Ausland.
Ein Pariser Tel. der Nat. Ztg. van gestern lautet sehr interessant: „wie mehrere Blätter melden, hat der Kriegsministcr Billot den Gouverneur von Paris, General Leeointe zu sich beschieden und denselben aufgefvrdert, über seine Betheiligung an der Patrivtenliga, als deren Vizepräsident er angeführt werde, Aufklärung zu geben. Der Minister habe sodann den Gouverneur angewiesen, ans dieser Gesellschaft auszuschciden, welche durch ihr unbesonnenes Auftreten der Regierung ernste Verlegenheiten bereitet habe. Nach einer anderen zuverlässigen Mittheilung hatLccointe, nachdem er das skandalöse Betragen vvn Desrouledc und Gen. erfahren, sofort und unaufgefordert dem Konnte der Liga seine Entlassung eingeschickt und sich sodann zum Minister begeben, um demselben über seine übrigens durchaus platonische Bcthciligung an der Gesellschaft Aufklärung zu geben. Bei dieser Gelegenheit hat der Minister den Gouverneur angewiesen, dafür zu sorgen, daß alle Offiziere der Pariser Garnison, welche der Gesellschaft bcigetreten sein sollten, ihren Austritt anmelden und sodann das Offizierkorps auf die gesetzliche Bestimmung aufmerksam zu machen, wonach kein Offizier ohne eingeholtc Erlaubnis seiner Vorgesetzten Mitglied einer geschlossenen Gesellschaft werden darf.
Auf dem ägyptischen Kriegsschauplätze haben sich neue Ereignisse nicht zn- getragen, ein um so weiteres Feld eröffnet sich für das Gebiet der Gerüchte und der Speculation.
Miszellen.
Aer Aod der Irau Aaronin.
(Fortsetzung.)
„Du siehst mir gerade aus, als wenn Du ein ernstes Wort sprechen wolltest."
„Passe bloß auf mein Gesicht auf", sagte Reinhard, indem er sich der Schwiegermama näherte; und zu dieser gewandt sprach er mit Pathos: „Hochverehrungs- würdigstc Frau Räthin, theuerste Schwiegermutter! Ich habe bereits vor einigen Monaten die Ehre gehabt, Ihnen in tiefster Ergebenheit zu nahen und mit einer Würde, welche Sie leider bei mir sonst vermissen, um die Hand Ihres Töchter- leins Johanna anzuhalten. Die Frau Schwiegermama waren so gütig, mich nach einigen Debatten und der unvermeidlichen Weigerung, welche ich vorausgesetzt hatte, in den zukünftigen Schooß Ihrer Familie aufznnehmen. Die Frau Schwiegermama haben mich inzwischen kennen gelernt, und da es für mich auf der Welt keine einfältigere Rolle giebt, als die eines Bräutigams, so erlaube ich mir heute wiederum, eine nicht minder ergebene Bitte vorzukragen, nämlich die: dem unseligen Zustande, indem ich mich befinde, ein Ende zu machen. Ich erwarte wiederum eine abschlägige Antwort, ich bin darauf vorbereitet und gedenke mich bei diesem abschlägigen Bescheid nicht zu beruhigen. Ich denke also, wir machen es uns bequem, liebe Schwiegermama. Sie wissen, ich habe, was wir brauchen, um glücklich
zu sein. Ich bin des Jnnggcsellenthnms von Herzen satt, Hannchen liebt mich, ich liebe Hannchen, die Sache ist also so einfach wie irgend möglich; also machen Sie weiter keine Umstände, Schwiegermama: auf wann die Hochzeit? Ich habe heute Morgen ein Häuschen gemiethet, das am ersten Januar künftigen Jahres frei wird, und ich denke, wir verheirathen unS am Sylvestcrtnge. Ich denke mir das reizend, so ins neue Jahr hinein zu heirathen; da heirathct man das ganze Jahr. Nicht wahr, Sie sind einverstanden? Sagen Lue kein Wort, ich errathe Ihre Gedanken. Sv, nun lassen Sie sich umarmen, schönsten Dank, Sie sind die beste Mama von der Welt. Also, Hannchen, am 31. Dezember ist Hochzeit."
Während dieser letzten Worte hatte Reinhard die Frau Räthin umfaßt und hatte mit ihr, ohne ans ihr Sträuben zu achten, sainml ihrem Strickstrumpf im Zimmer hernmgetnnzt. Vergeblich versuchte die arme Frau Räthin ein Wort hervorznbringeu. „Ja wohl!" rief Reinhard jedesmal, wenn sie die Lippen öffnete. „Ich weiß, liebe Schwiegermama, Sie sind gut. Ja, ja, ich errathe Sie. Nicht wahr, am 31. Dezember, das wollten Sie doch sagen? ja", und er tanzte so lange mit ihr, bis sie ganz erschöpft ans einen Sessel niedersank.
„Der Mensch tödtet mich, Hannchen! Tödtet Deine Mutter!"
„Ja wohl", rief Reinhard ausgelassen, „hier wird gemordet. Mord und Todt- schläg, anders thun wirs nicht in Eisen- brvnn."
Hannchen hatte, während Reinhard mit der Frau Rathin im Zimmer herumsprang, zunächst versucht ernst zu bleiben, aber schließlich fing sie auch an, herzlich zu lachen, und das empörte die Frau Räthin am meisten.
„Und Du kannst lachen, während Deine arme Mutter . . ."
„Gemeuchelt wird", setzte Reinhard hinzu, „es ist empörend Das eigene Fleisch und Blut empört sich gegen Sie, Frau Räthin; aber schon in der Bibel steht: „Darum wird eine Tochter ihre Mutter verlassen und ihrem Manne anhangen; denn sie werden sein ein Fleisch." Ich glaube so heißts."
„Und das nennt der Mensch ernst reden", kicherte Hannchen und schüttelte mit dem Kopfe.
(Fortsetzung folgt.)
Die permanente Bereitschaft der Aeuenvehren.
(Fortsetzung.)
In dem Begriffe Bereitschaft liegt zu allernächst der Begriff des Gegenwärtigseins. Die Anwesenheit im Orte würde daher die Grundvoraussetzung sein. Wenn nun aber von einer immerwährenden Bereitschaft der Feuerwehren die Rede ist, so kann darunter nur die ununterbrochene Anwesenheit der Angehörigen eines Feucr- wehrkvrps am Orte gemeint sein. Daß nun die Gemeinden berechtigt sind, von ihren Fcucrwchrkvrps zu verlangen, daß sie immerwährend am Stationsorte anwesend seien, wird wohl Niemand be
streiten wollen. Dem entgegen aber geschieht es garnichtselten, daßFeuerwehrkorps ihren Stationsort verlassen. Daß das sogenannte Gros der Feuerwehrkorps sich auf gewisse Zeit vvn seinem Stationsorte entfernt, ist unter allen Umständen nur zu mißbilligen. Nicht einmal ein in der Umgegend ausgebrvchenes Schadenfeuer würde das Ausrücken des ganzen Korps rechtfertigen. In dieser Beziehung enthalten sogar die älteren Feuerlöschord- nnngen schon die weise Bestimmung, daß den in einem Umkreise von 7'/s Kilometer liegenden, vvn Bränden betroffenen Ortschaften nur mit dem dritten Theil der Löschgeräthschaften Vvn Seiten der benachbarten Orte Hülfe zu leisten ist.
Das den Vereinen der Neuzeit fast durchgängig eigcnthümlichc Streben, neben der Verfolgung ändcrer Zwecke auch das gesellige Vergnügen zu pflegen, ist zum Lheil auch auf diejenigen Bereinigungen übergegangen, welche sich gebildet haben, um zur Hebung des Feuerlöschwesens bci- zurragen. Dem Umstande, daß sich dem freiwilligen Feuerlöschwesen, das wir hier im Sinn haben, im Anfänge fast ausschließlich nur Turner zuwendeten, ist cs zuzuschreibcn, daß in manchen freiwilligen Feuerwehren auch heute noch an Einrichtungen sestgehalten wird, wie sie in Turn-, Gesang- und allen zum Zweck des Vergnügens entstandenen Vereinen bestehen. Es werden Stiftungsfeste und eine Anzahl anderer Vergnügungen im Jahre abgehalten, sowie Ausflüge in die Umgebung unternommen. Mögen Andersdenkende uns immerhin unter die Misanthropen oder Hypochonder rechnen, wir wagen trotzdem zu behaupten, daß Vergnügungen solcher Art in den Rahmen des Feuerlöschwesens nicht Hineinpassen, ohne daß wir glauben, deshalb mit Misanthropie oder Hypochondrie Etwas gemein zu haben. Wenn Gesangvereine, Turnvereine rc. Ausflüge in benachbarte Ortschaften unternehmen, so wird das Interesse der Gemeinden dabei in keiner Weise berührt; eine ganz andere Bewandtniß hat es aber in dieser Beziehung, wenn ein Feuerlöschkorps auf Stunden, halbe Tage lang die Stadt verläßt und in einen benachbarten Ort sich bcgiebt. Daß aber dergleichen Excursionen schon oft genug ausgeführt wurden, darüber können wir Belege bei- bringen. Wir erinnern beispielsweise an die Jubiläumsfeier, welche vor nicht sehr langer Zeit ein sächsisches Feuerwehrkorps beging. Kurze Zeit nachdem dasselbe an dem etwa 1 Stunde von der Stadt entfernten Orte, wo diese Feier abgehalten werden sollte, angelangt war, wurde es nach der Stadt zurückgerufen, weil dort inzwischen ein Feuer ausgebrochen. Daß an dem letzten deutschen Feuerwehrtage in Dresden die Feuerwehren einzelner in der Nähe Dresdens gelegener Ortschaften sich in corpore bctheiligten, hat uns in gleicher Weise seltsam berührt.
(Schluß folgt.)
N ä t l) s e c.
Was ist halb hölzern,
Halb schweinern?
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.