532

Ich begegnete ihr vor einigen Tagen, als sic an der Seite ihres Mannes von dem Grabe des tobten Freundes kam, das sie mit frischen Blumen geschmückt hatte. Sic trug ans dem Arme einen allerliebsten Jungen und sah selbst noch ganz mädchen­haft aus. Ich blieb vor ihr stehen, streichelte dem Jungen die Wangen und fragte:Wie heißt der Kleine?"

Und sie küßte das Kind und sagte: Alexander."

Historische Erinnerung an die Bartholomäusnacht.

24. August. 1572.

(Schluß.)

Der Herzog Heinrich von Guise dringt in seinen Palast und während er selbst im Hofraum wartet, eilen seine Leute in das Schlafzimmer des Greises. In einem Lehn­stuhl sitzend empfängt Coligny die mit ge­zückten Schwertern gegen ihn anstürmenden Mörder mit den Worten:Sollte mein graues Haar Euch nicht Ehrfurcht gebieten? Aber thut nach Gefallen, Ihr könnt mein Leben nur um wenige Tage abkürzen." Von Schwertern durchbohrt, wird er zum Fenster hinausgestürzt, wo er auf dem Steinpflaster des Hofes, zu den Füßen seines Todfeindes, Heinrichs von Guise, seine edle Heldenseele aushaucht mit den Worten:Ich hätte doch wohl wenigstens verdient, von den Händen eines Edel­manns zu sterben." Heinrich aber trat ihn mit Füßen und ein Italiener schlug ihm den Kopf ab, welcher der Königin überbracht und von derselben einbalsamirt dem Papst nach Rom überschickt wurde. Drei Tage ward der Leichnam Colignys der Wuth des Pariser Pöbels preisgegeben, an den Galgen gehängt und dann erst begraben. Aber noch pöbelhafter erscheint das Benehmen des Königs Philipp von Spanien, der bei der Kunde von diesem Hugenottenmord in ein rohes Gelächter ausbrach, noch pöbelhafter die teuflische Freude des Papstes, der ein feierliches Herr Gott, dich loben wir!" anstimmen ließ. Und Karl IX. das willenlose Werk­zeug in der Hand seiner Mutter, fand, als die Mordjagd erst im Gange war, selbst Freude daran, aus den Fenstern seines Palastes auf die flüchtigen Hugenotten zu schießen.

Nur wenige entrannen dem Blutbad, das sich nicht allein auf Paris beschränkte, sondern in Folge königlicher Befehle auch in den Provinzen nachgeahmt wurde, so daß am 24. August 1572 und den folgen­den Tagen Tausende hingeschlachtet wurden, deren Blut zum Himmel schrie und Fluch und Verderben auf Frankreich und seine Herrscher herabgerufen hat. Wie viel Opfer in diesen Tagen gefallen, hat nie festge­stellt werden können, das Wahrscheinlichste ist, daß in Paris ungefähr 2000, in den Provinzen 30,000 Hugenotten umgebracht sind; es ist dies die niedrigste Angabe, andere Berichte sprechen von 50, ja von 100,000 Opfern.

Coligny war todt, der Hugcnotten- mord gelungen, aber Segen hat diese That weder Karl noch Katharina gebracht, nicht einmal einen äußern Erfolg. Die Sache des Protestantismus war damit nicht unter­

drückt, wohl aber war das Haus Valois eine Unmöglichkeit geworden. Am schwersten fühlte der junge König die blutige Schuld des 24. August 1572. In wüsten Träumen verfolgten ihn die Schatten der gemordeten Hugenotten. Bleichen Antlitzes sah man ihn oft in der Nacht in den Räumen seines Schlosses umherirren, Ruhe suchend und keine Ruhe findend. Er war zu einem Verbrecher gemacht, ohne die Kraft, die Folgen seines Verbrechens zu tragen. So siechte er an den Qualen des Gewissens dahin, er, der vom Papst den Namen trug:der allerchristliche König." Noch waren keine 2 Jahre seit der Pariser Bluthochzeit vergangen, da starb er ver­kommen und gebrochen an Leib und Seele.

Katharina hat ihn noch lange über­lebt, aber das Ringen ihres ganzen Lebens, unumschränkte Herrschaft nicht erreicht. Sie siarb, nachdem sie noch Jahrelang ihr Jntriguenspiel mit wechselndem Glück ge­führt, im Jahr 1580, voll Gram und Enttäuschung und wenige Monate nach ihrem Tode fielder letzte Valois, Heinrich III. unter dem Dolch des Dominikaners Jakob Clement.

Me Landwirtschaft und die Jagd.

(Aus dem Württ. Wochenblatt f. Landwirthschaft.)

(Fortsetzung.!

Unerwähnt kann nicht bleiben, daß der wilde Jagdbetrieb dem Proletariat ein be­trächtliches Contingent lieferte. Manche wenden hiegegen ein, diese Mißstände wür­den von selbst ihr Ende gefunden haben, weil bei Mangel an Wild die Jagdlust aufgehört haben würde. Diese Meinung ist irrig. Vollständig ausrotten läßt sich das Wild nichr und so lange nur noch hie und da ein Exemplar desselben zu sehen wäre, würde dasselbe mit demselben Eifer verfolgt, wie eine Mehrzahl; Beispiele in andern Ländern erhärten diese Thatsache.

Aufgabe einer weisen Gesetzgebung ist es, die Landwirthschaft in der Art in Schutz zu nehmen, daß die Felderzeugnisse möglichst bewahrt werden und die Aus­übung der Jagd an Personen gelange, von denen Garantie gegen Ausschreitungen verlangt und gewährt werden kann, unter Ausschluß von Leuten, denen diese Garantie zu leisten nicht möglich ist, oder bei denen die Ausübung eines Jagdrechts bedenkliche Folgen für ihre Lebensverhältnisse be­fürchten läßt, anderntheils aber hat der Jagdinhaber, sei er dies nun als Grund­besitzer oder Pächter, das Recht, zu ver­langen, daß ihm der Anspruch an das im bezüglichen Territorium befindliche Wild gewahrt und ihm die Ausübung der Jagd nicht erschwert werde, soweit nicht die Rücksicht auf Bodeneultur Beschränkungen nöthig macht.

Diesen beiderseitigen Forderungen ge­recht zu werden, wurde das derzeit in Württemberg in Kraft stehende Jagdgesetz zu Stande gebracht. Wer die Verhand­lungen hierüber bei den Landständen kennt und den Inhalt dieses Gesetzes vorurtheils- los prüft, wird zugeben, daß die For­derungen des Interesses der Landwirthschaft genügend berücksichtigt sind und diejenigen der Jagdberechtigten nur insoweit, als

keine Beeinträchtigung jener hieraus ent­stehen konnte.

Was die materiellen Ergebnisse be­sagten Gesetzes anbelangt, so sind die Wild­schweine der völligen Vertilgung preisge­geben, wie denn auch solche nur noch als einwandernde Gäste hie und da erscheinen, das Hochwild ist nur noch spärlich vor­handen und der Rehstand in den meisten Gegenden ein geringer, an Hasen existirt auch keine verderbenbringende Menge. Be­züglich letzterer ist zu bemerken, daß dem armen Lampe manches Vergehen zur Last gelegt wird, das von andern begangen wurde: mancher Güterbesitzer schimpft über Hasenfraß, wenn an seinem Klee ein Streifen fehlt, den eine vorüberziehende Schafheerde sich behagen ließ, während der Schäfer zufällig auf die andere Seite gesehen hat, oder wenn im Winter die Rinde an jungen Bäumen benagt angc- troffen wird, wobei freilich der Sachkundige den Schafbiß wohl von dem des Hafen zu unterscheiden vermag.

(Schluß folgt.)

Man hört immer viel Rühmliches von derFindigkeit" unserer H.H. Postbeamten. Nicht immer aber lauft es so glatt ab, weil sie nicht auch zugleich allwissend fein können, wie folgendes Posthistörchen zeigt, bei dem wir die Namen weglassen: An einem Postschalter wird ein Brief aufgegeben mit der AdresseAn N. N.

Hausknecht in G.in der

Türke y." Wer aber dort nicht zu finden war, das war weder der Ort noch der Adressat. Nach einiger Zeit kommt also der Brief an den Aufgabeort wieder zurück und gelangt schließlich doch noch an die richtige Adresse. In dem genannten

G.ist nämlich ein Gasthof der

zum Cvnterfei einen Türken und die Auf­schrift führtzur Türkey". In diesem Gasthof ist auch ein Hr. Hausknecht, für den von feinen Angehörigen fragl. Brief mit obiger Adresse bestimmt war. Der naive Briefschreiber war mit seiner schlauen Zeilcnstellung die Ursache, daß sein Brief erst den Weg weit hinten nach der wirklichen Türkey durchwanderte, ehe er an den erstaunten Adressaten in Schwaben bestellt werden konnte.

Bei einer Volksversammlung. Volksredner: Also ihr Herren, wer für den Candidaten Schmiedle ist, der trinke mit mir auf sein Wohl! Michel: Du Hans, was thunt denn miar? Hans: No miar trinket eben n au' und thunt no, was mer went! (Schalk.)

Aus einem amerikanischen Städtchen erzählt man sich eine lustige Geschichte. Am Telephon sitzt ein Papagei und schreit aus Leibeskräften. Auf der andern Seite wüthet und tobt der Beamte der Central­station und die beiden können natürlich nicht mit einander in's Reine kommen.

Aus der Sprechstunde. Doktor: Sie bekommen zehn Pulver, alle zwei Stunden eines, und fangen morgen früh nüchtern an, einzunehmen. Patientin (unter der Thür): Herr Doktor soll ich das zweite Pulver auch nüchtern nehmen?

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.