompeten aufs Knie gestützt, stillsitzen und den Vorgängen auf der Bühne zuschauen, läßt er solche ohne weiteres in Arrest schicken. Nach verbüßter Strafe fragen die Trompeter an, weshalb sie bestraft worden, da sie sich durchaus keiner Schuld bewußt wären. Die Antwort lautet, daß sie stillgesessen nnd nicht, wie sie sollten, geblasen Hütten. Die Musiker erklärten, wie sie doch nur in den ihnen in den Stimmen vorgeschriebenen Pausen
nicht geblasen hätten, worauf dann der kategorische Bescheid lautete: „Die Trompeter werden nicht für die Pausen, sondern für das Blasen bezahlt."
Eine eigenthümliche Pflanze, eine wahre botanische Merkwürdigkeit, ist kürzlich in Europa bekannt geworden. Der Natnraliensammler Alphons Forrer in St. Gallen (Schweiz), der den meisten Entomologen rühmlichst bekannt ist, fand auf seiner kürzlich beendeten Durchforschung der Halbinsel Californien dieses sonderbare Pflänzchen, die Lelaginolla roäiviva. Diese Pflanze, von den Einwohnern „8i6NM-6 vivo" (Jmmerleben) genannt, wächst auf der Schattenseite der höchsten Berge jenes Landes. Beinahe das ganze Jahr hindurch bleibt dieselbe braun und vertrocknet. Höchstens drei bis vier Mal im Jahre, nur nach einem heftigen Platzregen, öffnet sie sich und grünt, um sich nach 3—4 Stunden vor der eingetretenen heftigen Sonnenhitze zu schließen. Dieser Prozeß der Natur läßt sich nachahmen. Wird die Pflanze in frisches, nicht allzu- kaltcs Wasser gelegt, so öffnet sie sich vollständig in der Zeit von 12 bis 36 Stunden und geht dabei vom Braun znm schönsten Grün über. So lange man die Pflanze im Wasser behält, bleibt sie grün und lebend, nur muß sie vom Wasser bedeckt sein. So wie sie herausgenommen wird, trocknet sie wieder ein und kann so Monate, ja Jahre lang gehalten werden, bis man sie dadurch, daß man sie ins Wasser legt, aufs Neue zum Grünen bringt. Nach Belieben läßt dieser Vorgang sich wiederholen. Wenn die Pflanze geöffnet ist, mißt sie 15 bis 17 Centimeter. Sie ist für Aquarien, Springbrunnen, Fischglocken u. s. w. sehr geeignet.
Komet. Der in dem Sternbilde des Schwans stehende Komet ist jetzt dem Auge als ein nebliger Stern 5. Größe sichtbar. Man erkennt ihn mittelst eines Opernguckers an seinem nebclartiqen runden Aussehen.
„Hier Arthur, sich Dir genau die Handschriften an, es sind Handschriften von lauter berühmten Männern.
„„Ja, Papa, warum muß denn ich so gemartert werden wegen einer schönen Schrift, die schreiben ja Alle miserabel.""
Der Bock alsGärtner. Die amtliche Säuferliste eines Ortes bei Bielefeld enthält nur einen Namen, und dieser eine Proscribirte ist, wie man in der „Vieles. Z." liest — der Polizeidiener.
Küchenkakender über Wild u. Fische.
Januar.
Gmpfehtenswerlh
und daher gesetzlich erlaubt: Schwarzwild. Rehwildpret vom Bock. Hasen. Auerhahn. Birkhahn. Wildenten. Krammetsvögel. Hecht. Aal. Karpfen.
Barben. Seefische.
Angefund oder unzeitgemäß
und deßhalb verboten:
Wildpret von Rehgaisen nnd vom Hochwild. Rebhühner. Salm und Forellen. Krebse.
Redaktion, Druck und Verlast von Jak. Meeh in Neuenbürst.