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dieser Art; wir erwähnen beispielsweise die Firma Bischer u. Schradin, die gleichfalls durch schöne Arbeiten in der Ausstellung vertreten ist. — Die „weibliche Handarbeit" hat in der Familie, an Ge. burlstagen, Weihnachten rc. seit langer Zeit eine große Rolle gespielt. Eine Umschau ln den Familienzimmern eines töchterreichen Hauses wird den Besucher an allen mögliche» und unmöglichen Orlen Spure» dieser ersprießlichen Thäligkeit weiblicher Hände entdecken lassen. Es ist unglaublich, wie weil diese Berschönerung von allerlei Hausg-rälhe durch gestickte, gehäckelte und andere Arbeiten sich erstreckt. Die Mode- journale, die in keinem solchen Hause fehlen, sind un-rschöpslich, stets neue Gegenstände und neue Arten zu ersinnen, wie dieselben durch „weibliche Handarbeit" verschönt werden können. Ader sie können den Tausenden rühriger Hände nicht genug thun. Wir kennen ein schwäbisches Pfarrhaus, dessen Töchlerschaar, als kein Möbel im Hause mehr zu finden war, das nicht mit Trophäe» ihrer häusliche» Künste bedeckt gewesen wäre, auf den genialen Gedanken kam, den Oien — es war zur Sommerzeit — mit einer Häckelarbeil zu überziehen. (Fortsetzung folgt.)
Ausland.
Einen denkwürdigen Tag in der Geschichte des amerikanischen Volkes, das jetzt trauernd an dem Sarge seines ermordeten Präsidenten steht, bildet der 22. September. Heule vor neunzehn Jahren nämlich procla- mirle der große Schicksalsgenosse Garfield's, Abraham Lincoln, die Befreiung der Sclave» und setzte sich mit vieler hochbe- deulsaiuen Thal ein unvergängliches Ehrenmal in der Geschichte seines Landes. Sein Andenken, das sich diesmal unter so betrübenden Verhältnissen erneuert, wird stets in Ehren gehalten werben.
MisMen.
Iie deutsche Auswanderung.
(Aus den Blättern für das Armenwesen.)
(Fortsetzung.)
Jetzt aber gehl es noch. Die Rechnungen waren alle noch im heimischen Gelde, Bezahlung war immer noch in heimischen Marks und Pfennigen. Dazu kommt das Schiffsleben, wenn sie es gut getroffen haben mit Schiff und Kapitän. Sie bekommen Esse» und Trinken zu seiner Zeit, stehen aus und legen sich nieder, wann sie wollen, starren Schiff, Wind, Meer, Fische, Vögel an, machen neue Bekanntschaften, tanzen und spielen zu Zeiten. Nach 10 bis l2 Tagen naht man sich dem Lande, naht man sich der Grenze der Zeit, wo das Alles aufhört. „Ach, wie ist mir bei d m Gedanken so bange gewesen! hat mir schon so mancher gesagt. Ich hake die ganze Nacht nicht mehr schlafen können!"
Endlich treten sie aus's Ufer, in Castle Garden herein, wo man zuUtzl sich förmlich um sie reißt. Unter freundlichem Geleite zertheilen sie sich in die Wirthshäuser. Bier wird gleich vorgesahren. Arbeit steht bereits in Aussicht. Der sinkende Math flammt wieder aut. Man lachl und scberzi. ißt und trinkt, lebt wieder flott wie man kan». Wenn das Geld alle ist, was thut's?
Ich gebe dann in Arbeit, verdiene neues! — meint man. Hier aber sängl's an zu hapern. Das Geld wird schneller alle, als man denkt. Die Rechnung lautet jetzt in Dollars. Jeder Dollar aber meint 4 -4L und mehr. Jetzt gehl's an's Laufen um Arbeit. So viel und reichlich sie vorher versprochen war, so wenig itt sie gerade jetzt zu haben. „Drei Tage schon bin ich umhergelaufen und habe nichts gefunden! sagte jüngst einer. Hier bleibe ich Nicht mehr! fährt er fort. Mein bißchen Geld gebt vollends daraus und mos dann? Ich mache fort in's Land. Was meinen Sie. Herr Pfarrer?"
Am beste», Sie kehren um! sagte ich im Blick auf seine ganze Lage, die ich kannte. Wenn Sie noch Mittel hoben, kehren Sie wieder um, das ist mein Rath für Sie. „Ja, das hätte ich schon gelhan von Bremen aus, wenn ich mich nicht geschämt hätte. Nein, das Ihue ich nicht! setzte er mit zitternder Stimme hinzu. Freilich wäre es das Beste für mich, aber daheim lachen sie mich alle aus. Nein, das lhu' ich nicht!" setzte er mit Abwischung seiner Thränen dazu. Ja, lacht man Euch doch auch aus, erwiederte ich, wenn ich's jetzt nach Hause schreibe. „Nein, fuhr er fort, das müssen Sie ja nicht schreiben! und dabei weinte der Mann, der Frau und Kinder »och drüben hatte, bitterlich. Schreiben Sie nur, daß alle kommen sollen, die Geld Häven. Sie sollen olle kommen, aber setzen Sie dazu: Das Elend kommt hintendrein!" (Fortsetzung folgt.)
Ursprung -er Galanterie.
Die Völkerwanderung, welche so große staatliche Umwälzungen zur Folge batte, mußte natürlich von großem Einfluß auf die Sitten sein. Die Stellung der Frauen, welche außer bei den Römern fast bei allen südlichen Völker eine sclavische war, ward durch die sociale Umwälzung eine andere, und gerade jene wilden Kriege und Zerstörungen sollten für die Frauen von segensreicher Nachwirkung sein. Eben jene Wilden, welche überall Verheerung verbreiteten, wurden zugleich die Träger der Galanterie, und der Geist, welcher uns als Ehrenpflicht auferlegl, die Frauen als Herrinnen zu be« trachten, der zum Theil unsere Sitten und gesellschaftlichen Verhältnisse geschaffen und auf Schrift und Sprache den größten Einfluß hatte, er kam von den Küsten des Baltischen Meeres und aus den nordischen Wäldern.
Bekannt ist, daß alle nördlichen Völker die größte Achtung vor den Frauen hatten. Ihr wildes Leben, welches zwischen Jagd und Krieg fletheilt war, wurde gemildert durch die Liebe. Die Frauen waren bei ihnen der Preis der Tapferkeit. Um sich der Geliebten würdig zu machen, zog der Krieger in die Ferne nach Kampf und Ruhm, und ost sahen die Wälder und Ufer der Seen das Blut in gewaltigen Kämpfen fließen, welche die Liebe hervorgerufen, und das Recht des Schwertes entschied über Ehen wie über Streitsachen.
Außerdem aber mischte sich in die Achtung der F auen ein religiöses Gefühl. Viele der in den Wäldern umherirrenden Völker glaubten, die Frauen verstünden
den Schleier der Zukunft zu lüften. Daher Hallen sie in ihren Augen etwas Heiliges und Göttliches. Vielleicht trug dazu die den Frauen eigenlhümliche Geschicklichkeit bei, vielleicht auch gab der Reiz ihrer Schönheit, den jene uncwilisirlen Völkerschaften wohl fühlen, doch nicht verstehen konnten, ihnen etwas Göttliches.
(Schluß folgt.)
Das „W. Wochen bl. für Landw." gibt noch weiter folgende Mittel an zur Vertilgung des Ungeziefers bei Hühnern u. s. w.: Dem Ungeziefer bei Geflügel, namentlich bei Hühnern und in deren Ställen kann in der Haupliache durch große Nein, lichkeit in letzteren vorgebeugt, bezw. solches vertrieben werden. Zeitweises Anstreiche,, der Ställe mit aufgelöstem Kalk, wöchentliches Ausmisten derselben und leichtes Bestreuen des Bodens mit Sand, Asche und nölhigensalls Insektenpulver möchte sehr empfohlen werden. Die Reinhaltung des Hühnerhauses wird sehr erleichtert, indem man unter die Sitzstange ein breites Brett legt, das jeden Morgen in kürzester Zeit gereinigt werden kann, hiedurch athinen die Thiere immer gute Lust ein.
Ein schreckliches Unglück ereignete sich am Sonntag in Mäbendorf bei Suhl. Im dortigen Winhshause fand am Sonntag Abend ein Tanzvergnügen statt. Die jungen Leute waren vergnü.t und guter Dinge; da fällt gegen II Uhr die Petroleum Hänge-Lampe von der Decke, das Petroleum entzündet sich und setzt sofort den Fußboden in Brand. Die erschreckten Leute stürzten nach der Thürs und an die Treppe, gleichzeitig drängen von unten andere Leute, die löschen wollen, hinauf, es entsteht ein furchtbares Gedränge, das Treppengeländer bricht und etwa 50 Personen stürzen übereinander in den tiefen Keller; entsetzliches Jammergeschrei der eben noch so lustigen Gesellschaft erfüllt das Haus; die nahende Hülfe stand vor einem vollendeten Unglück; 6 Mädchen im Alter von 16 bis 24 Jahren und zwei Knaben wurden als Leichen hervnrgezogen, 24 bis 30 Personen sind mehr oder weniger schwer verletzt.
(Das Liebhaberlheater.) A.: „Meine Tochter ist mit beim Liebhaberlheater. Gestern Abend habe» sie gespielt bei mir. Es war 'ne große Gesellschaft." — B.: „Was haben se denn gegeben?" — A.i „Nor Kalbsbraten." — B.: „Nee, ich mein' was sür'n Stück?" — A.: „Nu''ne Keule natürlich."
(Unentgeltlich.) „Heirathen werden hier umsonst geschlossen," lautet die Inschrift an der „Office" eines Friedensrichters in Ohio, der „daneben" eine Wüth- schafk hält und genug Geld durch das Besorgen der Hochzeitsmahlzeilen und des Hochzeitstrunkes verdient, um das CopulireN gratis besorgen zu können.
Witterungsvorhersagen
der meteorologischen ßentrakstatio« Stuttgart für 22. September.
Vorwiegend trübe, regnerisch, für 23. September: Veränderliche Bewölkung, stellenw. Regen.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mceh in Neuenbürg.