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digen Lächeln über sich selbst und einem ärgerlichen Blick aus den Brunnen kehrte er nach seiner Wohnung zurück.

Indes; hastete doch trotz seiner Zweifel stets in seinem Innern einige Hoffnung, daß den Worten des Sterbenden eine Wahr­heit zu Grund liege, und er hatte kaum das Gartcnthor erreicht, als er schon wie­der umkehrte. Der Brunnen, die Mauer und der Pfeiler zogen auf's Neue seine Aufmerksamkeit aus sich.

Der Platz sah ganz so auS, daß er auf Vater Durcts Worte paßte : aber in der Nähe der Mauer stand nichts und vor derselben befand sich der Brnnnen- trog. Plötzlich machte er Halt.

Ist es nicht sonderbar," dachte er, daß nur dieser einzige Theil des Ge­mäuers sich in gutem Stande befindet?"

Er untersuchte das Gestein mit größe­rer Sorgfalt als er bisher gethan, und konnte jetzt bemerken, daß die Risse erst in neuester Zeit mit Thon und kleinen Kieseln gestickt worden waren. Indem er die kleineren Steine, auf welchen der Pfei­ler ruhte, hcrauszvg, gelang es ihm, den­selben auS dem Gleichgewicht zu bringen und zuletzt ganz von der Stelle zu rücken. Da wurde er in dem dicksten Theile der Mauer einer großen Aushöhlung ansichtig, aus der er mit großer Anstrengung eine ansehnliche Kiste, die überall mit festen eisernen Klammern beschlagen war, heraus­zog. Während er damit beschäftigt war, glitt die Kiste plötzlich aus und siel mit einem klingenden Geräusch, welches sogleich den Inhalt verrieth, aus den Boden. Bei solchem Erfolg der Unternehmung konnte Fvurnier kaum seinen Augen trauen. In­des; säumte er nicht, das Loch, das den Schatz geborgen, mit Erde und Steinen auszufüllen und so gut als möglich den Pfeiler wieder vorzuschiebcn. Nachdem er die Oertlichkcit in leidliche Ordnung ge­bracht hatte, belud er sich mit der Kiste und schleppte sie nach seiner Wohnung.

Zu Hause angelangt, setzte der junge Manu die Truhe auf den Boden und ver­suchte sie zu öffnen, fand aber, daß sie mit einem sehr starken Schloß verwahrt war, zu dem er keinen Schlüssel hatte. Nach mehreren nutzlosen Anstrengungen stand er vom Geschäfte ab und begann nachzudenken.

Was sollte er mit dem Schatz an­fangen, der durch diese unerwartete Kette von Ereignissen in seine Hände gekommen war? Wir müssen ihm die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu erklären, daß cs ihm nicht einen Augenblick einfiel, ihn sich selbst anzueigncn; aber wem sollte er ihn überantworten? Das Gesetz schien auf die Tricots hinzuweiscn: Neigung aber und natürlicher Gerechtigkeitssinn bezeich- netcn ihm Rosa als die geeignete Person. Augenscheinlich war dies die Fürsorge, die ihr Pathc, wie er aus dem Sterbebett erklärt, für sie getroffen hatte. Sein letz­ter Wunsch drückte deutlich aus, er (der Doktor) möchte ihr Erbthcil gegen die Habgier dor Verwandten schützen, damit diejenige, die ihm wie eine Tochter ge­wesen, doch auch etwas davontrage. Es hatte ihm vielleicht nur an Zeit gefehlt, diesem seinem Willen gesetzliche Kraft zu geben, wenn nicht etwa dies wirklich ge­

schehen wükst denn wer konnte wissen, was die erblustigen Verwandten getrieben, nachdem sic sv vorschnell Besitz ergriffen hatten? Wenn der Notar Leblanc ein Testament aufgcfundcn, so durfte man darauf zählen, daß es nie zum Vorschein kam; und da man aus der Gewaltthütig- keit, mit der die vermeintlichen Erben auftratcn, auf Alles gefaßt sein mußte, so war es ganz in der Ordnung, wenn man Gegcnmaßregeln ergriff. Die Tricots hatten damit angefangcn, die Gesetze zu umgehen, um die arme Rosa dessen zu berauden, was ihr von Rechts wegen ge­hörte durste sic zur Selbstvertheidigung sich nicht derselben Waffen bedienen? Wenn die Verwandten statt einer recht­mäßigen Theilung es von vornherein auf eine allgemeine Plünderung abhoben, in der Jeder heimlich sich zucignete, was ihm unter die Hände kam, so stellten sie damit selbst ein Beispiel auf, daS mit gleichem Fug andere nachahmen konnten.

(Fortsetzung folgt.)

(Treue Pflege.) Aus Zembelburg, 24. Janr., wird dem G. G. geschrieben: Ein Besitzer auS Cziskowo, der gezwungen war, eine kleine Reise zu machen, ver­traute seine leidende Frau, die eben nieder­gekommen, der Pflege der Hebamme an. Bald nachdem der Mann sich entfernt hatte, schützte die Hebeamme vor, sie müsse schleunigst nach Hause eilen, um ein Ge­schäft zu ordnen. Die Wöchnerin wartete lange auf die Rückkehr ihrer Pflegerin. Plötzlich wurde sie, während das Haus­gesinde bereits schlief, von zwei verkleideten Personen überrascht, welche mit Waffen in der Hand die Herausgabe des in; Hanse befindlichen Geldes verlangten. Wirklich hatte die Familie unlängst 1500 erhalten. In Furcht und Schrecken ver­setzt, zeigte die Frau den Bedrängern eine Kammer, wo das Geld lagern sollte. So­fort stürzten die beiden nach der Kammer: die Wöchnerin aber war mit dem Aufge­bot ihrer letzten Kräfte aufgesprungen und verschloß hiutcr ihnen die Thür. Nach langem Poltern und Pochen ward es

schließlich still in der Kammer und als der Mann endlich zurückgekehrt war, fand er zu seinem Entsetzen in der Kammer zwei Leichen, in denen man, nachdem die Ver­kleidung abgerissen war, die Hebamme und deren Schwiegertochter erkannte. Sie hatten sich erhängt. Die Hebamme muß Kenntnis; von dem Eingang jener Geld­summe gehabt haben.

Eine köstliche Episode aus dem Jahre 1848. Als Hanptmann einer Abtheilung der damaligen Bürgerwehr fungirte der den älteren Berlinern sehr wohlbekannte Kaufmann Protzen. Eines Tags ließ dieser seine Kompagnie ihre Schießübungen auf den damaligen Schieß­plätzen eines Herrn Peters in der Hasen­heide abhalten. Jeder Mann hatte acht scharfe Patronen mit sich und mit diesen wurde auch nach der Scheibe geschossen. Nach beendeter Hebung ließ der Hanpt­mann sich Herrn Peters holen und frug diesen:Was sind wir schuldig, die Ber­liner Bürgcrwehr bezahlt alles." Gemes­senen Schrittes drehte sich PeterS um und meinte:Einen Augenblick, Herr Haupt­mann", dann ging er bis zur Scheibe hinunter und besichtigte diese. Zurück­gekehrt von dieser Inspektion meinte er recht treuherzig:Herr Hauptmann, Sic haben nischt zu bezahlen, die Scheibe is ja gar nicht lädiert. Die braven Bür- gcrwehrleute, welche zwei Stunden Schieß­übungen gehalten und die letzte Patrone verschossen hatten, marschirten darauf stolzen Schrittes wiederum den Behau­sungen zu, sich über den ehrlichen Peters freuend, derjar kecne Bezahlung hat nehmen wollen!"

Frankfurter Coursc vom 2. Febr. 1881.

Geldsorten.

20-Franken stücke.16 20- 24

Englische Souvereigns .... 20 3540

Ruß. Imperiales . .... 16 70 75

Dukaten.0 6065

Dollars in Gold.4 1620

Anzeigen für das Sonntagsbkatt

werden sich je Freitags spätestens 5 Uhr Abends erbeten.

kost-VoidluäuiiZoii.

Neuonküi'K - Herienalb.

Vorm.

Xoüm

Vorm.

Vorm.

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aus NeuenbürA . . .

2.45

aus Ilerrenalb . .

8. 9

über Llarxnell

über LlarxxeU

in Uerrenaib ....

6.

in Xeuenbürg . .

11.

KltlinLerr -

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Vorm.

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aus LttiinZen, Uabnbok .

5. 5

aus Ilerrenalb . .

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5. 50

--

aus, UttlinAkn, Ltackk . .

5. 30

über ickarxrell

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in Lttlinxen, Ltackk

.

8.

in Uerrenald ....

8. 20

in Ltklin(;en. Labnbok .

8. 25

Oei'nsiraelr -

- Iltki'i'enul!». (k'klii'kiiäk öoteuxost)

Vorm.

Xedm.

Vorm. > Vorm.

aus Oernsbaeb ....

9.45

aus Ilerrenalb . .

.

6. 30

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über Tollenau

über Iwlk'enau

in Uerrtznalb ....

11.45

in llernsbaob . .

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8.15

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.