bringen und Bitterkeit und Ocde im Her­zen zurücklassen mußten. Ging ich jetzt hinweg, sv konnte ich's wohl noch ver­hüten,' daß diese Gefühle zur vollen Herr­schaft gelangten. So konnte ich auch mich selbst vor gescheiterten Hoffnungen bewahren. Zwischen solchen Betrachtun­gen flüsterte mir die leichtsinnige Dame Phantasie zu: Der Baron denkt vollkom­men frei, kennt kein Borurtheil des Stan­des oder des Reichthnms und ist Dir auf­richtig zugethan; wär's nicht möglich, daß er Dich zum Schwiegersöhne an­nähme? Der weise Herr Beistand ant­wortete jedoch der leichtsinnigen Dame: Gesetzt, Sie Planmacherin und Kupplerin, der Baron wäre damit verstanden, so würde es doch eine Thorheit sein, sich mit einer so ausschweifenden Hoffnung zu tragen: denn was müßte das für eine Ehe werden zwischen einem Manne ohne Rang, Stellung und Vermögen und ei­nem hochadeligen Fräulein, aufgewachsen in den höchsten Ansprüchen? Soll er sich von ihr ernähren lassen? Und haben nicht auch die Großmutter, Onkel Felix und Tante Murr dabei ein Wort mitzu­sprechen? Die Großmutter ist Dir ge­wogen, aber bis zu solchem Grade von Liebe und Selbstverleugnung? Tante Murr und Onkel Felix, wie würde jene tadelnd mit dem Kopfe wackeln, wie würde dieser aufbrausen und dreinschmcttern!

Der Herr Verstand trug, wie meistens in dieser Welt, einen Erfolg ck'östimo davon, den das Herz nicht gelten lassen wollte: ich beschloß meine Stellung auf- zngeben. Aber der Herr Verstand ist ein vorsichtiger Mann: er beschloß weiter, damit ein bischen zu warten; denn erstens durfte es nicht auffallen, sondern es mußte ein passender Vorwand gefunden werden, und zweitens mußte ich erst ein anderes Unterkommen suchen.

Mein Entschluß war also gefaßt, und das ist immer gut. Nun fühlte ich Klar­heit in mir und sah wieder mit Hellen Augen frisch in die Welt. Nun kam auch wieder Frosinn über mich, ja, ich gedachte, die kurze Zeit, die mir noch in Lindenberg bleibe, noch recht lustig zu genießen. Ich betrat demnach das Schloß trotz meines grausamen Vorsatzes weniger befangen und mehr wohlgemut!), als ich's verlassen hatte. Doch war das Schloß nicht der Ort, wo ich mit Gertrud zu­sammentraf, denn eine Station vorher empfing uns der Baron mit seiner Toch­ter und mit der Großmutter und Tante Murr. Alle Wetter, wie hübsch ist Gertrud! Ist sie in den drei Wochen noch schöner geworden? Wie lieblich erröthend steht sie da hinter den Andern! Meine gute Laune stärkt meinen Muth. Weg sind mit einem Male alle Gedanken an Ver­zicht, und fest ist's in mir: mein soll sie werden! Das Herz der Weise würde sagen: der Justine! hat bei mir immer mehr gegolten und gewirkt, als der Ver­stand; wer seinem Herzen folgt, geht wenigstens sicher so, wie es seinem Wesen am gemessensten ist, und ich muß eine glückliche Natur besitzen, daß mir's stets zum Guten ausgeschlagen ist. Was da mit Scheu vor den Verhältnissen, mit kluger Berechnung! sagte ich zu mir,

frisch drauf zu! werde nicht Dir selbst untreu! lind wie das Mädchen so vor mir steht, da ist's unwillkürlich mein erster Zug zu ihr und an Großmutter und Tante und Papa schreite ich vorbei und schiebe ihnen die Knaben zu, und fasse Gertrud an der Hand und drückte sie ihr und schaue ihr in die blauen Augen, und frage, ob sic sich freut, daß wir wieder da sind. Ich bekam keine Antwort, als ein Aufleuchten dcS Auges und ein Lächeln und tiefes Erröthen, allein auch das wußte ich zu deuten. Aber als nun die alte Mama mit schlauem Lächeln auf mich blickte und mir mit dem Finger drohte, da kam die Reihe an mich, ver­legen zu werden, ich war nicht übel mit der Thüre in's Haus gefallen! Schnell wendete ich mich zu ihr und begrüßte sie; aber ihr wenigstens hatte ich mich auf eine Weise verrathen, die nicht wieder gntzumachcn war. (Fortsetzung folgt.)

Made-SithoneLten.

(Fortsetzung.)

Die mit den langen Locken rr Unglaiso, der feinen Taille, in weißem, Marabouts und Maiblumen ? In der Thal eine exquisite Erscheinung! Wer ist sie? Engländerin?"

Das gerade nicht, nur die Apothekerin hier ans dem Orte, ein kokettes Frauchen, das sich sv etwas erlauben kaum Dort drüben eine andere Erscheinung, für wen hältst du diese?"

Die Schwarze in Begleitung zweier- hell gekleideter Damen? Der junge Dr. F. steht in der Nähe? O, das ist sicher etwas Feines. Schön ist sie nicht, be­sonders die Nase hat eine vulgäre Form, und dennoch läßt sich dem Gesichte etwas Interessantes nicht absprechcn. Aller­dings erhöht die raffinirte Eleganz der schwarzen Toilette, im Gegensatz zu dem blonden Haare, den Eindruck. Gediegeneres und Kostbareres aber als diese anscheinend so einfache schwarze Toilette, ist im gan­zen Saale nicht zu finden. Eine russische Gräfin? Eine Prinzessin - Wittwe in Trauer? Was soll ich da ratheu, hier wo die ganze Welt sich ein Nendez-vous giebt! Wer ist die Dame?"

Die Frau Doctor F. hier aus dem Orte."

Ist's die Möglichkeit! Der Gatte muß eine hübsche Praxis haben, seiner Gattin solche Toiletten gestatten zu können."

Das gerade nicht. Aber eine aus­ländische Gönncrin hat er, die zugleich die Freundin seiner Frau ist, und auch die Toiletten derselben anschafft als Ersatz."

Ah -^-! Ist das bekannt hier?"

Seit langen Jahren."

Noch eine Gruppe. Sichst du links von uns die beiden Damen?"

Die in blaßblancm Hut und gleich­farbigem Kleid, das goldene Pince-nez auf der kecken Nase und die Andere in poncean Sammt? Reizende Figuren, himmlische Erscheinungen! Aber mein Gott! Sic grüßen hierher. Kennst Du die Damen? Bitte stelle mich vor!"

Meinetwegen, aber nicht jetzt und nicht hier. Entweder bei mir zu Hause, oder einfacher noch morgen früh am Ver­kaufstisch in der Promenade."

Was heißt das nun wieder? WaS für problematische Existenzen werde ich nun wieder kennen lernen?"

Durchaus nichts Problematisches, mein Freund. Die Damen verkaufen dort Bretzeln und Kuchen des Morgens wie viele Andere ihres Standes."

Bäckerfrauen?"

Getroffen! Ich kaufe seit vier Jah­ren jeden Morgen meinen Bedarf bei Madame N. Die Jüngere ist schon ihre Tochter. Eine hübsche Frau noch für ihr Alter, nicht war?"

Aber woher diese Eleganz, diese Kleider?"

Nicht so gefährlichen Ursprungs, wie vielleicht deine bösen Gedanken anzunchmen scheinen. Zufällig kenne ich ihre Bezugs­quellen. Als Stammgast von K. und langjährigen Kunden kennt mich natürlich Madame N. ganz genau. Und ich als alter Beobachter und Neugieriger lasse mir manchmal etwas von ihr Vvrplaudern, So erfahre ich die meisten meiner Ncnffp keiten auf dein Gebiete der kleinen amüsan­ten Chronik unserer dann inoucko, ja, sic hat mir schon durch ihre Bekanntschaft mit den Dienern und Kammerfrauen der Aranck moucks, als Spion gedient und vortreffliche Dienste geleistet. Da füllt mir eben ein drolliges Geschichtcheu ein doch davon später. Aber auch Madame N. beehrt mich oft mit ihren eigenen persönlichen vertraulichen Angelegenheiten. So erzählte sic mir heute Morgen mit Begeisterung von ihren neuen Toiletten, die sie gestern aequirirt habe durch die Kammerfrau der Gräfin Sch.... Und voilü das Ergebnis). Am drolligsten war aber die Hanptbedingung des Kauf Preises."

Und die ist?"

Daß sie heute Abend in dem Kleide hier erscheint. Die Gräfin will nämlich Jemand ihrer Bekannten damit ärgern, daß die Bäckersfrau, die allen Gästen be­kannt ist, in demselben Costüm erscheint wie jene Freundin."

(Forpetzung folgt.)

Eine der drei größten Hagcnbeck'schen Schlangen im Aquarium hat vom Mitt­woch znm Donnerstag innerhalb 24 Stun­den nicht weniger als 55 gelblich-weiße Eicr von der Größe eines Günse-Eies gelegt. Die Schlange bildete zu diesem Behufe aus ihrem eigenen Körper ein förmliches Nest, so daß ihr Körper in drei Windungen über einander liegend das Nest einschloß, während der Kopf darüber emporragtc. Die Eier sind nicht so regelmäßig elliptisch geformt, wie Ge­flügel-Eier, die Hülle ist lcderartig und das ganze Ei elastisch. Sch wiegen im Durchschnitt 25 Gramm. Während des Ablegens zeigten sich an dem Thierc sehr- häufige und lebhafte Zuckungen und cs wies während dieser Zeit jede Annäherung ziemlich energisch zurück. Der Act hat die Schlange sichtlich ermattet. Noch immer zeigt der Körper des abgesondert von den anderen Schlangen liegenden Thicres Zuckungen und widerstandslos hat es sich die Eier nehmen lassen, von denen eine Anzahl im Schlangcnkäfig znr Ansicht liegen.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.