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er's,

von

daß

sein, denn der hieß Gottlieb. War dann läßt sich viel dabei denken Gottes Wegen und Rathschlüssen, einem die Augen übergehen."

Wie der Pfarrer mit dem KaSpar aus dem Wald trat, da ging eben die Sonne auf und die Lerchen thaten ihr erstes Morgenlied. Da sagte der Pfarrer: Kaspar, schau' dort hinein in die Pracht von unscrs Gottes Sonne. Sie ist so groß, daß der Heiland nicht verschmähte, sich mit ihr zu vergleichen und zu sagen: Ich bin das Licht der Welt, wer mir uachfolgt, der wird nicht wandeln in Fin­sterniß, sondern wird das Licht des Lebens haben." Du bist weit von dem Licht ab­gekommen und tief in die Nacht der Sünde gerathen, aber selbst da hinein dringt des Lichtes Strahl, und Er beut sich Dir dar als Lvsegcld mit Seinem theuren Blute, das Er für mich und Dich und für alle armen Sünder am Kreuz vergossen hat. O laß Dich wieder bescheinen und er­wärmen von Seinem Gnadenlichte wie der Schächer am Kreuze und denke an das Wort:Und wenn eure Sünden blut- roth sind, so sollen sie doch schneeweiß werden."

Da ist es dem Kaspar gewesen, als ginge ihm der Himmel auf, da hat er geweint wie Maria Magdalena, da ist er zu des Pfarrers Füßen gesunken und hat um seinen Segen gebeten. Und der Pfarrer hat ihn unter Thränen gesegnet. Da ist vom Dorfe heraus die ganze Gemeinde gekommen und haben aus der Ferne das mit angesehen, aber Keiner ist herzuge­kommen; sie fühlten wohl, was da vor­ging, und wollten das Heilige, das da geschah, nicht stören. Sie haben in laut­loser Stille den Pfarrer heimgebracht, und sind dann ihrer Tagesarbeit nachgegangen, Jeder mit seinen besonderen Gedanken; aber alle Gedanken doch Eins in dem Einen:Und ob Jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist, und der­selbe ist dieVersöhnung für unsereSünden."

Nun stritten etliche Tage Angst und Rührung miteinander in unfern Herzen wegen des WeidenkaSpar. Wird er kom­men und sich selber der Obrigkeit über­geben und um gnädige Strafe bitten, oder wird er sein Gewerbe forttreibcn? fragte man sich. Zu dem Einen stimmten die Weiber, zu dem Andern die Männer. Aber Keins von Beiden geschah. Es ging Woche um Woche hin und man hörte nichts von dem Kaspar; das Heu ward gemacht und die Frucht sing schon an gelb zu werden, da sagte der Schultheiß zu etlichen Män­nern :Hat denn Keiner das Herz in den Dornwald zu dringen und nach dem Wei­denkaspar zu sehen?" Die sagten nicht ja und nicht nein; aber Etliche verabredeten sich in der Stille; mochte es dann so oder so ausfallen, so blieb's wenigstens unter ihnen. Sie nahmen Beile und Hauen mit und säuberten sich einen Weg, und wie sie glücklich in der Mitte bei der Hütte standen, sahen sie sich verwundert an, denn die war zusammengebrochen, und die Brenneffeln hatten sie schon wieder überwachsen."

(Schluß folgt.)

Jung-Deutschtand zur See.

(Fortsetzung.) ^ ,

Schon frühzeitig beginnen die Vorbe­reitungen, denen sich der künftige See- Offizier unterziehen muß, ehe er als

Marine-Lieutenant die erste Stufe in dem militärischen Rangverhältniß zur Sec er­klommen hat. Die Vorschule für den Seekadctten ist die Marineschule, in wel­cher er seine theoretische Bildung erhält, wahrend er zugleich auf dein Kadettcn- Schulschisf und hierauf auf dem Artillerie­schulschiff seine praktische Ausbildung er­hält. Dann erst avancirt er zum See­kadetten und und tritt, sobald er sein

Examen gemacht, seine erste größere UebungSreise an, die je nach Umständen ein oder auch mehrere Jahre dauert. So geht es fort und nie entsteht, wie schon bemerkt, in der Ausbildung des See-Offi­ziers ein Stillstand. Ist er zu Lande, übt er den Infanterie-Dienst aus, besucht die Marineschule, versieht Adjutantcn- Dienstc oder die eines Bureau-Chefs oder er wird im Depot- resp. Werftdienst be­schäftigt. Daneben aber muß er das

Studium aller möglichen Wissenschaften treiben, die mit seinem ernsten Berufe in irgend welchem Zusammenhänge stehen und darum muß der See-Offizier außer in Navigation, Schiffbaukunde, Artillerie, Maschinenwesen, Astronomie, Mathematik, Torpedo-Wesen und Signalkunde, welche Wissenschaften die Grundlagen des see­männischen Wissens bilden, auch in Geo­graphie, Geschichte, modernen Sprachen, Physik, Chemie, Zeichnen und noch man­chen andern Fächern tüchtig sein und da der praktische Dienst den größten Theil der Zeit des See-Offiziers in Anspruch nimmt, so bleiben ihm zum Studium immer nur kurze Stunden übrig.

Auch der Ausbildung der Mannschaften wird die größte Sorgfalt gewidmet, na­türlich in andern Verhältnissen als bei dem Offiziercorps. Die Dienstzeit eines Matrosen bei der Kriegs-Marine ist die­selbe wie bei dem Soldaten der Armee und doch muß der Matrose in diesen 2'/s3 Jahren weit mehr vor sich bringen. Zu­nächst wird der Matrose nach seinem Dienst­eintritt, der im Februar erfolgt, im Jn- fanteriedienst ausgebildet, wozu nur sechs Wochen bestimmt sind, da am 1. April die jährlichen Indienststellungen der Kriegs­schiffe beginnen. Bis Anfang Mai müssen alle jungen Mannschaften an Bord einge­schifft sein und nun nimmt die seemännische und artilleristische Ausbildung derselben ihren Anfang. Wenn nun allerdings auch ein großer Theil dieser Mannschaften entweder schon Kauffahrteischiffen gedient oder als Fluß- und Küstenschisfer see­männische Arbeiten verrichtet hat in der Kriegsmarine müssen sie dennoch von vorn beginnen, denn der Dienst an Bord eines Kriegsschiffes ist unendlich schwieriger und vielseitiger als z. B. derjenige auf einem Handelsschiffe, doch wird der tüchtige Seemann schnell auch in Bord eines Kriegsschiffes heimisch.

(Fo rtsetzung folgt.)

(Ein Wahlkuriosum.) Schwiegervater und Schwiegersohn gehören verschiedenen politischen Parteien an, ersterer ist konser­vativ, letzterer liberal. Beide suchen noch

am Tage vor der Wahl aufeinander ein- zuwirkcn und gerathen dabei so aneinander, daß sie im Hellen Zorn voneinander scheiden. Doch über Nacht siegt die bessere Regung; jeder beschließt nachzugeben und am Wahl­tage wühlt der Schwiegervater liberal, der Schwiegersohn konservativ. Vergnügt eilt der letztere zu elfterem, um ihm mit- zutheilen, was er gethan. Jeder berichtet dem anderen, wie er gewählt erstarrt sichen Beide einen Augenblick, um dann, wie die Dorfzeitung erzählt, in ein schallendes Gelächter auszubrcchen.

(Gegen das Haarausfallen.) Eines der besten Mittel zur Kvnservirung der Haare ist eine schwache Abkochung von Klettenwurzeln, der man etwas Brannt­wein und Glycerin zusetzen kann. Manche sieden auch die Wurzeln in Bier oder Wein und wenden dies ohne weiteren Zu­satz an. Dieses Mittel hemmt das Aus­fallen der Haare und befördert das Wachs­thum derselben. Die Wurzeln sollten aber möglichst frisch sein, in welchem Zustande man sie leicht von den Landleuten erhalten kann. Der Kopf wird abends warm mit der Abkochung gewaschen. Man hüte sich vor der Anwendung von Gcheimmitteln, deren Zusammensetzung man nicht kennt.

Auflösung des Räthsels in Nr. 170.

Barbier.

W ä Hs e c.

Mit B benetzt es,

Mit D verletzt es,

Mit H bewehrt es,

Mit K ernährt es.

Doch wenn's mit Z erfaßt Dich hat, So laß Dich nicht verleiten,

Zum Handeln schnell zu schreiten.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

Nr. 4 des praktischen Wochenblattes für

alle HausfrauenFürs Haus" (Preis vierteljährlich 1 Mark) enthält:

Fürs Haus! Was soll aus un­fern Töchtern werden? Altmodische Ansichten über Aussteuern. Ueber- füllung im Lehrerinnenstande.Gut, daß sie sein Junge ist". Was ist Weiblichkeit? Offenherzige Leute. Zur Schlafrock- und Pantoffel-Frage. Englische Romane. Die Aus­schmückung der Wohnräume. Trink­gelder. Die Behandlung der Möbel. Benutzung und Aufbewahrung des Fleisches. Kein Kuchen. Kaffee und Thee. Küchen-Grausamkeiten. Häusliches Leben in Rumänien. Für die Küche. Küchengeräthe. Hausmittel. Zweisilbiges Räthsel. Auflösung des Räthsels in Nr. 2. Zum Räthsel in der Probenummer. Literatur fürs Haus. Telephon fürs Haus. Inserate.

Frankfurter Coursr vom 27. Ökt.

Geldsortcn. ^

SO-Frankcnstücke.16

Englische Svuvereigns .... 20

Ruß. Imperiales.16

Dukaten.. . 9

Dollars in Gold . 4

Die KK. Inserenten

sind gebeten, Anzeigen je vor dem Tage, an dem sie erscheinen sollen, gef. aufzugcben; insbesondere sind Anzeigen für dir Sonntags - Numrr je Freitag Nachmittags einzureichen.

1882.

-«?

19 23 33 38 72 77 70

17 21