zu legen, die unteren Hälften aber zur Fütterung oder Brennerei zu verwenden. Doch wird eine solche Sondernng Blühe machen und nicht immer durchführbar sein.

Direktor Jarvwky in Obcr-Hermsdvrf (Oesterreich-Schlesien) legte ganze große, mittlere und kleine und auch zerschnittene große Knollen und zwar letztere so, daß eine Parzelle nur die Kronenhälfte, die andere die untere Hälfte erhielt. Derselbe erzielte auf sowohl ihres Umfanges, als auch der Bodenbeschaffcnheit nach ganz gleichen Parzellen von großen Knollen 91,8 kg', von mittleren 90,2 kg, von kleinen 77,8 kg, von Kronenstückcn 76,7 kg, von unteren Stücken 68,9 kg.

Hier gaben ebenfalls die ganzen großen Knollen den höchsten Ertrag, die zerschnittenen großen Knollen standen selbst dort, wo die Kronenstücke gelegt wurden, den kleinen unzerschnittencn Knol­len nach.

Faßt man die Ergebnisse aller ange­führten Versuche zusammen und hält man sich gegenwärtig, daß die wichtigste Auf­gabe des Landwirths nicht die Ersparnis; von Saatgut, sondern die Gewinnung einer möglichst großen Ernte ist, so wird man das Legen großer oder mindestens gut mittelgroßer Knollen unbedingt als das zweckmäßigste Verfahren bezeichnen müssen. Ein Zertheilcn der Knollen könnte nur bei Sorten mit überaus großen Knollen rüthlich erscheinen und ist dann das Thcilen durch den Querschnitt und das Auslegen der Kronenhülste allein dem Thcilen nach der Länge beider Hälften vvrzuziehen. Auch kann das Zer­schneiden der Knollen in einzelnen Fällen angezeigt erscheinen, wenn man unter Verzicht aus den größten Flüchenertrag eine große Sorte möglichst stark ver­mehren will, um rasch eine größere Menge Saatgut derselben zu erhalten.

Ulünilr.

Deutschland.

Dem Bundesrath ist im Aufträge des Kaisers der Entwurf einer aus Grund des 8 5 des Nahrungsmittelgesetzcs vom 14. Mai 1879 zu erlassenden Verordnung, be­treffend die Verwendung giftiger Farben zur Herstellung von Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gcbranchsgegcnständcn, nebst zugehöriger Denkschrift, vorgelegt worden.

fFeilhaltcn von Milch.j Die dem VolkswirthschaftSrath zur Beschlußfassung zugegangene Verordnung hierüber dürfte mehr-fach durch die Strenge ihrer An­forderungen den Verkäufer überraschen; vom Standpunkt des konsumirendcn Publi­kums aber kann man sich nur einverstanden erklären mit dem humanen Bestreben, eines der wichtigsten Nahrungsmittel, welches vorzugsweise für Kinder und Kranke be­stimmt ist, gegen jede Fälschung sicher- zustellcn. Die Durchführung des Verbots jeglichen Zusatzes zur Milch war bisher nicht möglich, weil es kein Instrument gab, welches einen geringeren Wasscrzu- satz anzeigte. Jetzt soll es nach dem Hann. C. im Reichsgesundheitsnmt gelungen sein, einen derartig feinen Messer herznstellen,

daß die Möglichkeit einer Fälschung in Zukunft ausgeschlossen ist.

Am 7. März waren die vier Wochen seit Eröffnung der Berliner Stadtbahn verftossen. Dieselbe hat in diesem Monat ca. eine halbe Million Passagiere befördert.

Ein Bild von der regen Thütigkeit, welche augenblicklich in den politischen Vereinen Berlins herrscht, liefert die That- sache, daß im Monat Januar nicht weniger als 352 und im Februar 313 Versamm­lungen stattsanden, welche polizeilich über­wacht worden sind.

Straßburg, 5. März. Wie der Nhcin heute bei Kehl dahin fließt! Nicht der hurtig dahinrauschende Strom ein Bach ist er noch, sein Bett mit Kieseln, nicht mit Wasser gefüllt. Und mitten im Bett führt man Caroussel und spielt Kölsch- Hünneschen - Theater. Von Straßburg ziehen bei dem schönen Wetter täglich Tausende hinaus, um denalten Vater- Rhein" in seiner Schwäche zu sehen.

AuS der bayerischen Rheinpfalz, 5. März. Der neue Wein hat sich im Keller recht gut gemacht; die Nachfrage darnach ist aber dermalen nicht besonders stark, da die Aussichten auf einen guten 82er nicht schlecht sind, auch einige bedeutende Wcin- vcrstcigerungcn bcvorstehc». Acltere Jahr­gänge sind ziemlich gesucht; die 1878er, 1879er und 1880er am mittleren Gebirge gelten dermalen zwischen 400600 cM die 1000 Liter.

Pforzheim. Der Bczirksverein für Biencnzucht hat Sonntag den 12. März Generalversammlung im Pfälzer Hof. An­fang Mittags 3 Uhr. Auf der Tages­ordnung ist u. A. Besprechung über Aus­winterung ic.

Württemberg.

Telegramm.

(Wiederholt aus einem Theil der gestr. Aufl.)

Stuttgart, 10. März, 11 Uhr 30 Vorm. Der Mörder heißt B u ck, ist Schriftsetzer. Schwer­verwundet ist er selbst, Frau Wahl u. Schwester; leichtverwundet Schneider Wahl, Schuhmacher BooS und Frau, sowie die Mutter des irrsinni­gen Mörders.

Stuttgart, 10. März. Heute früh 3 Uhr kam der ledige, etwa 20jährigc Schriftsetzer Buck, wohnhaft bei seinen Eltern Weberstraße 55, vor die Zimmer- thüre der auf dem gleichen Boden wohnen­den Familie Wahl und begehrte Einlaß. Als nicht rasch genug geöffnet wurde, schlug er mit einem Beil die Füllungen an der Thür ein, drang, mit einem Rasir- messcr und 2 Tischmessern bewaffnet, in die Wohnung des Wahl ein und verletzte dort 3 Personen, nämlich die Frau Maier, Schwägerin des Wahl, den Wahl selbst und dessen Frau. Die Verletzungen dcr Frau Maier sind lebensgefährlich. Auf das Hilferufen dieser Leute kanten der in demselben Hause eine Treppe höher wohnende Schuhmacher Boos und dessen Ehefrau den oben bezeichneten Leuten zu Hilfe; Buck versetzte dem Boos mit einem Handbeil einen Schlag auf den Kopf und dessen Ehefrau einen Schlag auf den linken Arm. Diese Verletzungen sind jedoch weniger erheblich. Ferner verletzte Buck auch seine Mutter, welche ihm dasMesser cntwinden wollte, an der rechten Hand. Durch die Gegenwehr der zu Hilfe ge­kommenen Leute wurde re. Buck in sein

Schlafzimmer auf demselben Boden zurück­gedrängt, sprang mit einem Satz durch das geschlossene Fenster, indem er die Scheiben zertrümmerte, hinaus, 1820' hinunter in den Hof, sprang aber sofort wieder auf, ging durch eine offene Thür wieder in das Hans hineilt und griff seine Gegner abermals mit einem Brodmesser an; inzwischen wurde auch die Polizei herbeigerufen, auch auf diese ging er mit dem Messer los, ohne Jemand zu ver­letzen, wurde sodann überwältigt und ge­bunden. ic. Buck hat sich selbst den Kehl­kopf durchgeschnitten und ist ebenfalls lebensgefährlich verletzt. Die drei schwer verletzten Personen, Buck, die Maier und Wahl wurden ins Katharincnhospital ver­bracht. rc. Buck war bisher ein solider und fleißiger Mann, hat aber nach Aussage sciner Eltcrn seit 14 Tagen Trübsinnge zeigt, cs ist deßhalb anzunchmen, daß er die fragt. That in einem Anfall von Geistesstörung ansgeführt hat. Der Vorfall geschah in derselben Wohnung, in welcher der Raub­mörder Waibcl vor zwei Jahren seines Bruders Familie ermordet hat. (St.A.)

Stuttgart 9. März. Der gute Ruf der Stuttgarter Möbelindustrie scheint sich auswärts dauernd befestigen zu wollen; wie wir hören, ist für die diesjährige Ge- werbeausstellung in Nürnberg die Liefe- rüng von mchrern hundert Stühlen mit durchbrochenem Fournirsitz der Möbelfa­brik von I. Oettingcr hier, welche solche auch füs die vorjährige Ausstellung hier geliefert, übertragen worden.

In Heiden hei m haben die bürger­lichen Kollegien die Erbauung einer Turn­halle beschlossen. Dieselbe kommt neben das neue Knabenschulhaus zu stehen und erfordert laut Kosten-Voranschlag einen Aufwand von nahezu 20,000 -j/L. Oesterreich.

Wien, 7.März. Deutschland, so ver­traut man hier in maßgebenden Kreisen, erscheint jetzt wegen seiner starken Macht­stellung als der berufene, fest entschlossene, vor allem aber auch stets zur Abwehr fremden llcbermnths bereite Hüter des Friedens. Deutschland, Oesterreich, Italien und die Türkei wollen keinen Krieg und gegen ihre geeinte Macht würden auch allcPanslavistcn nichts ansrichtcn. Deutsch­land so äußerte sich ein hervorragender StaatSmann hat schon zweimal im abgclaufcnen Jahrzehnt durch sein ent­schlossenes Auftreten einen europäischen Krieg verhütet; heute thnt cs das aber­mals, nur mit noch größerer Macht und Sicherheit. Es hieße die Bedeutung Skvbe- lcffs und Genossen weit überschätzen, wollte man ihnen die Macht zutrauen, den Zaren oder Rußland zu kriegerischen Abenteuern gegen das deutsche Reich und dessen Bun­desgenossen und Freunde fortrcißcn zu können.

Ausland.

Die Kämpfe in Algier und Tunis nehmen auf der ganzen Linie wieder ihren Fortgang. Am meisten macht den Fran­zosen die Aufsässigkeit der Grenzbevölker­ung, in Tunis nach der tripvlitanischen Grenze, in Algier nach der marokkanischen hin, zu schaffen. Nach der einen Seite liegt die Gefahr von Conflictcn mit der Türkei, nach der andern mit dem Kaiser­reich Marokko nahe.