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Ach was ist's, liebes Weibchen! ist ein Unglück geschehen, daß ich dich so betrübt finde. Ja, ein Unglück hat mich betroffen, ich vermag es aber nicht zu nennen. Dein Abendessen steht bereit; ich finde mich sehr unwohl und begebe mich gleich zur Ruhe," und so that sie auch und verschwand. Das Essen blieb unberührt; mit großen Schritten maß der bestürzte Mann seine Stube! grübelte und grübelte über das Benehmen seiner Frau und konnte keine Aufklärung dafür finden, außer, was er nicht auszu- sprecheu, nicht einmal zu denken vermochte; sie wird doch nicht geisteskrank sein!"

Unter den düstersten Gedanken legte er sich endlich zu Bett. Am Morgen glaubte er einen schweren Traum gehabt zu haben, er war sich darüber förmlich unklar, als er jedoch in's Wohnzimmer trat und seine Frau anblickte, überzeugte er sich, daß es kein Traum gewesen, son­dern Wahrheit und mit seiner Frau eine sehr traurige Veränderung vorgegangen war, sie sah ihn kaum an und verrichtete stillschweigend ihre häuslichen Arbeiten. Beim Frühstück wurden kaum einige Worte gewechselt und ein kaltesAdieu" wurde ihm, als er sich schweren Herzens auf sein Bureau begab. Sein Ehehimmel war bis jetzt ohne Wolken gewesen, sie liebten sich Beide so innig und nun diese unerklärliche Veränderung!

(Schluß folgt.)

Geschichte von einem verschmitzten Müller.

Von Oberförster Heinemann.

Der Fischotterstand.

Ein alter Müller, welcher es liebte, seine Mitmenschen gern anzuführen, er­hielt täglich Besuch von einem etwas älteren Holzförster. Dieses kleine Kerlchen, weit unter Mittelgröße, war seines Alters wegen fast von allen Dienstgeschäften dispensirt. Man schlepvte ihn einfach durch, den alten gelernten Jäger. Nur in den Vormittags­stunden besuchte er noch die nächstgelegenen Theile des Reviers, verfehlte dabei nie, sich bei seinem Freunde, dem Mühlcn- besitzer einzufinden und mit diesem das Frühstück gemeinsam zu verzehren. Es schwatzte sich dabei so schön bei den Er­innerungen aus der Jugendzeit.

Ich sehe ihn noch, den alten Collegen in seinem grünen Uniformsfrack, langen gelben Gamaschen, eng anliegenden Beinkleidern und dem zu jener Zeit üblichen Hasen­sarge an der Seite, welcher etwas Munition und das Frühstück barg.

Eines Morgens wird dem Müller hinterbracht, daß eine Fischotter an dem vor der Mühle belegenen Teiche gesehen worden sei. Kaum kann er die Zeit er­warten, wo der Holzförster antreten muß. Bei seinem Erscheinen macht er ihm so­fort Mittheilung und bittet denselben, sich doch nach dem, seinen Fischteich schädigen­den Thiere anzusetzen. Holzförsterchen verspricht natürlich sich Abends cinzufinden und auf der in der Mitte des Teiches be­findlichen Insel dem Fischräuber aufzu­lauern. Man kommt dahin überein, im Lause des Tages durch den Lehrburschen eiu hübsches bequemes Plätzchen zurecht machen zu lassen, damit der alte Freund

behaglich sitzen und bei dem Vollmonde lange ausdauern kann.

(Fortsetzung folgt.)

Die Bienenfütterung im Herbste.

Im Frühjahre füttert man allgemein die Bienen, im Herbste selten; in dem diesjährigen Herbste sind wir wieder ein­mal zum Füttern gezwungen, denn der beklagenswerthe Zustand, in welchem wir die Bienen im Frühjahr fanden, ist den Sommer über des ewigen Regens halber derselbe geblieben. Die alten Stöcke haben kaum für Wintervorrath sorgen, Schwärme kaum rhr Leben erhalten können; letztere sind jetzt schon beinahe ohne Vorrath und wir müssen an's Füttern denken. Wenn meine Collegen denken, das sei zu theuer, so hoffe ich sie eines Besseren zu belehren. Im Verein mit mehreren Fachmännern habe ich einen künstlichen Honig bereitet, und das Füttern der Bienen mit demselben hat sich durchaus bewährt. Man nehme zu einem Futter von 3 Pfd., welches für einen schwachen Stock hinreicht, l'/r Pfd. Farinzucker, '/« Pfd. gutes Weizenmehl, '/i Liter frische Milch, '/i Liter Wasser, vermische es gut miteinander und koche es so lange, bis es ungefähr 3 Pfd. wiegt. Sind leere Waben vorhanden, so wird die Masse, wenn sie abgekühlt, darauf ge­gossen; hat man keine leere Waben, so thut man die Masse in ein leeres Gefäß, welches dann mit Stäbchen oder Stroh­halmen belegt wird, damit die Bienen sich darauf halten können, und setzt das Ge­fäß unter den Stock. Die Bienen werden sich dann gleich emsig an die Arbeit machen, um ihren Wintervorrath einzutragen. Haben sie eine Schüssel geleert und man ist nicht fest überzeugt, daß sie durch­wintern, so gibt man noch etwas, denn dafür lohnen sie im nächsten Jahre. Mcirie Collegen, welche mit der Fütterung einen Versuch machen wollen, bitte ich, sich bald daran zu begeben; denn jetzt, wo die Witterung noch günstig ist und die Bienen noch etwas Tracht haben, vermischen sie beides miteinander, was sehr vortheilhaft ist. Nach der Fütterung müssen alle Spalten sorgfältig verstrichen werden, da» mit den Bienen nichts geraubt wird oder die Motten sich einschleichen; dann bedarf der Stock keiner weiteren Pflege bis zum nächsten Frühjahre. Noch auf eins will ich meine Collegen aufmerksam machen. Den Stöcken, welche Borrath besitzen, darf man denselben nicht nehmen. Der kalten Witterung wegen haben die Bienen ihren ganzen Bau zum Winter vorbereitet und durch jede Störung kommen sie sehr zurück. Es ist sogar rathsam, Stöcke, welche mehr als ihren Winterbedarf eingetragen haben, ungestört stehen zu lassen; denn man findet den Honig im Frühjahr ebenso frisch und gut, wie jetzt, und wir wissen ja noch nicht, wie das Frühjahr ausfallen wird. Ich habe in meiner Zucht hauptsächlich Kappenstöcke, von 68 habe ich nun nur 7 Kappen gebrochen, die übrigen lasse ich bis zum Frühjahre unversehrt; die Bienen haben ihren Bau zum Winter vorbereitet und ich vermeide jede Störung.

Ein Bienenvater.

(Flensburger Nachr.)

Das Sterben nach Stand und Charakter l des Menschen.

Der Krieger geht zur großen Armee, ! der Seemann segelt ab, der Diener geht zum Herrn und der Fromme segnet das Zeitliche. Der Höfliche sagt der Welt Lebewohl, der Kaufmann und der Wirth schließen ihre Rechnungen ab und dem Laternenanzünder bläst der Tod das Licht aus, der Müde legt sich zur Ruh, der Fleischer geht den Weg alles Fleisches, der Kämpfer kämpft den letzten Kampf, der Läufer vollendet seinen Lauf und dem Neugierigen drückt der Tod die Augen zu.

Kinder werden unter die Engel aus­genommen, die Juden sitzen in Abrahams Schooß, Ungläubige müssen ans Sterben glauben. Der Gelehrte gibt seinen Geist auf, der Unglückliche haucht seinen letzten Seufzer aus, dem Apotheker hilft kein Kraut mehr, dem Arzte ,thuu die Zähne nicht mehr Weh, der Feinschmecker muß Erde kauen, und der Schnitter hat ins Gras gebissen. Der Flötist hat aus dem letzten Loche gepfiffen, dem Nachtwächter hat die letzte Stunde geschlagen, der Schwätzer ist ein stiller Mann geworden, und dem Uhrmacher ist die Uhr abge- ; laufen. ;

Sterben heißt beim Schiffer in den Hafen der Ruhe einlaufen, beim Schläfrigen die Augen schließen, beim Trinker in den - letzten Zügen liegen. Die Waschfrau hat ausgerungen, der Adelige ist zu seinen Vätern versammelt worden, der Fuhrmann hat das Fahrgeld entrichtet und fährt ab, und der Todtengräber sinkt in die Grube.

Höre mal Hersch, sagt der Jtzig, man sieht Dir's schon an, daß Du gehörst zu die Jägerei.

Wo so?" antwortet der Hersch.

Hersch, haist Du, in die Jäger­straße wohnscht Du, wie'n Fuchs siehst Du aus und n Hund bist Du."

No, wenn ich auch bin ein Hund, da bin ich doch nicht Dein Hund, denn da wär ich ja n Schweinehund!"

Sprach's und schlug sich seitwärts in die Büsche. (Jll. Jagdz.)

Die beste Kuh. Ein Milchmann wurde in der Nacht von einem boshaften Nachbar mit der Schreckensnachricht aufge­weckt, daß seine beste Kuh in Gefahr stände zu ersticken. Sofort sprang er aus dem Bette, dem Thier zu helfen. Als er aber in den Stall kam, fand er es ganz ge­sund: dagegen stak eine dicke Rübe in der Brunnenröhre.

Zeitgemäße Frage.Gnädige Frau, ich erlaube mir, Ihnen hiermit meinen Vetter, evangelischen Candidaten der Theologie vorzustellen."Freut mich sehr; welche Lutherschrift haben Sie geschrieben?""

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