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Berlin, 22. Nov. DerNordd. Mg. Zgl." zufolge verordnte der Minister des Innern, daß die Kaiserliche Botschaft vom 17. November in Plakatform in allen preuß. Gemeinden durch Aushang beson­ders zur öffentlichen Kenntnis; gebracht werde.

Berlin, 19. Nov. Heute hatten der zur Zeit hier weilende Kardinal Hohen­lohe, mehrere Minister und Generale, so­wie eine Anzahl von Mitgliedern des Bundesraths, worunter der K. Württem- bcrgische Direktor v. Schund, die Ehre, zur kaiserlichen Tafel befohlen zu sein.

Bei der am 19. im Reichstag vorge- nommencn Präsidentenwahl hat sich der Reichstag in zwei Theile scharf zerlegt, eine rechte und eine linke Säte; die rechte, bestehend aus den Konservativen, Ultra­montanen, Polen, Elsäßcrn und Welsen, die linke aus allen andern Parteien und Gruppen. Die rechte Seite hat sich als die stärkere gezeigt. Sie brachte cs auf 193 Stimmen, die Gegenseite nur auf 148.

Jede der beiden Seiten hatte ihre Präsi­dentschaftsliste, ein Kromprvmis; wurde nicht versucht. Nur wollte aus freien Stücken die Rechte die zweite Vizepräsi- dentenstellc einem Liberalen znwenden. Diese Rolle im Präsidium paßte aber der Linken nicht und so lehnte der Gewählte v. Bcnda ab. Erwählt sind: Zum Prä­sidenten Levctzow cheutsch-kons.), zum ersten Vizepräsidenten Frankeustcin (Zcutr.), zum zweiten Vizepräsidenten Ackermann jdeutsch- konservativ.j

Nach dem offiziellen Reichstags-Proto­koll waren in der 1. Sitzung des Reichs­tags sämmtliche Abgeordnete aus Württem­berg anwesend, mit Ausnahme des Abge­ordneten für den 12. Wahlkreis, dessen Wahl damals noch nicht amtlich verifi- cirt war.

Am Abend des 18. Nov. wurde in der Rheinprovinz und einem großen Theile Westfalens ein Erdbeben verspürt. Die Richtung scheint von Südwcst nach Nvrdost gewesen zu sein. Es wurden zwei, etwa 2 Sekunden dauernde und rasch aufein­ander folgende Stöße beobachtet. Bc- achtcnswerth ist, daß Rudolf Falb schon im März d. I. darauf aufmerksam gemacht hatte, die Tage um den 21. Nov., den 5. und 20. Dez. seien kritischer Natur in Bezug auf Erderschütterungen.

Baden, 21. Nov. Die Kaiserin reiste heute Nachmittag 2 Uhr mittelst Extrazugs nach Koblenz ab.

Die bad. Gesellschaft für Fischzucht hat im laufenden Jahr 107,500 Stück be­brütete Eier und 118,620 Stück Fischbrut an die Besitzer inländischer Fischwasser abgegeben. 38,000 St. Felchenbrnt wur­den dem Titisee übergeben, wo bis jetzt keine Fclchen heimisch waren, lieber eine halbe Million Felchcn ließ der deutsche Fischerverein in den Bodcnsec einsetzen. Die bad. Gesellschaft züchtet nun auch, durch das massenhafte Abstcrben der Krebse veranlaßt, junge Edclkrebse.

Pforzheim. Montag 28. November gibt der Musik-Verein unter Leitung des Musikdirektors Theod. Mohr und unter Mitwirkung des Violin-Virtuoscn Nachez ein Concert im Museumssaale. Anfang 7'/,, Ende 9 Uhr.

Württemberg

Am 19. November entgleisten von dem fahrplanmäßig um 9.55 Uhr Abends eintreffenden Personenzug 34 auf dem Bahnhof Stuttgart die Triebräder der Lokomotive, deren Tender, der Sicherhcits- (Güter-) Wagen und zwei Wagen der fahrenden Post mil der Folge einer nicht erheblichen Verletzung eines der Beamten der fahrenden Post. Veranlassung der Ent­gleisung ist nicht ermittelt. Zwei Wagen sind stark beschädigt worden.

^ Stuttgart, 21. Nov. Am gestrigen Sonntag Abends 9 Uhr ist der nach Calw abgehende Persvnenzug Nr. 174 innerhalb des hiesigen Bahnhofs mit einem dem Personenzug Nr. 37 von Lndwigsburg her vorausgehcnden Ergänzungszng zu- sammcngestoßcn. Der Zusammenstoß er­folgte mit solcher Heftigkeit, daß der Ge­päckwagen des Calwer Zugs in den Per­sonenwagen I. und II. Klasse dieses Zugs nahezu auf halbe Länge eingetricben, der Gepäckwagen des einfahrendcn Zuges da­

gegen in seiner ganzen Länge aus den nachfolgenden Personenwagen III. Klasse gehoben wurde. Von den Reisenden beider Züge haben vier schwerere Verletzungen erlitten, sie sind: H"lm, Präzeptor in Kornthal; Pfarrer und Jnstitutsvorstchcr Korber von Kvrnthal; Frl. Manch von Fenerbach. Diese 3 im Diakonissenhans, das Körber bereits verließ. Paul Oßwald, Schriftsetzer aus Lndwigsburg, im Kntha- rinenhospital; Frau Fricdr. Kübler hier. Außerdem haben drei Zugsbcdieichcte leichtere Verletzungen erlitten. Schuld m dem Unfall trügt ein Hilfsweichenwärtcr. welcher den einführenden Zug aus falschem Geleise einließ. Derselbe, welcher seit mehr als 1 Jahr im Dienst und gut prci- dizirt ist, war in der vorangcgangcuen Nacht dienstfrei gewesen, hatte nach acht­stündiger Dienstleistung von 4 Uhr früh bis 12 Uhr Mittags, und nach einer Ruhe­pause von da bis 8 Uhr Abends, dm Dienst erst eine Stunde vor dem Unfall wieder angetreten; nach seiner Angabe hat er einen Thcil des Nachmittags in ver­schiedenen Wirthshänscrn zugebracht. Der erste Staatsanwalt Lenz verfügte sich heute Vormittag 9 Uhr auf die Unglücks­stelle zum Zweck der Untersuchung der Ursache des Unfalles.

Stuttgart, 22. Novbr. Der am Sonntag zur Erde bestattete Oberst a. D. Karl Friedrich v. Sonntag war der älteste der württembergischen Offiziere und der einzige noch übrige, der noch die Feldzüge von 1807, 1809 und 1812 mitgcmacht hatte. Er war geboren am 21. Novbr. 1790 zu Stuttgart.

Geislingen, 21. Nov. In Wiesen­fteig begab sich dieser Tage ein lOjähriger Knabe auf die Bühne in seinem elterlichen Hause, um Heu zu holen. Derselbe öffnete hiebei einen sogenanntenBühne­laden," welcher in's Freie führte, bekam das Ucbergewicht und stürzte kopfüber auf das Pflaster herunter, wodurch er alsbald seinen Tod fand.

Schillingsfürst, 17. Nov. Heute Nachmittag um 3 Uhr hat sich im hiesigen fürstl. Bräuhaus ein erschütternder Un­glücksfall zugetragen. Beim Pichen eines 40 Hektoliter haltenden Fasses, welches erst am vorigen Montag hieher geliefert wurde, entstand durch zu große Spannung der sich im Fasse entwickelnden Gase eine Explosion. Dem Büttnermeifter Spang, welcher das Pichen besorgte, wurde von dem herausfliegendcn Fußboden der Kopf zerschmettert und war sofort todt. Zwei andere Arbeiter wurden mehr oder minder im Gesichte verbrannt. Der verunglückte Spang war ein fleißiger, tüchtiger Meister und hinterläßt Familie. (S. M.)

In Mergentheim bekam am 17. d. eine Mutter, anstatt ihrem zwölfjährigen Töchterchcn Leberthran einzugeben, unvor­sichtiger Weise eine Flasche mit Karbolsäure in die Hand und führte mit deren Inhalt in einer halben Stunde den Tod des Kindes herbei.

In Eningen starb Chr. Hummlcr, früher Unteroffizier im 2. Jnf.-Reg., in letzter Zeit Wirth daselbst, am Starrkrampf in Folge einer leichten Verwundung an der Hand, die ihm im Scherz sein eigener Schwager beigebracht hatte.