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seien, wobei auch statt des einfachen Kilogramm die Zugrundelegung vo» hundert Kilogramm und der Tonne (tausend Kilo gramm) als Gewichtseinheiten für zulässig za erachten.
Der Reichskanzler hat dem Bundes- rathe den Entwurf über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen vorgelegt, welcher 66 Paragraphen unuajzl und mit dem I. April 1881 in das Leben tr-ten soll. Nach den Motiven ordnet der Entwurf die Materie nach leitenden Gesichts- Punkten in einheitlicher Zusammenfassung. Für eine solche zusammentassende Regelung spricht noch besonders der Umstand, daß kaum ein anderer Zweig der Verwaltung eine gleich rasche, energische und veranl Mnbche Aktion erfordert, als die Veterinär- pvlizei, daß ei» solches Eingreifen aber nur hinlänglich gesichert ist, wenn sich dasselbe aas eine klare und präzise Gesetzgebung Weil kann.
Tie Zustände in Nordschleswig gedeii, wie von dort geschrieben wird, seit Äinliebung des Art. 5 des Prager Friedens, durch tun bekannten Traktat vom I l.Okt. 1878, einer gedeiblichen Entwicklung entgegen. Die Petitionen um Einführung des deutschen Schulunterrichts werden immer häufiger, und jetzt hat sogar die Be Mennig vom Kirchspiele Ries (Kreis Apenrade) darum petilionirt, daß alle 4 Wochen Gottesdienst in ihrer Kirche in deutscher Sprache gehalten werden möge.
Ein entsetzliches Unglück hat sich i» Berlingsen bei Soest zugetragen. Man dericklet darüber der „Köln. Volks Ztg.": Die Tochter des Oekonomen Tigges kochte Milchsuppe und rührte statt des Mehles Bleiwe>ß an, welches zur Bereitung von Forde in größeren Quantitäten aus dem Laude varrälhig gehalten. Sämmtliche liebe» Personen, welche von der verhäng, uißvolleii Milchsuppe gegess-n Hallen, er kränkle» in der Nacht unter all den schreckliche» Symptomen einer Vergiftung. Der Lekonom selbst ist in der Nacht vom 17. M 18. gestorben. Wahrscheinlich fordert das unglückliche Versehen der Tochter noch weiiere Opfer.
Donau eschingen,2I.Jan. Das Gclreidegeschäst hat auch in der verflossenen Woche seinen schleppenden Gang beibehallen Md selbst die Nachgiebigkeit von Seiten der Bstkänfer konnte die Kanilust nicht erregen. Ei ist jetzt erst recht ersichtlich, wie lies die Spekulation in das Geschäft eingegriffe» baue, indem trotz der vielseitig geringen Ernte und trotz des so früh emgelretenen Winters henle die Lagerbestände fast überall tüötzer sind, als dies seit einer Reihe von Jadreuum diese Zeit der Fall war. Uebrigens liefern diese Verhäilnisse auch den klaren Aciveis, daß bei den jetzige» Verkehrswegen kiue künstliche Slcigerung der Getreidepreise kcheiitlich zur Unmöglichkeit geworden ist »»d daß die Unternehmungen mehr darauf beruhen, etwaige Ernt-ausfälle in den einzelnen Ländern, so bald nur möglich, durch fremde Einfuhr ouszugleichen.
Württemberg.
S t u t t g a r t, 27. Jan. Morgen be- Miien in Karlsruhe die gerichtlichen Verhandlungen über das unmittelbar vor Ab- llelung der Linie Bruchsal—Breiten an
Baden auf der Station Heidelsheim statt- gefundene Eisenbahnunglück, wobei 3 Menschen das Leben verloren und mehrere schwer verwundet wurden. Man ist mil Recht aus den Ausgang dieser Verhandlung gespannt, da ein württembergischer Zug- iiieister dabei hauptsächlich sich zu verant. worien haben wird.
Stultgart, 27. Jan. Die Kälte von 10— 12" U. hat den Besuch des heutigen Lebensmiltelmarkts nur sehr schwach erscheinen lassen. Doch hinderte die seit Mitte November kaum unicrbrochene Kälte nicht, daß nicht eine Neuheit zu Marlte kam; es sind die ersten Spargeln von 1880. Sie wurden gezogen und zu Markte gebracht von Kunstgärtuer Schönlein aus dem Rebenberg. (S. M.)
Stuttgart, 27. Jan. In ver gangener Nacht hat die Kälte wieder in s.hr empfindlicher Weise zugenommen. Heule früh 8 Ubr zeigte die Quecksilbersäule nahezu 15" 6. unler Null. Bei anhaltendem Nordostwind bleibt der Himmel hell und zumeist wolkenlos.
Cannstatt, 26. Jan. Am letzten Freitag hatte das hiesige Schöffengericht gegen eine verwitlweie Viktualienhändlern, wegen Lebensmittelverfälschung, nämlich weil sie unter Waizenmehl verdorbenes Welschkornmehl gemischt batte, aus Grund des im Mai vorigen Jahrs erschienenen Reichsgesetzes ein Strasurtheil zu fällen. Die Angeschuldigte wurde in die Strafe von 25 und in die Kosten verurtheilt.
N e u e n b ü r g, 28. Jan. Heute Nacht ist in Rothensohl ein Brand ausgebrochen, der schon 3 Gebäude ergriffen hatte, von welchen 2 abgebrannt sind. Die Herrenalber Feuerwehr war balb am Platze und griff mit Erfolg ein. Glücklicherweise war kein Wassermangel.
N e u e n b ü r g , 28. Jan. Der hiesige Turnverein wurde letzten Sonntag durch Besuch des Turnerbunds Pforzheim angenehm erfreut. Im Hotel zur Alten Post, der Lieblings-Einkehr der Psorzheimcr, versammelte man sich, allwo die Unterhaltung der beiden Vereine, ge würzt durch Klavier- und Gesangs Vorträue, eine äußerst gemüthliche und heitere wurde, und nur z» rasch kam die Stunde des Abmar sches um 6'/-Uhr nir einen Theii der Mitglieder heran, während eine größere Anzahl noch bis nach 8 Uhr verbleiben konnte. Ueber zeugt, daß iolche Zusammenkünfte der Turn- iache nur förderlich sein können, stellte der hiesige Verein seinem Bruderverein baldigen Gegenbesuch in Aussicht.
Ausland.
(Der Eisgang der Loire.) Paris, 22. Jan. Ganz Frankreich wartet mit außerordentlicher Spannung auf die Nach rieht von dem Ausgehcn der groben Eisbank, die sich bei Saumur in der Loire gebildet hat. Das Schauspiel, das die dort auf- gelhürmten Eisfelder bieten, ist besorgniß- erregeud imposant. Ter Arbcitsmiuister fand sich in Saumnr ein, um die Lage zu prüfen, er fand sie äußerst gefährlich und hat alle nöthigen Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, um durch die Eismassen dem Wasser einen Abfluß zu bahnen. Gleich zeitig wurden 4 Kompagnien Pioniere und
Genietruppen, sowie eine Abtheilung Infanterie dahin bcordnet. Zur Bildung dieser Eisbank hat namentlich der nach der großen Kälte des Dezember eingeiretene niedrige Wasserstand der Loire beigetragen. Am 7. Januar hatte sich der Eisstoß der oberen Loire in Bewegung gesetzt und bewirkt , daß sich auch das Eis oberhalb Saumur löüe und ohne Hinderniß die Brücken paisirle. Da der Wasserstand sehr niedrig war, so stauten sich die andrängen- den Eismafsen an den Sandbrücken vor den Jnieln, die bei Saumnr die Loire in mebrsache Arme theilen, und da sie die Mer nicht übersteigen konnten, so bohrten sie sich in den Sand und alle von oberhalb in Bewegung gesetzten Eisblöcke schoben sich übereinander und bildeten einen Wall, der eine Höhe von 3. 4 bis 5 Meter erreichte. Die Bewohner der Inseln sammt Vieh und sonstiger Habe wurden mit Mühe in Sicherheit gebracht. Die Wasser der Loire, hier in ihrem Laufe durch eine undurchdringliche Barriere ausgehalten, gruben sich zur Seite ein neues Bett durch die Wiesen. Nun ist von Saumur bis Varennes die Loire noch bis zu einer Tiefe von 4, 5 bis 6 Metern, die ganze Länge des Flusses, gefroren. In diesem Umstande sieht man die größte Gefahr. Man ist genölhigk, die in dem von der Loire neugegrabenen Bett unterhalb der Insel Souzay stehenden Bäume mit Dynamit zu zerstören, uni den Eismassen einen leichtere» Abgang zu schaffen. Die dortigen Loireinseln sind derart mit Eisschollen bedeckt, baß jede Ernteaussicht geschwunden ist. Auch die Ueberschwemmungen, die durch das zuruckgestaute Wasser einlraten, richten ungeheuren Schaden an. Die Pioniere und Genietruppen arbeiten unausgesetzt an der Erweiterung des Fahrwassers. Ein Augenzeuge beschreibt das Naturschauspiel, das in diesem Augenblicke die Loire von Mont- ioreau bis Ssumur bietet, folgendermaßen: Bon Varennes an, ungefähr 11 Kilometer, »-findet sich ein wahres Eismeer, aber ein in Bewegung befindliches Meer, ein unbeschreibliches Chaos; entwurzelte Bäume, nmgeilürzt, theilweise von ungeheuren Eis- 'chollen umschlossen; gebrochene Fahrzeuge im Eüe treibend; Balken, Thore, Trümmer aller Art uno andere Gegenstände, herrüd- rend von der unglücklichen Ortschaft Neman, zu deren Verderben der Fluß sein Belt nb-rschrilten hat. Man bemerkt hier in ganz senkrechter Stellung eine große Pappel, vie in der Milte des Flusses von weit hergetragen , von den gepreßten Eisschollen im Gleichgewicht erhallen ist. Der Anblick ist großartig und bewegend. Gegenüber diesem ungeheuren Eismeere scheinen menschliche Krätte ohnmächtig im Kampfe gegen die Elemente.
MisMen.
Wirdkrgefundrn am TodtrnM.
Dem Leben nach erzählt v. Heinr. Dürholt.
Es gibt Erscheinungen im Leben der Gesellschaft, die zum Herrschen und Glänzen geboren scheinen, Personen, denen sich in de» Salons säst unbewußt, oft jedenfalls ungewollt, Alles unlerordnet. Wollte man die Ursachen dieser Machl dcfiniren, man