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dcnd daS weißgeslccktc Damwild, so fuhren wir dahin, dem schönsten aller Schlösser des Schivabculandes, der Solitüde zu.

Einsam, traumhaft ist der grünum- säumte Weg und träumen will und muß man ans demselben, es ist ja ein Zauber­schloß, das uns dort am Ende der langen Eichenallcc so plötzlich und überraschend entgegenblickt nur eines einzigen Wortes bat es bedurft, um dasselbe auf jener Stätte, aus welcher früher eine mächtige Eiche, fünf riesenhafte Bäume ans einem Stamm empvrwachsend, sich erhob.

Herzog 5tarl, der prachtlicbendste und lebenslustigste Fürst, der je sein Scepter schwang, fand bei einer Jagdfahrt den köstlich gelegenen Punkt und sprach das Werde!" Und nur des kurzen Zeitraums von vier Jahren (,17031767) bedurfte cs, um aus der Waldeinsamkeit ein Wunder, dasschwäbische Versailles" zu schaffen.

Prangnillitati sacrum voluitCarolus" hietz die Inschrift über dem Portal des im Rococostyl erbauten Schlosses, welches, ein Qval bildend, dem sich zwei pavillon- artige Flügel anschliefjen, rings von Ar- caden und Galerien umgeben ist. Zwei prächtige Freitreppen führen hinauf, eine grosse Kuppel deckt den Mittelbau: die vergoldete Statue vielleicht eine Diana welche den höchsten Punkt zierte und vergoldetes Laubgewiude, das sie umgab, sind lauge verschwunden.

Außer dem Schlosse ist heute nur noch wenig von der einstigen Herrlichkeit der Solitüde zu sehen; der Eavalierbau, der Musik- und Theatersaal, einzelne kleine Pavillons, das ist Alles aber wir wollen ja träumen, wir brauchen ja nur den Zauber auch auf uns wirken zu lassen und:

Da lebt und bewegt es sich plötzlich zwischen den Arcaden, Schleppen rauschen und seidene Gewänder bauschen sich über widerspenstigen Reisröcken, kleine Füße in hohen Hackenschuhen trippeln herbei, ge­puderte, rosengeschmückte .Köpfchen drehen und wenden sich aus weißen Nacken . . . Cavaliere in Sammetröcken, die zierlichen Galantcriedegen au der Seite, heben die von Spitzenmanschetten halb bedeckten Hände galant bcthcuerud empor und legen sie zum Schwur aufs Herz und man plaudert und lacht und wandelt auf dem Rasen vor dem Schloß hin und her oder hascht sich hinter den Rosenbüschen, die in Gruppen dort gepflanzt sind. Zuweilen blickt man auch ans die lachende, sonnen- bcstrahltc Landschaft am Fuße des Berges nieder, deutet auf die ziegelrothen Dächer der Dörfer, die wie Blumen im Feld ver­streut liegen; etwas scheuer streift das Auge nach links, dort erhebt sich der Wlsperg," die böse Feste, auf welche ein stirnruuzcln des Jupiter tvnaus bannen kann . . . Doch wo ist er selbst?" fragt man,wo bleibt er so lange?" und späht aufmerksam aus die lange, schnurgerade Allee nach Ludwigtzburg hinunter. Ganz in der Ferne blitzt es auf und eine leichte Staubwolke wirbelt empor, der Herrscher naht; aber wie sich die Solitüde schon stundenweit zeigt und man, von Ludwigs­burg kommend, sie ungeduldig jeden Augen­blick erreichen zu können glaubt, so er­blickt man auch von der Höhe fast eine!

Stunde zuvor jedes nahende Fuhrwerk. Bis zur Ankunft des Herzogs bat mau noch Zeit sich in dem chinesischen Hause in das Land der Theeblüthen zu träumen, im Lorbeersaale, den Meister Gnibals kunstreiche Malerhaud so schön verziert und unter der Srangeric im Freien, am See, sich in Italien zu glauben. Eine kecke Amazone wagte sich auch wolst in den großen Marstall, um dem Liebliugs- pserde mit der eigenen weißen Hand den Rücken schmeichelnd zu klopfen; aus der Schlvßkapellc tönt der Schlußchoral deS Morgengottesdienstes, den die Zöglinge dermilitairischen Pslauzschule," die Karls­schüler, dort täglich halten und endlich eilt der dienstthuende Kammerherr mög­lichst rasch in den seitwärts liegenden Springbrunncugarteu, wo in estiem von wildem Wein umringten Pavillon eine schöne junge Dame l send über ein Buch geneigt sitzt.

(Fortwtzuim folgt.)

Der Hekonom.

Der Makler Moses Goldbaum war Baron geworden, nachdem er viermal ge­gründet und Waisenkinder und Regiments­musiken viermal bedacht mir Zinscoupons und Dividendenscheinen. Er lebte herr­lich und in Freuden und fuhr auf Gummi, bis der Börsenkrach ihm entführte seine Million und ihm nichts blieb als Wappen und Freiherrnkrone und ein Gut in Polen, das er erst vor Kurzem einem Rittmeister abgepfändet. Auf diesen Edclhof nun be­schloß Baron Moses sich mit seiner Golde zurückzuziehen, das frciherrliche Paar be­trachtete die Domäne als ein weites und fruchtbares Feld der Spekulation; cs rechnete auf einen weit mehr als be­trächtlichen Gewinn, da der Baron die Verwaltung des Gutes selbst betreiben wollte. Müß mer sein ökonomisch, sagte er, werd ich ach verstehen Qekonvmic! Als er den Felder-, Wiesen- und Wälderkomplex in Augenschein genommen, machte er eine zufriedene Miene und sagte zu sich selbst: Moische! hier kannst de spck'liren hier kannst de machen m Coup! Dorr wächst Flachs, Hans, Waizen, Roggen, Gerstsi Hirsch, Heu und Sttroh; dort sind die Kühe mit Milch und die Bienen machen Honig umsonst. Was willst de hoben noch mehr? Machst de Leinwand, giebst e aus for schlesische, machst de Stricke, verkaffts se nach Wien; und machst de Riehl und machst de Butter und brennst

de Schnaps und hundert Prozent seind dein. Hier kannst de machen 'n grausten Coup!

Der Baron ließ den Verwalter vor sich kommen.Herr Kasimir! ich will Se behalten im Dienst. Wie viel hat Ihnen der Rittmeister gezahlt Gehalt?"

Fünfhundert Gulden und freies Deputat."

Karrant oder Münz?"

Gleichviel."

Sollen Se sehen, daß ich bin a ge­rechter Manu: sollen Se künftig von mir haben die .Hälfte .Karrant, die Hülste Münz!"

Dann frag er weiter:Herr Casimir, macht sich was mit der Ernte?"

Jetzt fängt die Heuernte an."

Wie haißt Heu? Ist doch besser Waizen!"

Alles muß seine Zeit haben, Herr Baron!" erwiderte der Amtmann.Jedes Gewächs braucht seine besondere Zeit, um zu gedeihen."

Main, wie vernünftig! Aber machen Sc, daß wir ernten bald und thuu Sc sonst, was ich ordne."

Der Verwalter lächelte schlau; er nutzte die Gelegenheit nach seinen besten Kräften. Am Abend wiederholte er seilten Besuch und erbat sich die Verhaltungsbcfehle für den nächsten Tag. Um sich als rationeller Oekouvm zu zeigen, ordnete der Baron: Morgen sollen aufstchn die Leut' früh und arbeiten fleißig. Dreschen sollen sc das ist die Hauptsache."

Es ist nichts mehr zu dreschen, Herr Baron!"

Waih! Nu wenn cs nichts mehr geilst zu dreschen, so sollen se ernten!"

Es ist noch nichts reif."

-Nu wenn es noch nicht geilst, so sollen se pflügen."

Alle Felder sind schon bestellt."

Nu wenn es nicht geilst, so sollen se säen."

Tie Einsaat ist beendigt."

Nn so sollen se fahren Mist."

Auch dies; ist schon geschehen.

(Fortsetzung folgt.)

Eis aufzuwahr e n. Für häusliche Zwecke kann man es abgeschlossen von der Luft mit Sägespänen oder Federn ver­packt konservircn. Kleine Quantitäten für Krankenzimmer u. s. w. füllt man in einen Beutel von Flanell, hängt diesen frei in ein Gefäß und bedeckt das Ganze mit einem Federkissen.

Calw. Frucht-Kreise am 4. Februar 1882.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.