sich der erfahrene Arzt nicht täuschen. War es unter diesen Umständen nicht grausam, ja geradezu ein Verbrechen, mit ihr zu reisen, sie dem Unwetter und Gott weiß welchen Schrecken Preis zu geben? Aber dann trat die Geschichte des Barbiers dazwischen, die dieser unmöglich aus der Luft gegriffen haben konnte, der unheimliche Kosaken- Helmann, der im günstigsten Falle doch mit jenem Burschen in genauer Verbindung sieben mußte. — Nein, nein, es ging nicht anders, er mußte das kleinere Uebel vorziehen, er mußte sogleich mit ihr abreiien.
„Nun, dann packe Dich nur recht warm ein, liebe Emma!" sprach er freundlich, „wir haben hinreichend Decken und Pelze, die Calesche ist dicht genug, um gegen das Unwetter zu schützen und ich selber bringe Dich zur Großtante. Du beeilst Dich wohl ein wenig, mein Kind? Johann schirrt bereits die Pferde an."
Emma nickte und versuchte ein schwaches Lächeln, was den Vater mehr als alles Andere zu rühren schien, — er küßte leise ihre Stirn und verließ dann rasch das Zimmer.
Sie aber begann mechanisch sich zur Reise anzukleiden.
Im Hause des Senators Dierking ging es in der Thal recht toll und bunt her; der Barbier Fuchs halte ganz recht berichtet, die kleinen, ziemlich schmutzigen Kosaken ließen es sich wohl sein in dem prächtigen Siaatszimmer der Frau Senatorin, aus welchem die alten Möbel, die noch von dem seligen Erichs herstammten, entfernt jund durch ein neues kostbares Meublement ersetzt worden waren.
Der gute Senator war nicht wenig alte- rirt worden, als der Hetmann, ohne sich erst lange nach Luartierbillets umzusehen, so gleich mit einem Dutzend Kosaken vor sein Haus gesprengt war und im barschesten Ton die besten Zimmer für sich und seine Leute, die seine Ehrenwache zu bilden schienen, verlangt hatte.
Seine Protestalionen waren mit Hohn und Androhung von Schlägen erwiedert und ohne Weiteres Besitz von den Staats- gemächern ergriffen worden. Seltsamer weise hatten die Kosaken just diese auf Beiehl des Hetmanns erhalten, während er selber sich mit einem unscheinbaren Gemache, welches der seligen Frau Senatorin gehört und noch im alten Zustande geblieben war, da es von der Kammerjungfer der jungen Frau bewohnt wurde, begnügte. Wir sahen den Senator in Verzweiflung zu seinem Freunde, dem Physikus, sich flüchten, um bei diesem Rath und Beistand zu finden, der ihn jedoch zum Bürgermeister sandte, als den einzigen Helfer in solcher Notb.
Während dieser Zeit schritt der Kosaken- Hetmann ruhelos in dem kleinen einfachen Gemache auf und nieder. Es war ein großer schöner Mann in voller Jugendkrafl, die fremdartige Kosakenkleidung stand ihm vortrefflich, das sonnverbrannte Gesicht, welches mehrere Narben auf Stirne und Wange zierte, wurde durch einen vollen Bart halb bedeckt und wohl mochten der Feigling und das schlechte Gewissen vor diesen blitzenden und durchdringenden Augen
zittern, wenn sie sie drohend auf sich gerichtet sahen.
Daß der junge Hetmann sich bereits ausgezeichnet habenmußte, bewiesen mehrere Orden auf der breiten Brust, die er sicherlich nicht im Salon erworben hatte.
(Fortsetzung folgt.)
Zwei Jahre nach Span-an.
Aus dem Nachlaß von Wilhelm Petsch.
Der evangelische Bischof Eylert und der General v. Puttkammer, Commandeur des Jnvalidenhauies zu Berlin, sind zur königliche» Tafel besohlen. Friedrich Wilhelm III. hat sich entschlossen, der Restau rator des Doms zn Magdeburg zu werden, und läßt ihn äußerlich und innerlich wieder Herstellen, wie ihn der erste Baumeister iu genialer Weise schuf. Diese gründliche Wiederherstellung kostete viel Geld. Der König bewilligte es gern und wurde auch da nicht verdrießlich, als man bedeutend mehr forderte, als der Etat auswies.
Bei Tisch sprach der König viel von diesem gothischen, oltenhümlichen Bau, und rühmte die stille Größe dieses alte» Prachtgebäudes.
„Ja," nahm in einer Pause Bischof Eylert das Wort, „es ist auffallend und befremdend, daß man überall im Reiche, z. B. in Brandenburg und Magdeburg, Halberstadt, in Preuzlau und an anderen Orten, prächtige alte gothische Kirchen findet, und in Berlin selbst, welches doch reich an Schlössern und Palästen ist, und viele baulustige, reiche, auch kirchlich gesinnte Fürsten gehabt hat, gar nicht. Die Nikolaikirche etwa ausgenommen, sind alle anderen Kirchen in der ersten Residenz mittelmäßig, nicht selten schlecht. Der sogenannte Dom ist ein wunderliches Od- longum und würde ohne die kirchlichen Symbole bester ein Gewächshaus oder eine Manege sein!"
Nach einer Pause erwidert der König: „Mag auch die Restauration eines so alten, ehrwürdigen Baues viel Geld kosten, mehr, als die Baumeister zuerst beanspruche», so will ich doch, wenn der Dom zu Magdeburg vollendet ist, auch den zu Brandenburg restaurircn lassen.
Die Erwähnung der Baumeister erinnert den General v. Puttkammer an sein Jn- validenhaus.
„Daß Friedrich der Große gleich nach dem siebenjährigen Kriege das Jnvaliden- baus für seine tapferen Veteranen bauen ließ, ist allbekannt, aber weniger bekannt dürste die Geschichte seines Baumeisters sein. Derselbe ersparte nämlich bei dem Bau mehrere lausend Thaler und kam mit Erwartung königlicher Belohnung nach Sanssouci, das ersparte Geld Seiner Majestät auszähleud.
„Was ist das für Geld? fragte der König.
„Majestät," erwidert der Oberbaurath, „diese Summe habe ich beim Bau des In- validenhauses Höchstihrer Schatulle erspart, da ich den Etat nicht erschöpft habe!"
In der gebückten Stellung sieht er das ausflammende Auge des großen Königs nicht.
„Er ist ein dummer Teufel, der seine Sache nicht versteht!" donnert die Stimme
des Gewaltigen. „Ein guter und richtiger Etat muß mit der berechneten Angabe, die Theorie mit der Praxis genau stimmen. Er hat sich also um mehrere tausend Thaler verrechnet. Gehe er hin und stu- dire er bester! Und um ihm erforderliche Zeit und Muße zu geben, finde Er sie 2 Jahre auf der Festung zu Spandau!"
So war die Belohnung des Erbauers unseres Jnvalidenhauses — statt Orden und Titel zwei Jahre Festung!" schloß der General seine Erzählung.
„Mehrere Tausend erspart," wiederholte kopsschüttelnd der König. „Paffirl jetzt nicht mehr! Die Herren Baumeister rechnen vielmehr zu wenig an, kommen dann nicht aus, und wir müssen viele Tausend Hochzahlen!"
So ändern sich die Zeiten.
Der enorme Schaden, der durch Eisgang an den Obstbäumen angerichlel wnroe, erheischt schleunige Hilfe. Man bedecke nach dem „Schw. M." die Wunden dicht mit sog. Baummörlel (Lehm und Kuhflaten ,u gleichen Theilen unter einander gemengt; etwas Zusatz von Kuh- oder Katberhaaren und Blut ist der Haltbarkeit wegen zu empfehlen) und umbinde die bedeckten Wunde» mit Lavpen, damit der Regen den Mörtel nicht abwaschen kenn. Je bälder die Arbeit vorgenommen wird, desto bester ist der Erfolg. Namentlich sollte bei jungen Bäumen, bei denen ein völliges Ueberwachsen der Wunde zu hoffen ist, mit der Ausführung nicht gezögert werden. Während der strengen Kälte sind viele Bäume zersprungen; man wird gut thun, dieselben möglichst bald mit Klammern zusammenzuhäugen und die oft großen Riste ebenfalls mit dem oben beschriebenen Baummörtel zn bedecken; auch hier ist schleunige Hilfe bester als langes Zuwarten bis Stürme das Uebel noch ärger machen oder gar die Bäume ganz knicken.
Allen Denen, welche Nähmaschinen beißen, möge der nachstehende seltsame Vorfall zur Warnung dienen. Eine Frau Apotheker S. in Berlin nahm am Mittwoch Vormittag, als der uni re Faden gerissen war, die Spule vor den Mund, um das Fadenende durch Einziehen der Luft hervorzuholen. Es ist zwar jeder Nähmaschine ein Fadensncher beigegeben, und doch haben die allermeisten Frauen und Mädchen die obengedachte Angewohnheit, die im vorliegenden Fall Frau S. in die höchste Gefahr gebracht hat. Durch Zufall nämlich war in die Spule auch unbemerkt vor einiger Zeit eine halbe Nadel gefallen. Kaum hatte die Dame die Lust einmal kräftig eingezogen, als sie im nächsten Augenblick schon ein heftiges Stechen im Schlunde verspürte und zu ihrem Entsetzen fühlte, daß eine Nadel in ihrem Halse saß. Mit großer Geistesgegenwart und noch größerer Energie gelang es der resoluten Dame, mit eigener Hand die sehr liefsttzende Nadel herauszuholen.
Goldkurs der Staatskossrnvrrwaltung
vom 1. Januar 1880. 20-Fr«nkenstücke . . . 16 „IL 10 ^
Redaktion, Druck und Verlag von Ja. Meeh in Neuenbürg.
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