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macht unter General Buller wurde von den Buren in Natal völlig zurückge- schlagen und verlor 10 Geschütze. Di« Depesche des Generals Buller besagt über den Hergang der Kampfes: Ich bedaure, einen schweren Schicksalsschlag melden zu müssen. Ich rückte um 4 Uhr morgens mit der ganzen Streitmacht aus dem Lager bei Chieveley aus. ES find zwei passierbare Stellen in dem Tugelafluß. Es war mein« Absicht, di« Pafsag« an einer dieser beiden Stellen zu erzwingen und zwar durch eine Brigade, welche dann durch die Hauptbrigade unterstützt werden sollte. General Hart sollte links von der Furt, General Hildyard rechtS und General Lyttleton in der Mitte angrrifen. Einer sollte den andern unterstützen. Früh am Tage schon sah ich, daß General Hart nicht im Stande sein würde, die Passage zu erzwingen und wies ihn an, sich zurückzuzi'hrn. Er hatte jedoch mit großer Bravour bereits angegriffen und sein Spitzenbataillon erlitt schwere Verluste. Oberst Brooke wurde schwer verwundet. Ich befahl hierauf dem General Hiltyard vorzugehen. Sein an der Spitze vorgehender Regiment besetzte Co- lenso Station und das Gebäude in der Nähe der Brücke. In diesem Augenblicke hörte ich, daß die garzr Artillerie, die ich zur Unterstützung des Angriffs obgesandt hatte, nämlich die 14. und die 66. Feldbatterie und 6 zwölfpsündige EchiffSschmllfeuer- geschütze dicht an den Fluß vorgerückt war, der sich als vom Feind stark besetzt erwies. Der Feind eröffnet« plötzlich ein wirksames Feuer auf kurze Entfernung und tötete alle Pferde. Die Kanoniere mußten mit den Geschützen Zurückbleiben. ES rvrnden verzweifelte Anstrengungen gemacht, die Geschütze fortzuschaffen, aber das Feuer war zu heftig und cs wurden nur 2 Geschütze gerettet. Aller Voraussicht nach hätten die Truppen ohne Unterstützung von Artillerie nur als Zielscheibe gedient und ihr Leben geopfert bei dem mutigen Versuche, die Passage zu erzwingen; daher befahl ich den Rückzug, den die Truppen in guter Ordnung ausführten. Den ganzen Tag bedrängte eine beträchtliche Streitmacht des Feindes mein« rechte Flanke. Der Feind wurde jedoch durch berittene Infanterie unter Lord Dundonald und einem Teil der Brigade des Generals Barton abgewehrt. Der Tag war sehr heiß und anstrengend für die Truppen, deren Haltung vorzüglich war. Wir haben 10 Geschütze dem Feind überlassen müssen, während emcs dem feindlichen Granatfeuer zum Opfer fiel. Ich fürchte, die Verlust« der Brigade Hart sindschwer, hoffe jedoch, daß die Zahl der Schwerverwundsten verhältnismäßig nicht groß sein wird. Wir haben uns in unser Lager bei Cheveley zurückgezogen. (Obige Mitteilung hatten wir am Samstag an der Druckerei angeschlagen. Red. d. Colw. Wochenbl.)
London, 16. Dez. Infolge der amtlich gemeldeten Niederlage deS Generals Buller wurden Vorkehrungen getroffen, um die Absendung der 7. Division zu beschleunigen und um di« Verluste der Artillerie wieder gut zu machen. Alle Blätter besprechen in ruhiger Weise die Niederlage des Generals Buller urd erklären übereinstimmend, daß beim indischen Aufstand die Sachlage für England noch schlimmer gewesen ist. Sie sehen aber vertrauensvoll dem Endresultate deS Kampf-s entgegen.
London, 16. Dez. Die Blätter veröffentlichen die neue Niederlage auf dem östlichen Kriegsschauplätze irr Fettdruck. Einig« derselben commen- tieren sie bereits, darunter die Daily Mail, welche daran erinnert, daß General Buller zu Weihnachten in Prätoria sein wollte und doß ein einziges Armee- Corps genügen sollte, um die Buren zu schlagen, während man j tzt bereits 7 Divisionen mobilisiert habe und an di« Mobilisierung einer 8. Division gehe. Die Niederlagen seien der Unwissenheit und der schlechten Berechnung d-S Krngsamtcs zu danken. Die englische Artillerie st.hr derjenigen der Buren an Tragweite zurück. Heute sei England einzig und allein auf seine Flotte angewiesen. Glücklicherweise entspräche die englische Flotte den Hoffnungen des Volkes besser als dir Armee. Die Morning-Post fordert die Absendunz neuer Verstärkungen, um die Truppen in Südafrika wenigstens auf 120,000 Mann zu bringen
London, 17. Dezbr. Gestern tagte ein KabinetSrat unter dem Vorsitz Salisburys, um über die südafrikanische Lage zu beraten. Anwesend waren außer Salisbu ys nur Balfour, LanSdowne, Goschen und D-vonshire, da die andern Minister nicht in London weilen. Es wurde beschlossen, eine achte Division zu mob'-Iisi-ren und die Aufstellung eines G-schwaderS vorzubereiten. Aus Australien werden neue Vsrstärkungstruppen erwartet.
London, 17. Dez. Das Kriegsamt teilt nunrmhr mit, daß dis Gesammiverluste sich bei Magerfontein auf 1076 Mann, darunter 113 Offiziere belaufen. Die Blätter fordern die Abberufung deS Generals Catacr« und MethmnS.
, London,17. Dezbr. Aus Lorenzo Marquez
wird gemeloet, daß 4500 Cap-Holländer bei Barkly East und Burghersdorp zu den Buren übergegangen sind.
NnmifchLss.
England und Transvaal. Als nachträglicher Kommentar zu der Haltung Englands auf - der Haager Friedenskonferenz mog vir Meldung dienen, s daß die knzlnche Infanterie an den Körpern der ! Buren das von Militiirä-ztm an den Pranger ge
stellte Hohlfpitzengeschoß versuchen werde. Dieses Geschoß, als Geschoß Nr. 5 bezeichnet, ist nichts Anderes als ein durch Antimonzusotz gehärtete- Dum-Dum-Geschoß. Uebrigens sind von letzterem ebenfalls große Mengen nach Afrika gesandt worden. DaS nennt man in England „menschliche Kriegführung" ?
Eine beleidigte Athletin. Es hat feine Schattenseiten, K unst kritiker zu sein. Man gerät da zu leicht mit dem Selbstbewußtsein der empfindlichen Künstlerschaar zusammen. Besondere Vorsicht aber scheint bei der Kritik von Athleten geboten, wie aus folgender Zuschrift hervorgeht, die der be- trcffcne Knicker in der „Jnternat-rmalcn Artisten- zeitung" zum Vergnügen der Leser adsruckt:
„Herrn Hrnmann Röder
Redakteur von die leipziger Jllustr. Zeitung
Leipzig.
Erst che Sie Meinen Namen in Zukunft aus Ihre schmutzige Artikel zu kaffen wiedrichm falls ich Sie belangen werde. Suchen Sie ihr Material meinetwegen auf di; Jahrmärkte wo Sie, wie es mir scheint, mit besonderer Vorliebe suchen. Was verstehen Sie überhaupt von Verhältnisse im Variete.
Bemerke Ihnen überhaupt, daß Sie als Jour« raliste mir gar nicht gewachsen find.
Eugenia Wermke, MeistcrschaftS Aihletin."
Wenn man bedenkt, baß Eugenia Wermke als Zohn-Nthleiin über ein jedenfalls sehr kräftiges Gebiß verfügt und wohl auch über entsprechende Fäuste, so ist arzunehmen, daß der „Journaliste" sich nicht erst auf eine Probe ein läßt, ob er der liebenswürdigen Athletin gewachsen ist.
Gottesdienste.
Die Aorvereitnngspredigt und Aeichle für das am Christfest statistndende h. Abendmahl wird mit der Vormittagsprcdigt am nächsten Sonntag verbunden werden. Die Anmeldung kann im Lauf der Woche geschehen.
Wert die hlmgervden Vögel!
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I.
In Transvaal und im Oranjeland Da ist der Kampf für die Freiheit entbrannt,
Für die heimische Scholle, für's alte Recht — Lieber Tod als Sklave und Britenknecht.
Und in der bärtigen Buren Reihn Da drängen sich blonde Knaben hinein —
Echtes, trutziges Burenblut,
Ihr Auge das blitzt voll Heldenmut.
„O laß. lieber Vater, mich mit dir ziehn „Den Räubern entgegen, zur Grenze hin,
„Du lehrtest mich tummeln das wilde Roß,
„Und lehrtest mich lenken der Büchse Geschoß."
„„Mein Pieter, du bist erst drelzebn Jahr, „„Mein jüngster und MutterS Liebling gar. „„Wer soll sie beschützen, sie bleibt allein, „„Deine Brüder sind auch in unseren Reihnl""
„Lieb' Vater, o laß wich doch mit hinaus — »Schwester Antje bleibt bei der Mutter zu Haus, „Die schießt so sicher und gut wie du.
„Es lassen die Schwarzen die Farm in Ruh."
Da blitzt es im Auge des Mten auf:
„„So hole den Rappen und schwing' dich hinauf, „„Und sage der Mutter und Schwester ade „„Und mach' ihnen nicht daS Herz zu Weh!""
Und Pieter liegt in der Mutter Arm,
Ihre Abschicdsthräne. die netzt ihn warm,
Eine Feder steckt Antje ihm an den Hut»
„Ade, mein Pieter, und ziele gut!"
H.
Das war an dem Tage von Elandslaagt Wie tobte da heiß und wild die Schlacht, Viertausend Briten sind sturmgerannt — Neunhundert Buren die hielten Stand.
Vorbei der Kampf. — auf dem blutigen Feld Liegen Freund und Feind zusammcngescllt;
Ein Britenkap'tän übers Schlachtfeld geht Der nach den blessierten Freunden spät.
Da steht er in der Gefallenen Reih'n Eine Reckengestalt auf dem Fclsgcstein,
Ein Bure mit weißem Haar und Bart,
Ein Urbild alter germanischer Art.
Die Brust ist zerschossen, noch athwet er schwer, Sein brechendes Auge irrt suchend umher;
Und als der Brite sich über ihn beugt.
Da hat der Alte die Worte gekeucht:
» Mit mir ist'S zu Ende, mir hilft Keiner wehr, „Der Tod für die Freiheit er wird mir nicht schwer, „Doch Hab eine Bilt' ich für Gotteslohn:
„Such', Fremder, mir meinen gefallenen Sohn.
„Er ist noch ein Kind, doch er focht wie ein Mann, „O Fremder, o bring mir den Knaben Hera»,
„Daß ich ihm noch einmal inS Antlitz seh', '
„Eh' ich für immer von hinnen geh'!
„Er focht mir zur Seite im blusigen Streit, „Unsre Büchsen die knallten zu gleicher Zeit,
„Am Felsen dort sah ich ihn wanken zuletzt,
„Grad als mir die Kugel die Brust zerfetzt."
Stumm wandte der Brite sich nun zur Seit',
Der tote Knabe der lag nicht weit,
Er hielt die Büchse im Arm noch quer Und sein Patroncxgürtel war leer.
Er lag als wie im Traume lind,
Mit seinen Locken spickte der Wind,
Zur Seite ihm lag sein kecker Hut —
Antje's Feder war rot von Blut.
Des Briten harter Sinn ward weich.
Er nahm den Knaben so stumm und bleich Und leA' ihn dem alten Vater ans Herz,
DaS jach wollt vergehen vor Jammer und Schmerz.
Ter schaut auf sein totes Kind so lang'
Und streichelt dem Knaben die kalte Wang'
Und küßt ihn so heiß auf den bleichen Mund Und preßt ihn an seine Brust so wund —
„Mein Pieter, mein Pieier, du lieber Knab' »So steigen wir beide zusammen ins Grab.
»Fluch euch, ihr Briten, und einem Reich,
„Das Blut dieses Knaben, es komm' über Euch!"
Dann bricht sein Auge, im Tode noch fest Hält der Vater den Knaben an sich gepreßt. So trifft sie der scheidenden Sonne Strabl — Gott schütze Oranien, Gott schütze Transvaal!
Otto Heine.
Key« a. d. Weser, 10. Dezember 1899.
*) Dem Gedichte liegt eine Begebenheit zu Grunde, die ein Engländer, der sie erlebt hat. seinen Angehörigen brieflich schildert. Die ergreifende Stelle aus dem englische« Briefe ist in Nr. 288 des „Hoyaer Wochenblattes" vom 8. Dezember abgedruckt. Sie hat dem Verfasser die Anregung zu diesem Gedicht gegeben.