Kr-.?ük.
Deutschland.
Minden, SO. Jen. Heute Vor-! mittag ho! sich in v.r b:nochbaNen Kohlen zeche A-eiße» ein entsetzliches Unglück ereignet. U,:i 6 Uh: Dlotgens fuhren 35 Bergleute an. um ihre Le «'.erarbeit zu beginne». Kurze Zeit »ach ihrer Nieverfadn erfolgte eine befolge Deiönatton i„ Folge einer Ex plosion schlagender W-tt-r. Die Enizuii düng der Gase hatte am ver unterm Sohle stattgefnttden, die dort befindliche» L-ule wurde» M Seite geschleudert, die gülig-n Dünste zog- 1 ! daraus zur ersten Sohle und liehen die meisten in derselben beschafngie» Arbeiter dem Erstickungstode anheimfalln. Auf geschehene Melkung des UnglücksfaUs fuhr ein Steiger in Begleitung mehrerer Leuie mit Todesverachtung hinab, um den Kameraden womöglich Rettung zu bringen. Doch war das Eindringen in den Schach« unmöglich, die Braven mußten uiivennch'cler Sache wieder umkebren. Erst nach erneuerte, Hinabfahrt gelangten sie zu d.r Unglücks siätls und konnten ihr Retluiigswerk, leider nur mit ger ngem Erfolg, beginnen. Unter eigener Lebensgefahr gelang es ihnen, bis 3 Uhr Nachmittags 17 Tobte, 1 leicht,
2 schwer durch Brandwunden Verletzte und l am Bein Verwnudeien zu Tage zu fördern. Hierauf wurden die übrigen Bergleute, die durch die Gate mehr oder weniger betäubt und aufgedunsen waren, sich aber Estt sei Dank außer Lebensgefahr befinden emporgeschofft.
Darmstadt, 30. Jan. Die 2. Kamme: hat den Verkauf des hessischen Antheils der Main-Weser-Bahn an den prenß. Staat in naWentlicher Abstimmung mit 24 gegen 24 St. genehmigt.
Pscrzheim. Auch die Herstellung der A-tstüdter Brücke und des Liudenplatz steges in Elsen ist beabsichtigt und zur Submission ausgeschrieben.
Württemberg.
Das Regierungsblatt vom 3l. Januar enthält eine König!. Verordnung, betreffend die Einberufung der Sländeversaminlung aus Mtttwoch den 4. Februar.
Der erste orknniliche Landtag der lanienden Wahlperiode ist am Samstag durch den Ministerpräsidenten v. Miltiiachi im Namen des Königs geschlossen worden. Der zweite ordentliche Landtag wird nächst-n Mit'.wxch ourch den König in Person mil einer Thronrede feierlich eröffne! werde». Der für die nächsten 3 Jahre in Wirksamkeit tretende ständische Ausschuß ist am Samstag gebildet worden.
Stuttgart, 30. Jan. Der Abgeordnetenkammer sind von zwei Setten Anträge jugc-gangen, wonach die Negierung ersuch; werden soll, im Bundesrathe auf Herabsetzung de: Gerichiskosteil hinzuwirken.
Stuttgart, 29. Jan. Ueber dir in Karlsruhe wegen des Heidelsheimer Eiseichabnuiffalles stattgehabte gerichtlich. Verhandlung, welcher von hier aus Fliianz- rcüh vcn Misani und Assessor Bölz in Ver irelung der K. Eisenbahn anwohnten, er fährr 'nan Folgendes: Zugmeister Siegle wurde zu 6 Monat und Heizer Vollmer zu 4 Me-nat Gesängniß verurlheilt und Verde wurden snr nnsähig erklärt, ferner im Dienste der Verkehrsansiallen zu bleibe».
Die vorgebrschle Beschuldigung, daß Zug- meister Siegle bei jenem Unialle betrunken gewesen sei, wies v. Misaui energlsch zu rück. Siegle sei nie ein Trinker gew-sten Uud niemals im Dienste betrunken beirofftN worden. Siegle wiro durch dos Urtbeil Hort betroffen, zumal er dadurch die 'Aussicht auf elir sorgenfreies Aller einbüßk.
Calw, 29. Jan. Das Erdbeben ist auch hier letzten Samstag Abend zwischen 7^/« und 8 Uhr vielfach beobachtet worden. Es war, als ob ein hettiger Sturmwind an Thirren und Fenstern rüttle — Rock liegen von dem Eisgang am Neujahr Stucke wie mächtige Steinquader aus Feldern und Wiesen der Nagold entlang, und tchon in sie wieder so lest übersroren, boß eine groß« Strecke derselben oberhalb der Stadl den Schlittsckublämern und Lauferinnen reich tiche Gelegenheit biettt.
Calw, 29. Jan. Das Erdbeben, von welchem beuchtet wurde, ist noch mebr- >ach theils hier in der Stadt, lhcils au anderen Orten beovachtei worden. In Hir- rau sprangen die im Viebboie wohn «den Leute erschreckt aus den Häusern. (C. W )
Vom Lande, 28. Ja». Die Gesetzgebung hat sich schon oft Mühe gegeb-n, den Genuß des Branntweins zu be schränken, es läßt sich aber, wie sich erst wieder bei den Verhandlungen im preu büchen Abgeordnetenhaus gezeigt hat, au dem Wege der Gesetzgebung nicht v,ei erreichen, es muß vielmehr dieses Ziel da durch erreicht werden, daß sich das Volk im Ganzen dagegen wehrt, daß jährlich tine große Zahl, besonders aus der ar beitenden Klasse, durch den Genuß schäo licher geistiger Getränke körperlich und geistig ruinirt wird. Daß dies in der Thal der Fall ist, zeigt die Chemie, diejenige Wessen schaft, welche immer mehr ins praktische Leben eingreift und seit Jabren mit Er- folg gegen die Verfälschung der Nahrung»- und Gennßmittel ankümpst. Außer den wenigen Menschen, welche das Gelübde abgelegt haben, ihren Durst nur mit Ouell wasser zu stillen, gibt es Niemand, der nicht in irgend einer Form den Attohol als Genuß- und Erregungsmiliel nöchig hätte, um die Alltäglichkeit des Lebens zu unler- orechen und heilere und fröhliche Stunden zu verleben. Alkohol wird in Wmn, Most, Bier und gegoltener Stutenmilch verabreicht, ebenso mehr oder weniger rein in allen Liqneuren, von der Charir-use »>n, welche fromme Mönche erfunden haben, bis zu denl Branntwein, welcher besonders für wilde Völker sabrizitt wird und der unter dem Namen Negeriod die Indianer Amerikas zu Grunde gerichtet bat, aber es ist ein großer Unlerich rd unter den alkoholhaltenden Getränken und wieder ein Unterschied in der Lebensweise derjenigen, welche diese Getränke benützen. Wohlhabende und gut genährte Leute, welche solche Ge- iiußmiltel nur zur Verdauung und angenehmen Aufregung benützen, leiden nur dann, wenn dieselben im Uebermoß gebraucht werden. Diejenigen aber, denen bei schlechter Ernährung der Branntwein zum Lebensbedürsniß geword n ist, gehen durch den Genuß desselben völlig zu Grunde, weil derselbe, wie neuere chemisch Unter- suchungen nuchgewies.n haben, ein heilig wirkendes Gift enthält, welchem der mensch
liche Organismus nur kurze Zeit zu widerstehen vermag. Bei der Gabrung zuckerhaltiger Flüssigkeiten bildet sich nicht nur Wmngeist, sondern auch eine Zahl anderer Alkohole mit mehr oder weniger gütigen Eigenschaften. Am wenmsttn gütig ist der aus Wein dargesttllle Branntwein, also Cognac. Weit schädlicher ist Branntwein aus Birnmost, dann kommt Branniwein ans Aepielmost und Weintrebern, ans Zuckerrüben, Frnchlbrannlwein, Kartoffelbrannt- wein. Dieser enthält Bulylattobol. nument- ch aber den Amylalkohol, welcher im gewöhnlichen Leben Fasel beißt. Das reine Fuselöl ist ein heftig wirkendes Güt, bissen G-ruch schon Kopsichmerz und Betäubung verursacht, wenige Tropfen davon lödlen kleinere Tbiere. Bianniwein. der Amylalkohol enthält, betäubt den Trinker, macht ihn denkfaul, unlustig zu jeder Ar eit, vermindert die Eßlnst und wirkt in Folge dessen »m so schädlicher, weil ein so geschwächter Trinker, weil er keine Arbeit nichc verachten kan», immer ouss neue wieder durch Trinken seine Krane zu steigern sucht, bis -r schließlich zum Idioten wird. Jur südlichen Deutschland ist wohl die Mailing« ialligkeit der Getränke eine so große, daß aei dem durchschuittlich-n Wohlstand der Bevölkerung noch keine sehr schlimm n Folgen des Branntweingenusses zu bemerken, und, aber es können auch noch schlechtere Zeiten kommen, und daß schon jetzt sehr viel Branntwein geinnken wird, beweist die große Zahl der Brennereien, in welchen freilich veibältnißmätzig wenig Kartoffeln gebrannt werden, weil es seit zwei Jahren nicht viel gab, aber wie mir oben gesehen gaben, sind auch diejenigen Branntweine, welche aus Most und Weintrebern gewonnen werden, keineswegs unschädlich, und wenn ein Uebel einmal da ist, kann es weit schwerer ausgerotter werden, man muß bei Zeiten davor warnen. Wenn es Kirschen und Zwetschgen in reichlicher Menge gibt, werden diese sehr häufig zu K'rschengeist und Zivetschgeiiwass.r verwendet. Hier kann nicht genug davor gewarnt werden, die Kerne der Sleine mit zu brennen, weil in diesen Blausäi-re, eines der stärksten Gifte, enthalten ist. Auch sollen dstse Getränke nie frisch genossen werden, weil sie irisch gebrannt immer giftige Vcr indnngen enthalten, welche allmählich in umchädliche Verbindungen übergehen, wenn das Getränke abgelagert wird. (W. L.)
Wicdcrgefunden am LMcnsrst.
Dem Leben nacherzählt v. Heine. Dürholt.
(Fortsetzung.)
Die Wärterin Ihat ihre Schuldigkeit, und List von R. vertierte sich in das Studium des Briefes, der ibr anscheinend keine angenehmen Geheimnisse enthüllte. Hatte die Angst um das Leben ihres Kindes schon vorher die Farben der Gesundheit aus den Wangen der jungen Frau getrieben, so sah dieselbe jetzt, wo sie Brief und Photographie — anscheinend ruhig und gefaßt, an ihrem Buse» verbarg, geisterhaft bleich aus und eher einer Tobten denn einer Lebenden ähnlich, so daß ibr Gatte, der bald darauf eimrat, ängstlich aus sie