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raner einen Erholung gebenden Sonntagsausflug machen will, so wandert er ans den schattigen Parkgängcn hinaus und redet dabei von der Gute seines Fürstenhauses, von der Fürsorge einer Anna Amalia und eines Karl August — denen er all diese Schönheiten zu verdanken hat.
So und nicht anders war es auch zu der Zeit, welcher unsere kleine Erzählung angehört.
Auch damals wanderte Alles hinaus, was in dem damals noch recht kleinen Weimar nur Zeit zu Spaziergängen hatte, um den oder jenen neu angepflanzten Baum, diese oder jene neu angelegte Promenade, oder dies und das kleine Denkmal, den Künsten und Wissenschaften geweiht, in Augenschein zu nehmen und ein mehr oder weniger berufenes und richtiges Urtheil darüber abzngeben. Und wenn im Theater Schillers „Räuber" oder seine „Jungfrau von Orleans" gegeben wurden, da kamen die munteren Studenten von Jena herüber und lustige, burschikose Lieder scherzten und jubelten durch die schattigen Hallen. All Das zog zu wiederholten Malen an dem Auge des Geistigadeligen vorüber, dem damals noch nicht mit dem „Bon" des Kaisers gelohnt worden war. Namentlich aber liebte er cs, an schwülen Sommernachmittagen hier wo jeder Baum Schutz gegen die heißen Strahlen und anmuthige Kühlung spendet, allein mit sich und seinen Gedanken umher zu wandern und zu weilen.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber die Behandlung der Weine beim Ablaß
schreibt Herr Fr. Esenwein dem „N. Tagblatt" Folgendes: „Da jetzt die meisten neuen Weine hell sein werden, so ist es an der Zeit, sie abzulasscn (es gilt dieses auch von den Weinen, die noch nicht ganz hell sind, denn die Haupt- gährung ist in der Regel gegen Neujahr hin beendet), damit sie von der Hefe weg- kvmmen. Jetzt beginnt die Nachgährung, die noch weitere Hefe und Weinstein aus- scheidct, dabei- wird der noch vorhandene Traubenzucker in Weingeist verwandelt. Ist die Hvse von der Hauptgähruug aber noch im Faß, so wird diese bei der Nachgährung mit beigezogen, die Gührung wird stärker, als zur Nachgährung nöthig ist, die Hefcntheilchen thcilen sich wieder der Flüssigkeit mit und der Wein wird in den meisten Fällen wieder trübe, was ans den weißen Wein unter allen Umständen schädlich wirkt, weil dieser dadurch Neigung zum Schwerwcrden bekommt, bei den rothcn aber namentlich hinsichtlich ihrer Farbe nachtheilig sein kann, bei beiden aber hinsichtlich ihres Bouquets. Die stürmischere Nachgährung durch Beiziehung der Hefe aus der Hauptgähruug hat noch den weiteren Nachtheil, daß ein Theil des bei der ersten Gährnng gebildeten Weingeistes sich bei der dadurch erhöhten Wärme theilweise in Essigsäure verwandelt und so den Keim zum Sauerwerden der Weine legt.
Ende des Monats März, oder bei kälterer Witterung Anfangs April, sollte zum zweitenmal und die Weißen Weine unter allen Umstünden im Oktober zum
drittenmal abgelassen werden. Nach dem zweiten Ablaß, wenn sich die übrige Hefe und der Weinstein abgeschieden haben, bildet sich erst die Blume oder das Bouquet, welches oft den höheren Werth des Weines beim Verkauf bestimmt. Ist beim ersten Ablaß schon die Vorsicht geboten, daß man sofort abbricht, sobald der Wein etwas trübe läuft und den Trübwein besonder aufhcbt, so ist die Vorsicht beim zweiten Ablaß um so uöthiger; hier muß man abbrechcn, wenn der Wein noch ganz hell kommt, wenn man annehmen kann, daß er der Neige zugcht, dann macht man weiter, bis der Wein sich leicht trübt, thnt diesen zweiten Ablaß besonder, ebenso den Rest, der trübe läuft.
<Schlȧ folgt.)
(Der Weltuntergang im Jahre 1881.) Das eben abgelaufene Jahr 1881 ist schon vor Jahrhunderten als das Jahr des Weltuntergangs bezeichnet worden. Ein Gelehrter des 15. Jahrhunderts, der apostolische Sekretär Leonard! Bruni, zubenannt Aretin, glaubte die Zerstörung der Welt durch ein Erdbeben aus den 8. oder 15. November 1881 Voraussagen zu können, und ein Astronom Namens Jakob Sworcnstedt hat das Ende der bestehenden Weltordnung auf 11. November 1881, 11 Uhr 59 Minuten Abends angesetzt. „Mutter Shipton", eine englische Wahrsagerin des 15. Jahrhunderts, oder, um es genauer zu sagen, CH. Hindly, der die Prophezeiungen der alten Zauberin in unserem Jahrhundert mit betrügerischen Einschaltungen wieder hat abdrucken lassen, hatte bestimmt verkündet, daß mit dem Jahre 1881 das Ende der Welt kommen werde. Ein zehnjähriges Mädchen in London soll sich diese Prophezeiung so sehr zu Herzen genommen haben, daß sie aus purer Angst starb! Ein Londoner Buchhändler prophezeite in einer Brochüre die Wiederkunft Christi im Jahre 1881 auf Grund der Dimensionen, welche die von ihm als prophetisches Monument betrachtete große cgyptische Pyramide aufweist. Ein in England verbreitetes religiöses Blatt, das sich auf Auslegung des Propheten Daniel und der Apokalypse stützte, hatte das gleiche Ereignis; auf den vorigen November angesetzt, während ein anderes Journal gleicher Farbe sich damit begnügte, anznkündigen, daß in diesem Zeitpunkte alle im Meer, in den Seen und Flüssen lebenden Wesen umkvmmcn und alle Menschenkinder mit Taubheit geschlagen werden sollen. Der gleiche
Glauben war in Amerika stark verbreitet. Während zu Helena im Staate Texas ein Mann, der schon für den November 1880 eine neue Sündfluth erwartete, sich eine Arche erbaut hatte, haben sich die Jünger William Miller's in Erwartung der Wiederkunft des Herrn besondere „Himmelfahrtsklcider" anscrtigen lassen. — Bekanntlich hat man sich auch bei uns in Württemberg mit der Prophezeiung des Weltuntergangs auf August des verflossenen Jahrs beschäftigt. In Frankreich nahm der Wahn einen spezifischen Charakter an. Vom 11. Juni 1880 an war angeblich die Jungfrau Maria wiederholt einem armen Schreiner Guy-l'Hopital erschienen, um demselben anznkündigen, daß Frankreich nach der Weinlese 1881 durch eine neue preußische Invasion vernichtet, dann aber durch den Roy Henry V. gerettet werden solle. Trotzdem der Erzbischof von Amiens diese Weissagungen als „elende Gaukeleien" verurtheilte, fanden sie doch viele Gläubige. Der Grund, weßhalb der Glaube an den Weltuntergang gerade an das Jahr 1881 sich knüpfte, liegt in der eigcnthümlichen Pla- netenkvnsteliativn, welche schon frühe für das Jahr 1881 voraus berechnet wurde. Das Neujahr 1882 hat diese Prophe- zeihungeu zu Schanden gemacht.
(Elektrische Beleuchtung.) Die erste Stadt Eurvpa's, welche mit der Gasbeleuchtung bricht und an deren Stelle die elektrische Beleuchtung adoptirt, ist das englische Städtchen Gvdalming. Trotzdem die Stadt kaum 2500 Einw. zählt, hat sich der Stadrath doch zu dein hohen Gedanken ansgcschwuugen, einen vorbeieilenden Fluß zur Erzeugung der Elektrizität zu benutzen.
Die KK. Inserenten
sind gebeten, Anzeigen je vor dem Tage, an dem sic erscheinen sollen, gef. aufzugcben; insbesondere sind Anzeigen für die Sonntags-Numer je Freitag Nachmittags einzurcichen.
Golvkurs Ler Stnatekaffenverwaltung
vom 15. Januar 1882. 20-Frankcnstücke . . . 16 c/lL 12
Frnnksurter Conrsc vom 16. Jan. 1881.
Gcldsvrten. ^
20-Frankenstncke.16 16—13
Engliicpe Souvereigns .... 20 31—36
Ruß. Imperiales . .... 16 67 70
Dukaten. 9 55- 60
Dollars in Gold.4 16 - 20
Calw
Hlekerlicht üöer den Werkehr auf hiesiger Schranne im Jahre 1881.
Gattung.
Kernen
Weizen
Dinkel
Haber
Gerste
Gemasch
Roggen
Bohnen
Wicken
Quantum.
3217 Ctr. 78 Pfd.,
51 5282 5420 60 41 10 72 83
61
88
44
45 25 12
Erlös 38,719. 20 „ 636. 10
„ 44,774. 95 „ 38,493. 85 „ 544. 38
„ 368. 20
91. - „ 546. 40
640. —
Mittelpreis. ^ 12. 3
„ 12. 47 8. 46 „ 7. 10
„ 9. 7
„ 8. 98
„ 9. 10
„ 7. 73
7. 94
14,239 Ctr. 3 Psd.
124,833. 8
1 Gegen im Jahre 1880 mehr 2166 Ctr. 81 Pfd. Mehrerlös vlL 21,272. 95.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.