Hi
und ans ihre Liehlingsbeschästigungen ver- ziuten? Gewiß nickt. Ader es bedarf einer lltesormalion auf diesem Gebiete.
Alfred Freihofer.
MisMen.
Aus der Wachistube.
(Von Mar Wenzel.)
Soldatenleben Hat Gott aegeben l Aber die Wacht Hat der Teufel erdacht! — Soldaten-Sprüchwort.
Es ist einer jener düsteren Herbstnach Mitlage, deren das Jahr 1864 so reich war, an denen man Halle glauben können, die Sonne habe sich mit uns armen Sterblichen erzürnt und entziehe uns deßbalb hinter dichten Wolken und Nebelschleiern ihr heiteres Lächeln. Heftige Windstöße jagen sich auf den Straßen, unheimlich in de» Schornsteinen und Häuservorsprüngen heulend und peitschen dem harmlos dahin wandernden Fußgänger die eisigen Negen- iropjen in das geröthele Gesicht. Grau und einförmig ruht der Dunstschleier über de» Straßen und den Plätzen der Residenz, auf denen trotz des schlechten Wetters das rege Leben um so eiliger soripulsirt. Hie und da schon leuchten in dem frühen Dämmerlicht die Gasflamme» aut, grelle Lichlstreisen auf das nasse Straßenpflaster werfend, ängstlich sich hin und drehend, aus Furcht, von dem zudringliche» Westwinde aus ihrem zierlichen Glaspalast an die kalte Lust draußen gerissen zu werden.
Wir treten — wenn du, geneigter Leser, mich nämlich trotz des schlechten Wellers begleiten willst — von der belebten Promenade guer über jenen breiten Platz, vorsichtig bald die Hellen Wasserpsützen vermeidend, bald stille stehend, um einer raschen Equipage oder schläfrig dahinklappernden Droschke, deren Gaul große Wolken von Wusserdunst um sich verbreitet, auszuweichen, und stehen jetzt vor einem alleinstehenden, nnt einem Gitter umgebenen Gebäude. — Es ist die Hauptwache! — Ungesehen eilen wir bei dem Posten, der vor dem unheimlichen Wetter sich in's Schilderhaus geflüchtet, vorbei und sind nun im Innern unseres Zufluchtsortes angelangt. —
Hast du, verehrter Leser, schon einmal eine Wachlstube in ihrem Glanze gesehen? — Wenn du nicht selbst Soldat gewesen, wohl schwerlich!
Wenn du als Uneigeweihter diese Halle» betrittst, so ahnst du nichts von der Poesie, dis sie erfüllt. Gleichgültig siehst du die kahlen, öden Räume an, du betrachtest kalt die Pritschen, aus denen ermüdet und schläsrig die fröstelnde Mannschaft sich streckt, der unangenehme Tabaksrauch er regt dir Widerwillen. — Und doch ist er schön, jener Ort, jenes trauliche Asyl, an welches der arme, von Regen und Frost fast erstarrte Posten draußen sehnsuchtsvoll denkt, jener fruchtbare Garten, in welchem die schöne Blume der Phantasie, die Poesie, sich entwickelt und zu üppiger Blüths entfaltet. — Man muß eben Eingeweihter muß Soldat sein, um das fühlen zu können (Fortsetzung folgt.)
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Z)ie deutsche Auswanderung.
(Fortsetzung.)
Der neue Ankömmling, welcher nicht englisch versteht und niemanden in der großen Sladt Rew Jork hat, an den er sich zu wenden weiß, ist wahrlich sehr übel beralhen; und erscheint er gar noch in abgerissener Kleidung, so wird das Maß seiner Leiden voll und er sieht sich gezwungen, nur iim sein armes Leben z» iristen, Arbeiten zu verrichten, von denen er sich im elterlichen Hans me was bätte träumen lassen. Am schlimmsten sind i» dieser Beziehung daran die sog. studirten Leute, die ans Universitäten gewesen, Literalen, Nechlspraklikaiiteii, Aktuare, Forst leute, dito arme, bloß theoretisch gebildet- Oekonomen, durchgefallene oder auch wirk liche Schulmeister, Apothekergehilsen; ebenso Schreiber, Bnch-nhrer, Ladendiener und sonst der Kaufmannschaft Befstssene sind eine reine Rull hier ohne Kenniniß der englischen Sprache. Tausende von solche» Aspiranten taufen in der Stadt herum und sind froh, wenn sie als Answärler in deutschen Hotels, Lagerbiersalons und Restaurationen ein armseliges Unterkommen luden. Und selbst denen, die der englischen Sprache mäcklia sind, wird es schwer, sich hier durch alle Hindernisse diirwzuardeiten; und sie müssen sich wenigstens im ersten Jahre viele Entbehrungen gefallen lasten, ehe es ihnen gelin.it, sich eine auch nur einigermaßen eiiilräqliche Süuatiou zu verschaffen. Der Ziidrang ans aller Herren Länder ist zu groß und die Nachwehe» der Ge fchäsiskrists vergangener Jahre sind, de wndcrs in den größeren Städten, noch immer sehr fühlbar. Alle Geschäfte sind übersetzt; und öffnet sich eine Lucke, io sind Leute nach Dutzenden vorhanden, die schon angst daraus passen. Biele kommen zuletzt, wenn sie sich in der fremden Welt so enttäuscht sehen und Wochen, ja Monate lang ohne Beschönigung herumlausen, an den Rand der Verzweiflung. Könnten die Polizeiakten und die Kirchhöfe von New- Jork reden) besonders fl-il den 48er Jahren), es ließen sich ganze Bände über das Thema Enltamchungen in Amerika" schreiben. Es gehört in Amerika ziemliche Charakterstärke dazu, sich in dem babylonischen Wirrwarr uns Durcheinander immer oben zu halten und den etwaigen Enttäuschungen geniülhlich die Stirne zu bieten. In Deuisch- tand, wo die Verhältnisse alle mehr stabil sind und daher auch die Verwicklungen und Wc-chselsälle des Lebens nicht in dem Maße, wie hier, hervorlreten, da mögen auch schwächere Charakter sich in schwieriger Lage leichter zurechlfinden, als hier, wo so recht das Wort gilt: Help ^our seit (zu deutsch: Hilf dir selber, uns dann wird dir Gott helfen.) (Fortsetzung folgt.)
Ursprung der Galanterie.
(Schluß.)
Es ist diese Idee, daß die Gottheit sich lieber mit den Frauen vereinigt, auf der Erde verbreitet. Die Germanen und alle scandinavischen Völker haben sie gehabt. Frauen spielten bei ihnen im Religions- cullus eine Hauptrolle. Bei den Juden gab es Zauberiranen, wie die Hexe von
Endor. Bei den Griechen lenkten weis- 'agende Frauen das Loos des Slaaies, wie Pythia, die Künderin des Delphischen Orakels. Die Achtung der Römer vor ven Sybillen ist bekannt. Unter den Kaisern genossen in Rom ganz besonderen Glauben die Weissagungen der ägyptischen Frauen, deren Nachkommen, die Zigeunerinnen, »och heute diesen Glauben zu erhalten nassen. Kurz, seit j her ist Alles, was eiwas lieber. natürliches Halle oder zu haben schien, mH religiöse Ceremonien, Arzneikunst und Zauberei, in den Händen der Frauen gewesen.
Als nun jene nordischen Vöcker sich über Europa ergossen, verbreitete» sie ihre Ansichten zugleich mit den Waffen. Die Vermischung mit den entarteten Römern konnte ihren Charakter nicht verderben, sie modificirte ihn wohl, aber der allgemeine Geist blieb bestehen. So kam es, daß jener ritterliche Sinn der nordischen Bar, baren bei allen Völkern, mit denen su in Berührung kamen, den Frauen eine M Herrschaft verlieh.
Die Schöpfung liebt es, sich in Licht und Schalten zu bewegen, und das Schicksal schafft Gegensätze, um das Werden und Vergehen zu beschleunigen. Ungefähr um dieselbe Zeit, als die keuschen und nüchternen Necken des Nordens sämmtliche Ufcrländer oes Miltelmeeres erobert halten, erhob sich ein Volk und eine Religion, weiche im Orient für immer die Frauen der Scla> verei weihte. Dieselbe Epoche, welche ihre H.rrschait in Europa begründete, bestimmte sie ans ewig zu Sclavüm-n in Ästen. Ihre Knechtschaft breitete sich durch die Waffe» der arabischen Eroberer aus, wie die Ga- lanierie durch die Eroberungen der nordischen Barbaren ausgebreiicl wuroe.
(Ein Wort über deutsche Frauentracht.) Wenn eine Autorität wie Sieinbeis in seinem Fürwort zu Reinigers Beschreibung der Nentlinger Franenardeitsschnle daraus hinweist: „wie die deutschen Frauen, wenn sie nur wollte», von oen immer unschöner werdenden Pariser Moden sich befreien und zu einer wirklich schönen individuellen, aus eigener Hand entsprungenen Kostümirung übergehen könnten," so ist nur zu bedauern, daß dieser schon wiederholt ausgesprochene, gewiß eben so zeitgemäße als patriotische Wunsch nicht beherzigt wird. Es würde sicher nur einer kräftigen Initiative in den tonangebende» Kreisen bedürfen, um zu dieser Emanzipation der Frauen zu gelangen, welche ein Segen für das gesammte deutsche Vaterland sein würde, in geistiger, wie in ökonomischer Beziehung. Freilich müßte dis Einführung eine möglichst verbreitete sein, wenn sie Aussicht aus allgemeine Annahme und aus dauernden Erfolg haben soll. (St.-Anz.)
Goldkurs der Staatsknfjenverwaltung
2V-Franke»stücke
September 1881.
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Witterungsvorhersagen
der meteorologischen tzeutratstation Stntlgart für 27. September.
Veränderst Bewölkung, vorwiegend trocken, für 28. September:
Verändert. Bewölkung, vorwiegend trocken.
Redaktion, Druck und Vertag von Jak. Meeh in Neuenbürg.