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nicht anders als mittelst eines kahlen, ebenfalls sehr einsamen Weges gelangen konnte.
Die Gewohnheit hatte indessen mich damit so vertraut gemacht, daß ich nie auch mir die mindeste Anwandlung von Furcht und Argwohn empfand, sondern den einsamen Weg wandelte, ohne an die Länge oder an die unerquickliche Umgebung desselben zu denken.
An dem Abend von welchem ich hier spreche, trug ich in einem Bündel eine ziemlich beträchtliche Summe Geldes bei mir.
Dieser Umstand war es vielleicht, was mich ein wenig ängstlich und vorsichtig machte.
Znm ersten Mal in meinem Leben begann ich Furcht vor einem Raubanfall zu hegen. Ich dachte an die Gefahren des Weges, an die vielfach geschlängelte Straße, an die Felsen, welche zum Hinterhalt benutzt werden konnten, an den Schatten der Bäume, welche den freien Umblick hinderten, sowie an die Ueberfällc der gefürchteten Fenier.
Alle Räubergeschichten, die ich jemals gehört, fielen mir jetzt wieder ein, bis endlich dieser Gedanke sich meiner vollständig bemächtigte.
Ich konnte an gar nichts anderes denken. Vergebens suchte ich, diese Vorstellungen aus meinem Gemüth zu verbannen. Ich vermochte sie ebensowenig zu beherrschen, als die Winde des Himmels.
Deßhalb marschirte ich so immer weiter, indem ich argwöhnisch jeden Felsblock betrachtete und in jedem Gebüsch einen lauernden Weglagerer zu erblicken glaubte.
Wäre es möglich gewesen, so wäre ich umgekehrt, aber daran war keinen Augenblick zu denken. Meine Familie und meine Freunde waren alle zu Hause und da ich stets pünktlich cintraf, so würde jedes Zögern oder Ausbleiben von meiner Seite sie in die größte Angst und Bcsorgniß versetzt haben.
Es blieb mir deßhalb nichts weiter übrig, als meinen Weg weiter fortznsetzen, und ich that dies, obschon ich zugleich es bitterlich beklagte, daß ich nicht von der Stadt au? einen Wagen genommen, der mich rasch und bequem nach Hause gebracht und mir meine ganze gegenwärtige Angst lind Unruhe erspart haben würde.
Mit diesen Gedanken beschäftigt, erreichte ich ein einzelnes Haus, welches ungefähr die Hälfte meines Wegs bezeich- nete.
Ein Heller Lichtschein fiel durch die Fenster quer über die Straße und beleuchtete die nächste Umgebung.
Gerade als ich mich dem Hause näherte, trat eine dunkle Gestalt rasch dahinter hervor, bewegte sich durch den Lichtschein und in das Dunkel der Straße hinein, auf welcher sie dann mit großer Schnelligkeit weiter schritt.
Diese plötzliche Erscheinung machte mich betroffen. Ich erhaschte wohl einen Schimmer von dem Gesicht des Mannes, während er mich scharf an>ah, konnte aber seine Züge nicht unterscheiden.
(Fortsetzung folgt.)
Der Warometer
und das Vorausbestimmen des Wetters.
(Nach dem Französischen.)
Es kommt oft vor, besonders zu den Zeiten des Jahres, während welcher es beständig regnet, daß der Barometer der Ungenauigkeit und der Unzulänglichkeit beschuldigt wird. „Er weiß nicht, was er will," sagen dann wohl die Leute, „seine Angaben sind vollständig falsch, er ist verrückt, man kann sich nicht mehr auf ihn verlassen und dergl." Der arme Barometer! Kaum ist er gestiegen, wenn sich der Wind dreht und es regnet. Er beginnt zu sinken und sofort scheint die Sonne.
Die Schuld ist aber weniger an dem Barometer, als vielmehr an dem Beobachter, der die Schwankungen des Instrumentes nicht zu deuten versteht. Der Barometer ist ein vorzügliches Instrument, allein man muß sich desselben zu bedienen verstehen.
Man bildet sich allgemein ein, daß es genüge, zu eonstatiren, wenn er sinkt oder wenn er steigt, um daraus zu schließen ob schlechtes oder schönes Wetter folgt; das ist sehr einfach. Die Schuld liegt auch ein wenig an der Gewohnheit, welche die Instrumentenmacher haben, an ihren Apparaten eine Scala anzubringen, die dem Auge zu genügen scheint, in Wirklichkeit aber zu den gröbsten Jrrthümern führt. „Regen, Veränderlich, Schön" sind die Bezeichnungen, welche täuschen, denn es kann regnen, wenn das Instrument „Schön" anzeigt und umgekehrt, schön Wetter sein, wenn es unter „Veränderlich" steht. Und zwar aus zwei Gründen: die Gradeintheilung kann ungenau sein für den Beobachtungsort und in Wirklichkeit kann schlechtes Wetter eintreten bei der Angabe von schönem oder veränderlichem. Erklären wir dies.
Die Gradeintheilung kann fehlerhaft sein. In der Thal, das beispielsweise zu Paris fabricirteJnstrument zeigt „Veränderlich" bei einem Luftdrucke von 760 min., „Regen bei einem Drucke von 750 und „Schön" bei einem solchen von 770 mm. Warum? Weil zu Paris, das istErfahrungs- Thatsache, wenn der Barometer einen höheren Luftdruck als 760 inin. hat, das Wetter im Allgemeinen schön ist, ebenso wenn er unter 760 mm. fällt, neigt sich das Wetter zum Regen. Versetzen wir uns aber z. B. nach Lyon oder nach Clermont-Ferrand, wo die Höhe über dem Meeresspiegel eine andere ist, wie zu Paris. Der Luftdruck wird nun das ganze Gewicht der Luft, die zwischen dem Niveau des Meeres und der Höhe, auf der man sich befindet, liegt, vermindern und natürlicherweise wird auch der Druck auf den Barometer leichter. Dies ist nicht allein der Fall für verschiedene Städte (Orte), sondern auch für verschiedene Theile einer und derselben Stadt. Es kann also der Barometer an den Seine-Ufern in Paris nicht denselben Druck anzeigen, wie auf den Höhen des Pantheon oder auf den „Boulevard des Italiens" denselben wie auf dem Monmartre."
(Schluß folgt.)
Welch spartanischer Sinn zum Theil noch in der Schweiz herrscht, beweist folgende im Tageblatt einer Kantonshauptstadt zu lesende Bekanntmachung: Aufhebung des Wirthshausverbots gegen . ... (es werden vier Bürger genannt). Das vom Stadtrath unterm 21. März d. I. gegen die Obgenannten ausgesprochene Wirthshausverbot wird in Folge seither geleisteter Zahlung der betr. Steuerrückstände hiemit wieder aufgehoben. ... 11. April 1883. Die Stadtkanzlei.
E i n C o n ce rt h e iml i ch e r Liebe hat am 17. März d. I. in Newyork statt- gesunden. So seltsam dies klingt, so findet es doch seine natürliche Erklärung darin, daß das betreffende Concert von der Violinvirtuosin Frl. Liebe, des Violoncellisten Herrn Liebe und der Pianistin Frl. Heimlicher veranstaltet wurde.
Zur Konfirmation.
(Aus E. M- Arndt, Geistliches)
Wir wandeln hier in Finsternissen Und schau'n vergebens nach dem Licht; Nicht trösten mag uns, was wir wissen, Und was wir können, helfen nicht:
So wickelt ewig auf und ab Sich Labyrinth aus Labyrinthen,
Und heute sehen wir verschwinden,
Was gestern süße Täuschung gab.
Doch liebt der Stolze seine Irre,
Der Eitle seinen Lügenschein,
Und wirret in das Truggewirre Sich jede Stunde fester ein,
Verschmäht die Wahrheit für Gedicht, Verschmäht die Flamme für den Schimmer, Und hascht und sucht und findet immer, Doch ach! sich selber findt er nicht.
O du, durch den die Sonnen brennen Und leuchtend durch die Himmel geh'n, Gott, lehre du mich selbst erkennen Und meiner Künste Lug versteh'»,
O hebe dein demüthig Kind Empor mit deinen Liebesarmen Und laß sein Herz in dir erwärmen,
Bor dem die Engel Stammler sind.
Aus deines Lichtes reichem Meere Floß einst ein einz'ger Tropfen ans Und zündete die Sternenheere Und Lampen all im Himmelshaus —
O einen Funken nur für mich!
Nur Einen Schimmer von dem Glanze! Und droben in dem Sternentanze Mit allen Seligen preis' ich dich.
Marnde.
Mein Erstes zu finden war vieler Verlangen,
Doch es glückte noch keinem, zu mir zu
gelangen.
Mein Zweites muß fleißig der Bauersmann
pflügen;
Hat zahlreich er mich, so machts ihm Vergnügen.
Das Dritte strahlt gülden; hell leuchtet
das Ganze,
Du erfreutest Dich oft schon an seinem
Glanze.
R. >V.
Redaktion. Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.