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Mann in Civil, mit dem etwas ironischen, doch dabei freundlichen Lächeln auf den hübsch geschnittenen Lippen, war ein an gehender Diplomat, ein junger Attache, der erst seit Kurzem zu Besuch in der Residenz weilte, ein Bruder des neben ihm sitzenden Offiziers. —
Es war ein munteres Gespräch, welches die jungen Leute, von denen wohl noch keiner das achlundzwanzigste Jahr über schritten hatte, führten, nicht blos von Pferde», Hunden und Tänzerinnen, wie man es jungen Offizieren immer insinuiri. — Scherz- und Witzworle flogen hinüber und herüber; man neckt sich, und gewandt spielten die schneidigen Klingen des Witzes, bald scharf auf den Gegner eindringend, bald den drohenden Hieb parirend.
Eben trat ein neuer Ankömmling in die Stube, der nach kurzem Gruß, nach dem er Mütze und Paletot abgelegt und seine durch dos Unwetter draußen etwas derangirte Toilette wiederhergestelll hatte, es sich aus dem großen.Lehnstuhl, der ihm als dem Nettesten bereitwillig geräumt wurde, bequem machte und sich die ihm eifrig von dem aufmerksamen Burschen präsentirte Tasse Kaffee munden ließ.
„Es ist hübsch von dir, lieber O.," sagte der Neuangekommene, eine kräftige Figur mit schön gewölbter Stirn und intelligenten Augen, die er von Zeit zu Zeit, wie in Nachdenken versunken, auf einem Punkte hasten ließ, indem er das durch seinen Eintritt unterbrochene Gespräch forlsetzle, — „daß du mir noch einen warme« Schluck reservirl hast, es ist verteufelt un- gemüihkich heule draußen; — aber tage nur," unterbrach er sich, indem er auf die traurigen Fragmente der großen Bretzeln deutete, „hast du deinen Geburtstag, daß du dir solche Ausnahme von der Regel erlaubst?"
-— Es ist ein altes Gesetz, daß
aus Wache mit der Bewirlhuug kein Luxus getrieben werden darf; eine Taffe Kaffee, eine Cigarre, vielleicht ein Butlerbrod, das den oft zahlreichen Gästen geboten wird, ist hinreichend; und es ist diese Beschränk, üng recht gut. — Der junge, pekuniär nicht besonders gestellte Offizier muß seine Gelder zu Nathe hatten, denn der alle Oberst hat Recht, wenn er jene schöne Schlußstelle aus der Braut von Messina parodirt:
„Der Uebel größte aber sind die Schulden!" — D<r Angeredete deutete als Rechtfertigung aus die beiden fremden Gäste, worauf Jener sich lächelnd zufrieden gab.
(Fortsetzung folgt.)
(Schutzvorrichtung für Kreissägen ) Der „Vaugemerks-Zeiiung" entnehmen wir, daß eine von Lakeman erfundene und von der Firma Gareit und Söhne zu Leffton in Suffolk ausgesübrte Vorrichtung zur Verhinderung von Körperverletzungen au Kreissägen, sich bereits vielfach in der Praxis bewahrl hat. Die Schutzvorrichtung bestellt ganz einfach aus einer gebogenen Blech kappe, welche den oberen Thsil der Säge bed-ckt und der Höhe nach verstellbar ist; durch dieselbe wird verhindert, daß der an der Kreissäge beschäftigte Arbeiter beim Heranschieben des Holzes an dieselbe dem
Sägeblatt zu nahe kommt, indem das Holz die ganze Höhe bis zu der Blechkappe ein nimmt und die auf demselben etwa ruhende Hand des Arbeiters nur an die Kappe anstoßen, nicht aber darunter fort bis zur Sägescheibe gelangen kann.
Welchen Nutzen rationelle Schweine- iuchl abwirft, zeigt folgendes Faktum. En Bäcker in Hirsau besitzt ein jetzt 2 jähriges Mutterschwein, welches bis jetzt 58 Junge warf. Am ersten Wurf kamen 9 Junge zur Welt, welche per Paar im Durchschnitt 31 «4L, also zusammen 139 <46 50 A galten, das zweite Mal warf das Schwein 12 Stück, welche zu 28 <46 per Paar verkauft wurden, also einen Erlös von 168 <46 erzielten, das dritte Mal gebar es 16 Junge, welche zu 28 -4L per Paar 224 <46 eiubrackten, so daß der Be sitzer für diese 3 Würfe zusammen 531 <46 50 A einnahm. Vor einigen Tagen kam der 4. Wurf, bestehend aus 21 Jungen, zur Welt, von denen 2 verendeten, während die übrigen 19 vollständig gesund und recht groß sind.
(Conservirefi von Schuhwerk) Wenn Schuhe und Stiesel außer Gebrauch an einem feuchten Orte stehe», so überziehen sie sich meistens mit Schimmel, der bas Leder angreift. An trockenen Orte» schrumpft l.tzteres zusammen und wird hart. Diese Unannehmlichkeiten lass n sich vermeiden, wenn man auf einen wollenen Fleck etwas Terpentinöl bringt und das Leder damit einreibt.
(Anstrich von Schindeldächern!) Ein Anstrich von Theer oder Kr-oiolöl ist jeden falls dem Leinöl nicht blos in Bezug aus ie Kosten, sondern auch hmsichilich der Haltbarkeit wert vorzuziehen. Der Anstrich sollte aber einige Male wiederholt und der letzte sogleich mit seinem gesiebten Sand beworfen werden. Dadurch entsteht eme teinharle Kruste, die nicht nur dem Wetter, andern auch dem Feuer Widerstand leistet.
(Bereitung eines Essigs aus Honig.) Man kann aus Honia Eisig bereiten, der ebenso geschmackvoll wie der Weinessig ist. Man laffe ft- Pfund in ein Maß Wass r unter Umruhren kochen, dann setze mau es mit einem Mousselmtuche bedeckt, um das H<r ein'allen von Insekten zu verhindern, der Lonne aus und wird in 6 Wochen einen vortrefflichen Eisig haben.
Bei einem Metzgermeister in Ding Ungen wurde in letzter Woche Nachts geklopft. Als der in seiner Nachtruhe ge- störte Meister frug „Wer isch do?" erhielt er zur Antwort „d'Sau von Grosehuse."
(Lahr. Ztg.)
(Gerechte Austheilung.) Ein Holzhacker, der aus einem Bauer»l>o-e arbeitete, bestrich beim Frühstücke beide Seilen seines Brodes dick mit Butler.
„Seil wann bestreicht man denn," fragte die Bäuerin ärgerlich, „das Lrod oben und iiiitzn?"
„Mein Nntermaul ist mir so lieb wie mein Obermaul," war die gelassene Antwort.
Monsieur Hochachtungsvoll ist. wie die Franzosen herausgebracht haben, ein Bürger von Frankfurt a. M.. dessen Name man allerdings in dem Adrcßduche vergeblich suchen wird. Die Administration der „Frankfurter Pr-ffe" sandte vor einigen Tagen eine geschäftliche Mittheilung an'die Adresse eines in einer Stadt Frankreichs wohnenden Mannes, die dem Usus gemäß mit den Worten „Hochachtungsvoll rc." schloß. Die Sendung kam als unbestellbar zurück, und zwar von dem französischen Postamle mit der Adresse versehen: „Llvii- sicur Hochachtungsvoll g. kranetort."
Oktober.
Abnahme des Tags 1 Stunde 43 Min. Vormittage länger als Nachmittage.
Garten-Kalender: Samen von Kern- und Steinobst zn säen. Immergrüne Hecken geschnitten. Therringe um Obstbäume. Nach der Lese der Weinstock zu schneide,i. Die zur Ueberwinlerunq bestimmten Gemüse werden in Ecdgruben oder in Keller eingeschlagen. Desgleichen Meerrettig. Die Spargelbeete zu bedecken. Amaryllis, Georginen, Canna ausziinehmen und srost- frei trocken aufzubewahren. Topfgewächse sind in die Stuben und Keller zu bringen.
Biene n-Kalender: Das Hauptgeschäft ist das Einwintern der Stöcke und das Einstellen bedeckter Honigtatetn, damit es den Stöcken nicht an Wintervorralh fehlt. Kein Stock, der eine über 3 Jahre alle Königin hat, darf überwintert werben.
Jagd-Kalender: Von Rotvdirjchen werden nur die gelten und alten geschossen. Der Dammdirsch in der Brunst und ungenießbar. Sauen gut. Windhetze aus Hast«. Die Hühnerjagd mit dem Hunv hört aus. Dohnen- u. Lerchenftrich. Waldschnepfe auf dem Herbststrich.
Alte Bauernregeln:
Wenn Gallas den Butten trägt,
Jst's ein böses Zeichen für den Wein.
Der Fleißige bestellt sein Feld,
Eh' ihn der Winter überfallt.
Der EnMiler
erfreut sich innerhalb und außerhalb des Bezirks Neuenbürg eines stetig zunehmenden Leserkreises, besonders zahlreich in Calmbach, Dobel, Herrey- alb, Höfen, Neuenbürg, Wildbad, im unteren Amt und den Waldorlen, obgleich die Redaktion nicht gewohnt ist, die geneigten Leser mit häufigen, den benachbarten Blättern ohne Quellenangabe »achgedrucklen Anzeigen zu unterhalten, lieber die erfolgreiche Wirkung ihrer Anzeigen entscheiden zunächst doch die zuständigen Inserenten.
Redaktion des Hnzth äter.
Abonnements
auf das IV. Quartal des Cnz- thäler werden täglich von allen Poststellen entgegenge- nonrmen.
Witterungsvorhersagen
der meteorologische« Hentratftatton Stuttgart sür 2 Oktober:
Wechselnde Bewölkung, vorwiegend trocken, kühl.
für 3. Oktober.
Meist trübe, vorwiegend trocken, kühl.
Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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