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worden, derselbe nunmehr dem K. Finanzministerium zu gleichfallsiger Prüfung mit- getheilt worden sei. Es ist hienach zu erwarten, daß die seit dem Jahre 1873 angestrebte Floßordnung im Laufe der allernächsten Zeit in Kraft tritt und wenn damit auch nicht alle hieher bezüglichen Klagen verstummen, so werden hiedurch wenigstens die gegenseitigen Ansprüche der Wasserwerksbesitzer und der Flößer einer bestimmten Rechtsordnung unterstellt, welche in Zeiten von Frictionen, die bei diesem Geschäftsbetrieb nicht selten Vorkommen, von großem Werth ist.
Dafür, daß die Klagen gegen die Flößerei, trotz Floßordnuug nicht verstummen, liegen Anzeichen genug vor. Mehr und mehr macht sich die Ansicht geltend, daß die Flößerei eine drückende Feudallast sei, die sich überlebt und wenigstens da keine Existenzberechtigung mehr habe, wo sie nur auf Kosten der Wasserwerk- und Uferbesitzer betrieben werden kann und wo Eisenbahnen den Verkehr zu vermitteln in der Lage sind. In diesen Fällen ist auch die Annahme, daß die Wasserfrachten billiger seien, als die Bahnfrachten, eine irrige, beziehungsweise wird die Billigkeit nur dadurch herbeigeführt, daß ein erheblicher Theil der Kosten, welche diese Speditionsweise mit sich bringt, nicht vom Versender getragen, sondern auf die Schultern Anderer überwälzt werden. Bedenkt man, welche große Summen alljährlich für die Unterhaltung der Wasserstraßen, sowohl vom Staat als den Privaten aufzuwenden sind, welch' großer Verlust den Wasserwerk- und Uferbesitzern durch den Flößcreibetrieb entsteht, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die direkten Flößereikosten, den durch die Wasserfracht entstehenden Gesammtaufwand nur zum kleineren Theil repräsentireu. Die Zahl der Wasserwerke an den zugleich für den Flößerei- betricb benützten Flüssen und Bächen, hat sich im Laufe dieses Jahrhunderts bedeutend vermehrt, durch Vervollkommnung der Maschinen, Verbesserung der Einrichtungen zur Ausnützung der Wasserkräfte sind große Kapitalien in den Werken angelegt, die Arbeitslöhne sind gegenüber von früher erheblich größer geworden, es wird deßhalb einleuchten, daß der Flößereibetrieb, welcher häufig auch in die Zeit des Wassermangels fällt und eine Menge Werke ganz oder theilweise und oft Stundenlang zum Stillstand bringt, einen erheblich größeren Totalaufwand veranlaßt als man sich so obenhin betrachtet vorstellt. Rechnet man noch dazu, daß die Hölzer durch das Flößen einen Qualitätsverlust erleiden, so wird nicht in Abrede gestellt werden können, daß der Flößereibetrieb, soweit er auf Wassern stattsindet, wo er nur auf Kosten der Wasserwerk- und Uferbesitzer betrieben werden kann und wo Eisenbahnen den Verkehr zu vermitteln im Stande sind, volkswirhschaftlich nachtheilig ist.
(Schluß folgt.)
Oesterreich.
Prag, 14. März. Wegen starken Schneefalles und massenhaften Treibeises ist die Schifffahrt von Aussig abwärts bis auf Weiteres eingestellt.
Ausland.
In Frankreich belasten sich die in der Kammer streitenden Parteien gegenseitig mit der Schuld für die Straßen- demonstrationen der letzten Tage. Die N.-Z. meint: Jede Partei suche für ihre politischen Zwecke daraus Kapital zu schlagen. Nichtsdestoweniger liege für den Unbefangenen klar, daß die letzte Ursache der verbitterten Stimmung innerhalb der Arbeitermassen in dem Niedergang der Erwerbsverhältnisse in Paris während des vergangenen Jahres zu suchen sei.
Miszellen.
Lucia.
(Novelle aus dem gleichnamigen Roman von H. Emilius.)
(Fortsetzung.)
„Warum haben Sie mir das nicht schon am ersten Tage gesagt? Wollten Sie zuerst mein Vertrauen gewinnen, sich bei mir einschmeicheln? . . ."
Die Worte klangen hart; aber Ade- lina verlor den Muth nicht, denn es schien ihr ein gutes Zeichen, daß ihr Gegner sich in eine Erklärung einließ und keine Miene machte, davon zu gehen, wie sie es gefürchtet hatte. Wenn sie in seinem Herzen hätte lesen können, so wäre sie keinen Augenblick länger besorgt geblieben.
„Ich wußte nicht, wer Sie waren, und fragte nicht darnach", entgegnete sie sanft. „Erst gestern las ich ihren Namen, der der meinige geworden ist, und beschloß, mein Möglichstes zu einer Versöhnung zwischen meinem Manne und seiner Familie zu thun."
„Sie haben ein gutes Herz, aber meines Sohnes Wunsch stimmt wahrscheinlich nicht mit dem Ihrigen überein . . . sonst hätte er schon längst gewußt, wo seine Eltern zu finden sind."
„Er fürchtete Ihren Zorn . . ."
„Bin ich denn ein so schrecklicher Mensch? . . . hatte ich nicht das Recht, zu fordern, daß er sich vor mir demüthige?" rief der alte Herr, der heftig auf- und abging, während die Kleine bestürzt dastand; denn es entging ihr nicht, daß etwas Außerordentliches vorsiel.
„Ich glaubte, er habe das gcthan, indem er Sie in seinen Briefen um Verzeihung bat und um die Erlaubuiß nachsuchte, des Vaters Haus mit seiner Frau wieder zu betreten. Wäre ihm auf sein Schreiben nur eine einzige Zeile zurückgekommen, so hätte er sich bereitwillig ungeschickt, Ihre Borwürfe zu ertragen und, io viel es in seinen Kräften stand, das Geschehene wieder gut zu machen; allein wie ein Bösewicht svrtgejagt zu werden, dem wollte er sich nicht aussetzen, denn damit wäre unwiederbringlich jede Beziehung zu den Seinigen abgeschnitten gewesen, und wir hofften immer noch, die Zeit und die Entfernung würden Ihr väterliches Herz erweichen und Sie zu einer Kundgebung bestimmen."
„Das hofften Sie? Lag denn meinem Sohne überhaupt etwas daran, mich zu versöhnen? Antworten Sie mir auf Ihr Gewissen!"
Der alte Herr stand bei diesen Worten still und heftete einen forschenden Blick auf seine Schwiegertochter. Er frohlockte innerlich über dieses Zusammentreffen, das mit seinen Wünschen übereinstimmte und ihn der Demüthigung enthob, seinem Sohne gegenüber den ersten Schritt zu thun. Daß er seinem alten Trotz nicht untreu geworden war, beweist schon dieser Umstand, mehr aber noch, daß er es unter seiner Würde hielt, sogleich nachzugeben, und sich geradezu verpflichtet glaubte, seinen eigenen Regungen Gewalt anzuthun. Ade- lina mochte etwas davon ahnen, denn sie hatte sich von ihrer Aufregung erholt, und obwohl ihr Eifer deßhalb nicht nachließ, blickte aus ihrem Benehmen eine Sicherheit, deren sie noch vor Kurzem entbehrte. Sie zog Lucia an sich und erwiderte:
„Das Zerwürfniß mit seiner Familie hat meinem Manne manche schwere Stunde verursacht, und wir sprachen oft davon, wie es aufgehoben werden könnte . . . das ist die reinste Wahrheit. Ich machte ihm sogar mehrmals den Vorschlag, seine Eltern zu überraschen, uns ihnen auf Gnade und Ungnade zu ergeben; ich hoffte davon das Beste, allein er wollte nicht . . ."
„Sehen Sie! Ja, das ist mein Sohn..."
„Er gleicht seinem Vater . . ."
Der alte Herr sah seine Schwiegertochter, die ihm so kühn zu antworten wagte, erstaunt an. Sie ließ sich davon nicht irre machen.
„Er gleicht mir, sagen Sie? Was bringt Sie zu einer solchen Bermuthung?"
„Ich vermuthe nichts, sondern ich sehe, daß er manchen Zug in seinem Charakter von Ihnen geerbt hat. Zum Beispiel bin ich jetzt überzeugt, daß Sie es mit ihm nicht so schlimm meinen, als Sie sich den Anschein geben, aber es kostet Sie Mühe, das zuzugestehen ..."
„Das ist also die Meinung, die Sie von mir haben, Frau Adelina? Wäre es aber nicht möglich, daß Sie sich irrten?" Und während er so sprach, zuckte es um die Mundwinkel des alten Herrn, als wollte er ein Lächeln zurückdrängen.
„Irren ist menschlich", war die Antwort. „Daß die Meinung, die ich von Ihnen habe, aber keine schlechte ist, werden Sie selbst einsehen, und daß ich überglücklich wäre, meinen Mann durch eine Versöhnung mit seiner Familie froh zu sehen, können Sie mir nicht verargen'"
„Er kann dem Himmel danken, daß er eine Frau bekommen hat wie Sie."
„Und ich, daß mir ein Mann wie er zu Theil wurde."
(Fortsetzung folgt.)
Das Sekten wesen hat in den Vereinigten Staaten so überhand genommen, oder vielmehr, es ist dort so sehr Mode geworden, Sektirerei zu treiben, daß die Gründung neuer Religionen per Zeitungsinserat betrieben wird! Im „New Jork Herald" stand kürzlich folgende Annonce: „Verlangt — Aufgeklärte und gebildete Damen und Herren, welche mit den gegenwärtigen verschiedenen Religionsbekenntnissen nicht einverstanden und gesonnen sind, ein rationelles Glaubensbekenntniß unter sich einzuführen und zu verbreiten.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.