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MisMen.
Der Krieg in Hröbstedt.
Humoristische Dorfgeschichte aus dem preußischen Feldzuge 1866.
(Von A- unter der Linde.) ^Fortsetzung.)
„Sie ist nur noch so flunkerig," bemerkte Reimer, „und meine Frau kann sie noch nicht entbehren."
„Da kann doch Euer Görg abhelfen! der kann nun an's Freien denken," bedeutete Zobel.
„Aber wohin mit ihm?" hielt Reimer entgegen. „In Grvbstedt ist Keine für ihn."
Es wurden nun die sämmtlichenBanern- töchter Gröbstedts durchgenommen) denn anderswo als unter den Bancrntöchtern ist keine Frau für einen Bauernsohn zu suchen) ebenso wenig wie ein Fürst aus einem andern Stand eine Frau wühlen darf. Die Freierswage wurde in Gang gesetzt und die Banerntöchter Gröbstedts abgewogen, aber alle zu leicht befunden. Denn bei einem Vermögen von 3000 Thalern konnte Görg sich doch nicht mit 7—800 Thalern begnügen? Wer nichts erfreit und nichts ererbt, der bleibt ein Narr, bis daß er stirbt. So lautete der Wahlspruch unserer Beiden.
Man hatte sich in das Heirathsthema der Kinder hineingcarbeitet, so tief, daß man fast nicht wieder heranskommcn konnte. Und in der That ist dieses Thema für Eltern heirathsfähiger Kinder ein Thema, das immer neu, interessant und anziehend ist, das man aber nicht gern im Beisein Fremder abspielt. Den alten Zobel ärgerte cs darum auch, daß er jetzt in seinem Lieblingsgespräch unterbrochen wurde durch Hagegörg, der sich eben zu ihnen auf den Ackerpflug setzte. Dieser fing nun an zu lamcntiren, wie ihm diese Spanne ein „Geldspiel" gekostet, das Vieh abgeschunden und das Geschirr ruinirt worden sei, daß er nun auf Jahre hinaus darum zu klauen haben würde.
Wir wollen das Lamento nicht weiter anhören. Es gibt ja heute noch mehr zu hören in Grvbstedt, das außergewöhnlich beschäftigt ist. Der Herr Pfarrer hatte nämlich am Vormittage in der Kirche der Gemeinde in frischen, kräftigen Zügen die gräßliche Noth der Verwundeten Krieger geschildert und schließlich die Frauen und Jungfrauen Gröbstedts aufgefordert, heute Gottesdienst für die armen Verwundeten zu thun und Charpie zu zupfen und Binden anznfcrtigen. Er hatte nicht vergebens gebeten) denn am Nachmittage saßen Frauen und Mädchen da und dort vor den Thüren, zupften und schnitten, so daß Gröbstedt einem Fabrikorte ähnlich sah. Dieses Geschäft war zugleich ein angenehmes; denn mit jedem Faden, den man aus dem Charpielappen zog, zog man neuen Unterhaltungsstoff herbei.
Am lebhaftesten war die Unterhaltung vor Hagegörgs Hause, woselbst dessen Tochter und Martchen und noch einige Bauerntöchter auf obige Weise beschäftigt waren. Das zu behandelnde Thema waren natürlich die Preußen.
Nachdem man die Schreckenssccnen des
erzählt, ergänzt und noch mehrere Städte j daß Gemal Eddin, der Mufti von Aden !„ iiu glücklichen Arabien, die Kaffeepflanzc
„in Brand geschossen" und mancher Seufzer den Preußen nachgcschickt worden war, ging es an eine Kritik der preußischen Armee. Martchen gab der Infanterie den Vorzug und mit Recht; denn Hermann Braun war ja Infanterist und die Heuernte hatte Beweis genug gegeben, wie liebenswürdig, flink und thätig die Infanterie war.
Hagegörgs Dorchen gab der Kavallerie den Vorzug und mit Recht: denn die Husaren waren so schmucke, hübsche Kerlchen. Die saßen ans den Pferden wie „Docken" und die Wahrheit zu gestehen, wären wir ein Mädchen, wir wären mit einem so hübschen Husaren in's dickste Feuer — der Liebe geritten. (Frts. f?
Das Keöräu des Kimmets.
(Line Allsstegesliulkle von Nr. st. L. Möller.)
„O Kaffeebraun, v Kaffeebraun,
Wie grün sind deine Blätter,
Du grünst nicht bloS znr Sommerszeit,
Nein, auch im Winter, wenn es schneit —" wenn notabene Arabien in der Zone des veränderlichen Niederschlags läge. Der Kaffeebaum mit seinen kurz gestielten, eirund lanzettlichen, ganzrandigen Blättern, die oben dunkelglünzend grün, nuten matt und blaßgrau sind, mit seinen weißen wohlriechenden Blüthen und mit seinen eirunden, im unreifen Zustand grünen, dann lichtrothcn und reif violetthäntigen Beeren von der Größe einer Kirsche, ist eiil zartes Wesen, welches ein warmes Klima verlangt, dessen mittlere Temperatur nicht unter 16 Grad R. ist, und das mit hinreichendem Wasser versehen werden muß, wenn cs ans seinem steinigen Boden gedeihen soll. Sind aber diese Bedingungen erfüllt, so trägt der aus Samenkörnern in besonderen Pflanzschulen gezogene Baum, den man bei einer Höhe von 2—3 Fuß in die Kaffeeplantage verpflanzt hat, vom dritten oder vierten Jahre an beständig Blüthen, unreife und reise Früchte zu gleicher Zeit, so daß man keine bestimmte Erntezeit inne zu halten hat. Nur seinen zwei Hauptblüthcperioden entsprechend, pflegt man Wohl auch zwei Hauptcrntcn anzunehmen, im Mai und Dezember, wo dann jeder Baum seine zwei bis vier Pfund Bohnen liefert. Unter der rvthen oder violetten Haut der Beere liegt nämlich das Fleisch von süßlich-fadem, im getrockneten Zustand säuerlichen Geschmack, und in dem Fleische befindet sich die pergamentartige Samcndccke, welche zwei Samenkörner, eben die Kaffeebohnen, enthält. Die Bohnen werden einige Tage getrocknet, dann mahlt man das getrocknete Fleisch auf besonderen Mühlen ab.
Kommen wir jetzt auf die Lebens- und Leidensgeschichte des dunklen Damenfreundes und sehen wir, wie cs dem Vielnamigcn im Morgen- und Abcndlandc ergangen ist, bevor und bis er sich über die ganze Welt verbreitete und im Palast wie in der Hütte seinen duftenden Thron aufschlug. Zuerst soll des Kaffees Erwähnung gethan sein von deni berühmten arabischen Schriftsteller Avicenna, der von 980—1036 n. Ehr. lebte, ein anderer arabischer Schriftsteller aber, der freilich weit später sein
Krieges, so wie man sie erfahren, wieder j Werk verfaßte, Schehab-eddin, behauptet,
und das Kaffcetrinken in Arabien cingc- sührt habe. Unser Autor erzählt nämlich, dieser würdige Mufti, dessen ganzer Name Genial Eddin Abu Abdallah Muhamed Ben Said gewesen, mit dem Extrabcinamcn Dhabani nach seiner Geburtsstadt Dhaban im Lande Z)emen, habe auf einer Reise nach Ajam (am Rothen Meer) um 1450 n. Ehr. den Kaffee kennen gelernt und sei einst von einem Unwohlsein durch einen Absud von Kaffee geheilt worden. Das gefiel dem braven Mann, und wie einst der aus dem Kasten gekrochene Noah den ersten Wcinstock setzte, so pflanzte er den Kaffee an, der nun von Aden und Moccha nach Mekka um 1567 gelangte.
(Fortsetzung folgt.)
(Zwei unbedenkliche Rattenfänger.) Daß der Branntwein nicht blos ans Menschen, sondern auch auf Thicrc berauschend wirkt, kann schon von vornherein seinem Zweifel unterliegen und ist schon wiederholt beobachtet worden.
Ein Nordamerikancr kam nun auf den Einfall, die Ratten in seinem Hause durch einen aus Brot, Zucker und Branntwein gemachten Teig zu berauschen und dann zu fangen. In der That entsprach der Erfolg ganz seinen Erwartungen, die Thiere, welche von dem in den Keller gestellten Teige gefressen hatten, gaben sich einer lustigen Sorglosigkeit hin, und ließen sich bei Annäherung des Gastgebers, statt in ihre Löcher zurückzukehrcn, ohne Wiederstreben sangen, freilich heißt es da aufpassen, denn ein spätes Eintreffen auf dem Schauplätze könnte leicht zu Täuschungen führen, wenn nämlich die Gäste ihren Rausch vorher ausgeschlafen haben sollten.
Weniger heiter, für den Verfolger jedenfalls bequemer und sicherer, für die Verfolgten aber prosaischer und verderblicher verläuft der Akt, wenn das Mehl aus einem Gemenge von gepulvertem gebrannten (nicht gelöschtem) Kalk und Zucker besteht. Da kann cs nicht aus- bleiben, daß eine heftige Magenentzündung dem Leben bald ein Ende macht.
(Aus altem Rahm gute schmackhafte Butter zu erzielen.) In kleineren Wirth- schaftcn mit wenig Kühen dauert cs oft mehrere Wochen, bis man so viel Rahm zusammen hat, um buttern zu können. Dadurch nimmt die Butter leicht einen bittern, strengen und unangenehmen Geschmack an. Diesem Uebelstande beugt man vollkommen vor, wenn man dem Rahm nach und nach eine kleine Quantität Salz etwa 30—40 Gramm auf ein Liter, zusetzt. Die Butter gewinnt durch diese Beimischung nicht nur am Geschmack, sondern wird auch fester und kerniger. Der Salzzusatz erleichtert auch das Buttern.
Auflösung des Räthsels in Nr. 38.
Banknote n.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.