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stark schäumende Flüssigkeit verabreicht wird, über die vorstehend bezeichneten Grenzen hinaus festgcsteUt werden.
8 3 -
Der durch den Füllstrich begrenzte Raumgehalt eines Schankgefäßes darf r>.) bei Gefäßen mit verengten Halse höchstens '/so,
d) bei anderen Gefäßen höchstens '/so geringer fein als der Sollinhalt.
8 4 -
Gast- und Schankwirthe haben gehörig gestempelte Flüsfigkeitsmaße von einem zur Prüfung ihrer Schankgefäße geeigneten Einzel- oder Gesammtinhalt bereit zu halten.
8 5.
Gast- und Schankwirthe, welche den vorstehenden Vorschriften zuwidcrhandeln, werden mit Geldstrafe bis zu einhundert Mark oder mit Haft bis zu vier Wochen bestraft. Gleichzeitig ist auf Einziehung der vorschriftswidrig befundenen Schankgefäße zu erkennen, auch kann die Vernichtung derselben ausgesprochen werden.
8 6 .
Die vorstehenden Bestimmungen finden auf festverschlossene (versiegelte, verkapselte, sestverkorkte u. s. w.) Flaschen und Krüge, sowie auf Schankgefäße von '/so Liter oder weniger nicht Anwendung.
8 7 . ,
Dieses Gesetz tritt mit dein 1. Januar 1884 in Kraft.
Miszellen.
Verschlungene Made.
Novelle v. R. Hofmann. (Nachdr. verboten.)
(Fortsetzung).
Ein Ereigniß, oder nennen wir es einen Zufall oder einen Wink der Vorsehung, hat indessen im letzten Augenblicke mich von meinen frühern Entschlüssen gewaltsam abgebracht und mich zu dem Schritte verleiten lassen, den Sie und Ihre Familie so verdammeuswerth finden. Ich war heute Morgen, ungefähr eine Stunde vor der Zeit, zu welcher meine Trauung stattfinden sollte, in den Schloßgarten gegangen, um in der Einsamkeit mich noch einmal einige Minuten für den entscheidenden Schritt, der mich für ewig an Ihre von mir verehrte Schwester binden sollte, zu sammeln und vorzubereiten. Ich begab mich zu diesem Zwecke in einen abgelegenen Theil des Gartens und fand dort zu meinem großen Erstaunen Gabrielen anwesend. Sie bemerkte mich nicht gleich, denn sie saß auf einer Bank, mir den Rücken zugekehrt, ich fühlte mich auch nicht berufen, ihre Einsamkeit zu stören und wandte mich seitwärts. Doch durch irgend einen Umstand schien sie meine Gegenwart bemerkt zu haben, denn ich sah, wie sie sich hastig aufrichtete und das Antlitz nach mir wandte. Ich begrüßte sie freundlich, doch sonderbar genug fand sie für meinen Gruß nicht die rechte Entgegnung. Ich sah, daß sie verwirrt vor mir stand, wie wenn ich sie überrascht und gestört hätte. Ich entschuldigte mich, doch neue Purpur- röthe übergoß das Antlitz Gabrielens und mit den verwirrt ausgesprochenen Worten, „Sie haben sich durchaus nicht zu entschuldigen, Herr Graf, verzeihen Sie meine
Geistesabwesenheit, ich war hier ganz in Gedanken versunken" — verließ Gabriele eiligen Schritts den Garten. Mir kani das Benehmen derselben recht sonderbar vor, ja, es stieg in mir der kühne Gedanke auf, daß Gabriele vielleicht von denselben Regungen und Zweifeln des Herzens wie ich erfüllt sei, ich wollte ihr Nacheilen, ich wollte sie fragen, ich hätte ihr vielleicht auch ein Geständniß gemacht, gewiß hätte ich aber mich nicht zu übereilten Worten Hinreißen lassen, doch Gabriele war meinen Augen entschwunden und ich fand es für unschicklich, die Davoncilende bis in das Schloß zu verfolgen. Aus einem Grunde, den ich selbst nicht mehr erklären kann, uähertc ich mich der Bank, wo Gabriele gesessen hatte und blickte mit wehmüthigen Blicken auf die Umgebung. Da sah ich in unmittelbarer Nähe der Bank ein Stück weißes Papier am Boden liegen, ich ergriff dasselbe in schneller Hast und forschte nach seinem Inhalte. Dasselbe enthielt ein Gedicht, geschrieben und unzweifelhaft auch von Gabrielen verfaßt. Der Inhalt dieses Gedichtes war für mich entscheidend und machte mich in der darauf folgenden Stunde in allen meinen Entschlüssen wankend. Hier ist das Gedicht, Sic können es selbst lesen, Graf Theobald," schloß der Graf Broderodc, indem er aus seiner Brusttasche dem Grafen Thobald ein zu- sammengesaltetes Papier überreichte.
Theobald griff nach dem zusammengefalteten Papiere und, während sich auf seinem Antlitz eine fliegende Röthe zeigte, las er mit halbleiser Stimme die uns schon bekannten Strophen.
Als Graf Theobald das Gedicht gelesen hatte, zitterte er vor Zorn und Wuth über das Glück seines Nebenbuhlers, dem Gabriele ihre Liebe augenscheinlich geschenkt hatte. Der gekränkte Stolz und die nieder- gehaltene Leidenschaft für Gabrielen erfüllten gleichzeitig das Herz des heißblütigen Theobald. Jetzt galt es ihm mehr, mit dem verhaßten Nebenbuhler einen Kampf auf Tod und Leben einzugehen, als die schwergekränkte Schwester zu rächen. Mit leidenschaftlicher Stimme rief Graf Theobald dem Grafen Broderodc, indem er ihm das Papier hastig znrückgab, zu:
„Nur einer von uns Beiden kann Gabrielen besitzen, schonen Sie mich nicht, Graf Broderodc, aus etwaiger Rücksicht auf meine Schwester, ich werde Sic auch nicht schonen, einer von uns Beiden muß sterben, das ist das Beste in dieser verzweifelten Lage!"
Die Sekundanten, welche in ernstem Schweigen seitwärts standen, reichten jetzt den beiden Gegnern die Waffen und cs begann ein wüthender Zweikampf. Graf Theobald stürzte sich förmlich auf seinen Gegner, so daß dieser sein ganzes Geschick anwenden mußte, um nicht gleich im ersten Anlaufe über deu Haufen gestoßen zu werden. Dabei unterließ jedoch Theobald fast ganz sich zu vertheidigcn und erhielt in Folge dessen beim dritten Gange eine ernste Wunde am linken Oberarm, er focht aber wie ein Rasender weiter, ein gräßlicher Schlag, ein markerschütternder Schrei — Graf Brvdervde sank mit klaffender Stirnwnnde zu Tode getroffen auf den grünen Rasen des Waldes.
Ein Diener überbrachte noch am Nachmittage desselben Tages, an welchem Anna's Hochzeit mit dem Grafen Broderode hatte stattfindcn sollen, dem Grafen Königshof einen Brief von Gabrielen, die sich seit dem unglücklichen Ereignis; in der Schloßkapelle in ihre Zimmer zurückgezogen hatte. Der Brief war folgenden Inhalts:
Hochverehrter Herr Graf!
In meinem tiefen Schmerze über den heutigen traurigen Vorfall finde ich kaum die Kraft und die Worte einen Entschluß zu fassen, doch es muß sein, weil es nunmehr unabweisbare Nolhwendigkeit ilt. Ich will sobald als möglich das Haus verlassen, wo ich eine so gastliche Aufnahme fand und wo ich ohne meinen Willen Anlaß zn so großem Unglücke wurde. Ich bin unschuldig an Allem, was geschehen ist, oder Sie müßten mir das zum Verbrechen rechnen, daß ich aus Ihren Wunsch in ihrer Familie blieb, obschon ich schon vor einiger Zeit die Absicht hatte, nach Paris zurückzu- kehrcn. Fordern Sie jetzt keine näheren Beweise dafür, daß ich unschuldig bin an dem unglückseligen Entschlüsse des Grafen Broderode, aber dieser selbst soll später meine Unschuld beweisen. Ich habe mich niemals um die besondere Gunst des Grafen Broderode beworben, habe seinerLeidcnschaft für mich keine Hoffnung gegeben und werde überhaupt niemals die Braut oder Frau des Grafen Broderode werden. Mit tiefstem Jammer beklage ich die unglückliche Anna, die mir stets eine so liebe, treue, schwesterliche Freundin war und die nun, wie alle Welt, in mir die Ursache von all ihrem Unglück erblicken muß. Desgleichen beklage ich die Frau Gräfin, die ich gleichfalls ohne mein Zuthun so bitter kränkte, und beklage schließlich Sie, Herr Graf, und Ihre Söhne, denen ich ebenfalls schweren Kummer bereitete, aber ich wiederhole cs, mein werthgeschätzter Herr- Graf und hochherziger Wohlthäter, ich bin unschuldig an dem unglücklichen Vorfälle und hoffe, daß Ihnen die nächste Zukunft meine Unschuld beweisen wird. Ich muß cs unter den obwaltenden Verhältnissen leider vorziehen, aus Ihrem gastlichen Hause zu scheiden, ohne persönlich Abschied von Ihnen und Ihrer Familie zu nehmen. Haben Sie die Güte und lassen Sie mich noch heute durch einen Ihrer Wagen nach der nächsten Stadt bringen, von wo ich unverzüglich mich zn meinen Pflegeeltern nach Paris begeben werde. Leben Sie Alle herzlich wohl und empfangen Sie tausend Dank für die vielen mir erwiesenen Wohlthatcn von der
unglücklichen
Gabriele de Durandot.
(Fortsetzung folgt.)
Eine Urise Schnupftabak.
Von einem Deutschen in Irland erzählt.
In einer dunklen Dezeiubernacht 1871 verließ ich mein Geschäftslokal in der Stadt Cork und machte mich auf den Heimweg.
Mein Haus war ungefähr drei englische Meilen entfernt und stand allein an einem sehr einsamen Orte, zu welchem man