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18. Amts-
Md AnzeigeölaLL für den Aszirk Kal'w. 73. Jahrgang.
«rschrint Dienstag», D,nnerit»gs und Samstags. Dt» VtnrükkungSgebühr ««trüg» i« Bezirk und in nächster Umgebung « Psg. die Zeile, «etter »ntsernt 12 Pfg.
Samstag» des Io. Aebruar 1900.
Vierteljährlicher Abonnementipret« in der Stadt Mk. l.ia ins Haus gebracht, Mk. 1. IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. 1. SS.
A«ttiche Aekauutmachnuge«.
Die K. Dfarramter
welche den mit Erlaß vom 9. v. Mts. (Wochenblatt Nr. 6) einverlangten Bericht über die in ihren Gemeinden befindlichen taubstummen und bliude« Kinder noch nicht eingesandt haben, werde» veranlaßt, diesen Bericht bezw. Fehlanzeige je abgesondert alsbald vorzulegen.
Calw, den 7. Februar 1900.
K. gem. Oberamt. Voelter. Schmid.
Bekanntmachung.
In Oberschwandorf, Ettmannsweiler, SimmerS- feld, Fünfbronn, ist die Maul- und Klauenseuche aus« gebrochen.
Nagold, den 7. Februar 1900.
K. Oberamt. Schüller, Amtm.
Ais HrLsbeHöröen der Gemeinden des Verbands der Schwarzwaldwasser- Versorgung werden hiemit benachrichtigt, daß di« bestellten Feuerwehr - Ausrüstuugs - Gegeustäude der Firma Weißrnburger u. Comp, in Cannstatt zur Lieferung übergeben worden sind.
Di« Schmierböcke wollen bei Wagnern im Bezirk bestellt werden.
Die Feuerwehr - Justruktions - Büchlei« sind gegenwärtig nicht mehr vorrätig und kann deren Beschaffung erst später vermittelt werden.
Die Verles- und Rapportbücher werden gleichfalls erst später geliefert werden.
Calw, den 8. Februar 1900.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung.
In der nächsten Zeit wird im Stadtwald von Zavelstein Holzfällung vorgenommen werden, es ist daher die Strasse von Teiuach bis Röthenbach- Zavelsteiu mit Vorsicht zu befahren und zu begehen. Calw, den 9. Februar 1900.
K. Oberamt.
Voe lter.
Die Oetskehoede«
werden beauftragt, dafür Sorge zu tragen, daß beim Fälle« und Anrücke« von Holz aus Berghäuge« an die Staats- und Vieinalstrassen die unterm 23. April 1895 erlassenen bezirkspolizeilichen Vorschriften (Wochenblatt Nr. 92) beachtet werden. Calw, den 9. Februar 1900.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesneuigkeiten.
Neuenbürg, 6. Febr. Die Kochkurse, welche überall vom Schwäbischen Frauen-Verein eingerichtet werden, erfreuen sich in unserem Bezirk immer größerer Beliebtheit. Der siebente Kurs wurde am 2. Februar in Dobel geschlossen, und schon haben sich zwei neue Gemeinden, Bernbach und Loffenau, gemeldet. Im Frühjahr wird di« Kochlehrerin, Frl. Maurer auS Ulm, auch „auf dem Wald", der Höhe zwischen Enz und Nagold, thätig sein.
Weilderstadt, 6. Febr. Der seit 14 Tagen vermißte Goldarbeiter Riefleaus Neuhausen ist, trotzdem die Nagold immer wieder aufs neu« abgesucht und der Wald nach allen Richtungen durchstreift wird, noch nicht gefunden worden. Die Einwohnerschaft glaubt nun, daß ein Verbrechen an dem Mann begangen wurde.
Zuffenhausen, 6. Febr. Di« dringend notwendige Anlegung des Eisenbahnstegs soll nun endlich mit dem 1. April vor sich gehen. — Mit dem Bau der neuanzulegenden Straße» wurde bereits i» diesen Tagen begonnen. — Di« Bau« thätig keit scheint in diesem Jahre eine »och regere als im verflossenen zu werden. Gegen ein Dutzend Gebäude stehen im Rohbau unvollendet, und für de» Frühjahr sind bereits verschiedene Fabrik- Nmanlagen und Erweiterungen vorgesehen.
Göppingen, 7. Febr. SanitätSrat Dr. Länderer und ObrramtSarzt Dr. Engelhorn veröffentliche» folgende Bekanntmachung: Nach dem gestern abend hier eingetroffenen Resultat der bakteriologischen Untersuchung muß das Göppinger Sauerwaffer als durchaus unverdächtig und bakteriologisch rein bezeichnet werden. Auch gegen das Wafferleitunglwaffer der Anstalt ließ sich kein Verdacht erheben. Weitere Untersuchungen über die Ursache der Typhus-Epidemie werden fortgesetzt. — Die Epidemie ist auch sitzt noch auf die Heilanstalt beschränkt.
Vom Bodensee, 5. Febr. Di« im vorigen Herbst «öffnete Lokalbahn Lindau-Friedrichs Hafen hat sich anhaltend eines regen Personen- und Güterverkehrs zu erfreuen. Im nächsten Sommer wird die Zahl der Personenzüge vermehrt und je ein Güterzug für beide Richtungen eingeschaltet werden. Dis Personenzüge erhalten kürzere Fahrzeit; außerdem wird ein Schnellzug zwischen Lindau und Friedrichshafen und zurück eingelegt werden.
Darmstadt, 8.Febr. DssGroßherzogS- paar mit der Prinzessin Elisabeth tritt am nächsten Samstag eine auf mehrere Monate berechnete Italien-Reise an.
München, 7. Febr. Hiesige Blätter berichten über das Herausfallen von drei Geldbriefbeuteln aus dem Bahnpostwagen des München-Frankfurter Schnellzugs Nr. 11. Der Vorfall ereignete sich am 4. Februar zwischen Mach und Dachau. Die Brief- beutel flogen aus dem Wagen, als die Thür plötzlich aufsprang; sie wurden später auf der Streck« vorgefunden. Wie dir Fr. Z. erfährt, betrug der Wert der Geldbriefe und Wertpakete eines einzigen Beutels 32 000 Die beiden übrigen enthielten etwa 20000 Ein Geldbrief, der mit 90 ^ Wert deklariert war, enthielt 120Ü0 ein Säckchen allein 4000 Mark in Gold. Vermißt wurden von den Postbeamten schon in Dachau der Grldbrirfbeutel nach Berlin, ein weiterer nach Würzburg und ein dritter für die Bahnpost RegenSburg-Hof. Statt nun gleich da» Notsignal zu ziehen, und den Schnellzug sofort nach dem Aufgehen der Thür« zu stellen, «arteten die bestürzten Postbeamten, bis der Zug in Pfaffenhofen fahrplanmäßig hielt. Inzwischen hatten schon mehrere Züge die Strecke passiert und zwei der Briefbeutel, die auf die Schienen gefallen waren,
überfahren. ES waren deshalb von den 21 Geldbriefen, die sich in den Beuteln befanden, ziemlich viele schwer beschädigt, sowie Obligationen und Koupon» zerrissen rc. Nach Eintreffen der Depesche wurden vom Oberpostamte München sogleich 2 Beamte nach Mach abgeordnet. Diesen wurden früh gegen 8 Uhr zwei der Briefbeutel übergeben, die ein Stationsbediensteter und ein Bahnwärter aufgefunden hatten. Der dritte und wertvollste fand sich erst mittags vor; er wurde von einem Arbeiter gefunden; dieser macht Anspruch auf 5 Prozent Finderlohn, und da der Beutel etwa 30000 Mark enthielt, dürfte der Arbeiter etwa 1500 Mark bekommen.
Berlin, 8. Februar. Reichstag. Erst« Lesung der Flotten-Vorlage. Staatssekretär Tirpitz begründet noch einmal die Vorlage. Die Notwendigkeit einer Verstärkung unserer Flott« werde in den weitesten Kreisen anerkannt. Fraglich sei nur das Tempo, in welcher dieselbe erfolgen solle. Jedenfalls sei «S richtig, wen« man sich recht bald auf die gefährlichsten Möglichkeiten einrichte. Je stärker die Schlachtflotte sei, desto besser ließ sich eine Blokad« verhindern. Eine starke Schlachtflotte sei da» einzige Mittel, unseren Seehandel, unseren Welthandel zu schützen. Bei der Deckungsfrage wolle man den Weg der Anleihe beschrriten, und zwar einer Anleihe von 800 Millionen auf 20 Jahre, so daß für ein Jahr die Durchschnittssumme von 40 Millionen gefordert werde. Abg. Träger (Zentr.) sagt, daß auch seine Partei eine starke Flotte wünsche, aber auch für das Landheer müsse man besorgt sein. Es sei unmöglich, auf beiden Seiten zugleich der stärkste und der erste zu sein. Redner erinnert alsdann an die Erklärung des Staatssekretär» vor zwei Jahren. Der Reichstag müsse ihm nun mit Mißtrauen entgegensetzen. Eine sorgfältige Prüfung der Vorlage in der Kommission sei dringend nötig. Wir stehen, so fährt Redner fort, vor einem völligen Umsturz deS Flotten- gesetzeS von 1898. Einen solchen Umsturz können wir nicht mitmachen. Namens aller meiner Freunde erkläre ich: Für eine solche Vorlage, wie sie hier vorliegt, sind wir nicht zu haben. Redner kritisiert dann noch in abfälliger Wei se die Deckungsfrage und meint, wer das Ersitz wolle, der müsse auch die neuen Steuern wollen. ES handle sich hier um 120 Millionen neuen Steuern und diese müßten von den Interessenten getragen werden und von den leistungsfähigsten Schultern. Abg. v. Levezow (kons.) äußert mancherlei Bedenken, tritt aber doch für die Vorlage ein. Eine gründliche Prüfung der Vorlage in der Kommission sei zu empfehlen. Abg. Frohme (Soz.) bekämpft die Vorlage und unterzieht die Deckungsfrage eine« eingehenden Besprechung. Abg. Bassrrmann (natl.) befürwortet die Vorlage eingehend. Redner regt bezüglich der DeckungSfroge an, ob nicht «v. eine Reichs-Erbschaftssteuer in Erwägung zu ziehen sei und hofft, daß bei der zweit n Lesung das Zentrum ein« freundlichere Haltung einnehmen werde. Abg. Hilpert (bayr. Bauernb.) kann der Vorlage in dem vorliegenden Umfange nicht zustimmen, würde jedoch seine Zustimmung geben, wenn die Kosten auf die leistungsfähigen Schultern gelegt würden. , ^
Berlin, 8. Febr. Die sozialdemokratisch« Partei hatte für den gestrigen Abend in Berlin und Vororten 19 Versammlungen gegen die Flotten-Vorlage einberufen. Besonders lebhaft waren die Dis-