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lich ein vorsichtiges Pochen der Dienerin sie aufschreckte und Amsler nun leise davou- schlich.
Draußen war es finstere Nacht. Der Offizier tappte, von der Zofe Claras geführt, durch den Garten, und erst als er sich wieder auf der freien Straße befand, schöpfte er tief Athem! er hatte sich auf dem Grund und Boden des Grafen von einer bangen Sorge bedrückt gefühlt.
Die Comtesse wartete noch auf ihr Mädchen und als dieses endlich erschien, begab sie sich zur Ruhe, in ihrem jugendlichen Herzen glimmte ein Funken von Hoffnung fort auf eine schöne, glückliche Zukunft.
II.
Mehrere Tage waren entschwunden seit den im vorigen Capitel geschilderten Vorgängen; die Liebenden hatten sich allabendlich ein Stündchen gesehen und gesprochen, und da sie bisher vor jedem Unfall bewahrt geblieben, waren sie nach und nach mit einer gewissen Sorglosigkeit dein Rendezvous entgegen gegangen, ja, Clara, mit ihrem lebensfrohen Sinn, der nur durch den Kummer über die Strenge des Vaters, mit welcher er den jungen Offizier verdammte. niedergedrückt werden konnte, begann immer fester zu hoffen, daß es dem thatkräftigen Geliebten ganz gewiß gelingen werde, sie auf ewig an sich zu bindeu, und sie war ja bereit, ihm zu Liebe Alles zu wagen, ja im schlimmsten Falle selbst den Eltern zu trotzen, um die Seine zu werden. Auch heute erwartete sie ungeduldig den Abend, der sie mit dem Gegenstand ihres Sehnens vereinen sollte; der Tag verstrich ihr im Schneckengange, sie fand bei keiner Beschäftigung Ruhe, und selbst als die Mutter, eine stolze und herrschsüchtige Dame, sich längere Zeit mit ihr über die letzten Vergnügungen des Winters unterhielt, schweiften ihre Gedanken beständig zu Amsler hinüber, so daß die Erstere ihr mehrmals Verweise über ihre grenzenlose Zerstreutheit machte.
Zwischen Clara und ihrer Mutter bestand nicht ganz ein so inniges Verhältniß, wie man dies sonst gewöhnlich in den Häusern gebildeter Menschen zwischen Müttern und Töchtern findet: die Frau Gräfin Roslawska war eine echte Polin mit Leib und Seele; sie besaß all die Vorzüge vornehmer polnischer Damen; aber auch ihre Fehler nahmen sie gefangen, und unter diesen ist einer der größten die geringe Fürsorge in der eigenen Familie; die polnische Mutter überläßt die Pflege und Erziehung der Kinder gar zu gern fremden Menschen; dadurch fehlt dem Verhältniß zwischen ihr und ihren Sprößlingen häufig die Herzlichkeit, welche man in deutschen Häusern überall wahrnimmt.
Dessen ungeachtet verehrte Clara ihre Eltern sehr; aber sie trug in allen Dingen einen Anstrich von eigenem Willen und großer Selbstständigkeit zur Schau.
Unzufrieden miteinander hatten sich Mutter und Tochter getrennt, die Erstere war zu dem Gatten gegangen, um sich von diesem unterhalten zu lassen, während Clara jetzt in dem Gärtchen promenirte und zuweilen sehnsüchtige Blicke nach der Stadt hinüberwarf.
Etwa ein Viertelstündchen mochte sie im Freien zugebracht haben, als die Gartenpforte sich öffnete und der Geistliche, Herr Lucius, vor ihr erschien.
Der Pater Lucius stammte aus dem Innern des Königreichs Polen, war aber vor langen Jahren nach Frankreich gegangen und hielt sich nur vorübergehend in G.— auf. Da er aber die Mutter Claras von Jugend auf kannte, hatte er leicht Zutritt in das gräfliche Haus gefunden, um so eher, als die Frau Gräfin eine eifrige Katholikin war und viel auf den geistlichen Stand hielt.
Unser Pater war ein kleiner, untersetzter Mann, nicht gerade mit übermäßiger Gelehrsamkeit ausgestattet, aber voller Verschmitztheit und großer Fürsorge für das Seelenheil Anderer! — er erschien als ein sehr frommer Mann, wenigstens wußte er all seinem Thun den Anstrich zu geben, als geschehe es im Namen und zur Ehre Gottes; kriechende Demuth gegen Hochgestellte und pfäffischer Dünkel der armen Bevölkerung gegenüber waren bei ihm an der Tagesordnung. Sein Aeußeres hatte viel Abstoßendes. Struppiges Haar bedeckte sein Haupt, ein paar kleine, graue Augen rollten beständig spähend im Kopfe umher, ein großer, unschöner Mund zog sich fast von einem Ohr zum andern, und eine kupferrothe Nase vollendete den Eindruck der Häßlichkeit.
Dessenungeachtet war er bei dem Grafen und seiner Gemahlin beliebt, fungirte er doch als Diener Gottes und diese werden von jedem guten Katholiken hoch verehrt, ja, die niedere Bevölkerung beugt voll Ehrfurcht die Kniec vor ihnen.
Clara schien durch die Ankunft des Geistlichen durchaus nicht beglückt, ihre Ansicht über ihn hatte sich in den letzten Tagen merklich verändert, ein Zucken um ihren Mund konnte wohl gar als ein Zeichen der Verachtung gedeutet werden. Dessenungeachtet begrüßte sie den Pater mit der üblichen Formalität.
(Fortsetzung folgt.)
Das Mittel meer tritt immer mehr zurück. Das ist eine Thatsache, Welche in der cisalpinischen Presse ein lautes Echo findet. Bekanntlich ist Venedig in Gefahr, seine Lagunen ebenso verschwinden zu sehen, wie früher die von Adria verschwanden. Adria war früher ein blühender Hafen — ja das Meer empfing von ihm den Namen — und heute liegt es
20 Leguen davon entfernt. San Marco wird eines Tages demselben Loos verfallen. Zur Zeit Strabo's war Ravenna ebenfalls ein Hafen, und heute liegt cs eine Meile landeinwärts. Seit 1804 sind die Meeresufer an der Po-Mündung um 12 Kilometer zurückgetreten. Auch Pisa blühte im Mittelalter als Seestadt; jetzt liegt es mehrere Kilom. landeinwärts.
Als Curiosum wird der Ruhrztg. mitgctheilt, daß eine Gemeinde in der bayerischen Pfalz ihre vacante Lehrerstelle mit einem „vieh- und kinderlosen Lehrer" zu besetzen wünscht! Dem Ausschreiber der Stelle könnten einige weitere Jahre auf den Schulbänken gar nicht schaden.
Zwei Heumacher aus Fulda unterhielten sich beim Mähen, wie doch in der Welt die Gaben ungleich ausgetheilt seien. „Ich wollt' ich war' e Kaiser", sagte der Eine. „No Henner, was theste dann do mache?", fragte der Andere. „Ich", sagte Henner, „ich thet mich uff de Heiboddem leje un Tubak kaue."
Diplomatie. Jetzt. Vetter Christel, sag' auch Dein' Ansicht in der Sach' mit unserm neue Bürgermeister.
Ja, sichst de, Hans Jakob, was das betrifft, so sag i net so und sag net so, denn thät i s o sage oder s o, so könnt später einer kommen und könnt sagen: i hätt so g'sagt oder so, und könnt mir Ungelegeheite mache.
Aufbewahrung der Petroleumlampen. Prof. R. C. Kedzie in Michigan weist nach den „K. Ber." darauf hin, daß gereinigtes Petroleum durch Einwirkung des Sonnenlichts sehr rasch verdirbt. Es wird dadurch die Bildung einer theerartigen Substanz vermittelt, welche im Oele gelöst bleibt und demselben eine gelbe Färbung crtheilt. Versetzt man solches Oel mit einer geringen Menge Schwefelsäure, so scheidet sich ein schwerer, theerartiger Niederschlag aus. Alles Petroleum, welches dem Sonnenlichte längere Zeit ausgesetzt war, brennt schlecht, deshalb sollten Petroleumlampen, während sie nicht im Gebrauch sind, im Dunkeln stehen.
Auflösung des arithemische» Räthsels in Nr- 96.
Paukfest hat 7. Strambach 8, Kneipviel 9 Seidel getrunken; Paukfest 6, Strambach 13 und Kneipviel 5 Seidel zu zahlen.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.