Der Bruder des Leichtsinnigen, ich muß es leider bekennen," entgegnete ich, aber ich werde über sein Betragen Auf­schluß fordern, verlassen sie sich darauf."

Als die Dame jetzt ihren Jrrthum er­kannte, sprang ihre fast strafende Härte in eine herzliche Offenheit um, und das junge Mädchen bat so anmuthig um Ent­schuldigung, daß ich mit der kleinen Ama­zone, die mir so keck den Krieg angekündigt hatte, rasch versöhnt wurde. Um ihren Fehler gut zu machen, lud mich die Mutter zum Besuch ein, und die Kleine setzte schalkisch hinzu,um bei einer Tasse Kaffee völlig Frieden zu schließen." Ich gab den Damen das Geleit bis an die Hausthür, sie baten noch einmal um einen Besuch und gingen hinüber.

Sonderbarer Zufall, daß ich in die­selbe Stadt kommen, dasselbe Zimmer be­ziehen mußte wie der Bruder! Und doch kein großes Wunder, da das gemiethete Quartier das einzige in der kleinen Stadt war, in dem cs sich behaglich wohnen ließ. Und Wernich, Wernich? Hieß nicht so mein alter Rath, der mir so viel zu schaffen gemacht hatte? Von meinen Wirthsleuten erfuhr ich, daß wirklich seine hinterlassene Familie mir gegenüber wohnte.

(Fortsetzung folgt.)

Geschichte von einem verschmitzten Wrisser.

Von Oberförster Heine mann.

(Schluß.)

Kurze Zeit darauf erscheinen beide Freunde wieder aus dem Wohngebäude. Der Jäger begibt sich nach dem Kahne, der Müller wünscht ihm nochviel Un­glück" auf den Weg und dann rudert das arme Opferlamm nach der Insel, steigt auf der, der Mühle zuliegendeu Seite aus und verfügt sich geräuschlos auf seinen Ansitz. Mit innigem Danke über die Zu­vorkommenheit seines Freundes setzt er sich auf den hergerichteten Platz) orientirt sich und mißt die Entfernungen mit den Augen ab. Darauf prüft er die Pfanne, ob auch genügendes Pulver auf derselben ist und schärft den Stein mit dem Finger­nagel, wie man es bei dem Feuerschlosse thun mußte, um keinen Versager zu haben.

Nun sitzt er da, eben so ruhig, wie eine Statue. Nichts rührt sich an ihm, nur die Augen spähen lebhaft umher. Jede Bewegung im Schilfe oder im Wasser, ob von einem Wasserhuhne oder Käfer her- rührend, unterzieht sich seiner Controle.

Es ist nach dem Untergange der Sonne die dem Jäger wohlbekannte Dämmerung eingetreten, bei welcher nach und nach die Umrisse entfernter Gegenstände verschwin­den und näher gelegene eine andere Ge­stalt annehmen. Der Mond erhebt sich, keine Wolke ist am ganzen Horizonte. Prächtig geht die Feuerkugel auf und sängt an die Röhre des Doppelzeugcs zu versilbern.

Da, nicht weit von dem Ansitze, höch­stens vierzig Schritte entfernt, wird es lebendig im Schilfe. Jetzt kommt die Otter; doch es wird wieder ruhig. Nach einigen Augenblicken dasselbe Geräusch. Es ist unverkennbar, dieselbe bewegt sich im Schilfe auf ihn zu und wird, wie er vermuthet hat, die seichte Stelle vor ihm

aufsuchen. Das Schilf theilt sich, und ein dunkler Gegenstand zeigt sich. Der alte Jäger macht sich fertig, den» nach etwa zehn Schritten hat die Fischotter eine Distanz erreicht, in welcher der Schuß sofort tödtlich wirken muß. Jetzt windet und sichert sie. Ja, ja, so machen es diese nächtlichen Räuber. Er bleibt wie ange­wurzelt sitzen. Eine kurze Wendung wird von ihr ausgeführt, und mit dem breiten Kopfe aus dem Wasser sich erhebend, nimmt sie die für ihn günstige Richtung. Nochmals tritt eine Zögerung ein, als ob dem Thiere die Nähe seines Feindes ahnte. Nun scheint die Otter das Feld gehörig aufgeklärt zu haben. Auf etwa acht Schritte ist sie herangekommen. Da hebt sich lang­sam das Gewehr. Eingedenk der Regel, in der Dunkelheit oder im Zwielichte feines Korn zu nehmen, läßt der Holz­förster das Köpfchen mit der aus dem seichten Wasser hervorragenden Blatthälfte aufsitzeu und hin fährt der feurige Strahl. Geblendet von demselben, strengt das Förstcrchen sein Gehör an. Keine Be­wegung, als Wälzen im Wasser re., machte sich bemerkbar. Noch ruhet der Pulver­dampf auf der Wasserfläche. Erst nach und nach lüftet sich der Schleier und wirklich, die Otter ist auf der Stelle ver­endet liegen geblieben.

Schnell also zum Kahne. Hiueinspringen und mit demselben um die kleine Insel stoßen ist das Werl eines Augenblickes, just, als ob der glückliche Schütze vierzig Jahre jünger wäre. Noch liegt die ver­endete Otter da. Der Holzförster gibt dem Kahne eine derartige Richtung, daß er beim Borüberfahren dieselbe ergreifen kann. Die Ruderstange hinwerfen und die seltene Beute erfassen, ist das Werk eines Augenblicks. Eben so schnell fliegt der ergriffene Gegenstand wieder über Bord, denn in seiner Hand hatte der Schütze ge­halten die alte abgelegte, ausOttern- sell gefertigte, ihm wohlbekannte Pelzmütze seines Freundes. Es war ihr letztes Debüt, denn durch den einzigen Schuß war sie in der schrecklichsten Weise hergerichtet. Stumm fuhr der alte Bursche zurück, lenkte jedoch sein Fahrzeug nicht nach der Mühle zurück, sondern stieg an einer entlegeneren Stelle aus, um nicht mit dem hinterlistigen Freunde heute Abend noch zusammenzn- treffen.

Erst nach seinem, ein Jahr später ein­tretenden Tode wurde diese Geschichte be­kannt. (Jllstr. Jagdz.)

Nochmal Kraut einzumachen.

Der ArtikelKraut einmacheu" in Nr. l70 und 171 dieses Blattes veranlaßt mich, meine Erfahrungen über diesen Gegen­stand mitzutheilen.

Seit zwanzig Jahren lasse ich mein Kraut ohne Salz cinmacheu, ohne jedoch dabei warmes Wasser anzuwenden. Erst wenn das Kraut eingepflanzt ist, wird so viel kaltes Wasser aufgegossen, daß es immer mit Wasser bedeckt ist. Stellt man dasselbe an einen kühlen Ort, so geht die Säuerung etwas langsam vor sich und dauert es wohl ö6 Wochen, bis das Kraut die gehörige Säure hat. Will man es früher haben, so muß das Gefäß an einen warmen Ort gestellt werden. Das

so eingemachte Kraut ist besser als das mit Salz eingemachte. Es ist weich, braucht wenig Zeit zum Kochen und da es keine Mineralsüurc, sondern nur natür­liche Säure hat, leichter zu verdauen, da­her besonders für einen schwachen Magen zu empfehlen.

Ich kann versichern, daß es nach obiger Behandlung sehr gut hält und mir in zwanzig Jahren noch nie nmgestanden ist.

_(20 Z. f. L. u. G.)

Apostelkuchen. Auf 2 Pfd. ganz trockenes, feines Mehl nimmt man l'/s Pfd. klar gewaschene, harte Butter, 1416 Eier, 23 Eßlöffel gut abgetropfte Weißbier­hefe, 34 Loth Zucker, Quart Milch und etwas Salz. Von dem vierten Theile des Mehls, der Hefe und etwas lauem Wasser bearbeitet man ein weiches Hefen­stück, und läßt cs an einem lauen Ort aufgehen. Dann wirke man von den übrigen Ingredienzien einen glatten aber nicht zu weichen Teig mit welchem nun das Hefenstück unter mancherlei Mani­pulationen in Verbindung gebracht wird, sodaß man den Teig mit den Handballen auseinander streicht, ihn wieder zusammen­wirkt, in Stücke zerreißt, über einander wirft, wieder zusammenknetet und tüchtig schlägt. Man läßt den Teig in einer Schüssel, leicht mit einer Serviette über­deckt, über 12 Stunden stehen, weßhalb man ihn den Abend vor dem Backen be­reiten muß. Am andern Morgen muß er seinen ersten Umfang beinahe um zwei Drittheile überstiegen haben. Man drückt ihn jetzt nochmals breit aus einander, überschlügt ihn wiederum noch einige Mal, und läßt ihn noch einige Zeit ruhig stehen. Zunächst gestaltet man, mit Zurücklassung eines geringen Theils, ihn zu einer brod- artigen Form (oder gibt ihm eine Cylinder- form), drückt in der Mitte eine Vertiefung und setzt hierher, nachdem mau den Kuchen mit Ei bestrichen hat, den zurückbehaltenen, etwas spitzig zusammeugerollten Teig, schneidet ihn an den Seiten zwei Finger breit von einander verloren ein, bestreicht das Ganze noch einmal mit Ei und bäckt den Kuchen mindestens 1'/» Stunden in ausdauernder, mäßiger Hitze. Hat man von dem angegebenen Quantum zwei mittelgroße Kuchen gestaltet, so verkürzt sich die Backzeit n atürli ch um etwas.

Mittel gegen Roth lauf. Ein Gutsbesitzer aus der Stuhmer Gegend hat auf den Rath eines Apothekers seinen an Rothlauf erkrankten Schweinen Salicyl mit Roggenmehl zu Latwerge gemischt eingegeben und von 50 Stück nur 1 ver­loren. Für die erkrankten Thiere wurde ein Theelöffel voll, für die gesunden eine Messerspitze Salicyl angewendet. Wir verfehlen nicht, dieses anscheinend vor­treffliche Heilmittel, welches auch bereits in einigen andern Fällen dieser gefähr­lichen Seuche gute Dienste geleistet haben soll, mitzutheilen.

Zur Empfangnahme und Uebermittlnng

von Beiträgen für die

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die Redaktion des Knzthälers.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.