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Malcrgehilfe Schultheiß verhaftet, welcher verdächtig ist, einen im Jahre 1877 in Heilbronn stattgcfundcncn Brand, wobei 2 Menschen ihren Tod fanden, angestiftet zn haben.
Hojrb, 16. Nov. Zwischen Vierlingen und Trillfingcn ist in diesen Tagen ein Bauer von einem Handwerksbnrschen angefallen worden. Der crstere verstand jedoch den Spaß falsch und traktirte den Wegelagerer mit einer gehörigen Tracht Prügel.
Hall, 16. Novbr. Der Kocher ist wieder in bedrohlicher Weise gestiegen.— Der Postwagen nach Braunsbach kann nicht mehr durch das Kocherthal, sondern muß über Bühlerzimmern dirigirt werden.
Im „Kocher- und Jagstboten" (Kün- zelsau) findet sich ein aus Niedernhall datirtes Kollektiv - Heirathsgesuch ; es heißt darin: „Mehrere christlich gesinnte, in der schönsten Blüthc der Jahre stehende und zu den einflußreichsten Persönlichkeiten der Stadt zählende heirathslustige Jünglinge, die sich bisher in ihres etwas schüchternen Charakters eines ausgedehnteren Damenbekanntschaft nicht zn erfreuen hatten, suchen auf diesem Wege zunächst je eine Lebensgefährtin. Unbescholtene, mit Liebe zn Kindern veranlagte Jungfrauen jeden Alters (jedoch nicht über 70 und nicht unter 14 Jahren), werden nun cingeladen, sich am nächsten Sonntag, Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, mit etwas Geld versehen ans dem hiesigen Marktplatz einzusinden, wobei strengste Diskretion zugesichert wird."
Güglingen, 14. Nov. In dem Orte Weiler a. Zaber kroch ein Kind neulich in einen znm Obstmahlen dienenden sog. Rolltrog, dessen Stein, um das Hcruuterschnappen zu verhüten, mit einem Holzscheit unterlegt war, und schob, nichts ahnend von der gräßlichen Gefahr, das Scheit weg. Im Nu war der Stein los und zermalmte das Kind buchstäblich, so daß es augenblicklich eine Leiche war.
In der Gegend von Zwiefalten wurde in Folge des diesjährigen massenhaften Bncheln - Ertrages das Sammeln derselben mit regstem Eifer und Fleiß betrieben. Es lohnt sich diese Arbeit auch gar nicht übel. In Baach z. B. wurden über 1000 Simri Bncheln eingebracht. Da für 1 Simri 2 --1L 80 bezahlt werden, so macht das für einzelne Familien, die mehrfach 30 und mehr Simri gesammelt haben, sowohl im einzelnen als im allgemeinen, eine bedeutende Einnahme.
Dürrmenz-Mühlacker, 15.Nov. Seit heute früh ist das Enzthal von Pforzheim bis hicher stark überschwemmt. In Niefern ist der Verkehr zwischen Ort und Bahnstation gänzlich unterbrochen. An vielen Stellen überfluthet die Enz das Thal. Auf der Linie Pforzheim-Mühlacker ist zwischen hier und Enzberg ein Stück der Böschung des Bahndamms gerutscht. Eine erhebliche Störung des Bahnbetriebs ist übrigens dadurch nicht cingetreten.
(Schw. M.)
Stuttgart, 16.Nov. Kartofsel- u. Krautmarkt. 200 Säcke Kart offeln u 3 ^ 60 L bis 4 50 p. Ztr.
2000 Stück Filder kraut L 6 ^ bis 10 cM Pr. 100 Stück.
Schweiz.
Die N. Zürcher Z. schreibt: Die Magd Auguste Lehmann welche des Mords an der Psarrersfrau in Glattfclden verdächtig ist (aber bis jetzt nicht geständig war), hat im Bezirks-Gefängnisse Vülach einen Selbstmordversuch gemacht.
Ausland.
Portsmouth, 14. Nov. Der Kapitän der Westfalia berichtet, der Zusammenstoß habe gestern um '/s2 Uhr in der Dunkelheit stattgefunden. Man konnte auf der Westfalia vom andern Dampfer nur wenig sehen, doch ließ sich erkennen, daß derselbe ein größeres Schiff war. Der Kapitän der Westfalia ließ sofort ein Boot mit einem Offizier und 6 Mann anssetzen. Dieses Boot wurde nicht wieder gesehen. Die Westfalia hat ein großes Leck und wird morgen auf Dock gebracht. (S. gestr. Nr.)
Miszellen.
Kine Hlovernöernacht auf einer Aarm in den gereinigten Staaten.
(Von P. Korber. Aus der Zeit vor 25 Jahren.)
(Fortsetzung.)
Er begab sich jetzt an seine Dachlucke. Als er dahin trat, brach plötzlich der Mond durch die Wolken; durch einen breiten Riß derselben glänzten die funkelnden Sterne herein, und die weiten Umgebungen wurden fast wie bei Tage erleuchtet.
Karl Brünigs seufzte tief ans bei diesem Anblick; eine innere Stimme flößte ihm Hoffnung ein, die Indier würden es nicht mehr wagen, den Angriff bei so Heller Beleuchtung fortzusetzen. Er zog seine Uhr aus der Tasche und hielt sie in das Mondlicht, als ihm plötzlich gewaltsam wcggesprengte Splitter von der Holzverkleidung der Dachlucke in's Gesicht sprangen und ihn schmerzhaft verwundeten. Erschreckt stieß er einen Schrei ans und trat eilig zurück. Der Wald aber wiederhallte abermals vom Büchsenknall, und dann folgte vom Thale her ein triumphirendes Geheul.
„Hugh!" rief Emantla herüber, „seid Ihr verwundet, so ruft schnell einen Andern!"
„Es ist nur ein Riß von einem Holzsplitter. Die Teufel! was sie scharfe Augen haben!" sagte Karl erstaunt.
„Ein Indier sieht wie ein Luchs bei Nacht! Seid vorsichtiger und passet wohl auf! ich sehe sie kommen!" rief Emantla.
Ein rother Flammenschein erleuchtete die Waldung an zwanzig Stellen; wie Irrlichter tanzten sprühende, eilig daherkommende Feuerzeichen über Bach, Wiese und Feld den Abhang darauf; dazu erhob sich von allen Seiten ein gräßliches Geheul, und plötzlich schossen die sprühenden Feuerballen nach allen Richtungen in die Höhe und sielen auf die Verdachungen der Häuser, Ställe und Scheunen herab.
Jetzt krachre Emautla's Büchse, und auch Karl feuerte rasch nach einander. Aber auch ans den Dächern der Ställe und Scheunen sprühten die Flammen der von Buhl und den Knechten abgefeuerten Büchsen. Das Helle Mondlicht hatte das Zielen
begünstigt; vier Indier brachen auf dem Flecke zusammen; zwei andere wankten, sich mühsam aufrecht haltend, davon; die übrigen flohen wie der Wind hinab in das Gehölz, hinter dem sie Schutz suchten.
„Seht sorgfältig überall nach, ob sich nirgends ein Funke zeigt!" rief Emantla den erschrockenen Greisen zu.
„Hier ist nichts, aber außen höre ich Feuer knistern!" rief der alte Schmidt zitternd.
„Sei unbesorgt, mein Vater, die Fener- pfeile, welche oben im Schnee des Daches liegen, werden alle unschädlich verlöschen. Aber du, mein Bruder, gehe hinab und laß dich verbinden!"
„Es ist nicht nöthig, es ist nichts, als ein Riß von einem abgesprungenen Splitter."
„Lerne vorsichtig sein! Einem Indier darf man ein glitzerndes Ding nicht zeigen, es ist eine zu ausfallende Zielscheibe für ihn!" sagte Emantla lächelnd. „Geht nun, sendet mir doch zwei Männer und die andern vier zu Buhl und denen auf den Stallungen. Sie mögen alle Gewehre bringen, damit wir so viel und schnell als möglich feuern können."
Die beiden Greise gingen nenermnthigt hinab und thaten was ihnen der Indier geheißen hatte. Aber kaum waren die Gerufenen auf ihren Posten, als der ganze Wald lebendig zu werden schien und mehr als hundert Indier in Hellen Haufen mit wüthendem Geheul und in wilder, rasender Unordnung von allen Seiten auf die Gebäude losstürzten. Feurige Pfeile zischten durch die Luft und zogen rauchende Kreise nach allen Dachöffnnngen; eine ganze Salve von Büchsenschüssen durchbohrte das Holzwerk und pfiff durch die Wände, und so näherten sich die Barbaren wüthend, um in Masse zu versuchen, was ihnen durch List nicht gelungen war. Aber die Noth hatte den Math der Farmer gestählt. Jeder wußte, daß es galt, sein Ziel nicht zu verfehlen; es krachten rasch nach einander mehr als zwanzig Büchsenschüsse und richteten bei so großer Nähe eine furchtbare Verheerung an. Eilf von Ihnen stürzten getödtet zusammen, viele wälzten sich schwer verwundet im Blute; die übrigen aber verloren bei der Erkenntniß einer so furchtbaren Wehrkraft und Vertheidigung den Muth, ferner Stand zu halten. Ein lauter Ruf erschallte; wer von den Barbaren noch unverletzt war, stürzte sich rasch auf einen der Verwundeten oder Todten, beraubte ihn seiner Waffen, Kleider und Lebensmittel — man sah entsetzt, wie die eigenen Verwundeten von diesen Unmenschen völlig ermordet und beraubt wurden, und dann eilte, wer es von ihnen noch vermochte, so rasch als möglich nach allen Richtungen in die Wälder. Aber nicht Allen gelang es; denn schon hatten die meisten Bertheidiger der Farm wieder geladen und streckten Schuß auf Schuß die Barbaren nieder, die es noch wagten, im Bereiche der Kugeln zu verweilen. Nach wenigen Minuten sah man Keinen mehr, und die Wälder waren so still und schweigsam, als um Mitternacht. —
(Schluß folgt.)
Auflösung des Räthsels in Nr. 180.
Magen. — Mager.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.