geschäftliche Leitung des Ganzen war hiebei seitens des kgl. Ministeriums dem Herrn Req.Rath Gaupp übertragen.
kSt.-Anz.)
In Wurmlingen OA. Rvttenbnrg wurden am 18. d. früh der vermögliche Jvh. Weis; und dessen Ehefrau todt in ihrer Wohnung liegend gefunden. Ver- muthlich hat ein Raubmord stattgefundeu. Die Kgl. Staatsanwaltschaft hat alsbald die nöthigen Erhebungen eingeleitet.
Bieringe n bei Horb, 18. Nov. Heute früh einige Minuten vor 5 Uhr wurde bei uns ein starker Erdstoß verspürt: die Bewegung war von Südwest nach Nvrd- ost und man hatte im Bette die Empfindung, als ob die Bettstatt rasch gehoben dann wieder gesenkt würde. In einem Hause schlug die Zimmcrthürglocke an der Borplatzthüre etwa 3 Mal an, obwohl die Thür verschlossen und veriegclt war.
Tübingen, 18. Nov. Oberamtmann, Regierungsrath Sandberger ist gestern Abend halb zehn Uhr, nachdem derselbe schon seit mehreren Jahren leidend gewesen war. in Folge einer Herzlähmung im Alter von 57 Jahren verschieden.
Neuenbürg, 19. Novbr. Krautmarkt. Die angenehme Herbstwitterung hat in letzten 14 Tagen immer noch kleine Partien Zufuhren die Woche über uud zum Wochenmarktc begünstigt; welche zu 4—5 -4L 50 pr. Hundert Absatz fanden.
Neuenbürg, 20. Nov. Die öffentliche Versammlung, zu welcher der Herr Landtagsabgeorduete Beutter auf heute Ungeladen hatte, war sehr zahlreich und aus allen Kreisen besucht. Entsprechend dem vorangestclltcn Zweck gab der Herr Abgeordnete in llstündigcm Vortrag Bericht über die Verhandlungen des letzten Landtags und seine eigene Thütigkeit dabei. In systematischer Reihenfolge wurden verabschiedete Gesetze und noch offene Fragen nach ihren Motiven oder zu erhoffenden Erfolgen behandelt und der Staatshaushalt in kurzein übersichtlichem Bilde nach seinen Positionen zergliedert, wobei interessante allgemein verständliche Aufschlüsse gegeben wurden. Die Versammlung lohnte dem Redner durch große Aufmerksamkeit und wußte ihm gebührenden Dank für den anregenden Vortrag. Da derselbe von weitergehendem Interesse ist, werden wir in einer der folgenden Nummern des Näheren darauf einzugehen versuchen.
lieber die Schulausstelluny van 1881
gibt das „Gewerbeblatt aus Württ." einen 84 Seiten umfassenden Bericht, der ini Eingang also lautet:
„Die diesjährige Ausstellung von Arbeiten der gewerblichen und weiblichen Fortbildungsschulen, sowie der Frauenarbeitsschulen des Landes hat ein erhöhtes Interesse geboten, weil sie gleichzeitig mit der wurttembergischen Landesgewerb'e-Aus- stellung stattfand und eine Wechselwirkung zwischen den gewerblichen Bildungsan- stalten des Landes uud den. Leistungen der Gewerbe zu erkennen war. Tic Schulaussielluug hat in erfreulicher Weise dcngethan, daß der Zeichenunterricht an den gewerblichen Fortbildungsschulen seit der letzten Ausstellung nicht nur durch
Errichtung und Erweiterung von gewerblichen Fortbildungsschulen an Umfang zu- gcnommen, sondern sich auch qualitativ wesentlich gehoben hat. Als ein erheblicher Fortschritt in der Entwicklung deS Zeichenunterrichts ist unter anderem auch zu betrachten, daß derselbe in den gewerbereicheren Städten des Landes den lokalen Anforderungen entsprechend noch weiter specialisirt wurde. Es sind aber auch einige Mängel zu Tage getreten, auf welche aufmerksam gemacht ist uud iu dem Bericht den betreffenden Behörden und Lehrern zur Beachtung empfohlen sind.
Auf Grund des Gutachtens des Preisgerichts find für Zeichen- und Modellir- arbeiten Auszeichnungen, bestehend in Preisen I. Classe mit 10 -46 nebst Bronce- medaille und Attest, Preisen II. Classe mit einer Broncemcdaille nebst Attest und in Belobungsattestcn znerkannt worden uud sind die Namen der damit ausgezeichneten Schüler in dem Bericht veröffentlicht.
(Daraus siud die Nameu der betr. Schüler von N e n enbürg und Wildbad iu Nr. 139 des Enzthälcrs) entnommen, denen wir heute hier noch folgen lassen die prämiirten Schüler von C a l w:
einen Preis I. Classe:
Heinr. Zinser, Steinhauer-Gehilfe, für geometr. Zeichnen, einen Preis II. Classe für Freihandzeichnen, eine Belobung für techn. Zeichnen und eine Belobung für Modelliren.
einen Preis II. Classe:
Heinr. Perrot, Schlosferlehrling, für technisches Zeichnen.
Belobungen:
Herm. Barth, Zimmermannslehrling, für technisches Zeichnen. — Gotth. Blaich, Sattlerlehrling, für Freihandzeichnen. — Ludwig Diebold, Gipscrlchrling, für Freihandzeichnen. — Christ. Herrmann, Stein- hauerlehrling, für Freihandzeichnen. — Carl Koch, Schlosserlehrling, für Freihandzeichnen. — Carl Friedr. Schcchinger, Schlosferlehrling, für Freihandzeichnen. — Gottl. Schneider, Schlosferlehrling, für Freihandzeichnen. — Gottl. Widmann, Schlosferlehrling, für Freihandzeichnen.
A l t c n st c i g:
einen Preis II. Classe:
Frcedr. Wallraff, Schmiedlehrling, für technisches Zeichnen.
eine Belobung:
Carl Flaig, Uhrmacherlchrling, für technisches Zeichnen.
Außerdem sind laut StaatS-Anz. von Sr. Mas. dem König verschiedenen Professoren und Lehrern an Gymnasien und höhern Fortbildnngsanftalten Orden, Medaillen und Titel verliehen worden.
Bezüglich der Frauenarbeitsschulen hat das Preisgericht die Znerkennnng von Auszeichnungen an einzelne bei den Ausstellungen der Frauenarbeitsschulen be- thciligte Schülerinnen aus mehrfachem Gründen unterlassen und jede Franenar- beitsschule im ganzen beurtheilt. Hiebei wurde eine den Leistungen derselben entsprechende Reihenfolge anfgestellt und zu- ! gleich den einzelnen Schulen eine bestimmte Summe zu Verthcilung von Prämien an /Druck uns Verlag von Jak. Meeh in
solche Schülerinnen ausgesetzt, welche auf der diesjährigen Schulansstellung mit hervorragenden Leistungen im Zeichnen bezw. in praktischen Arbeiten oder in beiden Beziehungen vertreten waren. —Die Frauen- arbeitSschule Calw ist darunter mit 40 -K bedacht worden.
Miüfkllen.
Kuf der Lisenbafin.
Humoreske von U. v. Winterfeld, (ßortsekung.i
„Mein Gott, was war denn das?" rief die Dame.
„O nichts, ein kleiner Stoß," lächelte der Herr, obgleich er sich auf die Zunge gebissen.
„Wo sind wir eigentlich jetzt?" fragte die Dame, nachdem sie sieh wieder beruhigt.
„Nicht weit hinter Frankfurt," wiederholte der Reisende mit liebenswürdigster Znngengeläufigkeit den eben gelesenen Artikel aus dem Bädeker: „Frankfurt an der Oder, neben Berlin und Potsdam die bedeutendste Stadt der Mark Brandenburg mit 40,000 Einwohnern, 1000 Katholiken, nimmt sich, wenn man vom Bahnhöfe über die breiten Plätze schreitet, ganz . . ."
„Bemühen Sie sich nicht weiter", lächelte die Dame; „ich bin ja aus Frankfurt."
„Ah so . . . sie sind aus Frankfurt, machte der Herr ein etwas verdutztes Gesicht . . . „das thut mir leid . . . oder vielmehr . . . das hätte ich eher wissen sollen . . . denn ..."
„Es scheint ein Professor zu sein!" dachte die Dame.
Dann trat wieder eine längere Pause in der Unterhaltung rin.
„Verehrte Frau," brach endlich der Herr das Schweigen; „die Sonne wird mir jetzt außerordentlich lästig; darf ich wohl um die Erlaubnis; bitten, mich in die Ecke Ihnen gegenüber zn setzen?"
„Bitte," sagte die Dame; „wollen Sic nicht lieber den Platz einnehmen, den ich Ihnen geraubt?"
„Es ist mit vollem Rechte der Ihre," setzte sich der Herr ihr vis-ü-vis; „denn ich würde unter allen Umständen Ihnen denselben angebvten haben."
Das junge Weib fühlte sich durch das Compliment geschmeichelt und der schwarze Verdacht flog aus ihrem Geiste mit frohem Flügclschlage von dannen.
Ihr vi»-a-vi8 hatte die für ihn günstige werdende Stimmung sehr gut bemerkt und nutzte dieselbe sosort weiter.
„Schade, daß wir nicht bis Stockholm . . . oder bis Haparanda zusammenreisen," sagte er, sich leicht verneigend.
„Wie beliebt?" fragte die Dame, obgleich sie sehr gut verstanden.
„Ich meinte mit anderen Worten, das man heutzutage zn schnell reist . . . welch schöne Zeit, als man noch mit der ordinären Post tagelang von Breslau nach Berlin fuhr."
„Entsetzlich!" rief die Dame aus.
„O, sagen L>ic' daS nicht . . . im Ge- gentheil, eö war reizend ... man hatte so treffliche, ungestörter Gelegenheit, Bekanntschaften anzuknüpfeu . . . Freundschaften zu schließen . . . Abenteuer mil- einauder zu bestehen . . ." (Forts. folgt.)
icnbürg.