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erzielte Reingewinn beträgt 8093-M, wo­von eine Dividende von 6"/i> zur Vcr- theilung gelangt und der Nest von 1ä5<M dem Reservckvnto übenviescn wird. Die Zahl der THeilnehmer betrügt 444 gegen 248 im vor. Jahr. tzS. M.)

Neuenbürg, 12. Februar In der letzten Mittwoch stattgehabten Versamm­lung dcS Gewerbe-Vereins gab Hr. Neallehrer Rivinins Kenntnis; von der mit Bedauern vernommenen Resignation des seitherigen Vorstandes Hrn. Fabrik­verwalter TrillhaaS und der llcber- nahme dieser Funktion seinerseits, der er sich unter den obwaltenden Verhältnissen nicht entziehen zu dürfen geglaubt habe.

Nach dieser Einführung hielt Hr. Prä- ceptor Wörz, der neueren schönen Sitte folgend, die Früchte des Studiums und fachlichen Wissens auch dem Laien zu­gänglich zu machen und ihm nützlich zu verwcrthen, einen nach Form, Stofs und Bild anziehenden Vortrag über

Das Keweröe Sei den Römern,

aus dem wir Wesentliches hier wiedcr- gcben wollen.

Es wird nicht leicht ein Gebiet zu finden sein, aus welchem der Unterschied zwischen den Anschauungen der alten Zeit, besonders in Rom, und der Gegen­wart so außerordentlich groß ist, wie ans dem Gebiete des Gewerbes und der In­dustrie. Während unsere Zeit die Ge- wcrbthütigkeit zu fördern sucht, herrschte in Nom eine unglaubliche Abneigung gegen jede Handarbeit, mit einziger Aus­nahme des Ackerbaues. Während in un­seren Zeiten die Jndustrictreibcnden eine angesehene Stellung in der Gesellschaft einnchmen, finden wir bei den alten Rö­mern eine merkwürdige Geringschätzung der Gewerbetreibenden. Der freie Römer beschäftigte sich mit Krieg, mit Politik. Ein Handwerker erhob sich bei den Rö­mern nicht weit über einen Sklaven. Einige Beispiele mögen die Richtigkeit dieser Sätze illustriren:

Von C. Tercntius Barro, dem die Römer die Niederlage in der Schlacht bei Cannä im Jahre 216 v. Chr. Geburt verdankten, heißt, es:er stammte aus einer nicht bloß niedrigen, sondern sogar gemeinen Familie, sein Vater war ein Fleischer, welcher seinen Sohn für daS Geschäft seines klavischen Handwerks ver­wendete." Das Gewerbe eines Metzgers schickte sich also nach der Ansicht der Rö­mer nur für euren Sklaven. Cicero sagt sogar:Was den Handel betrifft, so ist dieser etwas Gemeines." Was würden wohl die heutigen Kaufleute zu einer solchen Behauptung sagen?

Ein altes festes Herkommen schloß jeden, der ein Gewerbe betrieb, oder für seine Dienstleistung sich bezahlen ließ, von der Bewerbung um ein höheres Amt aus.

Unter solchen Verhältnissen konnte sich natürlich das Handwerk nicht entwickeln, cs blieb aus der niedrigsten Stufe stehen. Die Stufe, auf welcher das Gewerbe in der frühesten Zeit stand, zeigen auf's An­schaulichste die acht sogenannten Zünfte, welche angeblich von Numa Pompilius, dem zweiten König der Römer, eingerichtet wurden: die erste Zunft war die der Flötcnbläser, die zweite die der Gold­

schmiede, die dritte die der Kupferschmiede, dann kam die der Zimmcrleute, der Wal­ker, der Färber, der Töpfer und endlich der Schuhmacher. Am allerwenigsten geschätzt waren diejenigen Beschäftigungen, welche dem sinnlichen Genüsse dienen, die der Fischhändler, Köche, Fleischer, Wurst­ler und Fischer.

Gewerbe ist im Grunde alles, womit erworben wird, somit- wäre jeder ein Ge­werbetreibender, der auf eine bestimmte Weise sein Brot erwirbt. Der Sprach­gebrauch aber hat dem Worte eine einge­schränkte Bedeutung verliehen und man versteht unter GewerbSlenten blos die verarbeitende Klasse j.Handwcrkcr, Manu- fnkturisten, Fabrikanten w.). Wir nehmen es bei unfern Betrachtungen nicht ganz in dem crsteren ausgedehnten Sinne, aber auch nicht ausschließlich in dem letzteren.

Eines der verachtctsten Gewerbe im alten Rom war das der Wirthe, für sic war cs nur gut, daß sie in gewissem Sinne unentbehrlich waren. Von den Wirthshänsern geben uns übrigens die alten Schriftsteller kein anziehendes Bild. Erinnern wir uns daran, wie mangelhaft und primitiv noch heutzutage in Italien, Spanien, Griechenland die Gasthäuser sind, so werden wir es begreiflich finden, daß der ältere Plinius sich beklagt:über die Sommergäste der Wirthshünser, welche durch ihre kühnen Sprünge lästig werden. In Rom selbst war es ein schlimmes Zeichen, wenn man sich in einem Wirths- lokal, die freilich die Sittlichkeit nicht immer in die erste Reihe stellten, treffen ließ. Der Dichter Martial sagt:Da findet man Matrosen, Flüchtlinge, Diebe und anderes Gesindel."

Interessant ist eine Stelle bei Cicero, wo er ausruft:Erinnerst Du Dich, wie wir Dich einmal schon Vormittags antrafcn, als Du eben aus einer Spelunke hcraus- kamst? Aus deinem stinkenden Mund strömte uns der ekelhafte Dunst der Kneipe entgegen, und Du sagtest zu Deiner Ent­schuldigung, Du müssest aus Gesundheit eine Weinkur gebrauchen." Wir sehen also, welche Schande es war, in einem Wirthshause zu verkehren.

Der angesehene Römer brachte nicht, wie cs bei uns geschieht, den Abend an öffentlichen Orten zu; es gab keine ge­schlossene Gesellschaften. Das Wirthshaus bol, wenn auch nicht in der Regel, so doch häufig die Vereinigung aller Lüdcrlichkcit dar. Tie Wirthe waren daher auch Leute, welche als Zeugen vor Gericht wenig Vertrauen erweckten, ihrem Zeugniß wurde wenig Glauben zugemessen.

Wenn die Römer übrigens den Wirthen nachsagten, daß sie die Gäste prellen, und den Wein verfälschen, daß sie unverschämte Rechnungen machen, so ist dies für das Alterthum nicht gerade charakteristisch.

Etwas nngenirter dursten die Römer­in den Cabincten der Friseure Verkehren. Es gab nämlich in Rom öffentliche Briden, in denen das Haar geschnitten, der Bart rasirt und die Nägel geputzt wurden. Die Reichen hatten zwar ihre eigenen Friseure, doch dienten diese Buden als Sammelplatz für müßige Leute, welche Unterhaltung suchten. Es war dies ein beliebter Sammelplatz für den Stadtklatsch.

Beim Friseur erfuhr man, wie bei uns, immer das Neueste.

In höherer Achtung, wenigstens in der spätern Zeit, standen die Buchhändler. Wir finden nämlich einen wirklich buch- händlerischen Betrieb erst gegen das Ende der römischen Republik. Der Buchhandel war zu jener Zeit in einer lveit günstigeren Lage, als im Mittelalter vor der Erfin­dung der Buchdruckerkunst; er wurde we­sentlich erleichtert durch die Sklaverei. Diese machte die Vervielfältigung der Bücher zu einem leichten Geschäft. Wenn man erwägt, daß in einer einzigen Officin Hunderte solcher Sklaven beschäftigt waren, daß das Schreiben nach Diktat mit großer Gleichmäßigkeit und Schnelligkeit vor sich gieng, so wird man sich nicht darüber wundern, daß die Bücher nicht blos in Rom und Italien, sondern auch in den Provinzen vertheilt werden konnten. Der Grund, warum die Buchhändler sich einer höheren Achtung erfreuten, ist leicht zu finden. Einmal legten sic ja nicht selbst Hand an und zum andern sorgten sic für die Verbreitung der Bildung. Außerdem gehörte cs in Rom zum feinen Ton, eine ausgewählte Bibliothek zu besitzen. Auch die Schriftsteller und Dichter mußten sich mit ihren Verlegern gut stellen, denn ge­rade der Buchhandel trug nicht wenig dazu bei, den Ruhm ausgezeichneter Schrift­steller in Rom selbst, über die Marke der Stadt und Italien hinaus zu verbreiten.

<Schluß folgt.)

Neuenbürg, 11. Febr. Nachdem die Freiwillige Feuerwehr den Reigen der Winter-Unterhaltungen der heurigen Saison am 28. v. Mts. mit einem wie immer gelungenen Balle unter den Strah­len der aufgehenden Sonne eröffnet hatte, ließ gestern der Turnverein seinen Ball in demselben Lokale folgen; die da­mit verbundene zwanglose Maskerade wirkte erheiternd und brachte neben einigen Phantasien auch charakteristisches und originelles, wie z. B. einen Henri IV., einen im Aktenstaub ergrauten Sekretarius, einen Clown und einen gravitätisch-pedan­tischen Storch, der nebenbei zu scherzhaften Reflexionen Stoff gab. Dem Tanzver­gnügen wurde auch hier wie bei der Feuerwehr ausgiebig gehuldigt uud da genannte Sonne in beiden Hemisphären leuchtet, so fanden sogar noch einige frühzeitige Nachzügler ihre volle Befrie­digung. Was wird nun erst die Red oute am nächsten Samstag alles bringen?

Misirllcn.

Lin schwäbisches Zauberschloß.

(.Von E. Veltz.)

I.

Dort auf des Berges Höhe,

Ta steht ein Zauberschloß: Die Mauern sind zerfallen. Verschollen der Riltertrotz."

Otto Rognette.

Blauer Himmel, goldigster Sonnen­schein, das frische, knospende Grün und der Silberstreif des Büchleins im Thal, dann und wann zwitschernde Vogclstimmen, noch halb verloren im Gebüsch und blitz­schnell zwischen den Baumstämmen des s Parks auftauchend und wieder verschwin-