591

U n t e r n i e b c l s b a ch.

KV» Mark

Pflegschaftsgeld leiht gegen gesetzt. Sicher­heit ans

Gemeindepflegcr O t t.

werden gegen gesetzliche Sicherheit, min­destens zur Hülste in Gütern, voraussicht­lich ans längere Zeit ausgelichcn.

Jnformativscheine abzugeben bei der Redaktion des Enzthaler.

Ä UNNll.

Deutschland.

Berlin, 17. Nov. Die Botschaft, mit welcher Fürst Bismarck im Auftrag Sr. Mas. des Kaisers den Reichstag eröffnet hat, kommt der ncugewähltcn Versammlung mit Vertrauen entgegen, legt derselben ebenfalls nahe, Vertrauen zu den Absichten der Rcichsrcgierung zu haben, an einigen Stellen wird einer irrthümlichen Auffassung der Absichten der Reichsregierung entgegen­getreten. So wird entgegen anderweitigen Behauptungen betont, daß die neue Zoll- und Wirthschaftspolitik gute Erfolge auf­zuweisen habe, und daß die in Folge der neuen Zölle eingctretene Steigerling der den Bundesstaaten zu überweisenden Be­träge sich höher belaufe, als die Steiger­ung der Matrikularbeiträge. Der Ham­burger Zollanschluß wird als eine erfreu­liche patriotisch-nationale Sache erwähnt, welcher der Reichstag seine Zustimmung nicht verweigern werde. Cvnsvrm mit früheren Aeußerungen des Reichskanzlers wird das Gesetz über die Verlängerung der Legislaturperioden mit Berufung auf die Nothwcndigkeit einer Acnderung ein­fach wieder vorgelegt. Sehr warm ge­halten ist der Passus über die sozialpoli­tischen Vorlagen, welche dem Reichstag zugehen werden. Der Kaiser erklärt es für seine kaiserliche Pflicht, dem Reichstag die Förderung des Wohles der Arbeiter ans Herz zu legen, ja er spricht die Hoff­nung ans, dereinst das Bewußtsein in das Grab Mitnahmen zu können, daß er dem deutschen Vaterland dadurch dauernde Bürgschaften seines inneren Friedens hinter­lasse, und erklärt die Fürsorge für die Hilfsbedürftigen gleichsam als eine Krö­nung der Erfolge, mit welchen der All­mächtige seine Regierung so sichtlich ge­segnet. Betont wird ferner die Ueberein- sümmung der verbündeten Regierungen in den auf das Wohl der Arbeiter ge­richteten Bestrebungen. Die Schwierigkeit der Aufgabe wird nicht unterschätzt, aber die Aufgabe selbst sei unabweisbar für ein auf christlichemFundamcnt stehendes Staats- Wesen. Angedcutet wird, daß sich die staatliche Fürsorge an bereits vorhandene oder noch zu schaffende korporative Ge­staltungen anschließen kann, ein Gedanke welcher ein Entgegenkommen gegen viel- sach geäußerte Wünsche bedeutet. Das Tabaksmonopol findet im Programm der Steucreform hervorgehende Betonungum die Regierungen in den Stand zu setzen, drückende direkte Landesstenern abzuschaffcn und die Gemeinden von Armen- und

Schullasten, von Zuschlägen zu Grund- ! und Personalsteucrn und anderen drücken- ^ den direkten Abgaben zu entlasten." Mit einem gewissen Nachdruck weist die Thron­rede den Bezieht zurück, als ob diese Re­formen mit reaktionären Hintergedanken verbunden wären; der Zweck derselben sei einzig und allein, den künftigen Gene­rationen das Reich auch finanziell gefestigt zu hinterlassen. Nochmals erklärt der Kaiser, daß er sich zur Inangriffnahme dieser inneren gesetzgeberischen Aufgaben vor Gott und Menschen ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Erfolg verpflichtet halte, um dann auf das weniger dornen­volle , lichtere Gebiet der auswärtigen Angelegenheiten überzngehen. Nicht ohne berechtigten Stolz hebt die Thronrede die erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet her­vor, welche Deutschland die Segnungen des Friedens bisher erhalten hat und auch für die Zukunft verspricht. Als Friedens­bürgschaften werden die Begegnungen von Danzig und Gastein angeführt, ein neuer Beweis der von gegenseitigem Vertrauen getragenen Beziehungen der drei Kaiser- Höfe ; aber auch die Beziehungen zu allen anderen Mächten seien die freundlichsten, weil der Glaube an die friedliebende Zu­verlässigkeit der deutschen Politik bei allen Völkern Bestand gewonnen habe.

Eine überaus sympathische Aufnahme findet die deutsche Thronrede in den Wiener Blättern und zwar nicht blos der erfreuliche Abschnitt über den friedlichen Charakter der Weltlage, sondern auch der auf die inneren Zukunftspläne der Reichs- regicrnng bezügliche Theil. Sie nennen sieEine Staatsschrift von sittlichem Ernst und historischer Bedeutung." Ein feier­licher Ernst wehe durch diese mächtig ge­fügten Sätze, ein Ernst, der den großen Problemen, um die es sich handle, völlig entspreche. Sie werde ein denkwürdiges historisches Aktenstück bleiben in der Ge­schichte des deutschen Volkes. Man höre aus ihr etwas wie jenes Lnther'sche Wort auf dem Wormser Reichstage heraus: Hier stehe ich: ich kann nicht anders. Gott helfe mir." Mögen, das ist die Quintessenz der Urtheile, die Parteien der Freiheit nicht allzu spröde und ablehnend sich verhalten, wenn der Pfad zu gutem Ziele sich vor ihnen eröffnet!Frei von reaktionären Hintergedanken," in diesen .vier Worten liegt eine frohe Verheißung; sic zur Erfüllung zu bringen, ist manches Opfer Werth und ohne Opfer gelangt man selten zu Glück und Frieden."

Berlin, 19. Nov. Präsidentenwahl im Reichstage. Zum ersten Präsidenten erwählt v. Levctzow mit 193 gegen 148 Stimmen; zum ersten Vizepräsidenten wie­der Freiherr v. Frankenstein.

Mainz, 15. Nov. Eine recht traurige Erfahrung hat, wie derFr. Ztg." be­richtet wird, eine achtbare hiesige Familie gemacht. Ein Mitglied derselben lernte vor einiger Zeit auf der Reise einen Herrn kennen, der sich S. nannte, aus London zu sein vvrgab und sich als ein so fein­gebildeter, liebenswürdiger Mann zu geriren wußte, daß Jener ihn hier in seiner Familie einführte. Hier lernte derselbe die Tochter des Hauses kennen und verstand es, bin­nen Kurzem ihre vollste Zuneigung zu ge­

winnen. Es bildete sich ein förmliches Liebesverhältniß zwischen Beiden und end­lich trat der Londoner Gastfreund mit dem Antrag vor den Vater der Dame, ihm dieselbe zur Frau zu geben. Letzterer versäumte nun nicht, nach London zu schreiben und sich nach Herrn S. zu er­kundigen, und da die erhaltene Auskunft sehr günstig für Herrn S. lautete und die Tochter einverstanden war, so wurde der Pakt abgeschlossen nnd bestimmt, daß die Hochzeit an einem gewissen Termin in London stattfindcn sollte. Gleichzeitig war aber auch zwischen dem Vater und seinem zukünftigen Schwiegersohn ein Ab­kommen dahin getroffen worden, daß Letzterer am Tage der Trauung bei einem Londoner Bankier eine vorläufige Mitgift von 10,000 zu erheben ermächtigt sei, wozu ihm die Legitimation gleich mitge­geben wurde. Der Bräutigam reiste nun voraus und die Braut mit ihren Ange­hörigen folgte einige Wochen später nach. In einem bestimmten Hotel zu London sollte S. am Hochzeitstage seine Verlobte abholen, Der Tag kam, Alles war zur Stelle, nur der Bräutigam nicht; man wartete nnd wartete, allein vergeblich. Böse Ahnungen steigen auf, man geht auf das Bankhaus, wo die 10,000 ^ deponirt worden, und hier erfährt man, daß Herr S. bereits in aller Frühe das Geld in Empfang genommen und, wie sich weiter heransstellte, damit das Weite ge­sucht hat. Der angegebene Name S. war ein fälschlich angenommener, und der wirk­liche S., eine in der That hochangcsehene Persönlichkeit Londons, steht außer jeder Beziehung zu dem raffinirten Gauner, über dessen Verbleib die Polizei trotz aller Anstrengungen bis jetzt nichts zu er­mitteln vermochte,

Württemberg

Stuttgart, 19. Nov. Seine Kgl. Majestät haben Sich heute mit Gefolge für einige Zeit nach Bebenhausen begeben.

Stuttgart, 21. Nov. sTelegr.) Ge­stern Abend heftiger Zusammenstoß zweier Personenzüge Stuttgart-Calw und Lnd- wigsburg-Stuttgart. 5 Schwerverwnndete, viele Kontusionen.

Stuttgart, 18. Nov. Der evang. Shnodns hat heute seine Berathungen ge­schlossen.

Stuttgart, 19. Nov. Se. Exc. der Herr Geheimcrath Frhr. v. Egloffstein ist heute nach schwerem Leiden verschieden. S. M. der König hat den Hinterbliebenen Seine innige Thcilnahme an dem schweren Verluste, von dem sie betroffen worden sind, durch den Kabinetschcf aussprechcn > lassen.

Die Preismedaille, sowie das Ehren­diplom, welche das kal. Ministerium des Innern für die Württembergische Landes- Gewerbe-Ausstellnng anfertigen ließ, wer­den von heute an aus kürzere Zeit in der Permanenten Kunstausstellung der Herren Herdtle und Peters dahier der Besichtigung des Publikums zugänglich gemacht sein. Die Vordereitungsarbeiten nahmen viele Zeit in Anspruch, insbe­sondere für das Diplom, bei dessen Her stellung so viele Krane mitznwirken harte? in Folge dessen mancherlei zeitraubcn Verhandlungen zu führen waren. 2