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Nr. 83 ein Geschütz nahm. Am 23. ist Nogent le Notrou ohne Widerstand von diesseitigen Truppen besetzt worden, von Podbielski.

Stuttgart, 20. Nov. Die HH. Minister v. Miltnacht und v. Suckow sind heute Mittag um 12 Uhr von hier nach Berlin gereist, um den Vertrag über den Eintritt Württembergs in den neuen Deutschen Bund zu unterzeichnen, wie solcher in Versailles zwischen den würtlembergischen Ministern und den norddeutschen Bundesbevollmäch tigten vereinbart worden mar.

Miszellen.

Zero und Leander in der Schweiz.

Nach einer wirklichen Begebenheit erzählt von C. Senars.

(Fortsetzung.)

IV.

Am Freitag nach dem heiligen Auffahrts- sest strahlte der Himmel in unvergleichlicher Pracht auf die schweizerischen Gauen; schim­mernd hoben sich die Häupter der ewigen Alpen und die riesigen Firne von ihm ab, lächelnd ruhten die blühenden, schwellenden Matten im Sonnenschein, und die smaragd­grünen Wasser des Vierwaldstätter Sees spiegelten ihn tausendfältig gebrochen in flüchtigem Wellenspiel zurück. Reges Leben herrschte auf dem sonst so stillen See, auf den die sich thürmenden Berge schweigend niederschauten. Kahn um Kahn, bald größer, bald kleiner, aber alle mit schweizerischen Fahnen und mit Flaggen in den Farben der verschiedenen Kantone, durchschnilt die glatte Fläche, eine lange, silberne Bahn zurücklassend, die nur verschwand, um einer andern Platz zu machen, die ein nachkom­mendes Schiff gezeichnet: Sprühend fielen die Wassertroffen von den wuchtig geführten Rudern gleich schimmernden Diamanten zu­rück und verloren sich wieder in die Tiefe des Sees, dem sie entstiegen. In den Kähnen aber saßen und standen kräftige Gestalten jeglichen Alters und Standes, in den hergebrachten so kleidsamen Trachten der Kantone der Urschweiz. Da konnte man die flügelarligen, mit Blumen ge­schmückten Hauben der Schwyzerinnen unter­scheiden von den flachen, gleichfalls mit Blumen gezierten Hütchen der Luzernerinnen, die fast so koguell aussahen wie die unserer modernen Schönen; dort machte sich das panzerartige Bruststück der Urnerinnen neben der ans klassisch Schöne grenzenden Kleidung der Unterwaldnerinnen, mit den tiefen, sanf­ten Augen, und den wie von idyllischer Schwermulh überhauchten Gefichtchen be­merkbar, während auf einer andern Seite die anmuthige Tracht der Zugerinnen ins Auge fiel. Und zwischen den frischen Mädchengestalten ragten kräftige Männer empor, meist in dem Sonntagsstaate der Sennen. In besonders hübsch geschmückten Barken aber, die mitten durch die andern, fuhren, zeigten sich die Costüms der vor­nehmen allen Schweizer, der Hut mit wallen der Feder, von diamantner Agraffe gehalten, das geschlitzte sammt'ne Wamms, die kurzen mit Schnallen befestigten seidenen Hosen; die Kleidung der neben diesen Herren sitzen­

den Damen, sonst nach Form und Schnitt denen der anderen Frauen ähnlich, wies die­selbe» Stoffe, den gleichen reichen Schmuck wie die ihrer Begleiter und bekundete, ver­eint mit der stolzen Haltung und der bei vielen aufiallend aristokratischen Schönheit der Gesichter, daß hier die Ersten des Lan des an der vaterländische» Feier theilnah men.*) Von diesen Barken flatterten auch die meisten Fahnen.

Wehend im leichten Seewind, der er­frischend über die klaren, durchsichtigen Wasser streute, breitete sich stolz das eid­genössische Panner aus, an seiner Seite bald den Stier von Uri, bald das weiße Kreuz im rolhen Feld der Schwyzer, das Wahrzeichen, das von diesem Kanton sammt dem Namen auf das ganze Schweizerland übergegangen, bald die Schlüssel von Unter walden oder das gerad gelheilte Wappen Luzerns mit seiner weiß und blauen Farbe, oder die weiße Fahne Zugs mit ihrer blauen Querbinde, daneben fremde, erbeutete Pan­ner aus den Siegen der Schweizer, eine kleinere Flagge mit den Wappen aller Geschlechter, deren Abkömmlinge nach den Orten wallfahrten, die die Thaten der Väter für sie geheiligt. Zwar sind die Geschlechter Tests, Waller Fürst's, Werner Stausachers, Winkelrieds erloschen im Lauf der Zeiten, aber noch blühten und blühen auch jetzt die edeln Reding von Bibereck, die auf der Mauer, deren Ahnen im Rütli geschworen, die Jberg, Hoipenthal, Schar,io und viele, viele Andere, die mitgekämpft in den Schlach­ten der Freiheit.

Schon lag das liebliche Grütli mit seinen grünen Mallen weit hinter ihnen, die Kapelle Teils schimmerte ihnen aus dem schattigen Dunkel der Bäume vom Fuße des großen Axen entgegen, und ernst und merlich spielte die Musik den Begrüßungs­tusch, der das schlummernde Echo der Berge wachrief. Einige Minuten später lehnten die Nachen sich an die einfache Kapelle mit dem schmucklosen Kreuz.

Anmerkung. Nach alt herkömmlicher Sitte trugen an der Tellenfeier, die jedes Jahr am Freitag nach der Aufsabrl stattfindet, alle Fest- theilnehmer die Tracht der Kantone, erst die letz­ten-Decennien haben den Pariser Moden auch an diesem Tage Zutritt erlaubt.

(Fortsetzung folgt.)

Gute Replik! Der Schultheiß und sein bäuerlich gekleideter Gemeindepfleger von U. gehen miteinander nach Stuttgart, um Geld auf die Hofbank zu bringen. Während des Bureauschlusses promeniren sie die KönigSflraße auf und ab. Da be­gegnet ihnen ein hiesiger Herr, der mit des Gemeindepflegers Ellenbogen in ziem­lich unsanfte Berührung kommt. Anstatt nun das üblichePardon" zu gebrauchen, sagte er:ich gehe nicht jedem Esel aus dem Weg." Der Gemeindepfleger aber weicht jetzt mit allem Willen zur Seite und replizirt:Aber i."

(Vetter a. Schm. B. d. W. L.)

Wat denken Sie sich den»?! In Reih und Glied is det was anders, als wenn Sie da wo uf ihre einjährigen Bälle u» Gesellschaften sind! Da können Se spucken so ville wie Se wollen!" (W. L.)

(Ein liebenswürdiges Anerbieten.) Eine norddeutsche Zeitung enthält folgende An­nonce: Den geehrten Ackerbürgern hiesiger Stadt, sowie auch de» herumliegenden Hrn. Landleuten empfehle ich hierdurch feinstes Knochenniehl aus meiner neu eingerichteten Dampfmühle. Auch bin ich gegen Ver­gütung erbölig, den Landbesitzern, falls diese es lieber wünschen, ihre eigenen Knochen zu mahlen.

(Mißverstände!!.) Graf Morny lud einst einen Herrn, der starken Schnupfen hatte und dadurch sehr schwerhörig war, zum Diner em. Als ihn der freundliche Gastgeber, neben dem er am Tische saß, sragle:Wie befindet sich Ihre Frau?" antwortete er:O, mein Herr, Sie sind sehr gütig, das ist ein altes Uedel, ich muß sehr darunter leiden und kann es nicht los Werve», hilft nichts als Geduld." Die ganze Gesellschaft lachte, der Gefragte hatte seinen Schnupfen gemeint.

Arithmetische Aufgabe.

Es tönt im sonst so stillen Wald:

Der Rüde bellt, die Büchse knallt und tödtend fliegt das Blei.

Die Zahl der Rehe kenn' ich nicht,

Die fielen durch den Schuß;

Doch lag's »rit Has' und Füchsen dicht, Die man addrren muß.

Acht Haseu waren's mehr als Reh',

Und auch zwei Füchse mehr;

Die Jagd war also, wie ich seh'.

Gar nicht an Beute leer.

Doch zieht man von der Füchse Zahl Drei ab, so wird es klar.

Wie groß nun auch für diesesmal Die Zahl der Jäger war.

Addirt man, was erlegt man hat,

So übersteigt um drei Der edlen Jäger Zahl Quadrat Das Wild, das fiel durch's Blei.

Wie stark die Zahl der Jäger war,

Wie reich an Beut' die Jagd,

Dies, lieber Leser, sonnenklar.

Dir dies Gedichtchen sagt. Leb.

Ein noch imfrischesten Grün" prang­ender Rekrut, Freiwilliger, spuckt in Reih und Glied stehend, gemükhlich aus.Wat?" schreit der gestrenge Unteroffizier,in Reih' und Glied hier spucken? Zwee Tage Arrest!

Goldkurs der Staatskaffenverwaltung

vom 15. November 1880. 20-Frankenstücke . . . 10 12

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Redaktion des Enzthäler.

Anzeigen für dem Hnztkäker vermitteln: in Wikdöab: Hr. H. Schokcrt; in Pforzheim: Hr. Kilo Wecker.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

Wit einer Beilage.