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Chr. Mall von Oetisheim (Württemberg) an der Anstalt als Hauptlehrer für den Zeichenunterricht angestellt. Die öffent­lichen Prüfungen finden Mittwoch den 4. und Donnerstag den 5. April statt, während welcher Tage, sowie am Sonntag den 8. April, die Arbeiten der Schüler zu Jedermanns Einsicht ausgestellt sein wer­den. Die Anmeldung neu eintretender Schüler hat Dienstag den 24. April zu geschehen.

Pforzheim, 28. März. Die Aus­stellung von Schülerarbeiteu in derKun st- gewerbeschule dauert noch bis Montag, 2. April.

Von dem Wrack derCimbria" ist bei Bergen in Norwegen das Schreibpult des Kapitän Hansen angetrieben, in welchen! sich eine Anzahl Familienbriefe. Photo­graphien und einige Banknoten befanden.

Württemberg.

Stuttgart, 27. März. Seine Königliche Majestät haben Sich heute mit Gefolge für einige Zeit nach Beben­hausen begeben.

Stuttgart, 24. März. Als Ver­treter des hiesigen Hofes wird sich Seine Hoheit Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar- Eisenach nach Moskau zur Kaiserkrönung begeben.

Stuttgart, 27. März. Vom 1. April ab werden innerhalb des Reichsge­biets sich bewegende Postkarten, welche nicht mit der Marke des Aufgabegebietes, sondern mit derjenigen einer andern deut­schen Verwaltung versehen sind, gegen Er­hebung von fünf Pfennig Porto und fünf Pfennig Zuschlaggebühr befördert werden. Die unrichtig verwendeten Postwerthzcichen des Bestimmungsgebiets werden dem Em­pfänger gutgerechnet.

Stuttgart. Der Sommerkurs der K. Baugewerkschule und der mit ihr ver­bundenen Fachschulen für Maschinenbauer, sowie für Geometer und Kulturtechniker, beginnt den 3. April. Anmeldungen können vom 31. März an mündlich gemacht werden.

Stuttgart, 27. März. Gestern Nachmittag war schon von 2 Uhr ab ein äußerst lebhaftes Treiben in der Gegend des k. Marstalls wahrzunehmen. Um diese Zeit begann das Konzert im Hofe des Marstallgcbäudes, in dem der Bogel'sche Riesenluftballon bereits ganz gefüllt war. 900 Kubikmeter Gas faßt derselbe, so daß sein Inhalt allein schon einen Werth von 180 cM reprüsentirte. Etwa 10 Minuten nach 4 Uhr waren die Vor­bereitungen beendigt, die Gondel an dem Ballon befestigt; der kühne Luftschiffer stieg ein und unter den Klängen des König-Karl-Marsches ging der Ballon majestätisch in die Höhe, nachdem ihn kurz vorher der Wiud mehrmals fast zu Boden gedrückt hatte. Bei dem starken Winde trieb er rasch vorwärts, zuerst in südöst­licher, bald aber in östlicher Richtung, wobei der Ballon gleichzeitig eine beträcht­liche Höhe erreichte, so daß er nach kaum 10 Minuten in der Größe einer hand­großen Kugel in den Wolken verschwand. Um 4 Uhr zwanzig Minuten ist er schon über den Eßlinger Bergen gesehen wor­den und gegen 5'/r Uhr ist er laut Abends eingegangencm Telegramm bei Gmünd glücklich gelandet.

Heilbronn, 26. März. Samstag 31. d. M. wird der Regiments stab und das 1. Bataillon des 4. Juf.Regts. von Ludwigsburg mit einem Extrazug hier eintreffen und in hiesiger Stadt um 9 Uhr seinen Einzug halten. Am Bahnhof findet von Seiten der Stadt durch eine Depu­tation eine feierliche Begrüßung statt. Mittags wird freie Verpflegung der Mann­schaften bei den hiesigen Einwohnern ein- treten. Am Sonntag den 1. April findet zu Ehren der Offiziere ein solennes Festessen in den prächtigen Räumen der Harmonie statt. Mehrere Reserveoffiziere werden nach Eintreffen des Regmts. zu einer 40- tägigcn Uebung einrücken.

Crailsheim, 26. März. Gestern Nachmittag kurz nach Abgang des Haller Zugs ereignete sich auf dem hiesigen Bahn­hof ein gräßliches Unglück. Der Stein­hauer Färber, ein 53 Jahre alter Mann und sein 14 I. alter Sohn hatten einen Bricfkarren über die Schienengeleise ge­schoben und wurden auf dem Rückweg zum Perron des Bahnhofs von einem ohne Maschine fahrenden Güterwagen erfaßt. Dem Sohn wurde der Kops vom Rumpfe geschlagen und er war sofort todt. Der Vater erhielt solch starke Verletzungen, daß ihm noch am gleichen Abend der linke Arm abgenommen werden mußte und an seinem Aufkommen qezwcifelt wird.

(Schw. MO

Baihingen a. E., 25. März. Der schon seit längerer Zeit beabsichtigte Bau einer Methodisten-Kapelle kommt nun zur Ausführung. Die Bauarbciten werden nach einem Ausschreibcn des hiesigen Methodistenpredigers demnächst vergeben.

Maulbronn, 25. März. Gestern wurde im Weiler Corres, Gemeinde Oetis­heim, Johann Jrion von da, von dem dortigen Anwälte Ayasse so schwer ver­letzt, daß er schon in der darauf folgenden Nacht starb.

Vor einigen Tagen fuhr in Reiner- zau OA. Freudenstadt ein 4jähriges Mäd­chen Schlitten. Während es auf seinem Schlitten saß, löste sich auf dem Dache des Hauses bei welchem die Kinder fuhren, eine Schneemasfe, die mit solcher Gewalt auf das vornüber gebeugte Kind fiel, daß ihm das Genick abgedrückt wurde. Es war auf der Stelle todt.

Ausland.

London, 26. März. Die Regierung ordnete die Bewachung der öffentlichen Gebäude Londons durch 2000 Mann In­fanterie an. Das Parlamentshaus und Buckingham-Palast werden durch ein Ba­taillon Garde bewacht.

Ueber den Winter in Italien schreibt man aus Rom: Infolge des starken Schneefalles, sind unsere telegraphischen Kommunikationen mit dem Auslande zum Theil gesperrt. Seit 8 Tagen hat Ober­italien, besonders aber Piemont, einen völlig sibirischen Anstrich. Der weiße Flaum liegt in vielen Distrikten meterhoch. Selbst in Genua herrscht ein eisiger Nord­wind vor, und die Fruchtbäume, die dort bereits in der Blüthe stehen, leiden da­runter ganz erheblich. Mailand klagt über fußhohen Schnee. In Aosta liegt er 2 Meter hoch. Und hier in der alten Quiritenstadt herrscht eine empfindliche

Kälte, die sich mit den sonstigen Gewohn­heiten unseres Klimas absolut nicht in Einklang bringen läßt.

Konstautinopel, 26. März. Mehrere Ortschaften am Ararat wurden durch Schneestürze zerstört. 59 Personen sind umgekommcn, gegen 100 verletzt.

MisMkn.

Verschlungene Made.

Novelle v. R. Hoffmann.

(Fortsetzung.)

Nach dieser Zeit lebte Anna nur bei und fast auch nur für ihre Eltern. Sie wechselte monatlich allerdings mehrere zärt­liche Briefe mit ihrem Verlobten und dieser wußte es auch möglich zu machen, jedes Vierteljahr seine Braut wenigstens einmal zu sehen. Im September hatte Anna in Begleitung ihrer Eltern auch eine Reise nach dem Manöverfelde unternommen, um den Verlobten einmal in seinem stolzen Berufe, an der Spitze seiner Husarenes- cadron zu sehen, wobei man auch gleich­zeitig dem Bruder und Oheim, der das­selbe Regiment kommandirte, einen über­raschenden Besuch bereitete.

In der späteren Zeit hatte sich Anna von Königshof bei ihren Eltern doch häufig vereinsamt und unbefriedigt gefühlt. Anna fand wohl eine erhebende Aufgabe darin, ihren Eltern fröhliche Stunden zu bereiten, aber es fehlte ihr eine Schwester, eine Freundin, die mit ihr dieselben Empfin­dungen hegte und das kameradschaftliche Leben, ohne welches jedes menschliche Wesen eine Lücke in seinem Dasein empfinden muß, zu hegen und zu pflegen.

Unter den Verwandten der gräflichen Familie gab es nur wenig junge Damen in dem Alter Anna's und aus ihrer kleinen Reihe ließ sich daher schwerlich eine Freun­din, eine Kameradin für Anna finden, der Graf und die Gräfin Königshof, welche volles Verständnis für den Mangel in dem gesellschaftlichen Leben ihrer Tochter hatten, waren daher bemüht, diesen Mangel aus- zuglcichen. Nach einigen schwerlich an­nehmbaren Vorschlägen sagte der alte Graf:

Ich Hütte schon einen Plan, aber wer weiß, ob er sich erfüllen lafsen wird. Vor zehn Jahren, als ich in diplomatischen Ge­schäften oft längere Zeit in Paris an­wesend war, hatte ich dort einen lieben Freund, den Marquis de Durandot. Der Marquis war frühzeitig Wittwer geworden, hatte aber ein Adoptivtöchterchen, ein wunderbares Kind, das bei Allen, die es sahen, Staunen erregte, bei sich. Dieses Mädchen war damals erst neun oder zehn Jahre alt, aber ich habe niemals, weder vorher noch nachher ein Kind gesehen, welches eine solche liebliche Erscheinung und so unverkennbare Geistesanlagen ge­habt hätte. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß die kaum zehnjährige Adoptivtochter des Marquis de Durandot es verstand, im Hause desselben die Hon­neurs zu machen, fast wie eine vollendete Dame."

Anna, die dem Vater aufmerksam zu- gchört hatte, lachte bei diesen letzten Wor­ten des Vaters hell auf und entgegnete scherzend:

Papa will uns ein Märchen erzählen, ein Märchen von einem Wunderkind«:, wel-