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für mich werthvvlle Person, von ihm hängt fast mein ganzes Schicksal ab. Sprechen Sie, sagen Sie mir alles, theurer Oskar!"
Derselbe begann mit einer Stimme, die eine tiefe innere Trauer verrieth, in folgenden Worten:
„Ein Unglück, eine Katastrophe kommt im Leben selten allein, Gabriele. Die Handlungsweise des Grafen Broderode an unserer Schwester war für uns so beleidigend, daß für die That des Grafen Broderode eine Genugthunng gefordert werden mußte. Vielleicht wäre es gut gewesen, diese Genugthunng zu einer- späteren Zeit zu verlangen, mein heißblütiger Bruder Theobald dachte indessen anders und hat auch anders gehandelt. Es hat vor wenigen Stunden zwischen Theobald und dem Grafen Broderode ein Duell stattgefunden, dessen — trauriges — Resultat der — Tod des Grafen Broderode war."
Gabriele wurde bei dieser Trauerbotschaft von einem heftigen Erzittern erfaßt, sie bebte und rang die Hände ämd sank dann auf ihren Sessel zurück, von wo sie sich vorher erhoben hatte. Dort verbarg sie ihr Gesicht in einem blendend Weißen Taschentuche und Oskar hatte den Eindruck, als wenn Gabriele ihren Schmerz über den Tod des Grafen Broderode zu verbergen trachte. Es schien ihm klar, daß Gabriele nicht nur das Ableben eines ihr befreundeten, hoffnungsvollen jungen Mannes beklage, sondern daß sie den Verlust des Geliebten beweine. Wohl hatte Oskar die Neigung verspürt, Gabrielen in diesem kritischen Momente zu einem Geständniß zu nöthigen, aber diese ihm von seinem diplomatischen Geiste eingegebene Neigung wurde zurückgehalten von seinem mitfühlenden Herzen, er wollte Gabrielen in ihrem Schmerze nicht noch Bitterkeiten sagen und wenn sie auch nicht frei von Schuld war an den traurigen Ereignissen des heutigen Tages. Doch was sollte Oskar nun beginnen? Er war zu Gabriele gekommen, um im Namen der gräflichen Familie Abschied von ihr zu nehmen und ihr das Geleit bis an das Schloßthor zu geben und jetzt stand er einer Dame gegenüber, die tiefgebeugt worden war von dem Schmerze über den Tod des Geliebten. Oskar faßte kurz seinen Entschluß und sagte mit theil- nehmender Stimme zu Gabriele:
„Theures Fräulein! Es ist hier für mich nicht der Ort. wo ich noch länger weilen kann, in Stunden des Schmerzes ist der Mensch am liebsten mit sich allein und Sie werden Muße brauchen, um sich von dem Schmerze, den Ihnen meine vielleicht unvorsichtige Trauerkunde verursachte, zu erholen. Von Ihrer heutigen Abreise nehmen Sie wohl Abstand und haben Sic sonst einen Wunsch, so bitte ich darum."
Wider alles Erwarten zeigte sich Gabriele nach diesen Worten des Freiherrn Oskar wie umgewandelt. Sie erhob sich, wischte die Thränen aus ihren Augen und erklärte mit Entschiedenheit:
„Bester Baron! Ihre Theiluahme ist für mich sehr wohlthuend, aber mein Schmerz ist nicht von der Art, wie Sie zu vermuthen scheinen. Ich bedaure in
dem Tode des Grafen Broderode nicht den Verlust des geliebten Mannes oder gar des erwählten Bräutigams, sondern ich beklage tief und schmerzlich das furchtbare Berhängniß, welches infolge eines falschen Wahnes und einer unglückseligen Leidenschaft Ihre Familie unglücklich machte und einen edlen jungen Mann in der Blüthe seines Lebens ins Grab brachte. — Im klebrigen bleibt es bei meinem Entschlüsse, ich reise noch heute ab. Geduldigen Sie sich einige Augenblicke, Herr Baron, daß ich mich im Nebenzimmer reisefertig ankleide!"
Sofort verschwand nach diesen Worten Gabriele und Oskar fand einige Momente Zeit, über das Benehmen des räthselhaften Fräuleins uachzudenken und das Haupt über die Widersprüche, die er in dem Wesen Gabrielens bemerkt zu haben glaubte, zu schütteln.
Es währte nur eine kleine Weile und Gabriele kehrte im Reisecostüm zurück, mit bleichem Antlitz, welches viel Kummer und Herzeleid zu verrathen schien. Ein Anflug von Freundlichkeit jedoch erglänzte auf Gabrielens Gesichte, als sie Oskar wieder gegenüberstand und sie begann mit bitternder Geberde:
„Ich habe noch ein Anliegen an Ihre Familie, es ist eine Bitte, die Sie mir wohl erfüllen werden. Ich muß allein nach Paris zurückreisen, ohne jeden männlichen Schutz, ohne weibliche Stütze, wenn Sie mir nicht erlauben, daß ich das Kammermädchen Auguste, die mir die Frau Gräfin wahrend meines Aufenthaltes gütigit zur Verfügung stellte, zu meiner Begleiterin mitnehmen darf. Auguste ist mit meiner Bitte einverstanden, sie will mit mir nach Paris gehen und ich werde sie so lange in meinen Diensten behalten, als es ihr bei mir oder in Paris gefällt."
„Diese Bitte würde Ihnen von meiner Frau Mutter gewiß nicht verweigert werden und deßhalb mag das Mädchen getrost mit Ihnen reisen," entgegnete Oskar.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Geschichte und Diätetik des Kaffee.
Vom Prof. vr. insä. C. Hcnnig in Leipzig.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.t
Unbestritten ist ferner die eröffnende Wirkung einer Tasse guten Milchkaffees, wenn er gewohnheitsgemäß früh nüchtern genommen wird) endlich die entgiftende heilsame Gabe starken schwarzen Kaffees gegen zu starken Opiumrausch.
Bemerkenswert!) ist es, daß Klima und Naturell einzelner Personen sehr verschieden auf den unverfälschten Kaffee reagiren. In England, überhaupt auf Inseln und Küstengebieten (Holland), verträgt auch der Nervöse spät abends „Kaffee" und sogar den noch sicherer als Kaffee den Schlaf verscheuchenden „Thee" in nicht geringen Portionen.
Nach anstrengendem Marsch auf beschwerlichen Bergtouren beleben und stärken Älter Kaffee und kalter Thee oft besser als Wein und Bier; in der Kälte werden beide Genüsse, Kaffee und Thee, auch von
Erregbaren meist gut, im Sommer schlecht vertragen.*)
Langjährige Beobachtungen an Frauen und Kindern haben mich nun Folgendes gelehrt.
Wer früh mehr als eine Tasse oder diese Gabe sehr heiß trinkt, wer überhaupt nach Tisch Kaffee genießt, es sei denn die Person von der hart arbeitenden, meist im Freien zubringenden Klasse: der bekommt nach einigen Wochen bis Monaten leicht Hitze im Kopfe oder in der Magengegend, Klopfen der Halsschlagader (besonders arterielle, vollsaftige cholerische Individuen), Schmerz in den unteren Rückenwirbeln, Herzklopfen Zittern.
Andere, welche viel stehen müssen, zn lange nüchtern bleiben, oder in schlechter Luft zubringen, dabei hartleibig sind, klagen bald über Vorboten von hämorrhoiden, zumal wenn erhebliche Anlage dazu vorhanden. Oft finden sich Magengeschwüre, manchmal Lungenblutungen ein. Am häufigsten wird die regelmäßige Blutabsonderung so reichlich und erscheint zu früh; Nasenbluten stellt sich nicht selten ein; auch habe ich Fehlgeburten cintreten sehen.
Diese vielleicht einseitig aufgefaßte, oder- übertrieben gehaltene Gruppe von Schädlichkeiten nach reichlichem Kaffeegenusse, ja sogar nach mäßigem Kaffeegenusse überhaupt wird mir zugestanden werden müssen, sobald ich anführe, daß das gänzliche Weglaffen des Kaffeetrinkcns meist ohne medizinische Einmischung — ganz allein obige Ucbclstände hob. —
1°) Höchst wahrscheinlich wegen der nachfolgenden Herz- und Gesäß-Aufregung.
(Schluß folgt.)
Eine gute billige Zeichen- färbe für Kisten, Ballen rc. erhält man einfach durch Auflösen von Asphalt in Petroleum. Dieselbe hat die gute Eigenschaft, rasch zu trocknen. Mit dieser Farbe kann man auch Leder und Eisen anstreichen: auch eignet sie sich, mit reinem Leinölfirniß versetzt, zum Lackireu vo i Leder.
Ein moderner Le Sage wurde jüngst gefragt, warum man das Lateinische eine todte Sprache nenne. „Weil die Doktoren ihre Recepte lateinisch schreiben", lautete die schnell entschlossene Antwort.
Küchenkalender über Wild u. Fische.
Mai.
Hmxfehkenswerlh
und daher gesetzlich erlaubt:
Salm. Forellen. Aal. Krebse.
Auges««» oder unzeitgemäß und deßhalb verboten:
Wildpret jeder Art. Hecht. Karpfen, Bargen. Barsche. Rothfisch.
Frankfurter Course vom 27. April 1883
Geldsorten. ^
20-Frankenstücke.16 21 25
Englische Souvereigns . ... 20 36 41
Ruß. Imperiales.16 75
Dukaten. 9 60 65
Dollars in Gold. 4 20 24
Bestellungen auf den Knzthäler
können täglich bei alle» Postämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.