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die elektrische Beleuchtung in Brand ge­ratheu, hat die Nat.-Ztg. veranlaßt, Herrn Geheimrath Dr. W. Siemens um Aus­kunft über die Fenergeführlichkeitt der Elektrizität zu bitten. Der berühmte Elek­triker hat sich beeilt, diesem Ersuchen mit folgender Zuschrift zu entsprechen:

Berlin, 2l. April. Es ist durch­aus nicht unmöglich, daß der Brand des Parlamentsgebäudcs in Quebeck durch die elektrische Beleuchtung verursacht ist. Es sind Dampfmaschinen mit Kcsselanlagen oder Gasmaschinen nöthig, um den Strom zu erzeugen, die Beranlassung zu Feuer geben können. Auch abgesehen hiervon, kann eine elektrische Beleuchtungsanlage feuergefährlich werden, wenn sie nicht mit größter Vorsicht und Sachkenntnis; ange­legt ist. Sind die Drahtstärken falsch be­rechnet, so kann ein Draht bei unglücklichem Zusammentreffen von Umständen durch zu starken Strom glühend werden. Auch die Lampen selbst können bei unzweckmäßiger Anbringung gefahrbringend werden. Es ha­ben sich jetzt elektrische Beleuchtungsgesell­schaften zur Ausbeutung von Patenten in Menge gebildet, welche Anlagen machen, ohne die nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung zu haben und welche sich die Aufgabe stellen, die Anlagen so billig wie irgend möglich über das nöthigc Sicher- hcitsmaß hinaus zu machen, um mit der Gasbeleuchtung konkurriren zu können. Die Folgen können nicht auSbleiben. Es werden noch oft Feuersbrünste durch elek­trische Anlagen entstehen, obschon eine gut und mit Anwendung aller nöthigen Vor­sichtsmaßregeln angelegte elektrische Leitung sicher ganz unverhältnißmäßig weniger feuergefährlich ist, wie jede andere Be­leuchtungsart. Zu beachten ist hierbei noch der Umstand, daß man daran gewöhnt ist, daß Feuer durch Gas- und andere Be­leuchtungseinrichtungen entsteht und nur in seltenen Fällen davon spricht während ein durch elektrischeBeleuchtung entstandenes Feuer als wichtiges Ereigniß betrachtet und der ganzen Welt mitgetheilt wird."

Bremen, 24. April. Die Station Kuxhaven der deutschen Gesellschaft zur Ret­tung Schiffbrüchiger telegraphirt: Am 24. April von dem deutschen EwerEmanuel", Capitän Hauschildt, gestrandet auf Klein­vogelsand, drei Personen, darunter eine Frau gerettet durch das Rettungsboot des 3. Elbleuchtschiffes. Wind stürmisch. Schiff unter Wasser.

Kaiserslautern, 26. April. Gestern früh fand im Postwagen des Frühzugs von Zweibrücken nach Pirmasens ein. heftige, durch ein D h na mitpacket ver­ursachte Explosion statt. Der Pvstkon- ducteur wurde schwer verwundet, das übrige Personal und die Reisenden sind unverletzt. (St.-A.)

Karlsruhe, 26. April. Die heute stattgehabte Generalversammlung der Ge­sellschaft für Spinnerei und Weberei in Ettlingen genehmigte eine sofort zahlbare Dividende pro 1882 von 120 <46 für jede Aktie L 1000 fl. (1881 ebenfalls 120 ^ 7Proz.). Der Reingewinn betrug369,507-46 (1881 362,972 -46) Dem Ergänzungs­fonds wurden 41,187 -46 zugewicscn und 108,000 ükL für Baulichkeiten und Ma­schinen bestimmt. (Tel. d. S. M.)

Pforzheim, 24. April. Der Beob. enthält die Vergebung der zum Bau des A u s si ch t s t h u r ms auf der Büchen - brouuer Höhe erforderlichen, zu 6600 -46 veranschlagten Grab-, Maurer- und Stein- hauerarbciteu. Die Angebote sind späte­stens bis 1. Juni d. I. dem bauleitenden Architekten Hru. O. Klein hier einzu­reichen. Die städtische Verwaltung hat die Absicht die 4'/-"/«, städtische Anleihe im Betrag von 1'/? Mill. Mark in eine 4°/° nmzuwandeln. Es werden sonach die 4'/-"/o Obligationen gekündigt werden.

Württemberg.

Ludwigs bürg, 24. April. Beim württ. Trainbataillon Nr. 13 fand gestern und heute die Besichtigung der nach 6- mouatlicher Dienstzeit am 29. d. M. zur Entlassung kommenden 73 Trainsoldaten 1. Serie durch den funktionirenden Train- inspckteur Generallicutenaut v. Marchtaler statt. Am 1. Mai rückt sodann die 2. Serie, ebenfalls 78 Traiusvldatcn, zu 6- monatlicher Dienstzeit beim Trainbatail­lon ein.

Neuenbürg. In den letzten Sitzungen der Kammer der Abgeordneten standen auch zwei unfern Bezirk und das Enzthal speziell interessirende Fragen aus der Tagesordnung die Veräußerung von Waldstreu aus Staatswaldungen und die Holzgärten. Bezüglich der erster» hatte die Kommission beantragt, die K. Regierung zu bitten, bei Veräußerung von Waldstreu aus Staats­waldungen auf eine Aufbereitungsweise Bedacht zu nehmen, wodurch die Möglich­keit der Verwerthung derjenigen Streu, welche ohne Schaden für den Wald ge­wonnen werden kann, gefördert wird. Der Antrag wurde mit 56 gegen 18 Stimmen angenommen.

Bei dem Capitcl der Holzgärten, deren es vier im Laude sind, wurde von ver­schiedenen Seiten die Aufhebung wie früher wieder angeregt, weil diese Holzgärten, in denen das Holz aus Staatsforsten zum Verkauf kommt, kaum einen Gewinn ab­werfen , aber den Holzhandel schädigen. Nachdem aber von anderer Seite besonders vom Abgeordneten Mohl für die Holz­gärten eingetreten wurde um ihres wohl- thätigen Einflusses auf die Holzpreise willen, genehmigte die Kammer das Capitcl und so fristen die Holzgürten weiter ihr Leben. In beiden Fragen hatte der Abgeord­nete des Bezirks, Hr. Beuttcr, der bezüglich der Waldstreu für den Kommissionsantrag eintrat und die Aufhebung der Holzgärten befürwortete, einen schweren Stand insbe­sondere dem auf Seiten der Mehrheit stehen­den Abgeordneten Mohl gegenüber, der stets in sonst ancrkenncnswerther Weise für den Schutz des Waldes und für den Fortbestand der Holzgärteu bedacht, sehr eifrig, theilweisc bis zur Leidenschaftlich­keit seine Ansicht vertritt.

Im Druck erschienen ist der Bericht der volkswirthschaftlichcn Kommission der Kam­mer der Abgeordneten über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für den Eiscnbahnbau, sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Eisenbahn-, Post- und Telegraphcnver- waltung in der Finanzpcrivde 1883/85. (Berichterstatter: v. Lutz.)

Stuttgart, 24. April. Vom Würt- tcmbergischen Thicrschutzverein waren 10 Prämien zu je 25 ,46 und 10 Prämien zu 15 -,16 für Pferdeknechte ausgesetzt worden, welche sich durch langjährige, min­destens 8 Jahre andauernde, schonende und gute Behandlung der ihnen anvertrauten Pferde nachweisbar ausgezeichnet haben. Hierauf haben sich 62 Bewerber gemeldet, und liefern die von der Ortsbehörde be­glaubigten Zeugnisse der Dienstherrschaften den Nachweis, daß die Bewerber 31, 28, 25, 21, 18, 12 bis herab zu 8 Jahren treu und redlich gedient haben und wäh­rend dieser Zeit eines und dasselbe Pferd oder ein Paar Pferde 25, 18, 17, 15, 13, 8 Jahre lang im Dienst brauchbar und gesund erhielten. Bei der großen Zahl von Bewerbern, mit gleich guten Zeug­nissen mußten vorzugsweise die Dicnstjahre maßgebend sein, so daß eine große Zahl sehr tüchtiger Knechte sogar mit einer Dienstzeit bis zu 14 Jahren nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Unter den so Prämiirten ist: Johann Rentschler von Jgelsloch im Hotel Klumpp in Wildbad.

Heilbronn, 25. April. Der Vogel sche Luftballon ist auf dem Füllungsplatze nahezu zur Hälfte verbrannt. Ob der Ballon sich selbst entzündet hat oder in Brand gesteckt wurde, ist zur Zeit noch unbekannt; Vogel selbst vermuthct letzteres und zwar glaubt er aus der Auflösung des Stoffs den Schluß ziehen zu können, daß Schwefelsäure angewendet worden ist. Der Schaden ist ein beträchtlicher; er soll ca. 1000 -46 betragen. Doch ist der Lust­schiffer nicht entmuthigt, hat sich vielmehr, wie dieNeck.-Ztg." erführt, nach Mühl­hausen i. E. begeben, um den zur Reparatur nöthigen Stoff anzukaufeu. (St.-Anz.)

Göppingen, 25. April. Der Thäter des in letzter Nummer berichteten Raub- Anfalls auf den Postboten in Börtlingen wurde in der Person eines Burschen in Rechberghauscn, welcher dieses Jahr zur Aushebung kommt und sich hierzu Geld verschaffen wollte, ermittelt und gestern zur Hast gebracht. Derselbe hat bereits ein Geständnis; der That abgelegt.

Hohenheim, 25. April. Heute sind ungefähr 60 Abgeordnete in Extra­postwagen hieher gekommen, um die hie­sigen Anstalten zu besichtigen.

Neuenbürg, 26. April. kknerachtet der durch kalte Öst- und Nordwinde bein- trächtigtcn Frühlings-Temperatur zeigen sich doch einzelne Frühbäume in Blüthe; im untern Amt sogar häufiger. Im kleb­rigen entwickelt sich die Vegetation noch langsam. Von Frostschäden hört man bis jetzt nicht.

Miszellen.

Verschlungene Made.

Novelle v. R. Hofmann. (Nachdr. verboten.) (Fortsetzung).

Die kundgegebene Absicht Gabrielens, das so licbgewonnene gastliche Haus zu verlassen, stimmte keineswegs mit den Planen Theobalds überein, dessen Leidenschaft für Gabrielen, seitdem er wußte, daß sie den Grafen Brodervde ihm vorziehe und dieser Nebenbuhler nun nicht mehr vorhanden