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Feldtreiben waren in Anbetracht der 25 Grad Kälte erfolglos geblieben.

Frau Krabbe empfand jedesmal, wenn sie in die Vorrathskammer trat und die leeren Nägel erblickte, an denen sonst um diese Zeit mehrere feiste Hasen hingen, ein eigenthümlich unangenehmes Gefühl. Die vorzüglichste Bewirthnng der Gäste war Frau Krabbe's Hausfrauenstolz und in erster Linie entsproß dieser Stolz dem all­gemeinen Beifall, »den man ihrem Hasen­braten zollte. Wie sehr mußte sie sich in diesem Gefühl verletzt finden, wenn an dem Tage des Festes die Krone der Tafel, der vielgepriesene und nicht minder ge­suchte Braten fehlen würde.

Nicht die freundlichsten Blicke waren cs daher, die sie ihrem Ehcgemahl zuwarf, wenn derselbe die Zeitung lesend am warmen Camin saß und im Gefühl des Wohlbehagens seine Cigarre rauchte. (Fortsetzung folgt.)

Aas Dynamit.

(Schuß.)

In der That, das Dynamit verlangt, um ebenso gewaltige explosive Resultate wie das Nitroglycerin hervorzurufen, und gleichzeitig auch 100 und 110 mal stärker als das Pulver der Kanonen zu wirken, nur, daß es in ganz spezieller Weise ent­zündet werde. Man kann ein brennen­des Schwefelhölzchen auf das Dynamit legen, oder es in eine Papierhülse stecken und diese dann in einen brennenden Ofen oder auf den Heerd werfen, kurz, in eine Gluth bringen, so wird es sich wie jeder entzündende Brander einer Bombe aus­breiten, ohne weiter zu knallen. Ja, legt man selbst eine gewisse Quantität auf'den Ambos und schlügt mit einem Eisenhammer mehrmals noch so heftig darauf, so wird dadurch keine Explosion hervorgerufen. Somit fürchtet das Dynamit weder das Feuer noch die Erschütterung; es entwickelt seine Gewalt in nicht zufälliger Weife, wie das Nitroglycerin; wenn man aber das Dynamit mit einem glühenden Körper in Kontrakt bringt und es mit Knallpulver reizt, z. B. mit Knallgold, das zur Fa­brikation der Zündröhren der Gewehre dient, und man diese Röhren sich ent­zünden läßt, so explodirt das Dynamit und die zerstörende Gewalt entwickelt sich in all' ihrer entsetzlichen Macht.

Diese ganz besondere Eigenschaft des Dynamits hat man in entsprechender Weise zur Fabrikation der Patronen verwandt, deren Form je nach ihrer Bestimmung verschieden ist, die aber alle mit Knall­pulver gefüllt find und mittelst einer lang­sam oder schnell verbrennenden Lunte ent­zündet werden. N. A. Z.

Ein raffinirter Gaunerstreich der glücklicherweise kein Menschenleben kostete, wurde in einem Juwelierladcn des Palais Royal in Paris, nicht weit von demPrestrot'schen Gewölbe, begangen. Eine Dame betrat den Laden, verlangte Einiges zu sehen und entfernte sich, ohne etwas zu kaufen. Kaum war sic draußen, so stürzt ein elegant gekleideter Herr ins Magazin und ruft ganz bestürzt:Ich bitte Sie, machen Sie keinen Lärm; die Unglückliche kann nichts dafür, ich bringe

Ihnen den Ring zurück!" Dabei zeigte der Herr eine baZue ellovuliöre, die wirklich in einein der Dame gezeigten Kästchen fehlte. Der Herr erzählte nun, daß seine Gattin in Folge einer Geistesstörung von einer krankhaften Manie zu stehlen be­herrscht werde und daß er ihr in Folge dessen auf Schritt und Tritt nachgehen müsse, uiu einen Scandal zu vermeiden. Dabei spielte der Herr mit dem Ringe und fragte, was derselbe koste. Der Juwe­lier nannte einen ziemlich geringfügigen Preis, den der Herr sofort erlegte, worauf er sich mit dem Ringe entfernte. Zwei Tage später kam dieselbe Dame, bat neuer­dings, mau möge ihr verschiedene Gegen­stände zeigen, kramte herum und ging abermals fort, ohne etwas gekauft zu haben. Die Ladenmädchen tauschten untereinander verständnißvolle Augenwinke, und als die Frau draußen war, wunderte sich Niemand, daß abermals ein Stück, diesmal nicht ein Ring, sondern ein mit Brillanten besetztes Bracelet im Werthe von 6000 Fr. fehlte. Worüber dagegen Alles im Laden staunte, das war das Ausbleiben des zärtlichen Ehegatten, der seinewider Willen" diebische Gemahlin auf Schritt und Tritt zu verfolgen pflegte. Er ließ sich nicht blicken und das Bracelet noch weniger. Der Juwelier war das Opfer eines Gauner­paares geworden.

Düpirt. In der Landgemeinde N. der holländischen Provinz Nordbrabant sollte ein Lehrer angestellt werden. Da sich verschiedene Candidaten um die Stelle beworben hatten, wurde ein Examen abge- haltcn und die zwei Besten dem Gemeinde- rathe zur Nomiinrung vorgeschlagen. Der­jenige, dessen Namen in zweiter Reihe auf der Vorschlagsliste figurirte und also sehr wenig Chance hatte, ernannt zu werden, konnte es natürlich nicht verwinden, daß ihm die Stelle entgehen sollte. Er ging deßhalb zu einem Mitglied des Gemcinde- raths und theilte diesem mit, daß er wohl wenig Hoffnung auf die Erlangung der Stelle habe, da er in Erfahrung gebracht, daß sein Name in zweiter Reihe auf der dem Gemeinderathe zu unterbreitenden Liste stehe. Es wäre für ihn aber sehr pein­lich, falls in der betreffenden Sitzung, in welcher über die Ernennung abgestimmt werden sollte, keine einzige Stimme auf ihn fallen würde; er würde ihm deßhalb sehr dankbar sein, wenn er seine Stimme ihm geben wollte. Natürlich konnte das Mitglied des Gemeinderaths ihm diesen Dienst nicht versagen, da er gleichwohl wußte, daß die übrigen Mitglieder selbst­verständlich für den als Nr. 1 auf der Vorschlagsliste Figurirenden stimmen wür­den. Unser Lehrercandidat setzte aber seine Besuche bei allen Gemeinderathsmilgliedern fort und wiederholte auch überall die nämliche Bitte; die Folge hiervon war, daß er am Wahltage mit allen Stimmen aus der Wahlurne hervvrging und anch ernannt wurde.

Dieser Tage vergnügten sich zwei Jüng­linge und eine Jungfrau aus St. Gallen auf dem See. Als das Boot eine ziem­liche Strecke vom Hafen entfernt war, geriethen die juügcn Männer in Streit, wer von ihnen den Platz neben der Jung­

frau einnehmen dürfe. Nach heftigem Meinungsaustausch ging man zu Boxereien über und so geschah es, daß die beiden Hitzköpfe aus dem Nachen flogen und ein unfreiwilliges Bad nehmen mußten. Diese Abkühlung scheint ihre Wirkung gethan zu haben und man bemerkte alsbald, daß der Trieb der Selbsterhaltuug weiter reicht als die Galanterie gegen Damen. Abends fuhr die frisch gewässerte Gesellschaft nach St. Gallen zurück.

Was machen's denn da?" fragte die Köchin eines Wiener Advocaten die Milchfrau, als diese nach der Milchlieferung zur Wasserleitung in die Küche trat und mit einer Gemüthsruhe, als ob das so sein müsse, ein zur Hälfte mit Milch ge­fülltes Gefäß bis an den Rand mit Wasser anfüllte.Was machen's denn da?" fragte die Köchin und schlug die Hände über den Kopf zusammen.Na wiffcn's", er­widerte die Milchfrau sehr erstaunt über das Erstaunen der Köchin,i Hab' heunt z'weni Milch für die Partei im vierten Stock. Da hilft m'r si' halt a so!" Dann nickte sie der Köchin vertraulich zu und stieg zum vierten Stockwerke empor, um die condensirte Milch abzuliefermDas ist der kürzeste Prozeß, der je bei mir ge­macht worden", fügt der Advocat dieser Mittheilung hinzu.

Verhütung des Schimmelns von Lebensmitteln in Eis­schränken. Zur Entfernung des üblen Geruchs aus Eisschränken und zur Ver­hütung des Schimmelns der darin aufbe­wahrten Lebensmittel, gilt folgendes: Wo fäulnißfühige Substanzen von stagnieren­der Luft umgeben sind, treten Schimmel- bildung und Füulniß sehr leicht auf. In Eisschränken stagniert aber bekanntlich die Luft, denn eine Ventilation ist in denselben nicht anzubringen, weil dadurch die ab­kühlende Wirkung des schmelzenden Eises allzusehr abgeschwächt und ein größerer Eisverbrauch erforderlich gemacht würde. Auf zweierlei Weise jedoch kann man der Schimmelbildung und Fäulniß der in Eis­schränken aufzubewahrenden Nahrungs­mittel Vorbeugen, einmal dadurch, daß man durch häufige sorgfältige Reinigung der Stäbe und Innenwände des Schrankes die eingeschlosfenc Luft möglichst frei von Pilzsporen hält, und sodann dadurch, daß man gekochte Speisen erst in möglichst abgekühltem Zustande in den Schrank bringt. Im anderen Falle verdichten sich die aus den warmen Speisen entweichen­den Wafferdünste bei Berührung mit der kalten Luft des Schrankes und werden als tropfbar-flüssiges Wasser auf der Ober­fläche der Speisen niedergeschlagen, reißen hierbei aber Pilzsporen aus der Luft mit nieder und diese gelangen dann auf der Oberfläche der fäulnißfähigen Substanzen zur Entwicklung. (Br. ldw. Z.)

Frankfurter Course vom 21. Mai 1883. Geldsortcn.

20-Frankenstücke.16 21 25

Englische Souvereigns .... 20 39 44

Ruß, Imperiales. 16 73 78

Dukaten.9 65

Dollars in Gold. 4 20 24

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.