110

offen sieht, als blos für Krieg und Kriegs­rüstungen.

Ausland.

Diktatur in Petersburg. Der für den 2. März in Rußland bevorstehende Festtag findet das Reich in einem Zustande, in welchem alle gesetzliche Ordnung d.m persönlichen unbeschränkten Ermessen eines einzelnen Bevollmächtigten gewichen ist. Rußland hat unter den Ausspicien des Zaren seinen Diktator geaen innere Gefahr erhalten, dessen Befugnisse denen der alt- römiichen Diktatoren nicht nachstehen. Grad und Umfang dieser Befugnisse sind in einem vom 24. d. dntirten Kaiserlichen Ukas ent­halten, welcher lautet:

Fest entschlossen, den in der letzten Zeit sich unaufhörlich wiederholenden Ver­suchen frevelhafter Uebelkhäter, die staat­liche und gesellschaftliche Ordnung in Ruß land zu erschüttern, ein Ziel zu setzen, ver ordnen Wir:

1) In Petersburg wird eine höchste Executiv-Commissioa" zur Wahrung der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung eingesetzt.

2) Dieselbe wird aus einem Hauptchef und aus den nach dessen Gutdünken zu ernennenden Mitgliedern bestehen.

3) Zum Hauplchef der Executiv-Com- nüsfion wird der zeitweilige General Gou­verneur von Charkow, Graf Loris Meli koff, ernannt.

4) Die Ernennung der Mitglieder der Commission erfolgt durch Kaiserliche Be­fehle auf die vom Hauptchef gemachten Vorschläge. Außerdem siebt dem Haupt­chef das Recht zu, in die Commission alle Personen zu berufen, deren Anwesenheit er für nützlich erachtet."

In dem Ukas wird ferner bestimmt, daß, um allen zur Wahrung der Ordnung dienenden Behörden einen einheitlichen Charakter zu verleihen, dem Hanptches der Executiv Commission die Rechte ein5sober­sten Chefs in Petersburg und Umgegend", sowie die direkte Verfügung über alle in der Hauptstadt und im Petersburger Mili- tardistrikt vorkommenden politischen Prozesse, ingleichen die nämliche Verfügung über derartige Prozesse im ganzen Reiche an­heimgestellt werden. Alle örtlichen Behörden, Gouverneure, General - Gouverneure und Stadthauptleute werden dem Hauptchef der Executiv-Commiision unterstellt. Außerdem steht dem Hanptches frei, überhaupt alle Maßnahmen zu ergreifen, welche er für nützlich zur Wahrung der Ordnung im Reiche erachten wird, wobei die von ihm ausgehenden Verfügungen von Allen be­dingungslos befolgt werden müssen. Das Amt eines zeitweiligen General-Gouver­neurs von Petersburg wird mit Errichtung der höchsten Exekutiv-Commission aufgehoben. Es mag dem Zar der Entschluß, die unumschränkte Diktatur in Rußland einzu- führe», recht schwer geworden sein, aber was blieb dem vielgeprüften Monarchen übrig angesichts des stillen Fortwucherns der nihilistischen Propaganda. Diese Dik­tatur ist das letzte Mittel; es bleibt abzu­warten, jedenfalls ist es zu wünschen und zu hoffen, daß sie von größerem Erfolge begleitet sein möge, als die bisherige Maß­regeln.

Moskau, '21. Febr. 'Heute Nacht brannte ein Flügel der land- und sorst- wirlhschaftlichen Petrowskijschen Akademie nieder, in dem 300 Studenten untergebrachi waren. Das technische, agronomische, me chanische und botaniscke Mnseum sind mit allen Maschinen, Modellen und werlhvollen Sammlungen ein Raub der Flammen ge­worden. Der Verlust beziffert sich auf etwa 400,000 Rubel. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Ais daS Feuer ausbrach, wurden Studenten der Akaaemie verhaftet. Man glaubt, daß die Nihilisten den Brand angestiftel haben.

Miszellen.

Hat er's gethan?

(Fortsetzung.)

Noch niemals war der Richter so schnell von der Schuld eines Unlersuchungsge- fangenen überzeugt gewesen wie hier. Ein Wort hätte den Aermsteu retten könne», aber vor diesem Wort lag das Gelübde:

Ich will nicht selig werden, wenn ich gegen Jemand auch unrein Slerbenswörtle iag oder auch nur das Geringste merken laß."

In der Stille hoffte er, die Katharin werde ihn retten.

Wird sie?

Nein sie wird nicht. Sie zitterte vor den Folgen. Und wenn sie auch die ganze Wahrheit sagte, wer wird ibr glauben, daß es die ganze Wahrheit sei? Am wenig­sten ihr Mann und ihre Eltern. Und würde sie den Martin retten können ? Wer sollte denn das Haus angeznndel haben? Würde sie nicht eher ans sich den Verdacht einer Mitschuld laden?

Vor dem Richter gab sie an, sie habe wie auch wahr von dem Feuer nicht eher etwas gemerkt, als bis es die höchste Zeit gewesen, das Kind zu ergreifen und herauszuspringen. Sie konnte ferner wie auch wahr sich nicht denken, wer das Feuer angelegt habe. Martin sei es ganz gewiß nicht gewesen, denn sie kenne ihn. So etwas sei er gar nicht im Stande, zu thun. Dazu sei er viel zu brav.

Sie wurde nicht weiter gefragt.

Als es zur Sckwurgerichtsverhandlung kam, war sie nicht nur aus Verstellung sondern in Wirklichkeit krank. Ihre Aus­lagen wurden aus dem Protokoll verlesen. Martin hörte sie mit Befriedigung und war ihr dankbar dafür, obwohl er einsah, daß sie zu seiner Rettung nickt genüge».

Wer schildert den Kampf in seiner Brust bei der öffentlichen Verhandlung? Wer eine Gefühle während des Zeugenverhörs?

Der Scheckenbauer bezeugte, der Mar­tin Hab' es hinter den Ohren, er sei ein Heimlichkhuer, dem er recht wohl so etwas zutraue.

Der Gemeinderath seines letzten Wohn­ortes wußte über ihn zu sagen, daß er lieber mit Botengängen sich befasse, als mit Arbeit in seinem Beruf als Schäfer und daß er wiederholt schon drohende Aeuße- rungen gegen den Fidelbauer ausgestoßeu habe.

Dieß ward durch Zeugen bestätigt. Das aber bezeugten sehr viele, daß sie ihn aus dem brennenden Haus haben herausspringen

sehen. Seine Flucht, sein Widerstand gegen die Verfolger waren außer allem Zweifel.

Was vermochte dagegen die Versiehe, ruug seiner Unschuld. So versichern alle Verbrecher. Hier aber machte eine solche Versicherung allen den Zeugnissen gegen­über den Eindruck der verstocktesten Frechheit.

Die Verhandlung brauchte zwei Tage. Der erste Tag schloß mit dem Zeugenverliör.

Von den zwölf Geschworenen war nicht einer, der nicht nach Vorlesung der An­klage schon von Martins Schuld überzeugt gewesen wäre. Sie ärgerten sich über sein verstocktes Leugnen um so mehr, weil sie nach Hause pressirlen, denn dieier Schwur- genchis'all war der letzte und vierzehn Tage lang saßen sie schon in der Stadt fern von ihrem Hansweien und Geschält und zehrien von ihrem Getde.

Alan weiß nun nachträglich gar Man­ches von Justizmorden aus vergangene! Zeit zu reden. Leider haben auch bisher me Schwurgerichte sich nicht davon frei gehalten. Viele der Herren Geschworenen sitzen in dem unseligen Wahne da, es iei ihre Aufgabe, für den Staatsanwalt Partei zu nehmen, gegen den Verlheidiger, der sichs zur Aufgabe macht, einem Verbrecher aus der Klemme z» helfe». Sie folgen gewiß immer nur ihrerUeberzeugung, fragen sich aber selten, ob bei allem Schein nicht die Möglichkeit eines Jrrihums zu er­denken sei.

Martin Schleeberger ward der Brand­stiftung schuldig erklärt und zu zehn Jahr Zuchthaus verurtheilt.

Entsetzlich! Schauderhaft!

Anzcij

«r. 28.

Erscheint Dienst, man bei der Re

N ,

Auf

«n die Reserv krsahresrrvist Mg ihrer Gl Klas Unter Be- Wehrordnung Theil Kontrol M 2.88 >7- Men, Lanvw visten erster Kl hinter die letzi »der Dienstkat«

gewerblicher V-

Drei von den Herren Geschworene» ^ saßen Abends noch zusammen, spießen Karten, tranken Bier und ließen den Herr»

Präsidenten hochlebe», der ihrem Eiset und ihrer Gewiffeuhafligkeit am Schlich noch eine Lobrede gehalten hatte.

Und Marlin Schleeberger?

Der ward ins Zuchthaus geführt atz Tag um Tag als Brandstifter unlei Brandstiftern, Todtschlägern, Rändern ult) dergleichen Verbrechern.

Und Kalharin?

Die betete Tag um Tag für ihn j»

Gott und meinte, der solle helfe», wähmt sie selber hätte helfen sollen und betest,

Gott möge es an den Tag bringen, W der Brandstifter gewesen sei.

Mro'-

an den Tag kommen? (Schluß folgt.)

Ein H a u si r e r überholte den ander» auf der Landstraße.Heda", fragte Dieiä, was führst Du?"Kräuter und Ast- »eien."Gur", sagte der Erste,dam kannst Du voraugehen; ich fahre Leiche«- steiue."

ihre Gesuche r spätestens ade! bei dem Ort! Aufenthaltsort Diese Gesu lich anzubring Wegen der de» die Orisv der Verfügun, und des Krieg fuhren bei Rekl Gesuchen vom Amtsblatt des von 1876 Nr »>>t dem Aust besuche onzu stens bis zum 3

hieher vorzule Den 1. P

M arz.

Zunahme des Tages 1 St. 48 Nachmittage länger als Vormittage.

Alte Bauernregeln. Oculi, da kommen sie:

Lätare, das sind die wahre; Judica, sind sie auch »och da; PalmnrumTralarum.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

N ,

Auf

zur Anbringst stcllung von ! lir

- Diejenigen rückstellung M l-cher Verhältst Wehr-Ordnun erster Theil C a bis g a mationkn) erh fordert, diesell zu machen, da welttritt der z