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Württemberg.
Seine Majestät der König haben Allergnüdigst zn verfügen geruht : den 10. April:
Loos, Premierlicutenant der Reserve des Dragoner-Regiments Königin Olga Nr. 25, '
vr. Ha»sjm ann, Stabsarzt der Landwehr im 1. Bataillon (Calw) 1. Land- ivchr-Regiments Nr. 119,
der Abschied bewilligt.
Stuttgart, 17. April. In der heutigen Sitzung der Kammer der Standesherrn machte der Präsident Fürst Wald- burg-Zeil-Trauchburg vor Eintritt iu die Tagesordnung die Mitthcilung, daß das Mitglied des hohen Hauses Landge- üchtspräsident Freiherr von G e m m ingen heute Nacht gestorben sei. Er sei überzeugt, daß die hohen Herren mit ihm aufs tiefste das Hinschcidcn dieses werthen Mitgliedes bedauern.
Stuttgart, 17. April. (23. Sitzung der Kammer der Abgeordneten.) Eine Zuschrift des Vorstandes der Centralstclle für Handel und Gewerbe, Obcrregierungsrath v. Gau pp, ist eingclanfcn, worin derselbe die Mitglieder des Hauses auf Mittwoch Abends 8 Uhr einladct, die neu eingerichtete Ausstellung für Elektrotechnik im Maschinensaal der Centralstelle zn betrachten.
Stuttgart, 16. April. Gestern Nacht wurde in der Hauptstütterstraße ein schweres Verbrechen verübt. Die Frau des Metzger Mammel wurde in Abwesenheit ihres Mannes im Bett von einem Einbrecher überrascht und mit einem Spaten ans den Kopf geschlagen. Dieselbe sprang aus dem Bett und suchte durch das Fenster des Wohnzimmers um Hilfe zu rufen, der Eingedrungene verfolgte sie aber und führte noch mehrere Streiche nach ihrem Kopfe und Gesicht, welche theilweise von der Frau mit dem linken Arm aufgefangen wurden. Endlich gelang es ihr, durch einen Sprung aus dem Fenster in den Hof sich zu retten. Auf die Hilferufe eilten Nachbarsleute herbei und der Dieb ergriff ohne Raub die Flucht über den Garten des Nachbarhauses; einige zurück- gelassene Gegenstände, ein Schirm und One Uhrentasche, dürften eine Handhabe zu seiner Ermittelung bieten. Iran Mammel, die in der Mitte der 40 Jahre steht, hat eine Wunde über die ganze Nasenlänge, welche genäht werden mußte, und drei schwere Verletzungen am Kopf. Ihr Zustand ist bedenklich. (St.-Anz.)
Stuttgart, 16. April. (Pferdc- m a r k t.) Zu Markt gebracht heute Vorm. 1200 Pferde, wovon 600 in Privatstal- liiiigcn stehen. Der Verkauf geht Vorm, »och sehr langsam.
Stuttgart, 17. April. Der Pferdemarkt gehört, was die Zahl der zu Markte gebrachten Thierc betrifft, zu den mittleren, was aber den Handel betrifft, so mag er zu den besseren zählen. Es mögen >m Ganzen 15—-1600 Pferde zu Markte gekommen sein. Seit gestern Nachmittag geht der Handel lebhaft. Bei hohen Preisen zeigte sich Anfangs wenig Kauflust, auch fehlten die Hauptkäufer, die Schweizer. Heute früh nun waren dieselben eingetroffeu, und sowohl auf dem Markte wie in den Stallungen wurden
bedeutende Käufe abgeschlossen. Bis 12 Uhr Mittags waren allein ea. 150 Kaufsprotokolle amtlich; mehr als doppelt so viel wurde nicht prvtokvllirt, so daß ein Absatz von wenigstens 500 Pferden nnzu- nehmcu ist. Die Preise stiegen bis auf 1800 Pro Stück, schwerer Schlag. — Im K. Marftall wurden heute Vorm, unter großem Andrange des Publikums 19 Pferde ans dem kgl. Landgestütc versteigert. Von 10 Wallachen war der niederste Erlös 660„T, der höchste 1920 vT; von 9 Stuten der niederste 850 vT, der höchste 2510 vT Die Thierc waren bis auf 5 durchaus fehlerfrei, meist prachtvolle Exemplare. (S. M.)
Stuttgart, 17. April. Gestern früh wurden einige bedeutende Ta scheu dieb- stühle theils am Bahnhof, theils auf dem Pferdemarkt hier verübt. Bei den sofort eingeleitctcn Nachforschungen wurden durch die Fahnd.-Mannschaft 3 aus Ungarn und Böhmen zugereiste Taschendiebe ermittelt und fcstgeuvmmcu. Dieselben sind der That überführt und gehören zweifellos zu einer größeren Dicbsbande, welche zum Zweck des Stchlcns gewöhnlich auf Messen und Märkten herumrcist.
Stuttgart, 16. April. Zahnarzt Vogel unternahm gestern seine zweite Luftfahrt. Diesmal aber nicht allein, sondern in Gesellschaft der Gastwirthin zum „Goldenen Kreuz" , Frau Hang. Bei momentaner Windstille erfolgte das Aufsteigen in lange anhaltender lothrechter Richtung. Das unbedeutende Fvrtschreiten des Ballons in magrechter Richtung, vielleicht auch die Rücksicht auf feine Gefährtin, mochte den Schiffer diesmal veranlassen, sich bald wieder herabznlasfen. Er stieg bis zu einer Höhe von 750 Meter und ging dann zwischen Rohracker und Gablen- berg nieder. Buben von Gaisburg und Gablenberg waren in den Faselwald vorausgesprungen, erfaßten die niedcrhängen- den Stricke des sich mehrmals wieder hebenden Ballons und hielten letzteren fest, ohne daß der Anker geworfen werden mußte. Als die Luftschiffer mit dem Ballon zwischen 7 und 8 Uhr zu Wagen wieder in Stuttgart anlangtcn, wurden sie von der Volksmenge mit lautem Halloh empfangen. Bor der Wirthschaft der unternehmenden Begleiterin des Herrn Vogel war ein solcher Auflauf, daß die Passage mit Hilfe der Polizei hergestellt werden mußte. Herr Vogel beabsichtigt kommenden Sonntag mit seinem Ballon eine Luft- ahrt in Heilbronn, später solche in Ulm ind anderen Städten zu unternehmen.
Vom württ. Kriegerbund. Das Präsidium des württ. K.B. hat an Sc. Mas. den König Bericht erstattet über das Ergebnis; der Ausstellung des von Prof. Bleibtreu gemalten Schlachte n b i l d e s von Wört h. Darnach wurde das Gemälde in 77 größeren und kleineren Städten und Ortschaften ausgestellt. Die Ausstellungskostcn in den einzelnen Orten beanspruchten von 2 bis zu 80"/o, im Durchschnitt 13"/» der Bruttoeinnahme. Die Ncttveinnahmc betrug im Neckarkrcis 6298 ,-T 65 im Schwarzwaldkr. 5228 vT 64 im Jagstkr. 4102 vT 18 im Donaukr. 5091 vT 67 H, zns. 20,721 vT 14 H. Hievon hatte die Kommission für Druckschriften, Frachten, Porto, Feuerver
sicherung und sonstige Erfordernisse 1023 vT 94 Ausgaben zu bestreiten, so daß dem UnterstütznngSfonds die reine Summe von 19,697 vT 20 Z überwiesen werden konnte.
(S. M.)
Marbach, 15. April. Ein aufregender Unglücksfall hat sich gestern Nacht um 10 Uhr hier ereignet. Der schwcrgeladene Wagen des hiesigen Stadtmüllers gerietst, weil ungenügend gesperrt, bei der Stadt- kirchc in Schuß und fuhr sausend die Straße zum Schillerhaus hinunter. Unterhalb desselben wurden die 3 Pferde von der Wucht des nachdräugendcn Wagens über den Haufen geworfen und bildeten nun ein lebendes Hinderniß für das Weiterrollen des Fuhrwerks. Der Knecht, welcher mnthig vorn bei den Pferden geblieben war, wurde, als Hilfe kam, todt aufgcfundeu mit gebrochenen Beinen und einer schweren, von einem Huftritt her- rührenden Kopfwunde. Die Pferde konnten gerettet werden. (S. M.)
Gr äfe n h au sen, 16. April. Bei dem heutigen Brennholzverkauf wurden per Rmtr. buchene Prügel 5—6 vT, für buchene Scheiter 8 vT erlöst. Es waren viele Kaufliebhaber am Platze auch aus den benachbarten badischen Orten.
MisMen.
Verschlungene Made.
Novelle v. R. Hofmann. (Nachdr. verboten).
(Fortsetzung).
Oskar verzog keine Miene, als ihn Theobald als seinen Sekundanten nannte. Es konnte unter den obwaltenden Umständen nicht anders sein, der Bruder mußte dem Bruder im Zweikampfe bci- stehcn und möglicherweise Weise dessen Tödtung mit ansehen.
Einen harten Kampf kämpfte auch der Graf Königshof niit sich. Er wußte einige Augenblicke nicht, ob er die beiden Söhne zn dem voraussichtlich blutigen Zweikampf gehen lassen, oder ob er sic allein gehen lassen sollte. Mußte er nicht geradezu fürchten, seine beiden Söhne auf einmal zu verlieren, denn cs lag nahe, daß, wenn Theobald im Zweikampfe mit dem Grafen Broderode fiel, Oskar an Theobalds Stelle treten würde, um die schwer beleidigte Schwester zu rächen, rathlos stand der Graf Königshof eine Weile da, dann winkte er Oskar zu sich, ergriff mit stürmischer Zärtlichkeit dessen beide Hände und sagte in erregten Worten:
„Versprich mir, Oskar, mein liebster Sohn, daß Du, was auch geschehen möge, Dich in keinen zweiten Zweikampf mit dem Grafen Broderode begeben wirst."
„Sorge Dich nicht, Vater!" crwiederte Oskar sanft und mit Rührung, „Dein Wille wird erfüllt werden, ich kenne meine Pflichten gegen Dich." —
Hierauf umarmte der Graf Königshof herzlich Oskar und daun auch Theobald, dem er auch einen Kuß auf die Stirn preßte, und verließ, sich mit Gewalt zwingend, seine Söhne.
Theobald und Oskar begaben sich hierauf nach dem Waffensaal und wählten dort unter den vielen vorhandenen Säbeln und Degen, je zwei vollständig gleiche Kavallerie-Säbel ans, deren Klingen scharf und tadellos waren. Ein Diener trug in