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Bescheid, welchen Ihnen zu geben ver­mag

Ihre dankbare und aufrichtige Freundin Fanny Sternberg."

Nachschrift. Ich habe der lieben Mutter nichts von Ihrem Briefe gesagt und mache auch vorerst sie nicht damit bekannt, sv lauge die Umstände nicht eine Wendnng nehmen, welche dich nöthig machen."

Sie hatte nach den Worten:so lange" eine große Pause im Schreiben gemacht und in Berlegenheit und Unschlüssigkeit beinahe das Ende ihres Federhalters ab- gebissen, weil sie sich vergebens bemühte, Worte zu finden, mittelst welcher sie zart auf die Möglichkeit anspielcn konnte, daß sie dennoch nicht abgeneigt seie, Logau ihre Hand zu reichen. Es schien ihr eine rechte Herzenserleichterung zu sein, daß sic endlich eine Wendung gefunden hatte, welche ihrer Absicht einigermaßen ent­sprach und sie schrieb die Schlußworte der Nachschrift schnell nieder. Hierauf über­las sie Lvgau's Brief nochmals und dann den ihrigen, lächelte und seufzte und schien erst ihren ganzen Muth znsammcnfaffen zu nüissen, bevor sie ihr Schreiben in eine Enveloppe steckte und diese siegelte. Sie war sv eben im Begriff, die Adresse Lvgau's daraus zu schreiben, als der Besuch einer Freundin sie hieran verhinderte und Fanny, welche sich bereits im Stillen Borwürfe darüber gemacht hatte, daß sie in dieser Angelegenheit ohne Vvrwissen ihrer Mutter gehandelt, versteckte rasch den Brief und und sah in der unerwarteten Störung unwillkürlich eine Art Wink der Vorseh­ung daß sie diesen Brief noch nicht ab- schickcn solle.

(Fortsetzung folgt.)

Meöer den ^Linderhof,

das geheimnißvvlle Bergschloß des bayeri­schen Königs erzählt der MünchenerFreie Landesbvte" Folgendes:Berge sind auf- und abgetragen, durchstochen und über­brückt, um dem Könige von Bayern ein Juwel auf die Berglehne des breiten Graswaugthalcs zu zaubern, wie es sich die Phantasie nicht schöner ausdenken kann. Auf der nächsten Berglehne vor dem Schlosse Linderhvf erhebt sich der Venustcmpcl, während der Bergrücken hinter demselben Grotten birgt. Sic bergen in ihrem Innern einen künstlichen See, in den alle Wasseradern der Klamm- spitze und des Hennenkvpfes, zwischen denen sich der Linderhos befindet, hinein- geleitet worden sind. Sie führt im Munde des Volkes den Namen der blauen Grotte, weil in den ersten Jahren sowohl Be­leuchtung als Farbe des Innern sich blau spiegelten. In der Neuzeit zeigt sie nur gelbe oder goldene Farben, da die künst­liche Beleuchtung, welche, so lange der König auf dem Linderhofe weilt, Tag und Nacht nicht erlöschen darf, besser dazu stimmt. Jetzt wiegen die schimmern­den Fluchen des Sees buntfarbige Gläser brechen das Licht die einsame Gondel nur in goldigem Glanze. Täg­lich wird die Grotte geheizt, auch wenn der König sich ans Monate entfernt hat, denn der eingerichtete Heizapparat bedarf

I beständig Nahrung. Draußen vor ihrer »Pforte im Tageslichte springen ans selt­sam prächtigen Blumenrabatten riesenhvhe Fontaine», durch die den stürmisch herab stürzenden Bergwässcrn, welche zum See gefangen wurden, cnn Ausweg gegeben wird. Aber diese Ricsenfvntainen steigen einsam empor, einsam liegen die Gärten; nur von den Felsenhüuptern, die sie im Kreise umgeben, könnte ein Blick in diese Wundcrwclt dringen. Der Tempel der Venus birgt die Fdealgcstalt der Göttin in seinem Innern. Sie ist aus dem sel­tensten, fast durchsichtigen carrarischen Marmor gebildet, ein vollendetes Meister­werk. Vor dem Schlosse halten bayerische Löwen aus Brouce Wacht. Von hier führt der Weg über breite Marmvrtreppcu erst zur großen Fontaine an der uralten Linde vorbei. Das Schloß selbst, nach dem Muster des von Versailles gebaut, ist in seinen ungewöhnlich hohen Fenstern von einer Fülle hellgrauen Stückwerks umgeben. Rings um das Schloß ziehen sich Laubgängc von Epheu und wildem Wein, immer wieder durch Nischen mit Marmorstatncu unterbrochen. Hier stehen die vier Welttheilc, dort die vier Jahres­zeiten und weitere sinnbildliche Darstel­lungen, während, von allegorischen Ge­stalten umgeben, Ludwig XIV. als Mit­telpunkt sich erhebt. Die ausgesuchte Pracht des Innern des Schlosses ist im Renais­sancestil durchgcführt. Die Wände sind mit den kostbarsten Gobelins bedeckt, die Oefen ans Onyx gebildet. Die prachtvollen Möbel, in Paris angefertigt, zu schildern, will selbst Denen nicht gelingen, die längere Zeit zur Betrachtung derselben hatten. Alles ist vom König selbst ungeordnet. Hier sollen sich die. wunderbarsten Kost­barkeiten befinden, die jedoch nie zur öffentlichen Ausstellung kommen. Nicht so die Stickereien, in denen sich besonders der Schönheitssinn des Königs bekundet. An diesen muß jahrelang gearbeitet wer­den und sie können deßhalb schon, ehe sic in Linderhof abgclicfert, von Interessen­ten bewundert werden. Ein Wunder­werk der Stickerei ist ein mit massiven Goldfäden gestickter rothsammteucr Vor­hang, welcher das Prachtbett des Königs umgiebt. Kenner behaupten, daß dieses

Bett mit Vorhang einen Werth von anderthalb Millionen Mark repräsentire. Der eigenartige Geschmack des königlichen Architekten tritt am deutlichsten in der orientalischen Pracht des Kivsk hervor, der die Märchen von Tausend und eine Nacht hinter seinen bunten Glasfenstern birgt. Auf der südlichen Bergwand, gerade gegenüber vom Linderhvf, liegt eine ein­same Alge, die Stockalpe genannt, völlig abgeschieden von der Welt. Hier ist eine Hütte von Holz und Rinde erbaut, selbst die Thürschlösser sind aus Rinde gefertigt; cs ist die Hundingshütte nach dem Muster der in Richard Wagner'sWalküre" ge­schilderten. Oberhalb der Hütte ist eine Klause von Holz und Rinde erbaut, unterhalb ein mit Blech ausgeschlagener Sec, um den Abfluß zu verhindern. Wenn an heißen Sommertagcn der Schnee schmilzt und dadurch das Becken des SeeS sich überfüllend hin- und herwvgt, begiebt sich König Ludwig mit Vorliebe in diese wundersame Einsamkeit. Sein Vater Max lag hier gern der Gemsjagd ob, wie auch zwischen hier und dem Rothbcrge noch eine königliche Jagdhütte auf der Alpe Elmann sich befindet. Auch dort weilt König Ludwig öfters."

Tic längste Brücke der Welt ist die Brücke, welche Venedig mit dem Festlande verbindet. Sie mißt 3601.43 Meter. Die Brücke ist aus Stein, in 222 Bogen, rö­mischen Styles, und deren Pfeiler ruhen aus 7,5,000 Pfühlen, da in den Lagunen kein fester Grund vorhanden. Sie wurde im Jahre 1841 angefangen, im Jahre 1846 vollendet, Im Jahre 1848 wurde sie gesprengt und von den Venetianern hartnäckig vcrtheidigt. Später hergestellt, besteht sie unversehrt.

Gleichviel, wohin! Als der wegen seiner Derbheit bekannte sächsische General Stüuzuer einmal Gäste bei sich zur Mit­tagstafel cingcladen hatte, wurde er von zwei jungen Offizieren befragt, wo ihr Platz sei.Platz?" sagt Stünzner,heute ist hier keine Rangordnung, setzen Sie sich hin, wo Sie wollen, nur nicht in die Salalschüssel."

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Vorm.

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Vorm.

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aus Ilerrenalb ....

6. 30

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in Ilerrenalb ....

11.45

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8. 15

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.