263
die elektrische Beleuchtung in Brand geratheu, hat die Nat.-Ztg. veranlaßt, Herrn Geheimrath Dr. W. Siemens um Auskunft über die Fenergeführlichkeitt der Elektrizität zu bitten. Der berühmte Elektriker hat sich beeilt, diesem Ersuchen mit folgender Zuschrift zu entsprechen:
„Berlin, 2l. April. Es ist durchaus nicht unmöglich, daß der Brand des Parlamentsgebäudcs in Quebeck durch die elektrische Beleuchtung verursacht ist. Es sind Dampfmaschinen mit Kcsselanlagen oder Gasmaschinen nöthig, um den Strom zu erzeugen, die Beranlassung zu Feuer geben können. Auch abgesehen hiervon, kann eine elektrische Beleuchtungsanlage feuergefährlich werden, wenn sie nicht mit größter Vorsicht und Sachkenntnis; angelegt ist. Sind die Drahtstärken falsch berechnet, so kann ein Draht bei unglücklichem Zusammentreffen von Umständen durch zu starken Strom glühend werden. Auch die Lampen selbst können bei unzweckmäßiger Anbringung gefahrbringend werden. Es haben sich jetzt elektrische Beleuchtungsgesellschaften zur Ausbeutung von Patenten in Menge gebildet, welche Anlagen machen, ohne die nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung zu haben und welche sich die Aufgabe stellen, die Anlagen so billig wie irgend möglich — über das nöthigc Sicher- hcitsmaß hinaus — zu machen, um mit der Gasbeleuchtung konkurriren zu können. Die Folgen können nicht auSbleiben. Es werden noch oft Feuersbrünste durch elektrische Anlagen entstehen, obschon eine gut und mit Anwendung aller nöthigen Vorsichtsmaßregeln angelegte elektrische Leitung sicher ganz unverhältnißmäßig weniger feuergefährlich ist, wie jede andere Beleuchtungsart. Zu beachten ist hierbei noch der Umstand, daß man daran gewöhnt ist, daß Feuer durch Gas- und andere Beleuchtungseinrichtungen entsteht und nur in seltenen Fällen davon spricht — während ein durch elektrischeBeleuchtung entstandenes Feuer als wichtiges Ereigniß betrachtet und der ganzen Welt mitgetheilt wird."
Bremen, 24. April. Die Station Kuxhaven der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger telegraphirt: Am 24. April von dem deutschen Ewer „Emanuel", Capitän Hauschildt, gestrandet auf Kleinvogelsand, drei Personen, darunter eine Frau gerettet durch das Rettungsboot des 3. Elbleuchtschiffes. Wind stürmisch. Schiff unter Wasser.
Kaiserslautern, 26. April. Gestern früh fand im Postwagen des Frühzugs von Zweibrücken nach Pirmasens ein. heftige, durch ein D h na mitpacket verursachte Explosion statt. Der Pvstkon- ducteur wurde schwer verwundet, das übrige Personal und die Reisenden sind unverletzt. (St.-A.)
Karlsruhe, 26. April. Die heute stattgehabte Generalversammlung der Gesellschaft für Spinnerei und Weberei in Ettlingen genehmigte eine sofort zahlbare Dividende pro 1882 von 120 <46 für jede Aktie L 1000 fl. (1881 ebenfalls 120 ^ — 7Proz.). Der Reingewinn betrug369,507-46 (1881 362,972 -46) Dem Ergänzungsfonds wurden 41,187 -46 zugewicscn und 108,000 ükL für Baulichkeiten und Maschinen bestimmt. (Tel. d. S. M.)
Pforzheim, 24. April. Der Beob. enthält die Vergebung der zum Bau des A u s si ch t s t h u r ms auf der Büchen - brouuer Höhe erforderlichen, zu 6600 -46 veranschlagten Grab-, Maurer- und Stein- hauerarbciteu. Die Angebote sind spätestens bis 1. Juni d. I. dem bauleitenden Architekten Hru. O. Klein hier einzureichen. — Die städtische Verwaltung hat die Absicht die 4'/-"/«, städtische Anleihe im Betrag von 1'/? Mill. Mark in eine 4°/° nmzuwandeln. Es werden sonach die 4'/-"/o Obligationen gekündigt werden.
Württemberg.
Ludwigs bürg, 24. April. Beim württ. Trainbataillon Nr. 13 fand gestern und heute die Besichtigung der nach 6- mouatlicher Dienstzeit am 29. d. M. zur Entlassung kommenden 73 Trainsoldaten 1. Serie durch den funktionirenden Train- inspckteur Generallicutenaut v. Marchtaler statt. Am 1. Mai rückt sodann die 2. Serie, ebenfalls 78 Traiusvldatcn, zu 6- monatlicher Dienstzeit beim Trainbataillon ein.
Neuenbürg. In den letzten Sitzungen der Kammer der Abgeordneten standen auch zwei unfern Bezirk und das Enzthal speziell interessirende Fragen aus der Tagesordnung die Veräußerung von Waldstreu aus Staatswaldungen und die Holzgärten. Bezüglich der erster» hatte die Kommission beantragt, die K. Regierung zu bitten, bei Veräußerung von Waldstreu aus Staatswaldungen auf eine Aufbereitungsweise Bedacht zu nehmen, wodurch die Möglichkeit der Verwerthung derjenigen Streu, welche ohne Schaden für den Wald gewonnen werden kann, gefördert wird. Der Antrag wurde mit 56 gegen 18 Stimmen angenommen.
Bei dem Capitcl der Holzgärten, deren es vier im Laude sind, wurde von verschiedenen Seiten die Aufhebung wie früher wieder angeregt, weil diese Holzgärten, in denen das Holz aus Staatsforsten zum Verkauf kommt, kaum einen Gewinn abwerfen , aber den Holzhandel schädigen. Nachdem aber von anderer Seite besonders vom Abgeordneten Mohl für die Holzgärten eingetreten wurde um ihres wohl- thätigen Einflusses auf die Holzpreise willen, genehmigte die Kammer das Capitcl und so fristen die Holzgürten weiter ihr Leben. — In beiden Fragen hatte der Abgeordnete des Bezirks, Hr. Beuttcr, der bezüglich der Waldstreu für den Kommissionsantrag eintrat und die Aufhebung der Holzgärten befürwortete, einen schweren Stand insbesondere dem auf Seiten der Mehrheit stehenden Abgeordneten Mohl gegenüber, der stets in sonst ancrkenncnswerther Weise für den Schutz des Waldes und für den Fortbestand der Holzgärteu bedacht, sehr eifrig, theilweisc bis zur Leidenschaftlichkeit seine Ansicht vertritt.
Im Druck erschienen ist der Bericht der volkswirthschaftlichcn Kommission der Kammer der Abgeordneten über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für den Eiscnbahnbau, sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Eisenbahn-, Post- und Telegraphcnver- waltung in der Finanzpcrivde 1883/85. (Berichterstatter: v. Lutz.)
Stuttgart, 24. April. Vom Würt- tcmbergischen Thicrschutzverein waren 10 Prämien zu je 25 ,46 und 10 Prämien zu 15 -,16 für Pferdeknechte ausgesetzt worden, welche sich durch langjährige, mindestens 8 Jahre andauernde, schonende und gute Behandlung der ihnen anvertrauten Pferde nachweisbar ausgezeichnet haben. Hierauf haben sich 62 Bewerber gemeldet, und liefern die von der Ortsbehörde beglaubigten Zeugnisse der Dienstherrschaften den Nachweis, daß die Bewerber 31, 28, 25, 21, 18, 12 bis herab zu 8 Jahren treu und redlich gedient haben und während dieser Zeit eines und dasselbe Pferd oder ein Paar Pferde 25, 18, 17, 15, 13, 8 Jahre lang im Dienst brauchbar und gesund erhielten. Bei der großen Zahl von Bewerbern, mit gleich guten Zeugnissen mußten vorzugsweise die Dicnstjahre maßgebend sein, so daß eine große Zahl sehr tüchtiger Knechte sogar mit einer Dienstzeit bis zu 14 Jahren nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Unter den so Prämiirten ist: Johann Rentschler von Jgelsloch im Hotel Klumpp in Wildbad.
Heilbronn, 25. April. Der Vogel sche Luftballon ist auf dem Füllungsplatze nahezu zur Hälfte verbrannt. Ob der Ballon sich selbst entzündet hat oder in Brand gesteckt wurde, ist zur Zeit noch unbekannt; Vogel selbst vermuthct letzteres und zwar glaubt er aus der Auflösung des Stoffs den Schluß ziehen zu können, daß Schwefelsäure angewendet worden ist. Der Schaden ist ein beträchtlicher; er soll ca. 1000 -46 betragen. Doch ist der Lustschiffer nicht entmuthigt, hat sich vielmehr, wie die „Neck.-Ztg." erführt, nach Mühlhausen i. E. begeben, um den zur Reparatur nöthigen Stoff anzukaufeu. (St.-Anz.)
Göppingen, 25. April. Der Thäter des in letzter Nummer berichteten Raub- Anfalls auf den Postboten in Börtlingen wurde in der Person eines Burschen in Rechberghauscn, welcher dieses Jahr zur Aushebung kommt und sich hierzu Geld verschaffen wollte, ermittelt und gestern zur Hast gebracht. Derselbe hat bereits ein Geständnis; der That abgelegt.
Hohenheim, 25. April. Heute sind ungefähr 60 Abgeordnete in Extrapostwagen hieher gekommen, um die hiesigen Anstalten zu besichtigen.
Neuenbürg, 26. April. kknerachtet der durch kalte Öst- und Nordwinde bein- trächtigtcn Frühlings-Temperatur zeigen sich doch einzelne Frühbäume in Blüthe; im untern Amt sogar häufiger. Im klebrigen entwickelt sich die Vegetation noch langsam. Von Frostschäden hört man bis jetzt nicht.
Miszellen.
Verschlungene Made.
Novelle v. R. Hofmann. (Nachdr. verboten.) (Fortsetzung).
Die kundgegebene Absicht Gabrielens, das so licbgewonnene gastliche Haus zu verlassen, stimmte keineswegs mit den Planen Theobalds überein, dessen Leidenschaft für Gabrielen, seitdem er wußte, daß sie den Grafen Brodervde ihm vorziehe und dieser Nebenbuhler nun nicht mehr vorhanden