Ihauen mittelst warmen Wassers benützten Gefässen gewöhnlich etwas aus denDynamit- patroncn ausgeflosteneS Nitroglycerin sich vorfiiidel, welches seiner leichten Explodir- barkeit halber sorgfältig entfernt werden muß. Da wo Wehre vorhanden sind, wüsten die Werkseinlaßfalle» geschlossen werden, damit das Master die Eisschollen leichter über die Wehrkronen hinweg in das Unterwasser siibrei! kann ; wo dies nicht ausreicht, ist von Hand nachzuhelfen. Selbstverständlich müssen auch alle festen im Wastel ge legencn O jette, an welchen sich nebst de» Usern das Eis immer zuerst ansetzt, wie z. B. Brückenpfeiler, Wehrkrone» nebst de» uiimitteibar anstoßenden Userstrecken u. s. w. in einem größeren Umkreis von Eis voll ständig befreit werden. um hier ein Aus stauen ebenfalls, so weit möglich, zu verhindern. Die Fallen an Floßgassen und an sonstigen Auslässen zur Hochwafferab- führung müssen eiSiei und leicht zu bandhaben sein. Von der Aufzählung weilerer im vorliegende» Fall noch anwendbarcr Vorkehrungen glauben wir hier absehen zu dürfen, da solche sich oftmals auch nach lokale» Verhältnissen zu richten haben, und wir wollen zum Schluß noch darauf Hinweisen , daß ein einseitiges Vorgehen in obigem Beireff von de» größten Nachtheilen begleitet sein und daher nur im Noilpall aerechiieitig! erscheinen kann. Mit dem Auseise» und Abireibenlaffen solllen die zu unterst an einer vereinen Flußstrecke gelegenen Gemeinden beginnen und es sollte brennt entsprechend der jeweiligen Wasser geschwindigkeil der betreffenden Flußstrecke nach auswärts sortgeiahren werden. Man hätie sonst zu gewärtigen, daß an einer noch nicht ausgeeisten Stelle größere Mengen Eis von werter aufwärts gelegenen F uß strecken sich stopfen und mittelst des zu solchen Zeilen in großer Menge im Master enthaltenen Grundeiscs kompakte Masten bilden, welche, wen» in Bewegung gesetzt, selbst stärker konstruirte Bauten vollständig zu zerstören im Stande sind. Solche un- lenkbare Masten, denen auch mit sehr starken Spiengmitteln nur sehr schwer beizukomme» ist, verengen in der Regel auch das Flußbett und sind häufig die Hauptursache von Ueberschwemmungen. Es ist daher wieder bolt zu betonen, daß ei» Auseisen erst dann stattfinden sollte, wenn das Eis auch vollständig ungehindert abtreiben kann. Sollte allerdings durch Unverstand und Nachlässigkeit oder durch üblen Willen letztere Absicht schlechterdings nicht zu erreichen sein, so erscheint es uns blos als eine Hand Iu»g der Nothwehr und als Pflicht der Selbsterhaltung, wenn ohne wettere Rücksichtnahme in der oben gedachten Weise vorgegangen wird. Es ist Gefahr auf dem Verzüge, daher enveant Lousuleb! (S M.)
Bracken heim, 27. Dez. Heule gelangte die Nachricht hieher, daß in der benachbarten Gemeinde Hausen a. Z. ei» alleinstehendes Frauenzimmer Morgens todt im Belte aufgeiunden worden sei und daß der Zustand der Leiche unzweifelhaft aus ein gewaltsames Ende derselben schließen lasse. Die Untersuchung über den Mord hat einen schnellen Abschluß gesunden. Der vermuthlich-' und zur Haft gebrachte Mörder hat sich im Gefängnisse erhängt. Der.
selbe war ein Schwesteriohn der Ermordeten, hatte seit einigen Jahren seine Wohnung bei ihr und von ihr so manches Gute genosten.
Neuenbürg, 31. Dez. Das am Montag eingelretene Thauwetter hat unter dem Schnee und Eis lüchiig aufgeräumt. Heule Nacht gegen I Uhr hatten wir ein Gewitter mit Blitz und Donner.
Ausland.
Dundee, 29. Dez. Ein fürchterlicher Sturm zerstörte einen Theil der Brücke über den Tay, während gestern 7'/« Uhr Abends der Personenzug von Edinburgh nach Dundee darüber fuhr. Der Zug ist in den Fluß hinabgestürzt. Man fürchtet, daß sämmtliche Passagiere, über 200 an der Zahl, ertrunken sind. (Dundee. Stadt in Schottland, an der breiten Mündung des Tay. nnö. von Edinburgh)
MisMen.
- Der Kosaken-Mmann.'
(Von Emilie Heinrichs).
(Fortsetzung.)
Der Physikus ballte zornig die Hände und begab sich dann seufzend hinaus.
Emma betrachtete aufmerksam das Ge sicht des Kosaken, der eitrig seine Mahlzeit sorlsetzle und der Flasche fleißig zusprach.
Emma hatte sich die Söhne der Steppe ganz anders vorneitellt, wilder, uncivilisirler; dieser Kc»ak besaß durchaus nichts Abschreckendes, im Gegentheil zeigte sein Antlitz in belebte» Momenten einen seltsamen Aus druck geistiger Ueberleaenheit, der sich auch in den freundlichen Augen, die zwar ein wenig klein waren, offenbarte. Es sch eu ibr zuweilen, als zeige er ei» doppeltes Gesicht und suche sie Alle zu mystific ren.
Einige Augenblicke hing das junge Mädchen dieie» Gedanken nach, als der Kosak plötzlich Messer und Gabel nieder legte und sich behaglich in den Sessel zu- rücklehnle.
„Mademoiselle oder Jungfrau, wie hören Sie sich am liebste» nennen?" begann er leise.
Emma blickte ihn erschreckt, verwirrt an, so batte sie sich also nicht getäuscht, dieser Mann zeigte wirklich ein doppeltes Gesicht.
„Wer sind Sie?" stammelte sie endlich.
„Beantworten Sie bitte, meine Fiage."
„Ich bin ein deutsches Mädchen —"
„Gut, ich täuschte mich nicht", fuhr der Kosak raich fort. „Sie sind eine deutsche Jungfrau und hasten alle fremden Unterdrücker."
„Gewiß, doch werden Sie mein Er staunen über Ihre sonderbaren Fragen, die einer Mystifikation ziemlich ähnlich sehe», wohl begreifen, Herr Kosak. Sie sind nicht der, für den Sie gehalten sein wollen."
„Möglich, deutsche Jungsrau", lächelte der Alte mit einem pfiffigen Augenbliineln, „daß ich indessen Ihr Freund bin, werden Sie nicht bezweiseln."
„Nein, ich bin Janen sogar sehr dank bar für Ihre Intervention, mein sehr ge heimnißvoller Herr."
„Sie hasten den dänischen Bewerber —"
„Eben so sehr wie die Franzosen."
„Gut. mein Kosakenworl darauf, Sie sollen ihn nicht heirathen, schöne Jungfrau",
sprach der Alte, ihr die Hand reichend, haben Sie einen andern lieberen Freund vielleicht in petto?"
Emma schüttelte trübe lächelnd de» Kopf.
„Auch gut — ich will Ihr Vertrauen nicht erzwingen", fuhr der sonderbare Kosak ruhig fort. „Wollen Sie mir einige Fragen aufrichtig beantworten?"
„Herzlich gern, Väterchen."
„So höre ich mich am liebsten nennen." schmunzelte der Alte, „besonders von so schönen Lippen; nun also, ich besaß in Rußland einen Freund, einen Landsmann meiner deutschen Mutter, er fiel an nuiuer Seite in der Schlacht an der Berezina. Der arme Bursche war recht unglücklich, aus der Heimat vertrieben, hotteer russis che Kriegsdienste nehmen müssen, um nur nicht in französische Hand zu fallen. Er halte viel gelernt, der brave Detlev Erichs —"
„Detlev Erichs" schrie Emma auf, er ist todt — todt!"
Sie bedeckte das bleiche Antlitz mit beiden Händen, um die Thränen zu verberge», welche stromweise ihren Augen entstürzten. Die furchtbare Nachricht batte sie zu jäh getroffen, um nicht ihre ganze Selbstbeherrschung zu vernichten.
„Sie haben meinen armen Freund gekannt?" fuhr er nach einer kleine» Panse leiser fort, „diese Stadl war also seine Heimat?"
Emma nickte unter Thronen.
„Es war der treueste Freund meiner Kindheit" , flüst rte sie, ich hoffte W fest daraus, ihn noch einmal im Leben wied-r- zusehen, nun sind alle meine Hoffnungen für immer dahin, alle, alle, — mein armer, armer Freund, so furchtbar zu enden."
„Fasten Sie sich, liebes Kind", tröstete der Alte, im Kriege ist's einmal nicht anders, da mäht der Tod ohne Unterschied und bettet Freund und Feind neben einander."
„Erzählen Sie mir von ihm, guter Alter", bat Emma, ihre Thräne» trocknend, „gedachte er zuweilen noch der Heimat? — Es ist ihm wohl recht schttmm ergangen."
„Nun ja, das Sch cksal halte ib» just nicht aus Rosen gebettet, sondern recht tnch- ti., umbergeworien. Ott erzählte er nur von seiner He mal, wo so ein Schutt von Stiefvater noch lebte, der ihn eigeiul ch hinausaelrieben halte, auch von den Eltern und von seiner Schwester, die er wie «ine Heilige verehrte, und an die er nie ohne Thränen denken konnte. Ob sie wohl noch lebt oder schon zu den Eltern heimgcgangen ist?" (Fortsetzung folgt.)
Stuttgart, 3l.Dez. 9 Uhr 20 M. (Telegramm). Madrid, Dienstag A -euds feuerte ein Individuum Nomens Otero Gonzales zwei Reoolvertchüsse aus den König und die Königin ab. Niemand getroffen. Thäter verhaftet.
11 Uhr 50 Min. Vormitt. Madrid offiziell. Dos Attentat erfolgte mittelst zweier Pistolenschüsse in der Nahe des Eingangs zum Köniaspalast als der König und die Königin Abends fünf von einer Spazierfahrt im off-nenWage» znnickkehr- ten. Der neunzehnjährige Thäter halte iosorl die Flucht ergriff- n, wurde ab.r auf der Straße von ein m Studenten und einer andern Person ergriffen u. zur Haft gebracht.
Redaktion, Druck und Vertag von Jak M e e h in Neuenbürg.