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Entfernung vom Hofe waren die Munitionsund Bagagewage» aufgefahren und eben kam aus dem Dorfe der zum Schutz derselben ausgestellte Posten. Nachdem ich denselben aus Befehl des Majors kurz mit Instruktion versehen, gingen wir zunächst, um nach unser» Pferde» zu sehen, nach dem etwa hundert Schritte von unserm Hause entfernten Hofe. Alles mar wie ausgestorben, nur ein alter mürrischer Knecht, der ebenfalls kein Wort Deutsch verstehen wollte, wies uns nach dem Stalle, wo wir die Pferde recht gut, unsere armen Burschen aber dicht dabei in einer elenden Kammer, womit sie jedoch ganz zufrieden schienen, unlergebrachl fanden.
Wir wandelten hierauf weiter nach dem Doris zu, in welchem die Leute der Kompagnie bei den deutschen Bewohnern recht freundliche Quartiere gefunden hatten, wie sie, vor der Thüre stehend und ihre kurze» Pfeifen schmauchend, uns schmunzelnd gestanden. Der Hauplmann mit einem Offizier wohnien in dem durch das Schild mit dem preußischen Adler kenntlichen Hause des Schulzen und wir wurden von Letzterem, als wir vorbeigingen, genölhigl, hineinzu- treten. Hier trafen wir schon den Stabsarzt des Bataillons und den andern Oifi- zier der Kompagnie vor, und bald saßen der Major, der Hauplmann und der Doktor beim L'Hombre, während wir jüngere Kameraden uns mit dem gemüthlichen Wirlbe und seiner wohlhäbigen Gattin in eine Ecke zu lebhafter Unterhaltung zurück gezogen hatte». Es waren das ächte deutsche, kernige Naturen, auch schien der Schulze, nach der sogar etwas städtischen Einrichtung des Putzzimmers, in dem wir uns betäuben, zu schließen, in ziemlich wohlhabenden Verhältnissen zu sein.
„Es ist recht gut, daß Sie hergekommen sind." meinte er, nachdem er uns Einiges von den Zuständen im Lande und Dorse erzählt Halle, „die treiben's" — und dabei deutete er nach dem herrschaftlichen Hose zu — „wieder gewaltig bunt, wie anno 48." Nun erzählte er uns von den heimlichen Zusammenkünften der polnischen Besitzer, wie er gesehen, daß schon eine Menge Waffen und Sensen zusammengebrachl wären, wie sich die jungen Leute vom Hofe und der Nachbarschaft zusammen damit übten. Gerade dort die Gräfin, überhaupt die Weiber seien die Schlimmsten, und die Pfaffen predigten sogar in den Kirchen davon und sängen das „8020 tzos kolslrio" vor dem Altäre. Um Ostern zolle es auch bei uns losgehen, vielleicht auch schon früher.
Mit lebhaften Farben wußte er uns die Verhältnisse von 48 zu schildern; hier im Dorfe hatte ein polnisches Korps schreck lich gehaust, war dann aber von den rolhen Husaren überfallen, in's Vorwerk geflüchtet und dort glößtentheils zusammengehauen worden; auch der Inspektor drüben habe damals eins abgekriegt, das sei be> sonders ein gefährlicher Kerl. Daß uns diese Schilderungen interessant waren, ver stand sich von selbst, auch die bei der Parthie wandten ihre Aufmerksamkeit mehr unserer Unterhaltung als dem Spiele zu.
(Fortsetzung folgt.)
Der Klatsch und das Klatschen.
(Fortsetzung.)
Nicht mit Unrecht nimmt man an, daß Frauen, besonders alte unverheiratheie. den Klatsch vorwiegend lieben und ihn meistens vom Stapel lassen. Aber weil man das weiß und in der Natur der Dinge auch begründet findet, ist er in seinem weiblichen Gewände von bei weitem nicht so großer Bedeutung und Nachhaltigkeit, als wenn ihm die männliche Autorität — sei es aus zarten Rücksichten, Geiälligkeit oder anderen Beweggründen — zu Hülfe kommt und ihm den Stempel der Wahrheit auf drückt. Dann feiert er einen großen Triumph und ertheilt der Rachsucht. Bos« heit, Liebesdienerei u. s. w. einen Freibrief.
Also ist der Klatsch ein sehr gefährlicher Patron und spielt eine so große Rolle in der Gesellschaft, daß es sich wohl der Mühe lohnt, die menschliche Natur zu befragen, welche Eigenschaften derselben ihn haben hervorgehen lassen. Da wird man nicht fehl greisen, wenn man dem Neide, der Mißgunst, unbefriedigter Neugierde und ganz besonders dem Bewußtsein der eigne» Schwächen, die man Andern nicht zutraul, aber um so mehr gönnt, einen große» An theil beimißt. Betagte Eigenschaften sind leider in der menschlichen Natur vorhanden, man kann sich deßhalb nicht über ihr Produkt wundern, um so mehr aber darüber, daß es Leute genug gibt, die über die Bedeutung des Klatschens als Inbegriff des Unmoralischen genau unterrichtet sind und doch sich mit ihm befreunden und ihn zu ihren Zwecken ousnützen.
(Schluß folgt.)
(Die Kohle als Hausmittel.) Es ist viel zu wenig bekannt, welche Dienste die Pflanzenkohle als Hausmittel leisten kan». Es gibt z. B. kein besseres Mittel, um Fleisch, welche- angcfängen hat, in Fäul niß überzugehen, wieder genießbar und unschädlich zu machen, als wenn man es mit Holzkohle bestreut. Dieselbe ist so porös, daß sie faule Gase und Flüssigkeiten in Menge einschlucken kan». Frischge- drannte und noch glühende Holzkohle reinigt augenblicklich Nachtgeschirre und Ausgüße, die mit faulenden Stoffen beschlagen sind und gefährliche Gase ausströmen, wenn man dieselben mit Wasser und die glühenden Kohlen hineinwirst. Frischgebrannte und seingepulverte Hohlkohle in warmes Wasser geschüttet und in Röhren gegossen, denen Fieberlust entströmt, schluckt dieselben ein und vertreibt den Geruch. Das beste Zahnpulver ist Waizennuhl, zu Kohle gebrannt und gepulvert, es hält de» Fort- ichritt der Zahnfäule bei öfterem Gebrauche vollständig auf. Magensäure, die saures Ausstößen bewirkt, vergeht, wenn man etwas solche Mehlkohle in Wasser hinunterschluckt. Faules Tcinkwasser wird genieß bar, wenn man es durch einen mit Fillrir Papier ausgekleideten und mit Holzkohle bestreuten Trichter lausen läßt. (Volkssr.)
(Kampf zwischen einem Adler und einem Dachshunde.) Die „Weeks News" enthalten die interessante Mittheilung von einem Kampfe zwischen einem Adler und einem Dachshunde, welcher sich in einem
Gehisste der schottischen Hochalpen abspielte. Im Hose sonnte sich eine Heerde Gänse' als plötzlich ein Adler, der lange schon über dem Hose seine Kreise zog, aus sie berabschoß Hach aus floaen die Federn etwa HO Gänse stürzten sich mit Wulh.' geschrc. und Flügelschlägen auf den Rän, ber, der sich in den Rücken seines Opfers sestkrallte. Schon im Todeskampfe flog das arme Thier mit dem Adler noch bis zum Hause, begleitet von seinen Gefährten, die es muthig zu vertheidigen suchten. Unter der Thüre des Hauses lag eig stämmiger Dachshund, dessen zahlreich! Narben schon von manch bestandenem Kampfe zeugten. Der „Dackel", die Be- drängniß der gerade auf ihn zuflüchiendeit Gans gewahrend, stürzte sich auf den Adler, welcher auch alsbald seine Beute iahren ließ und den Kampf mit dem Hunde aufnahm. Geschickt manövrirle der „Dackel", um nicht in die Fange des Adlers zu geralhen, und lange Zeit gelang es ihm, diesen auszuweichen, endlich aber hatte sich dieser doch aus seinen Rücken zu schwingen vermocht und Hab sich mit ihm in die Luft. Vor Schmerz und Wuth biß der „Dackel" bei dieser ungewohnten Reise so heftig um sich, daß der Adler schon nach kurzem Fluge sich gezwungen sah, auf einer naben Felsenkuppe sich niederzulassen, wo der Kampf aus's Neue begann, bis ein wohlge,ielter Schuß des herbeigeeilten Herrn des Hofes den „Dackel" aus den Klauen des Adlers befreite.
(Gegen die rauhe Haut der Hände.) 1 Loth irische ungesalzene Butter und '/,Loth gutes Mohnöl läßt man an einem marinem Orte untereinander fließen und reibt sich damit täglich die Hände, ehe man zu Beite geht.
(W a h l k u r i o s a.) Im Wahlkreis Lahr begann ein Wahlaufruf mit de» W orten:
Sprich, was wahr ist,
Trink, was klar ist.
Iß, was gor ist.
Wähle den, der von Lahr ist.
Es ist damit Herr Sander in Lahr gemeint. — In der Pfalz wollte, wie die Magdeb. Ztg. erzählt, bei einer Wählerversammlung ein Redner sich dagegen verwahren, daß man seiner Partei den Vorwurf machte, sie wolle die „Fackel der Zwietracht" unter das Volk werfen. Im heiligen Eifer verhaspelte sich der gute Mann und sprach von der „Zwackel der Liehlrachl".
Gelogen wird am meisten vor einer Wahl, während eines Krieges und nach einer Jagd.
Für die Monate Novbr. und Dezember nehmen sämmtliche Poststellen, im Bezirk auch durch die Postboten, Bestellungen
auf dcn Enz 1 hälcr
zu des Quartalpreises an.
GolVkurS der StaatSkaffcnvrrwalkung
vom I. Nootinbcr 1881. 20-Frankenstücke . . . 16 12
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. M e eh in Neuenbürg.
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