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nicht schädlich gewesen, aber baldige son-' Nigers Temperatur zu wünschen sei.
Miszellen.
Lin Hag voll Irrungen.
Lustspiel-Novelle von Albert Lindner. (Die Handlung spielt in einem Dorfe Sachsens.)
(Fortsetzung.)
„Ach, dummes Zeug! Sie haben mit meinem Vater gestern zu viel — verstehen Sie? —
Liese ballte die Hand und machte damit die Geberde des Trinkens.
„Dann sind Sie die Treppe heraufge- faUen, und ich mußte kommen und Sie verbinden."
„Mil Ihrem Vater?" fragte Max noch immer wie betäubt und die Sprecherin seltsam anstarrend.
„Ich hab's wohl gehört. Mein Vater sang: Freut euch des Lebens! und Sie sangen: Stoßt an, Jena soll leben! Und: Zwei lust'ge Brüder sind allhier! Alle Beide durcheinander!"
„Aber bin ich denn bei meinen gesunden Sinnen, oder hat mich ein Spuck zum Narren? Sie sind Lieschen Dalberg?"
„Ach was! Lieschen nennt mich kein Mensch als Sie. Alle Welt nennt mich Liese. „Nus' die Magd, Liese, wir wollen essen!" schreit der Vater. „Liese, hol' Bier aus dem Keller! Liese, mach', daß du mit den Gänsen hinauskommst!" Gestern hieß mich der Nachbars - Friede! eine „dumme Liese." Bitte, schlagen Sie ihn, wenn Sie ihn sehen, Herr Student."
Das Mädchen sah ihn schärfer an und stand auf.
„Aber Sie sehen wirklich krank aus. Eie haben wohl den Pips ? Meine weiße Henne hat auch den Pips. Setzen Sie sich doch Ihr Mützchen auf, es ist hier zugig. Da liegt's ja!"
Max ergriff nach dem Käppchen und lallte mechanisch:
„Meine Cerevismütze? Es ist kein Zweifel!"
„Na, dachten Sie denn, es sei meine bunte Bändermntze, die ich Sonntags zum Kirchgehn trage? Wollen Sie die Zeitung lesen? Da! Ich habe Sie Ihnen mit 'rauf gebracht!"
Sie holte ein etwas vergilbtes Zeitungsblatt aus dem Korbe und bot es ihm hin. Max blickte in das Blatt.
„DaS ist ja von 1868!"
„Na, was denn sonst? Auf unserm Kalender steht's ja auch!"
Abermals griff sie nach einer ihrer Requisiten im Korbe und buchstabirte:
„Ha — Hanns — ka — lender — Hannskalsnder —"
„Hanskalender!" verbesserte Max, fast ohne zu wffsen, was er that.
Von eins, acht, sechs, acht. Ein tausend acht hundert sechs und achtzig. Das ist zu dumm. Ich dachte, wir schrieben erst 68."
„Wirklich? Ich glaubte, wir schrieben schon 76."
Max schien sich drein zu ergeben und Humor in seiner Lage zu finden.
„Nein, sind Sie aber dumm!" rief Liese. „Ich dachte, ich wär's allein. Aber da können wir uns ja heirathen, Herr Student?"
„Heiralbcn? Sagen Sie mir, kann denn die Zeit still stehen, oder Hab' ich rückwärts gelebt?"
Liese sah ihn mit ihren braunen sanften Augen eigenthümlich an.
„Es ist auch wahr!" sagte sie traurig. Ich bi» zu dumm für Sie, Sie können mich doch nicht heirathen. Die alte Hanne drüben bal's wohl gesagt! Gehen Sie nur lieber gleich fort und kommen sie nicht mehr wieder, ich komme doch nur in der Leute Mäuler sür's Leben lang. Einen Kuß kriegen Sie auch nicht mehr. Sie haben mich doch nun einmal betrogen." —
Liese halte sich abgewendet. Ihre Stimme klang schluchzend. Sie schien wie im inner» Schmerz ihre Hände zu dreh», löste aber dabei, von Max unbemerkt, den Ring von ihrem Finger. Max hielt sich nicht mehr, er widerstand der lieblichen Täuschung in diesem Augenblicke nicht länger. Er umfaßte das Mädchen, das sich zitternd und willenlos an seine Brust ziehen ließ.
„Lieschen!" rief er leise. Sie erschauerte unter dem Hauche dieser Silben.
„Ich werde Dich nicht vergessen, denn diese Tage waren zu lieblich. O guter Gott, warum hast Du's nicht eingerichtet, daß der Mensch vom Greise zum Kinde wüchse? Abwürfe die verrenkende Bildung und zurückkehre zur schlichten Natur, wo die Liebe nur Liebe fordert und nichts darüber. Jetzt aber sag' mir im Ernste, Lieschen —"
Allerdings, jetzt drohte es Ernst zu werden. Es war hohe Zeit, daß das junge Mädchen der Szene eine Ende machte und zu ihrem Ziele kam, ehe die Wahrheit zu Tage brach. Sie nahm wie im bewußtlosem Spiele seine Hand und spielte mit ihren eigenen Fingern damit, indem sie den bisherigen Ton der Dorsdirne wieder aufnahm.
(Fortsetzung folgt.)
Die Geschichte vom Schncpfen-reck.
(Schluß.)
Ist aber der Angerufene noch ganz tappig dagestanden und hat an seiner Backe gerieben, denn eine doppelte Puloerladung ist eben keine Kleinigkeit, selbst für einen Jäger! Statt seiner fährt daher der schlaue Bartl fort: „Kracht hat's ordentlich und so denk' ich, muß es auch getroffen sein." Die hierauf vorgenommene Suche wollte lange kein Resultat ergeben, bis auf einmal der Feldmann vom Bartl die von seinem Herrn irgend wohin geworfene Euls er- schnuppert hat und dieselbe im Galopp appor- tirt. Im Triumph wird die seltene Beule am Hühnergalgen des glückseligen Bauern befestigt. Dieser will den Bartl partout zuerst ins Wirthshaus ziehen, denn auch die Leute dort sollten sehen, was er für ein gewandter Schütze sei. Der hat aber seine guten Gründe dagegen, denn um diese Zeit sitzen Pfarrer und Lehrer dort beim Tarrok, und die hätten den ganzen Spaß verderben können. Dashalb ging's direkt zum Buchenhofe, wo der glückliche Schütze nicht blos die kontraktlich bedungenen 2 Thaler, sondern noch obendrein einen funkelnagelneuen Theresienthaler ausbezahlte. Eine dickbäuchige Flasche altes Kirschwasser bildete die Folie der nunmehr vor sich
gehenden Vorbereitungen zur Schnepfen, dreckpartie.
Wir wollen den Bartl hierbei nicht be, lauschen, können aber nichtsdestoweniger nicht verschweigen, daß im Magen der Eule allerlei halbverdautes und unappelitlichez Zeug zu sehen war, das der Bauer zw» Glücke nicht bemerkte, von Bartl aber sammt dem übrigen „Aufbruche" fein zusammen- gewiegt und dann nebst den üblichen Z», thaten auf geröstete Semmelschnitten g«- strichen wurde. Das Aroma war nicht übel, versicherte später der Bartl.
Nun ging das Essen los; der Jäg» wartete das Ende nicht ab, denn mit seiner Selbstbeherrschung war's vorbei, als rr sah, wie der bäuerliche Gourmand so eifrig über die Speise yerfiel; er tröstete sich seinerseits mit der kaum halbgeleerten Flasche Kirschwasser, die ihren Weg in die unergründliche Tiefe seines Rücksackes fand. Bis auf die letzte Krume verzehrte der Luchenhofbauer den vermeintlichen Schns- pfendreck! —-
Als Bartl nach einigen Tagen auf dm Buchenhof wieder vorsprach, — das Kirschenwasser mar auch alle geworden — kam ihm der Besitzer etwas bleich und angegrifsi» entgegen. — „G'schmeckl hat's mir gerade schon", erwiderte er auf Befragen, „aber ich mein' halt doch, unsere Mägen sind für solch' sürnehme Speisen net gut eing'richl; ein b'sondcres Essen bleibt's alleweil, zumal für unsereins; zwei Tage lang hat mir nix mehr g'schmeckl, jetzt macht sich'S langsam wieder." — „Ich hab's ja gleich g'sagl", fiel ihm der Bartl ins Wort, „daß's was ganz Abnormes ist; was hast denn mit dem Schnepfen g'machl?"
„Schau, ich Hab' mir denkt, wenn von dem Blitzvog'l der Dreck schon so was Appartes und Fürnehmes ist, wie rar muß dann erst der Vogel selber zum Esten sei», und da Hab' ich 'n heut' der Botenfrau in d' Stadt mi'geben für 'n Herrn Amtmann. Er soll sich den Schnepfen recht schmecke» lassen, Hab' ihm sagen lassen, der wäre vom Buchenhosbauer selber g'schosten." —
„Nun, da wirst a sakrische Ehr' eingelegt haben beim Herrn Bezirksamtmanr.; a solche Rarilätsschnepf' hat der in seinei» Leben noch nicht gegessen. Was ich sage» will, Buchenhosbauer, hast Du noch von dem famosen Kirschwasser?" —
Bei der nächsten Zusammenkunft haben sich die Beide» arg gestritten und sind nachher spinnefeind geworden. Warum? hat eigentlich-Niemand erfahren; wir wissen et aber jetzt. (Aus: „Der deutsche Jäger.")
sDer MiethkontraktJ Schulze: „Madain! ich sollte vor meiner Slubenthür eine Stroh- decke haben, sonst wird bei dem schmutzige» Wetter die Stube zu arg mitgenommen."
— Madam Meyer: „Kann ich nicht besorgen; davon steht nichts imMiethkonlralt."
— (Drei Stunden später.) Madam Meyer: „Ach, Herr Schulze, wie ich sehe, gehen Sie auf den Ball. Meine Töchter sind auch da, na, da tanzen sie nur recht Mt mit ihnen." — Schulze: „Kann ich besorgen; davon steht nichts im Mieth- kontrakt."
Redaktion, Druck und Verlag von Iak. Meeh in Neuenbürg.
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Nr. 55.
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